Heinrich . SCHÜSSLER

Heinrich . SCHÜSSLER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Heinrich . SCHÜSSLER
Beruf Pfarrer zu Dierdorf, Wiesbaden, Biedenkopf und Eckardtsheim bei Bielefel

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 26. September 1901 Wiesbaden,D nach diesem Ort suchen [1]
Bestattung Sende Kreis Wiedenbrück,D nach diesem Ort suchen [2]
Taufe 28. Oktober 1901 Wiesbaden,D nach diesem Ort suchen
Feuerbestattung
Tod 7. Mai 1947 Sende Kreis Wiedenbrück,D nach diesem Ort suchen
Wohnen

Notizen zu dieser Person

Einführungspredigt
Pfarrer Heinrich Schüßler in der Gemeinde in Eckardtsheim 1939
Ein Mensch kann sich nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel (Johannes 3). Text: Hesekiel 34 Vers 16: Der Herr spricht:"Ich will das Verlorenen wieder suchen und das Verirrte wiederbringen und das Verwundete verbinden und des Schwachen warten. Amen
Liebe Eckardtsgemeinde,
vor 58 Jahren, im Jahre 1881 wanderte eine Schar kranker Männer von Bethel über die Berge, hinab in die Senne, und begann das Gründungswerk von Wilhelmsdorf. Den Anfang von unserem ganzen lieben Anstaltswesen Eckardtsheim. 40 Jahre später liefen einige Studenten der Theologischen Schule in Bethel denselben Weg, um wenigstens an einem Nachmittage einmal etwas zu sehen von dem, was da in der Senne gewachsen war. (Pastor Dietrich wußte es nicht, daß unter ihnen einer war, der sein Mitarbeiter einmal werden sollte.) Aber ich selbst dabei, konnte es nicht ahnen, daß es mir einmal in Gottes seltsamer Führung bestimmt werden sollte, die Wiesbadener Heimat am Rhein und die liebe nassauische Heimatkirche auf dem Westerwald und im hessischen Hinterland nach und nach hinter mir zu lassen und in das gesegnete Werk von Bethel einzurücken. Diese Berufung ist mir nur ein besonders kostbares, ein köstliches Geschenk. Heute darf ich es endgültig mit Freude und Zittern ganz an mich nehmen. Dafür darf ich Euch alles mitbringen und geben, was mir Menschen zuteil ward:
Dankbar und dienstbar (für Euch) bereit zu stehen, für Euch in den Häusern und Heimen, für die jungen und jugendlichen Scharen der Gemeinde, für alle, die sich meinen schlichten Dienst gefallen lassen wollen. Daß vereint etwas werde an Segen, an Weiterwachsen und Reifen auf Christus hin, das ist nicht in unserer Macht: Ein Mensch kann sich nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben von Himmel. So verkündet es der Bekenner Johannes, so dürfen auchh wir zu Euch gerufenen es sagen: "Hätte uns nicht die Güte unseres lieben Heilandes ganz in seine Gnade gehüllt, so wären wir nicht durch soviel Wärme, durch soviel dunkle Stunden hindurchgerettet worden.
Du, liebe Gemeinde stehst seit langem unter einem besonderen Wort, das denen, die vor uns hier dienten und arbeiteten, so wert und wichtig erschien, daß sie es lockend und leitend zu den Häupten in diese Kirche hineinstellten: "Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte wiederbringen und das Verwundete verbinden und des Schwachen warten."
