Johann ALBERTS

Johann ALBERTS

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Johann ALBERTS
Beruf Zeugschmied
Beruf im Steinbruch, Eicha
Beruf Blohm & Voss, Hamburg
Nationalität
Anzahl Kinder 2

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 6. September 1878 Hoheliet/Westerstede nach diesem Ort suchen
Tod
Heirat

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Emilie Emma PÄTZ

Notizen zu dieser Person

Wohnte um 1908 in Beucha bei Leipzig, Brief von dort nach Halsbek ist erhalten (siehe Bilder und 2. Textdatei).
Wohnte später in Eicha bei Naunhof (bei Grimma, Sachsen), Leipziger Str. 42.

1954: 4 Enkelkinder:
- Olaf studiert (von Gerhard)
- Ingrid Schule (von Erich)
- Annerose Schule
- Joachim macht in die Hose (von Erich)

- Dagmar (von Erich, später geboren)

Brief von Johann Alberts an seine Brüder wg. der Erbschaft

Beucha, den 12/10 1908

Liebe Geschwister !
Wie mich Diedrich mittheilt, streitet Ihr Euch wegen der Erbschaft. Ich muß gestehen, ich menge mich da nicht gerne mit hinein, aber da Diedrich mich gebeten hat, auch mahl meine Meinung darüber offenzu bekunden, so will ich es denn tuhn und ich glaube, daß meine Meinung da nicht ganz überflüßig ist. Denn ich bin hier weit von Euch unabhängig und von niemand beeinflußt und ich werde Euch denn auch offen, wie ich es meine schreiben. Unsere Mutter hat uns, wie mir vom Amtsgericht mitgeteilt wurde, 20 M vermacht, ja liebe Geschwister, daß ist wenig. Ich habe mir da gedacht, da brauchen wir garnichts zu kriegen. Aber von der anderen Seite müßen wir doch bedenken, wie es zu Hause aussah wie Diedrich noch nicht dort war. Da war doch alles verschuldet und ich könnte darauf wetten, daß wir unsereEltern jetzt mal anders müßten suchen als auf der jetzt ja schönen Stelle, vielleicht weiß es niemand von Euch so gut wie ich, wie schlecht es aussah. Ich könnte weinen, wenn ich an die Zeit denke, wie of bin ich beim Müller aufn Felde gewesen, daß er uns einen Schein ausstelle, weil wir in Halsbek ohne Bescheinigung nichts kriechten. Habe manchmal den ganzen Nachmittag da gestanden und wenn ichdann weinend wieder fort ging, erst dann schrieb er mir aus Barmherzigkeit einen Zettel und wir hatten mahl acht Tage wieder Broht zu essen, waß wir uns dann oft genug trocken uns schmecken ließen. Und dann kam fast alle acht Tage der Gerichtsvollzieher, manchmal auch zwei mahl in der Woche und wenn dann Kosten genug dabei waren, wurde wieder ein Loch aufgerissen und das andere damit zugestopft. Unser Land war vollständig verkommen. Ich weiß, wir hatten mal Kartoffeln, wo man überhaupt keine mehr sah, sondern bloß Queken und sonstiges Unkraut. Vieh hatten wir kann man sagen überhaupt nicht mehr. Das eine mal hatten wir noch eine Kuh oder eine halbe. Der Vater hatte sie gekauft in Ostfriesland für 80 Mark und so ging es immer mehr abwärts, der Vater mußte auf die Arbeit gehen daß wir Geld hatten Broth zu kaufen. Die Mutter konnte zu Hause nicht alles besorgen wie es sich gehörte und so kam es, daß dann, wie man sagt, zum zuziehen war der Strick schon um den Hals.

Dann kam unser Bruder Diedrich. Erst gab er sein Sparkassenbuch zum Pfand, dann kam er zu Hause, ging im Sommer auf die Ziegelei und verdiente viel Geld. Sonnabend abends kam er zu Hause und arbeiteteden ganzen Sonntag auf unser Land. Im Winter ging er und der Vater auf die Arbeit und erschufteten dann auch wieder schönes Geld. Ich muß schreiben erschuften, denn keiner von den anderen verdientenso viel wie sie. Dann wurde es wieder besser bei uns, wir hörten wieder auf, Not zu leiden und es wurde besser von Jahr zu Jahr bis jetzt, wo wir unsere alte Heimat, dank Diedrich in einen Fruchtparkumgewandelt sehen. Ich für meine Person hatte auf keine Erbschaft gerechnet. Liebe Geschwister, wenn uns nun Diedrich noch mehr geben will, als unsere Mutter festgesetzt hat, so nenne ich das gütig und wir können damit zufrieden sein, denn meiner Ansicht nach giebt er es von seinem ehrlich Verdienten. Ihr werdet doch nicht wollen, daß unsere Heimat in fremde Hände kommt, denn ich in Diedrich seiner Stelle würde es so machen. Auch müssen wir als gute Kinder bedenken, daß unsere Eltern es auf Ihren alten Tagen noch einmahl gut haben respektif gehabt haben.

