Arend NABER

Arend NABER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Arend NABER
Beruf Schuhmacher, Bauer und Laienprediger

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt Veldhausen nach diesem Ort suchen
Taufe 8. März 1818
Tod 24. März 1887 Wilsum nach diesem Ort suchen
Wohnen
Heirat 23. Juni 1853

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
23. Juni 1853
Elisabeth HINDRIKS

Notizen zu dieser Person

Naber, Arend
geboren am 3. MΣrz 1818 in Veldhausen (Kreis Bentheim), gestorben am 24. MΣrz 1887 in Wilsum, evangelisch-reformiert, seit 1878 evangelisch-altreformiert, Schuster und Laienprediger

Arend Naber war der Sohn des Veldhausener Schuhmachermeisters Jan Naber und seiner Ehefrau Gertruida, geborene Willemsen. Er besuchte die Volksschule in Veldhausen und den kirchlichen Unterricht der reformierten Gemeinde bei den dortigen Pfarrern Heinrich Stephan Hugenholtz (verstorben 1842), der von 1804 bis 1842 die Veldhausener reformierte Gemeinde leitete, und Petrus Paulus Gilbertus Koppelmann (1791-1857), der von 1813 bis 1857 dort Pastor war.
Vor 1800 war es in vielen reformierten Gemeinden üblich, daß die Pastoren nach dem Ablauf des Gottesdienstes selber im Kirchngebäude eine sogenannte "Katechisation" abhielten. Zumindest berichtete das Protokoll der reformierten Klassis Bentheim von 1776 darüber. Später wurden diese Katechisationen von Laien übernommen, die dann oft als "Übende" oder im Niederländischen als "Oefenaaren" bezeichnet wurden. Dabei handelte es sich um eine Art Stundenhalter oder Laienprediger.
Schon früh trat Naber in Verbindung mit solchen "Oefenaars", die wochentags oder am Sonntagabend in den Bauernschaften die Bibel auslegten. Treue Freunde waren ihm die Oefenaaren Warsen aus Veldgaar und J. Winkelmann aus Esche, der 1876 in Neuenhaus eine 98seitige Broschüre mit dem Titel "Geschiedenis der oude en nieuwe leer van de Gereformeerden van het Graafschap Bentheim en Koninkrijk der Nederlanden" herausgab. Zwölf Jahre später, 1887, erschien von ihm die 47seitige in Neuenhaus publizierte Schrift "De Graafschap Bentheimer Godsdiensveranderingen in leer, predikwijze en catechezeeren".
Winkelmann schenkte Naber das bekannteste Werk des Reformators Johannes Calvin (1509-1564), die "Institutio Religonis Christianae", dem Unterricht in der christlichen Religion. Auch Naber selbst wurde einer der reformierten Oefenaaren. Sie fanden ihre geistige Nahrung in dem, was holländische Autoren früherer Jahrhunderte verfaßt hatten. Im Volksmund nannte man diese die "alten Schreiber" (oude schrijvers). Diese Bücher waren in der Blütezeit reformierter Theologie in den Niederlanden herausgegeben. Naber besaß die Werke von Abraham Hellenbroek (1658-1831), Aegidius Francken (1676-1743), Bernardus Smijtegelt (1665-1739) und vielen anderen. Als fortlaufende BibelerklΣrung zog er das 17bändige Werk der englischen Theologen Simon Patrik (1626-1707), Mattheus Polus (1624-1679) und eines gewissen Wels zu Rate. Naber las und predigte in Niederländisch.
Schon 1850 behandelte eine der ersten altreformierten Synoden, die seit 1849 zusammenkamen, die Frage der Gemeinde Emlichheim: "Ist es den Gemeindegliedern erlaubt, ihre Häuser zu öffnen für die Übungen eines A. Naber aus Veldhausen, der bislang nicht zu uns gehört? Darauf antwortete die Synode, daß sie hierüber keine Entscheidung treffen wolle, sondern das Urteil dem Kirchenrat der betreffenden Gemeinde ⁿberlasse".