Ein trostvolles wie zielbewußtes, ein eifriges "Ich will". Was ist es für ein "Ich will?" Das Wollen eines Menschen etwa, der neu hinzukäme, der das mitbrächte, was Gott ihm gegeben, und nun bei sich spräche: Ich will etwas. Ich will hier schaffen, leisten, tun. Ich will planen und machen, ich will versuchen, was sich aus mir und aus meiner Gemeinde herausholen läßt. Ich
will etwas geschehen lassen, durch mich. Hatte es so jener Theologie Professor vielleicht gemeint, der seinen Lehrlingen sagte: Wenn Sie in eine Pfarrstelle kommen, dann müssn Sie ein solches Bewußtsein von Ihrer Amtstätigkeit haben, daß nun ein neuer Abschnitt der Kirchengeschichte in dieser Gemeinde eingeleitet wird? -
Ach, Ihr Freunde, für ein solches Ich will müßte einer viel weniger angefochten gewesen sein, viel weniger hindurchgerettet durch Wasserfluten und Feuersgluten. Dazu müßte einer das noch nicht erfahren haben, das ein anderer theologischer Meister seinen "fertigen" jungen Amtsbrüdern mitgab als er sprach; "Sie gehen nun in Ihre Gemeinden hinein und wollen sie glücklich machen. Hüten Sie sich, daß die Gemeinden Sie nicht weltlich machen! - Nun , ein solches "Ich will" der Unbefangenheit und der Ungebrochenheit müßte ja leben von dem einst Verstehen als sei der Mensch von Gott dazu gesendet, um seine Gaben und Anlagen im Leben in einer Art Hochzielwanderung so nicht alle zu entfalten. Und wir sind hier doch dazu gerufen, daß wir immer stiller, immer unbedeutender immer mehr landloses Werkzeug werden, daß sich gebrauchen, sich tragen lässe von des gütigen Herrn Erbarmen unter der Fürbitte der Brüder und Schwestern. Ich will... ist`s vielleicht, daß ich will einer Gemeinde, die mehr als andre ringsumher begriffen hätte, was dienen heißt um des Heilandes willen? Gewiß, und ganz ohne Zweifel: Bethel ist ein Licht, das weithin scheint. in viel, viel dunkler Zeit, in der sogenannten Inflation, vor 16 Jahren, als es in Rostock für uns Studenten nicht einmal genug Kartoffeln genug gab, als ein schlafendes Volk in lauter Verderben und ehrloses Elend unter- zutauchen schien, da hat uns in einer winterlichen Predigt unser Lehrer Paul Althaus gesagt, wie sehr das Licht von Bethel eine Quelle der Kraft sei, das vielen Christen im Vaterlande noch Mut gäbe! Und heute erst recht .... seis liebe Bethel - ausgesprochenermaßen oder stillschweigend - seine Anerkennung in der deutschen Kummerwelt. Und doch - nicht heißt es: Ich. Lebendige, wache Gemeinde, ich. Tätiges und ruhiges Christenvolk, Ich Gemeinde kann etwas und will etwas.-
Hier redet der Mund des lebendigen, heilenden und rettenden Gottes allein, dem wir uns willig beugen. Hier ist es das Zeugnis, die Kunde von dem aufgetanen Liebesherzen des einzigen, guten Hirten, da sagt sein Mund selbst aus, was der Welt und oft seinen Dienern unfaßbar erscheint: Das Evangelium ist da, die Frohbotschaft unsers Heiles. Den Armen wird es verkündigt, die Blinden sehen, die lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, die Tauben hören wieder - was die Welt von sich her nicht konnte, hier ist es. Gott selbst geht dem hilflosen Menschen nach und entgegen: "Ich will das Verlorenen wiedersuchen, das Verirrte wieder bringen und das Verwundete verbinden und des Schwachen warten.
Der treue Hirte ruht nicht: Verlorenes sucht er, verirrtes bringt er wieder zur Gemeinde.- Da geht es einmal wie Euch: kann auch ein Pfarrer selig werden? Wie heilsam, selbst zu wissen von: Einsamkeit, Verachtung, Dunkelheit, Unfrieden. Selbst sich immer wieder haben fragen müssen: hast Du die größte Entdeckung der Welt auch selber erfahren: daß ich ein verlorener Sünder und daß Jesus mein Heiland ist?? -
Verlorene, Verirrte, dem Glauben und der Liebe entfremdete kamen und kommen genug zu Euch, ins Haus der Gemeinde. Ach, Brüder, Schwestern, wollen wir es nicht versuchen, immer wieder aufs Neue, ihnen das herrlich und groß zu machen: gewiß ist seine dunkle Not der Weg, der Anfang zu Gottes verloren
gegangener Herrlichkeit. Er will Verlorenes und Verirrtes wiedersuchen und wiederbringen, und darum dürfen wir in seinem Dienst niemand und nichts aufgeben!
Ich will das Verbundene verbinden. Wenn so unseres Heilandes liebe ....gestalt mitten unter uns stehen kann: die Wunden sind groß und viele Seelenwunden, Abgründe und Tiefen, eine Leere und Armut neben der anderen, soviel Verzweiflung, Verbitterung - soviel Elend und Not. - daß der Mensch der da helfen soll, den Mut verlieren kann: "Was bist Du, der hier helfen und tragen will - Ihr lieben Helfer, Brüder und Hausväter und Hausmütter, liebe Brüder und Väter im Geiste. Auch - daß wir uns nicht selber zerreißen, zerquälen, zersorgen, - können wir nicht uns einfach und schlicht uns ihm, der Heiland ist, zur Verfügung stellen, seines Winks gegenwärtig", durch seinen Geist geleitet - als seine Werkzeuge - seine "Verbandmittel" um es so zu sagen. Daß er dadurch uns, wenn wir still geworden sind, Wunden lindern und heilen lasse.