Das wäre nun so meine offene Meinung, und ich denke, das Ihr es mir nicht übel nehmt, daß ich sie hierdurch kund gebe. Teile Euch noch mit, daß es uns hier noch so ziehmlich gut geht, bloß Emma kann nicht so recht sie hat Reumatismus in den Händen und kann nichts recht angreifen. Hoffentlich geht es Euch alle recht gut. In der Hoffnung daß, wo dieser Brief vorgelesen wird sich der Streit beendet und wier gute Geschwister bleiben schließe ich mit vielen Grüßen

Euer Bruder Johann

Postkarte 'Gruß aus Eicha', von Jan und Emma an Familie Diedrich Alberts, in Hoheliet, (23) Halsbek Post über Westerstede in Oldenburg, Brit. Zone; Poststempel Grimma Land a, 12.9.50. Marke Deutsche Post, 12 Pfg., Friedrich Engels.


Eicha, den 12.9.50

Ihr lieben alle,
Könne Euch mitteilen, daß wir glücklich wieder zuhause angekommen sind. Sonntag früh 7 Uhr wurden wir begrüßt. Erich hat mich gleich auf den Arm genommen, als er die Tür aufmachte. 3 Pfd. Habe ich zugenommen, ich freue mich. Nun möchten wir Euch noch herzlich danken für alles Gute, was Ihr uns erwiesen habt. Es waren schöne Tage, die wir dort verleben durften. Noch herzliche Grüße, Jan und Emma.

Sonntag zu Marta z. Geburtstag.

Brief später.

Brief von Johann Alberts, Eicha, 16.12.53, nach Halsbek
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Liebe Hohelieter u. Halsbeker !

Euren Brief zu meinem Geburtstage haben wir dankend erhalten und sehr darüber gefreut. Vor allem freut es uns, daß Ihr noch Alle gesund und munter seid, was bei uns auch noch der Fall ist. - Gerhardseine Frau wohnt wieder in Magdeburg. Sie hat zwei Jahre studiert und war dann Volksrichter. Sie erlitt aber einen Zusammenbruch der Nerven und arbeitet jetzt wieder im Komtor. - Unsere Marta hat nochihr Bauerngut und es geht ihr recht gut. Erich wohnt bei uns, er arbeitet in einer Maschinentraktorenstation als Buchhalter und verdient viel Geld. Er hat 2 Kinder von 12 und 2 Jahren, sie sind allegesund und es geht ihnen gut. - Wir feiern nun am 24. Januar unssre Goldene Hochzeit und laden Euch Alle dazu herzlichst ein. Es ist blos schade, daß es mitten im Winter ist, wo niemand gern auf Reisen geht. Ich mache Euch daher den Vorschlag, nächsten Sommer uns zu besuchen, da könnten wir Euch mal unsere schöne DDR zeigen.

Wir wünschen Euch noch ein recht frohes Weihnachtsfest und ein gesundes 1954 !

Schreibt uns bitte recht bald wieder und seid vielmals alle recht herzlich gegrüßt von

Bruder, Schwager und Schwägerin

Johann u. Emma

Sagt eurem Schornsteinfeger einen schönen Gruß, wir sind noch nicht verhungert.

