Ernst Heinrich Freiherr VON WEIZSAECKER

Ernst Heinrich Freiherr VON WEIZSAECKER

Eigenschaften

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Name Ernst Heinrich Freiherr VON WEIZSAECKER

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 25. Mai 1882 Stuttgart nach diesem Ort suchen
Tod 4. August 1951 Lindau nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Marianne VON GRAEVENITZ

Notizen zu dieser Person

Ernst Freiherr von Weizsaecker
Diplomat
1882
25. Mai: Ernst Weizsaecker wird als Sohn des wuerttembergischen AmtsrichtersKarl Hugo Weizsaecker und dessen Ehefrau Paula (geb. von Meibom) in Stuttgartgeboren.
1900
1. April: Weizsaecker wird Seekadett bei der Kaiserlichen Marine in Kiel.
1901/02
Besuch der Marineoffiziersschule in Kiel.
1902-1905
Stationierung auf dem Grossen Kreuzer "Hertha" in Ostasien.
Weizsaecker wird Ausbilder von Prinz Adalbert, dem dritten Sohn KaiserWilhelms II.
1905-1912
Stationierung in Kiel.
1911
25. September: Weizsaecker heiratet Marianne von Graevenitz. Aus der Ehe gehendie Soehne Carl Friedrich von Weizsaecker (geb. 1912), Heinrich Victor vonWeizsaecker (1917-1939) und Richard von Weizsaecker sowie die Tochter Adelheidvon Weizsaecker (geb. 1916) hervor.
1912
Weizsaecker wird zum kaiserlichen Marinekabinett in Berlin versetzt.
1914-1918
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs laesst sich Weizsaecker zur Flotte versetzen.Seine anfaengliche Euphorie weicht der Erkenntnis, dass die deutsche Flotteder englischen nicht gewachsen ist.
1916
Der Vater, inzwischen wuerttembergischer Ministerpraesident, wird vomwuerttembergischen Koenig Wilhelm II. mit dem erblichen Freiherrntitel geehrt.
1917
Weizsaecker erhaelt das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse und Erster Klasse.
1918
Weizsaecker wird Verbindungsoffizier der Marineleitung bei GeneralstabschefPaul von Hindenburg.
1918-1920
Weizsaecker arbeitet nach der Novemberrevolution im Reichsmarineamt in Berlin.Er steckt immer wieder im Zwiespalt zwischen Patriotismus, Kameraderie und dergeltenden Verfassungsordnung. So deckt er beispielsweise einenKapitaenleutnant, der an der Ermordung von Karl Liebknecht beteiligt war.
1919
Weizsaecker wird Marineattach©Øe in Den Haag. In dieser Funktion verhindert erdie Auslieferung zahlreicher in die Niederlande geflohener U-Boot-Kommandantenan das deutsche Reichsgericht.
Den Versailler Vertrag lehnt er vor allem wegen der Kriegsschuldbestimmungenab.
1920-1924
Weizsaecker wird als Beamter im Auswaertigen Dienst angestellt und uebernimmtab 1921 das Basler Konsulat.
Beginn der Freundschaft mit dem Schweizer Diplomaten Carl Jacob Burckhardt.
1924-1927
Weizsaecker wird als Gesandtschaftsrat nach Kopenhagen versetzt.
Der Demokratie steht Weizsaecker skeptisch bis ablehnend gegenueber. Er fuehltsich der Deutschen Volkspartei (DVP) inhaltlich am naechsten, tritt aber inkeine Partei ein. Wie sein Vater stellt er das monarchische Beamtenregimeueber die Republik. Im Streit um die Reichsflagge lehnt er Schwarz-Rot-Goldab.
Beruflich sieht er sich nur der Nation, nicht aber einer bestimmten Staatsformoder Regierung verpflichtet. Diese Ansicht teilen viele seiner Kollegen imAuswaertigen Amt.