Ich will des Schwachen warten:
Menschen und ... haben zu allen Zeiten gern anders geurteilt:
"Wer nicht mitkommt, der bleibt liegen." das ist recht bequem und glatt. Kannst Du Dir denken, daß Dein Heiland so sprechen, oder daß seine Jünger so handeln durften?-
All das Schwache und Zerbechliche unter uns will doch unsere Liebeskräfte hervorlocken: "Wenn ich schwach bin, so bin ich stark ... und soviel als ich weiß, daß meine Kraft nicht Wesentliches, besonderes ist, nur soviel vermögen wir auszurichten. Wodurch gewann Dich der allgewaltige Gott? Durch seine furchtbare Kraft? Gewiß, "Du bist mir zu mächtig geworden" - aber es geschieht durch sein sanftes stilles Sausen. Gottes Güte ist es, die uns auf einen neuen Weg bringen will. Drum Adventswille: sondern auch, lasset Eure Kraft kund werden allen Menschen.-
Dann helft mir bitte und helft einander: "dem ähnlich zu werden, der auch ohne gewaltige Heere die Entscheidungsschlacht gewinnt. Wie barmherzig und stark in der Liebe unser Herr ist: "Ich will des Schwachen warten".
Liebe Christen: Zwei Rufe empfing ich zu Anfang dieses Jahres mit derselben Post, in derselben Stunde: Einmal, komm zum freiwilligen Heeresdienst, der andere: komm nach Eckardtsheim, nach Bethel. Wie das miteinander rang! Hier mein Volk, meine völkische Ehre, mein Gedanke! in mein liebes Bromberg, dem Du einmal aushelfen durftest im Pfarrdienst möchtest Du als Mitbefreier von Not einziehen. Und da! Der ganze Liebesdienst am Wort und Werke des Herrn. Beide Rufe nahm ich damals zugleich an. Gott selbst sprach, wie so ab und zu nur Menschen, durch die von ihm gegebenen Verhältnisse. Er selbst verhalf zu vollster Klarheit, indem er Türen bewegte und schloß. Und als nun gar der später an meiner Stelle nach außen eingeteilte Kamerad schon am 4.9. sein Leben ließ - mußten wir uns da nicht fragen und fragen lassen:
Willst Du mir allein folgen und dienen, daß ich Verlorenes und Verirrtes wiedersuchen und wiederbringen kann, daß ich Verwundetes verbinden, des Schwachen warten kann - ?
Ja, lieber Herr,- denn ich will... soll das meine ganz sein. Hilf mir, im Sinne der Worte, die väterliche und geistliche Hände vor mir in das Bekenntnis der Pastoren hier drinnen geschrieben haben: Herr, tue meine Lippen auf, daß mein Mund Deinen Ruhm verkündige - Fürchte Dich nicht, sondern rede und schweige nicht, denn ich bin bei Dir.-
Ach Herr, Du willst, daß ich Dich liebhabe - hilf aus dem Gedanken ins Leben hinein, hilf mir, daß ich mit Deiner Liebe auch recht lieb habe, die Du suchen, retten, heilen und bewahren willst.
