Ernst Wilhelm SCHAEFER

Ernst Wilhelm SCHAEFER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Ernst Wilhelm SCHAEFER
Beruf Schriftsetzer

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 4. Juni 1880 Sindelfingen nach diesem Ort suchen
Tod 9. Januar 1955 Sindelfingen nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Leopoldine PICHLER

Notizen zu dieser Person

Ein Stueck Sindelfinger Familiengeschichte
(Karl Hess: Aus Schoenbuch und Gaeu, S. 210 213)
Wer den langjaehrigen Leiter des Jugendamts Boeblingen, Ernst Schaefer, jeeinmal gesehen hat,
wird diese eindrucksvolle Erscheinung so leicht nicht vergessen. Sie scheintnicht zu einem
eingeborenen Sindelfinger zu passen. Klein von Gestalt, schmalgesichtig, mitschwarzem Haar,
lebhaften Augen, gelblicher Gesichtsfarbe, betont und unterstrichen durch denSpitzbart,
ist Ernst Schaefer der Typ eines Suedlaenders, der richtige Vertreter dermittelmeerischen Rasse,
wie ihn Dr. Vogt kuerzlich in dieser Zeitung als charakteristisch fuer dieechten Waldenser
herausstellte. Und das ist auch die Erklaerung: Ernst Schaefers muetterlicherGrossvater war ein
Waldenser. Der Nagelschmiedemeister Johann Philipp Baral (1826-1874), derdurch Heirat mit
einer Hellener 1849 sich in Sindelfingen niederliess, war in Perouse geboren,dem kleinen
Waldenserdorf hinter dem Malmsheimer Wald. Und er scheint noch einreinrassiger Waldenser
gewesen zu sein; wenigstens gehoerten seine vier Grosseltern, mit denen unsereKenntnis vorlaeufig
aufhoert, alle diesem Voelkchen an, das 1699/1700 als Glaubensvertriebene imdamaligen Wuerttemberg
Aufnahme fand und hier doerfliche Niederlassungen gruendete, die bis heuteihre Eigenart bewahrten.
Von dem Schneider und Totengraeber Jean Baral in Perouse, der an Sylvester1818 starb, ist nach den
Kirchenbuechern Ort und Zeit der Geburt unbekannt. Seine Frau MargueriteCompte (gest. 1783)
stammte ebenso aus Nordhausen (dem Waldenserdorf zwischen Nordheim a. N. undHausen im Zabergaeu)
wie die Schwiegereltern seines Sohnes, Jean Pierre Vellier und Marie AgneseClapier. Auf diese
Waldenservorfahren also geht Schaefers aeussere Erscheinung unverfaelschtzurueck. Anders als bei
Goethe, der bekanntlich vom Vater die Statur haben wollte, ist hier bei ErnstSchaefer ganz
das muetterliche Erbe bestimmend, und sicher nicht nur im Aeusseren.Erstaunlich ist nur, wie
sich dieser Erbteil hier so ausschliesslich verkoerpert, wenn man bedenkt,dass von den 16
Ururgrosseltern nur die genannten Vier Waldenser waren. Das uebrige Dutzend,also 3/4 dieser
Ahnengeneration, lebten alle in Sindelfingen, und nur einer von ihnen (derStammvater der Burger)
war auswaerts geboren! Letzten Endes ist Schaefer also ein echter Sindelfingermit waldensischem
Einschlag. Dass dieser fremde Blutzufluss sich so stark in der Erbmasse desEnkels ausgewirkt hat,
duerfte aus der Geschlossenheit dieser Blutgruppe hervorgehen. Gehen wir nochweiter zurueck, bis
zur 9. Generation (die zwischen 1600 und 1700 gelebt hat), so stehen unter 256Ahnen dem vermutlich
reinen Waldenserviertel von 64 Ahnen nur noch 53 Sindelfinger gegenueber;weitere 56 Vorfahren
stammten aus der naeheren Umgebung (bis etwa Leonberg und Herrenberggerechnet), 33 aus dem wuert
tembergischen Schwarzwald, 37 aus dem sonstigen Wuerttemberg, und nur 9 warenLandfremde, worunter
zwei Schweizer, ein Bayer, zwei Strassburger, ein Rheinlaender, ein Westfale,ein Franke und einer
aus der Gegend von Leipzig (der Rest ist unbekannter Herkunft). Bei denSindelfinger Ahnen ist