1926
Ulrich von Hassell wird nach Kopenhagen versetzt. Weizsaecker fuehlt sichueberfluessig und bittet um Versetzung.
1927
Weizsaecker leitet das Sachgebiet Abruestung in der Berliner Zentrale.
1928-1931
Weizsaecker leitet das Voelkerbundreferat.
1931
Er wird Gesandter in Norwegen.
1933
Weizsaecker erklaert nach der Machtuebernahme der Nationalsozialisten vorseinen Mitarbeitern, Weisungen des neuen Regimes unter Adolf Hitlerauszufuehren, solange er sie mit seinem Gewissen vereinbaren koenne.
Antisemitische Ausschreitungen und Hitlers aggressive Aussenpolitik lassen ihnum den Frieden fuerchten. Dennoch entschliesst er sich, das neue System zustuetzen und einen maessigenden Einfluss auszuueben. Er missversteht dienationalsozialistische Dimension der Begriffe Antisemitismus, Revision undHegemonie.
1933-1937
uebernahme der deutschen Gesandtschaft in der Schweiz.
Weizsaecker taktiert zwischen Forderungen der Nationalsozialisten und derSchweiz. Er erreicht die Freilassung eines von der Geheimen Staatspolizei(Gestapo) in der Schweiz gekidnappten und nach Deutschland verschlepptenJuden, begruesst aber auch die Aufhebung der Pressefreiheit in Deutschland.
Er wird mehrmals ohne Folgen von in der Schweiz lebenden Nationalsozialistendenunziert. In seiner Privatkorrespondenz mit der Familie benutzt er einenCode, um regimekritische Gedanken zu verschluesseln.
1936
Weizsaecker leitet kommisarisch die Politische Abteilung des Auswaertigen Amtsin Berlin.
Er plaediert fuer eine "defensive Sicherung des Reiches" und fuer dieWiederherstellung der Grenzen von 1914. Zum inneren Bruch mit derNS-Aussenpolitik kommt es durch die Besetzung des Rheinlands. Weizsaeckerformuliert seine Position gegenueber dem Schweizer Burckhardt: "Es nuetztnichts zu protestieren. ... Nein, hemmen, abbremsen, verhindern, aufhalten,immer wieder aufhalten ...".
1937
Mai: Weizsaecker wird Leiter der Politischen Abteilung im Auswaertigen Amt.
Noch Ende des Jahres ist er von der Fortdauer des Friedens in Europaueberzeugt.
1938
Im Zusammenhang mit der Fritsch-Blomberg-Affaere wird der AussenministerKonstantin von Neurath durch Joachim von Ribbentrop ersetzt. Weizsaecker wirdStaatssekretaer des Auswaertigen Amts und damit hoechster Beamter unterRibbentrop.
April: Weizsaecker tritt in die NSDAP ein und enthaelt den Rang einesSS-Oberfuehrers.
Ribbentrop uebergeht Weizsaecker und haelt ihm Informationen vor. Weizsaeckererwaegt seinen Ruecktritt, wird aber von Freunden aus Widerstandskreisenbeschworen, im Amt zu bleiben. Er versucht, ueber auslaendische Botschafterauf Hitler einzuwirken und dessen Kriegsplaene zu verhindern. Gleichzeitignutzt er seine Verbindungen, um geheime Nachrichten nach Grossbritannien zuschleusen.
1939
Weizsaeckers Bitte, bei Kriegsausbruch zur Marine entlassen zu werden, wirdvon Hitler abgelehnt.
2. September: Weizsaeckers Sohn Heinrich wird waehrend des Angriffs auf Polenim Nahkampf getoetet.
Weizsaecker ist auf die Erfolge der Wehrmacht in Polen stolz. Nachrichtenueber Greueltaten der Schutzstaffel (SS) erschrecken ihn jedoch. Er nimmt imHerbst Kontakt zu Wilhelm Canaris, Ludwig Beck und Franz Halder, ausserdemauch zu Hassell auf.
1940
