Minna Selma LANGER

Minna Selma LANGER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Minna Selma LANGER
Beruf Hausfrau
Religionszugehörigkeit evangelisch

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 29. August 1896 Waldenburg, , , Schlesien, nach diesem Ort suchen
Bestattung 7. Februar 1977 Lüdenscheid, Brügge, , , nach diesem Ort suchen
Tod 3. Februar 1977 Lüdenscheid, , , Westfalen, nach diesem Ort suchen
Heirat 25. Oktober 1919 Sandberg, , , , nach diesem Ort suchen [1]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
25. Oktober 1919
Sandberg, , , ,
Alfred Rudolf PRUNZEL

Notizen zu dieser Person

Chronik Kurt Prunzel:
Mama war ein sehr eigenwilliges Kind. Hatte vom Beginn ihres Lebens an einen ausgeprägten Willen, der sie in die Lageversetzte, ihre Vorstellungen und Vorhaben durchzusetzen. Wuchs deshalb auf dem Lande bei ihrem geliebten GroßvaterHeinrich Thullmann in Rohnstock, Kr. Bolkenhain/Schlesien in großzügig gewährter Freiheit auf. Fütterte die Fische inder "wütenden Neiße" mit dem Geld, das sie zum Einkaufen bekommen hatte und war enttäuscht, dass es die Fische nichtauffraßen. Schrieb die Schulaufsätze für ihren Cousin Richard Thullmann mit Formulierungen, die der Lehrer sofort alsvon ihr geschrieben erkannte. War überdurchschnittlich begabt. Hätte bei entsprechender Ausbildung beruflich vielerreichen können. Durch ihr starkes Durchsetzungsvermögen konnten alle fünf Kinder einen kaufmännischen Beruf erlernen.Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihre Kinder Angestellte werden zu lassen, was damals bei Kindern ausArbeiterfamilien nicht selbstverständlich war. Mit mir ist sie zu über 50 Firmen gelaufen, bis ich endlich beiBaumeister Kahmann in Bad Salzbrunn als Lehrling eingestellt wurde. Damals gab es viele junge Menschen, die nach ihrerSchulausbildung keine Lehrstelle fanden. Allein die physische Leistung unserer Mutter war einmalig, denn fast alle Wegewurden zu Fuß zurückgelegt. Mama ist es zuzuschreiben, dass unsere Schulausflüge zu großen Ereignissen wurden. UnserRucksack barg immer kostbare Schätze. Eine Knoblauchwurst, wir sagten "Abgedrehte", einige 5-Pfennig-Stückel(Mohnschnecken, Käsetaschen, Streuselkuchen usw.), Zitronenbonbons und mehr waren jedesmal eingepackt. Die meistenKinder hatten nur dünn geschmierte Margarinebrote mit. Wir wußten freilich nicht, dass sich Mutter diese Ausgaben vomMunde abgespart hatte. Wie oft mag sie dafür trockenes Brot gegessen haben. Wie sie es geschafft hat, in der schlechtenZeit des Zweiten Weltkrieges immer etwas zu essen im Haus zu haben, ist noch heute ein Rätsel. Einige Zeit marschiertentäglich gefangene Russen zu ihrem Arbeitseinsatz am Hause vorbei, denen sie unbemerkt Brot zusteckte. Als sie docheinmal entdeckt wurde, musste sie zu Gericht. Weil sich die Söhne Kurt und Herbert im Kriege ausgezeichnet hatten,gelang es Herbert, der gerade Urlaub hatte, das Verfahren einstellen zu lassen. Als die Eltern am 25.10.1944Silberhochzeit feierten, hatte Mutter Verwandten und Bekannten sagen lassen, dass eine Hochzeit stattfände und wann diekirchliche Trauung wäre. Eine Feier in der Familie musste in dieser Kriegszeit entfallen. Und so kamen vieleSchaulustige, die natürlich die grüne Hochzeit eines Kindes erwartet hatten. Beim Erscheinen der Kutsche mit demSilberbrautpaar war die Überraschung groß. Mutter hatte mit dem Pastor eine Feier in der Kirche arrangiert. Mutterarbeitete aktiv in der Kirche mit und ließ sich auch durch den Druck der Nazis nicht von ihrer Einstellung abbringen. Inder Erziehung der Kinder hatte sie eine lockere Hand. Ohrfeigen haben wir zur Genüge bekomnmen und wenn das nichtgenügte, musste der Teppichausklopfer herhalten. Es konnte passieren, dass sie uns Kinder so durchdrosch, dass wir beimSitzen Schwierigkeiten hatten. Es kam auch vor, dass wir alle etwas abbekamen, auch wenn nur einer etwas ausgefressenhatte. Ihre Nerven waren nicht die stärksten. Wenn uns Vater einmal ohne Abendbrot ins Bett schickte, brachte sie esnicht über das Herz, uns ohne Essen zu lassen. Heimlich steckte sie uns dann doch eine Scheibe Brot zu. Mama wareinerseits sehr streng zu uns Kindern, verwöhnte uns auf der anderen Seite aber viel zu viel. Kam ich von der Schulenach Hause und gab es etwas zu essen, was ich nicht gern mochte, genügte schon ein "Bauchweh" oder ein "Unwohlsein", umdie geliebten Kartoffelpuffer gebacken zu bekommen. Als wir bei der Austreibung durch die Polen schon im Güterwaggonsaßen, rannte sie unter Lebensgefahr noch einmal in die Wohnung am Bahnhof zurück, nur um eine vergessene Zinkwanne zuholen. Mut hatte sie schon, die etwa 1,50 m kleine Frau, den sie auch nach dem Kriege und nach der Vertreibung nichtverlor. Ihre Enkel liebte sie über alle Maßen und verwöhnte sie dementsprechend. Berthold war noch vor seinerEinschulung 6 Wochen bei der Oma in Brügge und wollte nicht mehr nach Bielefeld zurück. Nur mit Gewalt konnte ich ihnwieder heimholen. Große Freude bereitete Oma ihren Enkeln mit einem Besuch beim Groschenbächlein im Walde oberhalb derevangelischen Kirche in Brügge. Sie warf, von den Kindern unbemerkt, 10-Pfennig-Stücke in das Wasser, die die Kinderdann natürlich fanden. Nachdem sich Mama nicht mehr allein versorgen konnte, kam sie in ein Altersheim, wo sie es gutantraf. Nach ihrem 80. Geburtstag verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand rapide. Sie wurde in das angegliedertePflegeheim verlegt, wo sie unter unwürdigen Verhältnissen untergebracht war. Nach einem Krankenhausaufenthalt kam sie inein anderes Pflegeheim, in dem sie gut behandelt wurde. In der Kirchengemeinde von Lüdenscheid-Brügge hat sie vieleJahre als Bezirksfrau aktiv mitgearbeitet. Es hat wohl in ihrem Leben nicht viele Sonntage gegeben, an denen sie nichtzum Gottesdienst ging. Am 3. Februar 1977 schloß Mutter für immer die Augen. Ihre letzten Worte waren: "Ich glaube, ichmuß jetzt sterben, und das ist gut so!"

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Hochgeladen 2011-12-14 16:24:40.0
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