vor allem der vaeterliche Stamm der Schaefer zu nennen, der bis zum Beginn derKirchenbuecher
zurueckreicht; hier besteht natuerlich ein enger Zusammenhang mit den anderenSchaefern, wie z. B.
der Familie des Steinwerks und der Baustoffhandlung. Nicht weniger als achtmalerscheint dieser
Name unter den 53 Sindelfinger Ahnen der 9. Generation und zweifellos handeltes sich immer um
dasselbe Geschlecht. Auch andere Sindelfinger Namen treten gehaeuft auf. Sofinden wir bei den
Ururgrosseltern auf vaeterlicher und muetterlicher Seite die Ruoff, von deneneine Linie schon vor
1600 in Sindelfingen sass, die andere ueber Maichingen von Darmsheimzuwanderte. Die Kohler,
ebenfalls doppelt vertreten, kamen 1674 von Dunningen bei Tuttlingen. AuchGanzhorn, Leonhardt,
Heininger, Volz u. a. kommen mehrfach vor. Wenn wir zunaechst die Ahnen dervaeterlichen Seite
noch naeher betrachten, so finden wir hier an alten Sindelfinger Namen, dieallerdings zum Teil
ausgestorben sind: Stueck, Klotz, Schaffhaeuser, Althun, Glaser, Laurer,Heubacher, Heininger,
Koerner, Schneider, Weiss, Moegelin, Adae und schliesslich Roemer; derletztere Name hat im Land
seinen guten Klang durch das Beamtengeschlecht, das seinen Ursprung vonSindelfingen ableitet.
An neueren Familien finden wir die Paulus, die von Herrenberg kamen, undebenfalls bedeutende
Vertreter hervorbrachten; die aus Eltingen stammenden Schumacher; Widmaierueber Renningen von
Doeffingen; Ganzhorn und Roller wie noch viele andere aus dem Schwarzwaldstammend; das
Schuhmachergeschlecht der Leonhardt, dessen Stammvater aus der Gegend vonReutlingen kam,
durch den Dreissigjaehrigen Krieg aus seinem Amt als Zoller vom Kniebisvertrieben wurde und
durch dessen Niederlassung in Boeblingen seine Kinder dann in Sindelfingeneine neue Heimat
fanden; die Mitschelin aus Merklingen; die Rothacker aus Weil der Stadt, durchdie Gegenreformation
um ihres Glaubens willen von dort vertrieben; die Burger kamen um 1780 ausWeissach, Krs. Vaihingen
bzw. heute Leonberg; die Volz gehen auf einen Maulbronner Praelaten zurueck,dessen Sohn oder Enkel
als Vogt nach Sindelfingen kam. Das Bild der vaeterlichen Ahnenschaftvervollstaendigen dann ein
Hirnwurst aus der Gegend von Regensburg, ein Wullenweber Heer aus Strassburg,Wellinger aus Magstadt,
Knobeltaesch aus Feldrennach, Reyhling aus Urach; ein Borst aus der Umgebungvon Leipzig, der eine
Weingaertnerstochter Handel in Neuffen heiratete und dann in Sindelfingenseine Tage beschloss;
Dentzer aus Marbach, Saal aus Gechingen oder Deckenpfronn, Ungericht ausRotfelden, Klenk aus
Weil im Schoenbuch, Kleinbub aus Calw, Koenig aus Warmbronn, Kappler/ Keppleraus Hayingen/Alb,
Mock aus Wildberg, Sterr von Schafhausen/Deufringen; ueber die Burger dieWeissacher Familien
Geiger, Hartmann, Morlock; Boehm aus Stuttgart, Allmendinger von Ganslosen,Eisenhardt von
Renningen und viele andere. Eine aehnlich vielfaeltige Zusammensetzung zeigendie Vorfahren der
muetterlichen Grossmutter Maria Magdalena Hellener (1816-1871), die in zweiterEhe den Waldenser
Baral geheiratet hatte. Der erste ihres Namensstammes war der Johann Heleiner,der als "Musquetier
unter dem hochfuerstlich-wuerttembergischen Leibregiment zu Fuss" sich in demzur Pfalz gehoerenden
Schluchtern (bei Schwaigern) 1715 mit Maria Katharina Sigmund aus Sindelfingentrauen liess. Ihr
Grossvater stammte aus Langenau bei Ulm; er hatte eine Aichele aus alterSindelfinger Familie zur
Frau genommen. Auf diesem Sektor der Ahnentafel finden wir dann an altenSindelfinger Geschlechtern