1853 heiratete Arend Naber Elisabeth Hindriks, geboren am 1. März 1821 zu Esche. Im Jahre 1857 zog er von Veldhausen nach Wilsum, wo er sich einigen Grundbesitz erworben hatte. Aber auch hier war er nicht als Landwirt tätig. Er blieb seinem Beruf, dem Schusterhandwerk, treu. Er ermöglichte ihm ein bescheidenes, aber gutes Auskommen für sich und seine Familie. Neben seiner Arbeit verkündigte er fast ununterbrochen Gottes Wort. Längere Zeit predigte Naber zur Winterzeit regelmäßig jeden Freitagabend in Großringe in den Bauernhäusern, eine Zeitlang vierzehntägig dienstags in Esche, ferner in Veldgaar und abwechselnd in Haftenkamp, Wielen, Ratzel und Teich bei Neuenhaus. Er scheute keine langen Fußmärsche. In benachbarten niederländischen Gemeinden wie Gramsbergen und Coevorden war er ein gern gehörter (Laien-)Prediger. Er übte diese Arbeit bis 1878 in der reformierten Kirche aus. In diesem Jahr erklärte er seinen Austritt aus der reformierten Gemeinde Wilsum.
Besonders in seiner Zeit in Wilsum hatte er wiederholt erklärt, die reformierte Wahrheit würde nicht mehr rein und lauter verkündigt. Die Lehre von der persönlichen Erwählung werde auf den Kanzeln abgelehnt, die Erwählung als eine rein nationale Erwählung des Volkes Israel abgetan.
Die Abendmahlsfeier in der Gemeinde wurde als ein Druckmittel mißbraucht, um eine Einigkeit herzustellen, die nicht mehr bestand. Daraufhin fühlte Naber sich verpflichtet, sich den Altreformierten anzuschließen. Er hatte schon früher mit ihnen sympathisiert. Beim Tode eines seiner Kinder äußerte er schon, es wäre ihm doch eigentlich lieber, daß der altreformierte Pastor Stroeven die Leichenpredigt halten würde. Er erklärte seiner Familie gegenüber, seine Kinder müßten im Grunde von einem altreformierten Prediger getauft werden oder wenigstens von einem rechtgläubigen Pastoren aus Veldhausen. Andere verwehrten ihm das und erklärten, die Taufe verliere ihre Bedeutung nicht dadurch, daß sie von einer nicht rechtgläubigen Person bedient werde. Ein weiterer Streitpunkt war die Familienandacht. In vielen Familien wurde sie nicht mehr gehalten. Der reformierte Prediger Gerd Heinrich Haring, der von 1872 bis 1909 in Wilsum wirkte, suchte dies zu rechtfertigen, indem er sagte, daß die Andacht in größeren Familien kaum durchführbar sei. Es wäre zu umständlich und zu zeitraubend, vor allem, wenn noch fremdes Dienstpersonal gehalten werde. Naber vertrat eine gegensätzliche Auffassung. Später schickte er seine Tochter nach Emlichheim in den Konfirmandenunterricht, weil er glaubte, dort würde eine bessere Lehre verkündet als in Wilsum.
Im Herbst des Jahres 1877 predigte der reformierte Oefenaar Naber sechsmal in der altreformierten Kirche in Wilsum, weil der altreformierte Älteste Kleine Brookhuis ihn darum bat. Schon am 26. Juli 1877 hatte der altreformierte Pastor Lambert Stroeven (1836-1919) aus Emlichheim, der 1860 bis 1863 Lehrer der Volksschule in Ringe bei Emlichheim gewesen war, an Naber geschrieben: "Schon oft hatte ich das Vornehmen, Ihnen zu schreiben. Ich habe es nicht getan, weil ich Angst hatte, Sie könnten mein Schreiben falsch beurteilen. ... Es ist sicher so, daß in der Kirche des Herrn auf Erden die Glieder einander brauchen. Die Glieder müssen einander dienen. Einst, in der triumphierenden Kirche werden wir vollkommen eins sein. Kommen Sie denn, wir wollen an der Einheit arbeiten, dann können wir auch um Einheit beten. ... Von der Geheimhaltung unserer Korrespondenz können Sie versichert sein. Mein Arbeitszimmer verrät nichts - und kein anderer Mensch weiß etwas (von meinem Schreiben)".