Amen

Quellenangaben

1 StA Wiesbaden
2 Friedhof Eckardtsheim, Feld C, Reihe I, Grab 16, Verwaltungsnummer 1699
 Trauerfeier bei der Beerdigung von Pastor Heinrich Schüßler, am 10. Mai 1947 in Eckardtsheim. Lied Nr. 340, V. 1-5: Endlich bricht der heiße Tiegel.... Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium (2. Tim. 1, 10) Gebet: Lied Nr. 128, V. 1-3: Zions Stille soll sich breiten.... Schriftworte: Wir hören, was geschrieben steht von der Macht der Sünde und des Todes. Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht (Hebr. 9, 27). So spricht der Herr: Du bist Erde und sollst zu Erde werden (1. Mos. 3, 19). Der Tod ist der Sünde Sold, aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserm Herrn (Röm. 6, 23). Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. Er hat seune bestimte Zeit (Hiob 14, 1-2). Herr, wie lange willst Du mein so gar vergessen? Wie lange verbirgst Du Dein Antlitz vor mir? Wie lange aoll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen täglich? (Ps. 13, 2) Warum währt doch unser Leiden so lange und unsere Wunden sind so gar böse, daß niemand sie heilen kann? (Jer. 15, 18). Ach Herr, lehre doch mich, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß. Siehe, meine Tage sind einer Hand breit bei Dir, und mein Leben ist wie nichts von Dir. Wie garnichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben. Sie gehen daher wie ein Schemen und machen sich viele vergebliche Unruhe, sie sammeln und wissen nicht, wer es einnehmen wird. Nun Herr, wes soll ich mciht trösten? Ich hoffe auf Dich. (Ps. 39, 5-8) Nun hören wir von dem ewigen Trost der heiligen Schrift: Was betrübst Du Dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist (Ps. 42, 12). Siehe, des Herrn Hans ist nicht zu kurz, daß er nicht helfen können (Jes. 59, 1). Wir haben einen Gott, der da hilft und den Herrn, der vom Tode errettet (Ps. 68, 21). So spricht der Herr: Sie werden sich verwundern über all dem Guten und über all dem Frieden, den ich ihnen geben will. Man wird hören Geschrei von Freude und Wonne, die Stimme derer, die da sagen: Danket dem Herrn Zebaoth, daß er so gnädig ist und tut immerdar Gutes (Jer. 33, 9-11). Ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird Entfliehen (Jes. 35, 10). Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset; ich habe dich bei deinem Namen gerufren, du bist mein! (Jes. 43, 1) Jesus spricht: kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. (Matth. 11, 28-29) Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen (Joh. 16, 22). Chor: Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird.... (Ps. 126) Herr Pastor Hardt. Ansprache: 1. Joh.12, Vers 32: "Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.") Ihr lieben Leidtragenden, liebe Gemeinde! Als wir vor einigen Wochen hier standen und Abschied nahmen von Eurem Kindlein - dem kleinen Gottfried - da war unser Herz bewegt, aber wir waren dennoch still und getrost, daß dieses Kindlein, das schon in jungen Jahren viel Krankheitsnot zu tragen hatte, in dem Frieden unseres Herrn hatte heimgehen dürfen. Heute gilt es wieder, Abschied zu nehmen, Abschied zu nehmen von dem Vater, Abschied zu nehmen von dem Mann in vollen Mannesjahren, dem Hirten dieser Gemeinde, der noch mitten im Leben stand und den doch auch schon schwere Krankheit seit Jahren bedrängt hatte. Er ist nun seinem Söhnlein so schnell gefolgt. Wenn wir auch schon länger mit seinem Heimgang rechnen mußten, so ist es nun doch so, daß in dem Augenblick des Scheidens sich alles in uns aufbäumt. Noch nicht 46 Jahre ist er alt geworden und hatte doch so gerne geschafft und hätte noch so gerne das Evangelium verkündigt und seines Hirtenamtes gewaltet. Aber nun hatte ihn ein unerbittlicher heiliger Gotteswille abseits geführt in die Stille, in die Einsamkeit, hatte ihn ausgeschlossen von der Arbeit in der Gemeinde. Und dieser selbe Gotteswille hat ihn nun ganz herausgenommen und zu sich gerufen in sein ewiges Reich. Liebe Gemeindeglieder! Ihr habt den Heimgegangenen eigentlich garnicht mehr so gekannt, wie er war, als man ihn hierher rief, als er in seiner nassauischen Heimat in der Vollkraft seines Lebens wirkte, erst unter der Christdeutschen Jugend, dann in seiner kleinen Gemeinde und später in der vollen Kraft in einer weitverzweigten Gemeinde mit verschiedenen Dörfern. Wie hat er da wirken und schaffen dürfen, wie hat er da als mutiger Bekenner seinen Mann gestanden, als nach 1933 der Versuch gemacht wurde, die Kirche abzudrängen von dem einen allerheiligsten Evangelium! Aus solchem Dienst ist er hierher gerufen worden zur Arbeit, bewährt im Dienst an der Jugend und in der Gemeinde, um hier zu wirken und zu