noch Koerber, Hagenlocher, Kalb, Marquardt, Dieterlin, Grieb, Hagdorn, Haug.Erstaunlich ist der
Schwarzwaelder Blutzufluss dieser Seite: Adrian von Roetenbach bei Alpirsbach,Staehlin von Hornberg,
Schoeffler von Ostelsheim/Althengstett, Birkle, Kirn und Brenner von Beihingenund Walddorf bei Nagold,
Seeger von Zwerenberg und Ganzhorn/Seyfried von Sommenhardt und Breitenbergbei Calw. Ferner sind
noch zu erwaehnen die Schaber aus Malmsheim, Kienle aus Maichingen, Kruck ausGerlingen, der Gaertringer
Pfarrer Bloss, der Schweizer Jaenni/Jenisch, die Pfarrerstochter Allgeyer(eine Enkelin des Schultheissen
Loeher), Gussmann aus Nellingen bei Ulm und der Zoller in der Kronhuette,Lorcher Amts, Leonhardt Engelin.
Die Sindelfinger Ahnenschaft Ernst Schaefers gibt uns so im Ganzen ein Abbildder Sindelfinger Bevoelker-
ungsgeschichte ueberhaupt. Auffallend ist eine starke Bodenstaendigkeit; jedeAhnentafel eines eingesessenen
Sindelfingers zeigt eine erstaunlich hohe Zahl von Familien, die seit jeher inSindelfingen selber oder
dessen naeherer Umgebung bodenstaendig waren. Ein zweites Merkmal ist derZustrom aus dem Schwarzwald,
besonders stark nach dem Dreissigjaehrigen Krieg, um die durch Krieg, Hungerund Pest gerissenen Luecken zu
schliessen, aber bis zur Gegenwart nicht abgerissen; man vergleiche den Anteilder Schwarzwaelder unter den
zugezogenen Daimler-Arbeitern und die baeuerlichen Ansiedler auf der Schoss inRichtung Dagersheim.
Vereinzelt wandern auch Schweizer (z. B. die Familie Nissler) undOesterreicher zu, aus den vom Krieg
weniger beruehrten Gebieten. Doch treten diese Blutseinfluesse zahlenmaessigzurueck gegenueber denen aus dem
Schwarzwald und dem sonstigen Wuerttemberg. Der beruflichen Zusammensetzungnach wurde die Bevoelkerung
der laendlichen Kleinstadt bestimmt durch Bauern und laendliche Handwerker.Beim Handwerk wieder treten in
Sindelfingen entsprechend seiner gewerblichen Entwicklung die Weber besondershervor: Von den sechs
Ururgrossvaetern nichtwaldensischer Herkunft waren nicht weniger als fuenfWeber und einer Schneider! Dem
Charakter der schwaebischen Kleinstadt entsprach es auch von jeher, dass keineklassenmaessige Scheidung
vorhanden war, und der Aufstieg vom Handwerker und Bauern zum Akademiker jedemBegabten durch die Lateinschulen
und Klosterschulen offen stand. Infolgedessen wurden auch durch Heiraten immerwieder Beziehungen geknuepft
zwischen Handwerkerund Akademikerkindern. In der Ahnentafel Schaefer findenwir folgende Studierte, die
ein Anzeichen fuer besondere Begabungserblinien sein koennen:vaeterlicherseits ueber die Adae den Praezeptor
und Diakon Kappler und damit die altwuerttembergische Beamtenfamilie Sattler;den Barbierer Boehm, der von Pfarrern
abstammte und eine Jaeger aus der Boeblinger Forstmeisterfamilie zur Frauhatte; den Maulbronner Praelaten Volz,
dessen Enkel eine Eltinger Pfarrerstochter Osswald ehelichte. Auf dermuetterlichen Seite erscheint ueber die
Dieterlin und Grieb zweimal der Sindelfinger Schultheiss Johann Hagdorn (etwa1576-1584), der nachher Vogt in
Dornhan war; sein Enkel Bernhard Grieb heiratete in der PfarrerstochterAllgeyer eine Enkelin oder Urenkelin
seines Amtsvorgaengers, des Sindelfinger Schultheissen (15521576) ThomasLoeher aus Bamberg. ueber die Dieterlin
geht es auch zu dem Gaertringer Pfarrer Bloss, Sohn eines TuebingerMedizinprofessors, der eine Pfarrerstochter
Coberstein aus Eschenau zur Frau hatte.

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Hochgeladen 2005-02-17 13:16:33.0
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