Weizsaecker verhindert zahlreiche Entlassungen, die Ribbentrop im Zuge einerUmstrukturierung des Auswaertigen Amts durchfuehren wollte.
1941
Weizsaeckers Versuche, auf diplomatischem Weg den ueberfall auf dieSowjetunion zu verhindern, scheitern. Nach anfaenglicher Ablehnung zeigt erBegeisterung fuer die Erfolge der Wehrmacht.
Mit der Kriegserklaerung Deutschlands an die USA verliert Weizsaeckerendgueltig jeden Einfluss auf die NS-Fuehrung.
Weizsaecker wird aus verschiedenen Quellen ueber die Massenmorde an Juden imOsten unterrichtet. Er glaubt, dass nur ein Frieden ohne Hitler den Verbrechenein Ende setzen kann. Seine Versuche, Deportationen aus den besetztenNiederlanden zu verzoegern, scheitern.
1942
Weizsaecker distanziert sich vom Widerstand, vor allem von Hassell. Er ist vorallem ueber gewalttaetige Putschplaene befremdet. Oberstes Ziel Weizsaeckersist es, das Deutsche Reich in seiner Groesse zu erhalten.
20. Januar: Zur Wannsee-Konferenz wird anstelle von Weizsaecker der Leiter derAbteilung Deutschland, Martin Luther, eingeladen. Weizsaecker aeussert sichnicht amtlich zu den Ergebnissen.
Er konzentriert sich auf individuelle Hilfe fuer "nichtarische" ehemaligeBeamte des Auswaertigen Amts. Gleichzeitig zeichnet er aber auchDeportationsbefehle fuer franzoesische Juden in das KonzentrationslagerAuschwitz ab.
1943
Weizsaeckers Versetzungswunsch in den Vatikan wird stattgegeben. Er erhofftsich bessere Verbindungen ins Ausland als in Berlin.
Nach der Kapitulation und Besetzung Italiens durch die Wehrmacht vermitteltWeizsaecker zwischen Vatikan und NS-Regime. Weizsaecker warnt die Juden Romsvor den anstehenden Deportationen und deckt ihre Verstecke in Kloestern undkatholischen Pfarreien.
1944
4. Juni: Rom wird von alliierten Truppen kampflos besetzt. Weizsaecker wirdvoruebergehend interniert, darf dann aber in die Vatikanstadt uebersiedeln.
1945
Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands bleibt Weizsaecker mitseiner Frau als Gast im Vatikan, da ihm in Italien und Deutschland dieInternierung droht.
1946
Weizsaecker erhaelt freies Geleit, um vor dem NuernbergerHauptkriegsverbrecherprozess auszusagen.
August: Rueckkehr zur Familie nach Lindau/Bodensee.
1947
Weizsaecker sagt als freiwilliger Zeuge in Nuernberg aus.
25. Juli: Weizsaecker wird in Nuernberg unter dem Verdacht, sich gegen denFrieden, das Kriegsrecht und die Humanitaet vergangen zu haben, verhaftet.
1948
Beginn der Hauptverhandlung.
Sein Sohn Richard von Weizsaecker beteiligt sich als Assistent an derVerteidigung.
1949
April: In der Urteilsverkuendung wird Ernst von Weizsaecker zu sieben JahrenGefaengnis verurteilt.
1950
Weizsaeckers Rechtsanwalt legt Berufung gegen das Urteil ein.
Veroeffentlichung der Autobiographie "Erinnerungen" in der Bundesrepublik.
13. Oktober: Weizsaecker wird auf Anordnung von dem amerikanischen HohenKommissar fuer Deutschland John McCloy im Zuge einer allgemeinen Amnestie ausdem Kriegsverbrechergefaengnis entlassen.
1951
4. August: Ernst von Weizsaecker stirbt nach einem Schlaganfall in Lindau.

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Hochgeladen 2005-02-17 13:16:33.0
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