Brief von Johann Alberts nach seiner Goldenen Hochzeit.
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Eicha, den 15.2.1954

Lieber Bruder Dietrich u. alle Halsbeker Verwandten

Eure Gratulation, Glückwünsche u. Geschenke haben wir erhalten und wir sagen Euch recht vielen Dank dafür. Wir haben uns sehr darüber gefreut, daß Ihr Alle an uns gedacht habt. Alle haben an uns gedacht bis auf Marie, die wird es nicht gewußt haben. Die Verwandschaft von Hinrich, Georg und Fritz haben auch Briefe, Pakete und Gratulationen geschickt. Auch hier hat uns das ganze Dorf beschenkt dachtmit Karten, Blumen und Geschenken, sogar die Leipziger Volkszeitung hat uns gratuliert. - Unsere Kinder und Kindeskinder (mit Ausnahme von unserem Gerhard) waren alle vertreten. Die Hauptfeier war abends beim Nachbar in der Gastwirtschaft, wir hatten ihm alles zugetragen. Wir waren 20 Personen zu Tisch. Es ging dort recht lustig zu. Zwei waren mit Schifferklavier da und auch ein Klavier stand uns zur Verfügung. - Die jungen Leute machten komische Sachen, u. Spiele zum Lachen. Auch ein schönes Gedicht hatten sie gemacht und unser Erich hat es vorgelesen. Eine Abschrift davon legen wir bei. Esist schade, daß keiner aus der Heimat dabei war. Doch im Winter so eine Reise unternehmen, das macht keinen Spaß. Wir würden Euch nun vorschlagen, uns im Sommer dafür zu besuchen, da kann man sich eher etwas ansehen. Wie es scheint, will Fiet den Sommer nochmal eine Tour nach hier und zu seinem Sohn machen nach Eisenach. Wie wäre es da, Wilhelm, wenn Du Dich da anschließen würdest ?

Überlegt es Euch nur mal und dann: Auf nach Sachsen, in die 'Sächsische Schweiz', nach Leipzig und Eicha.

Solltet Ihr mal Gelegenheit haben nach Westerstede zu Janhsen zu kommen, dan bitte, sagt Ihm nebst Sohn unseren besten Dank für die Aufmerksamkeit. Sie haben uns auch beglückwunscht. Nun zum Schluß: Wir hoffen, daß Ihr noch alle auf dem Posten seid, genau so wie wir zur Stunde, gesund und munter und grüßen Euch Alle

als Euer Bruder, Schwager und Schwägerin

Johann u. Emma


Nochmals besten Dank u. schreibt bald wieder !

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Text des Gedichtes zur Goldenen Hochzeit:

In Eicha ist heute ein grosses Fest
bei Alberts sitzen frohe Gäst
sie wollen heute fröhlich sein
und sich mit dem Jubelpaare freuen.

Vor 50 Jahren - hört mal her !
Es klingt wie eine schöne Mär
ja ja, es stimmt, es ist schon wahr:
da standen Johann und Emma vor m Traualtar.

50 Jahre sind eine lange Zeit
sie enthalten viel Freude und viel Leid
darum woll'n wir mit diesen Zeilen
zurück in die Vergangenheit eilen.

Sie lebten glücklich und zufrieden
und auch der Storch hat sie nicht gemieden
ein Mädchen und zwei Buben
brachte er in ihre Stuben.

Als erster war der Gerhard dran
Er war ein sehr begabter Mann.
Doch der böse Krieg nahm ihn mit fort
er musste bleiben am fremden Ort.

In Pottschappel draussen, lasst Euch berichten,
wohnt Martha mit ihren 1000 Pflichten
mit Sorgfalt pflegt sie Acker und Vieh
ihr ist nie zuviel die viele Müh.

Und nun noch Erich, der jüngste Sohn:
Er ist bei der Maschinen-Traktoren-Station
Er rechnet und plant bis tief in die Nacht
und am Jahresende wird die Bilanz gemacht.

Natürlich hat jedes der Kinder sich einen Gatten erwählt.
Gerhard hat sich mit Schröter, Elsa vermählt.
Martha suchte sich Horn's Herbert aus,
und Erich bracht Müller's Dorle ins Haus.

4 Enkelkinder laufen auch noch rum.
Man sagt, sie seien allesamt nicht dumm.
Olaf studiert. Zur Schule gehen Ingrid und Annerose,
nur Joachim der kleinste macht noch in die Hose.

Der Johann kommt aus Hoheliet
und ist von dem Berufe Schmied
Zu lernen und alles ergründen stand stets sein Sinn.
So kam auf der Walz nach Hamburg er hin.

Bei Blohm und Voss am Elbestrand
wurde er mit fortschrittlichen Menschen bekannt
Seit dieser Zeit ist er im Verband
und wurde mit der Arbeiterpartei bekannt.

Er setzte sich stets für den Fortschritt ein.
Und trat vor über 50 Jahren in die SPD hinein
seit dieser Zeit kämpft er in der vordersten Reih,
damit für alle Frieden und Wohlstand sei !