schaffen. Und dann kam die Krankheit über ihn und gebot Einhalt. Und wenn er auch immer wieder seine Kräfte zusammenraffte, und wenn er auch sich immer wieder zum Dienste zwang, nach wenigen Monaten mußte er schon wieder die Arbeit aus den Händen legen: das war unendlich schwer. Liebe Gemeinde! Da ist ein stiller, schwerer Kampf geführt worden. Da ist das Warum aufgebrochen und nicht stille geworden, und das Wielange nicht zum Schweigen gekommen. Und dann brach da manchmal die Bitterkeit hervor, als vielleicht auch nicht immer bei uns anderen ein volles Verständnis für seine Lage da war. Er wollte ja nicht Mitleid, er erwartete nicht Rücksichtnehmen, sondern er wollte arbeiten, er brannte darauf, eingesetzt zu werden, und das war ihm verwehrt; um der Krankheit willen durfte er es nicht. Das hat schwere Zeiten des Kampfes gekostet. Aber seht, das war nicht das Einzige und das Letzte, mitten in dieser Not und in diesem Ringen war noch ein Anderer da, immer mächtiger und immer lebendiger und immer stärker als die Krankheit, die seine Kräfte verzehrte. Je mehr er es fühlte, wie seine Kräfte abnahmen, je näher das Abschiednehmen von seinen Lieben kam, desto stiller und tiefer wurde er, desto mehr lernte er dazu ja sagen, wozu der äußerliche und flischliche Mensch so schwer ja zu sagen vermag, daß Gott ihn beiseite nahm und daß diese Krankheit mehr und mehr seine Kräfte verzehrte, und daß die Aussicht immer mehr dahinschwand, noch einmal wieder das geliebte Pfarramt auszuüben. In diesen Wochen des Ringens hat er mehr und mehr auf Gott geschaut, und in diesen Monaten hat er gelernt, sein Haus zu beschicken und zu bestellen. Da kam der innere Sinn des schlichten Wortes von Mathias Claudius über ihn: "o, Du Land des Wesens und der Wahrheit, unvergänglich, für und für, mich verlangt nach Dir und Deiner Klarheit, mich verlangt nach Dir!" Da ist er immer mehr hineingetreten in sein Dulderstüblein, der dem Tode die Macht genommen und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium. Da hat ihn der Erhöhte, der auferstandene Herr zu sich gezogen aus leuter Güte und hat ihn freigemacht von den gebundenheiten irdischer Liebe und hat ihn bereitet für den schweren letzten Weg, für das Hindurchschreiten durch das dunkle Tal und das enge Tor in das Land des Wesens und der Wahrheit; und dann hat er Zwiesprache gehalten, auch mit den Männern des Glaubens, die gleich ihm gelitten und hat sich dessen getröstet, was sie gesagt haben in ihrem Leiden. Da hat er die Grabschrift Kierkegaards noch in der letzten Woche aufgeschrieben: "Noch eine kleine Zeit, so ist`s gewonnen,dann ist der ganze Streit in Nichts zerronnen,dann werd` ich laben mich an frischen Bächen und ewig, ewiglich mit Jesus sprechen." Ach, meine lieben Freunde! Es stirbt sich nicht leicht, wenn man eine liebe Frau hat und vier unversorgte Kinder, und wenn das ganze Herz mit allen Fasern an dem Dienste hängt. Aber das ist das Große an seinem Sterben, daß es der Herr ihm geschenlt hat, stille zu werden in allem Leid, daß die Bostschaft von ihm von seinem Herzen Besitz ergriffen und ihn in diesen letzten Stunden gestärkt und gefestigt hat. Diese frohe Botschaft, die für uns alle da ist, hat sein Herz still und getrost und stark und frei werden lassen, hat ihn bereit gemacht, dem errn zu folgen als treuer Diener dahin, wohin er uns ruft und wo er und die Stätte bereitet. So haben wir in dieser Stunde zu danken für seinen Einsatz im Amt, zu danken für die stille Fürbitte, die er für uns alle gatan hat auf seinem Krankenlager, zu danken aber vor allem dem Herrn, der ihn freigemacht hat, der ihn zu sich gezogen und ihn geleitet hat. So konnte er ja sagen und scheiden ohne Bitterkeit und ohne Angst; so konnte er freudig eingehen zu seines Herrn Freude, um ewig, ewiglich mit ihm zu sprechen, um nun auf all das Wielange und all das Warum, das über seinem Leben lag, die Antwort zu bekommen. So konnte er den Seinen den Trost hinterlassen in all dem Dunkel, daß einer da ist, der erhöht ist von der Erde und der uns alle zu sich zieht. Bei ihm, unserem höchsten Herrn sucht Eueren Vater und Gatten. Er ist Euch ein Stückchen vorausgegangen, und da dürft Ihr ihn wissen und den Trost finden, den keine Welt sonst geben kann. An sein Wort wollen wir uns halten und ihn bitten, daß er uns allen schenke die Liebe und Treue des Zusammensteghens unter seinem Wort. Er spricht und tröstet auch uns: "Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen." Chorlied: Wenn ich einmal soll scheiden...

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Hochgeladen 2007-09-04 00:15:17.0
Einsender user's avatar Hans Hartmut Schüßler
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