Am Sonntag, dem 13. Januar 1878, legten Arend Naber und Elisabeth, geborene Hindriks, zusammen mit ihrer Tochter Gertrui, der späteren Frau Bielefeld in Tinholt, in der altreformierten Kirche in Wilsum ein öffentliches Glaubensbekenntnis ab. Damit wurde der Übergang in die altreformierte Gemeinde vollzogen. Ein Sohn der Familie war gerade erst zwölf Jahre alt. Pastor Stroeven hielt in einer bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche die Predigt über 1. Samuel 2,30: "Wer mich ehrt, den will ich auch ehren". Der reformierte Pastor Haring predigte an diesem Vormittag über Jesu Wort an seine Jünger aus Johannes 6,67: "Wollt ihr auch weggehen?" Beide Pastoren predigten in Niederländisch!
Nach dem Übertritt Nabers zur altreformierten Gemeinde war seine Predigttätigkeit in den umliegenden Ortschaften erledigt. Er widmete seine Kräfte der altreformierten Gemeinde Wilsum. Hier nahm er neun Jahre lang, von 1877 bis 1886, als "lehrender Ältester" jeden Sonntag den Predigtdienst wahr. Außerdem erteilte er sämtlichen Konfirmandenunterricht. Er wurde 1882 zum Kurator der altreformierten Theologischen Schule in Veldhausen ernannt. Hier wurden zu der Zeit die meisten altreformierten Pastoren der Grafschaft und Ostfrieslands ausgebildet. 1886 erkrankte Naber ernsthaft an Gelbsucht. Seine Kräfte sanken dahin. Er bat den Kirchenrat, er möge einen Pastoren berufen. Er glaube von sich nicht mehr, daß er noch wieder arbeitsfähig werden würde. Naber sollte recht behalten. Am 24. März 1887 starb er.
Es hat in seinem Leben an Widerwärtigkeiten und Schmähungen nicht gefehlt. Von den sechs Kindern starben vier in frühestem Kindesalter. Besonders in den ersten Monaten, als er die Landeskirche verlassen hatte, mußte er viele Gehässigkeiten erdulden. Naber hielt seine Predigten im Stil der damaligen Zeit. Auf eine Einleitung folgte die Auslegung des behandelten Schriftwortes oder im zweiten Gottesdienst am Sonntag die Auslegung der Fragen aus dem Heidelberger Katechismus. Jede Predigt endete mit der "Toepassing", der Anwendung des Gehörten auf das tägliche Leben. Die Auslegung der Schrift war sehr ausführlich. Es ging Naber nicht zuerst darum, ein erbauliches Wort zu sagen.. Er sah es als seine Aufgabe an, Gottes Wort auszulegen. Vielfach notierte Bibelstellen in seinen handschriftlichen Predigten beweisen, daß er "Schrift mit Schrift verglichen" hat.
Eine Übersicht über die Entwicklung der Gliederzahlen der altreformierten Gemeinden in der Grafschaft zeigt, daß der Schuster Naber in seiner Zeit "Pastor" der kleinsten Gemeinde war. Anders als Harm Hindrik Schoemaker (1800-1882) aus Haftenkamp bei Uelsen oder Jan Berend Sundag (1810-1893) aus Samern bei Schüttorf blieb er von 1838 bis 1878, genau vierzig Jahre lang nach der Abscheidung von 1838, als Oefenaar in der reformierten Kirche tätig, und vollzog erst im letzten Quartal des vorigen Jahrhunderts den Wechsel zur altreformierten Kirche. Da er durch seine Predigtdienste fast in der gesamten Niedergrafschaft bekannt geworden war, ist zu vermuten, daß eine ganze Reihe seiner Zuhörer seinem Vorbild folgte und ihre Kirche wechselte.

Gerrit-Jan Beuker (gekürzt)

Datenbank

Titel Familie Boerrigter et al.
Beschreibung

Daten der Familie Boerrigter aus Getelo in der Grafschaft Bentheim mit Anverwandten et al.



Hochgeladen 2023-01-06 18:55:19.0
Einsender user's avatar Jan-H. Boerrigter
E-Mail boerrigter@t-online.de
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Herunterladen

Der Einsender hat das Herunterladen der Datei nicht gestattet.

Kommentare

Ansichten für diese Person