In Eicha, da sahen die Menschen es schnell:
Ein fortschrittlicher Bürgermeister war hier zur Stell
Drum nahm er die Geschicke von Eicha in die Hand,
wobei er im Dorf allgemeine Achtung fand.

Dass hier in Eicha jeder auf Gas kochen kann
das verdanken sie nur dem Alberts, Johann
und dass die Kinder die Schule in Eicha besuchen
statt in Albrechtshain, ist auch auf sein Konto zu buchen.

Als 1933 begann die Hitler-Barberei
da wurde mit freiwilligem Zwang der Bürgermeistersessel frei.
Und in der Nazi-Presse stand:
"Der Letzte sozialistische Bürgermeister verschwand".

Während er früher im Steinbruch als Schmied fand sein Brot
Wurde er arbeitslos. - Damit er und seine Lieben nicht leide Not
macht er eine Schmiede selbständig dann,
so dass er für Bauern und Arbeiter arbeiten kann.

Die Emma war stets ihm eine gute Frau
Und war fortschrittlich wie ihr Johann genau
Mit wahrer Begeisterung hört sie Moskau täglich an
Weil den Nazi-Schwindel sie nicht mehr hören kann.

Und wenn auch im Kriege die Opfer riesengross
so wurden wir doch die Nazipest los
Und jetzt arbeitet alles in Eicha mit Elan
was man an den vielen neuen Häusern sehen kann !

Was fortschrittliche Menschen und auch Alberts gedacht
das wird in unserer Republik zur Wirklichkeit gemacht
Stadt und Land ziehen am selben Strang
Drum ist uns um unsere Zukunft nicht bang.

Nun wünschen wir unserem Jubelpaar
dass sie noch leben in Gesundheit manches Jahr !
Und wenn zur diamantenen Hochzeit wir wiederkehren,
sie beide noch genauso rüstig wären !
Und nun zum Schluss da rufen wir noch:
Der Johann und die Emma - sie leben h o c h !

Brief von Johann Alberts
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Eicha, den 1.7.1945 [muß heißen 1954]

Lieber Bruder Diedrich und Angehörige !

Zuerst dier lieber Bruder zu deinem achtundachtzigsten Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche. Wir wünschen dier und deinen Angehörigen allen eine frohe Feier. Bei uns ist auch noch alles das alte.Emma ist immer etwas kränklich und bei mir ist es geistig nicht mehr recht in Ordnung bin so vergeßlich geworden. Arbeiten kann ich noch tüchig, habe unseren gro0en Garten bald 2000 qm fein in Ordnung, und repariere auch noch Fahrräder für die Bauern.Gestern war unsere Marta hier, denen geht's sehr gut, haben immer 3 Kühe 1 Ochsen 10 bis 20 Schweine 2 Schafe und 50 St. Hühner im Stall.

Gerhard seine Familie geht es auch gut. Elsa hat eine Stellung in der Verwaltung eines Konzerns. Die Kinder studieren. Erich hat seine Stelle als Oberbuchhalter und hat einen guten Gehalt, sein Mädchen geht in Naunhof in die Schule. Der Junge wird 3 Jahre und spielt gerne mit seinen Großeltern. Heute ist Regentag, da haben wir Zeit zu schreiben, wir möchten nun auch mal etwas von Euch hören. Wie ist es denn nun mit einem Besuch nach hier, wir würden uns alle recht freuen. Wie wäre es jetzt zur Landwirtschaftlichen Ausstellung bei Leipzig in Markkleberg, am Sonntag wurde der 250000 Besucher miteinem Blumenstrauß und 100 M beschenkt. Die Ausstellung geht noch bis zum 11. Juli, also es ist noch Zeit. Wier würden uns alle recht freuen wenn mal jemand von Euch nach hier kommen würde. Für Essenund Trinken braucht Ihr keine Sorgen mehr zu haben da giebt es jetzt genug.

Am Sonntag haben wir hier Volksbefragung die Frage war Krieg oder Frieden. Bei uns hatten Mittags schon alle abgestimmt. Hoffentlich wird nun bald eine Einigung zwischen Ost und West, damit wir Deutsche geeint unsere Interessen vertreten können.

Wir erhoffen Eure baldige Nachrivht wann Ihr kommt und schließen mit den besten Grüßen Eure
Johann, Emma und Angehörige

Quellenangaben

1 , Johann Alberts

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Hochgeladen 2009-02-11 10:52:39.0
Einsender user's avatar Karin Heyne
E-Mail karin-heyne@web.de
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