Günter Alfred CHALL

Günter Alfred CHALL

Eigenschaften

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Name Günter Alfred CHALL
Beruf Journalist

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 1. Mai 1930 Danzig nach diesem Ort suchen
Tod 15. Februar 1999 München nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

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Notizen zu dieser Person

Am 1.1.1966 nach München gegangen. 1968-70 in Offenburg / Lahr.

Gespräch mit Papa am 4.1.1999: Ort: München
Annemiek war auch dabei.

Papa war schwer erkrankt und es war klar, dass er bald sterben wird.
Er ist dann am 15.2.19999 gegen Nachmittag am Lymphdrüsenkrebs gestorben.

Papa wurde am 1.5.1930 um 15:00 Uhr in der Heiligen Geist Gasse 58 in Danzig geboren. Das ist in der Nähe der Marienkirche. Bei seiner Geburt zogen die Kommunisten am Haus vorbei und sangen die Internationale. Am 28.21945 kamen die Russen nach Danzig. Die Familie flüchtete ohne etwas mitnehmen zu können. Die Familie hatte zuletzt in der Holzgasse 10 in Danzig gelebt. Heute ist das ein Parkplatz. Das Haus war den Bomben zum Opfer gefallen.

Die Familie stammt aus dem Chall´schen Zweig aus Berlin. Die Brüder von unserem Vorfahren Friedrich Herbert Chall, der mit 36 Jahren starb und Architekt war, waren Juristen.

Neben dem Danziger Domizil hatte die Familie in Glettkau/Jelitkowa, südlich von Oliwa eine Gaststätte in dem Seebad. Es war eine Seeterasse zum Strand mit angrenzendem Park, ca. 2-3 km von Zoppott entfernt. Das Bad gibt es nicht mehr. Es wurde abgebrannt. Die Gaststätte hatte ca. 150 Plätze.

Mit dem Eindringen der Russen wurde unsere Tante Evelyn 45x von den Russen vergewaltigt. Sie und der Vater wurden zunächst von den Russen verschleppt. Auch Papa sollte nach dem Osten geschickt werden. Dies war kurz vor seinem 15. Geburtstag. Er musste zur Zwangsarbeit aufs Feld. Papa durfte dann am 8.5.45 nach hause. Es gab nichts zu essen, auch sonst gab es nichts. Papa zog mit einem Freund durch die ausgebombten Keller , um Brauchbares zu suchen. Sie öffneten Kartoffelmieten. Papa erzählte noch etwas von „Affenfett“, weiß aber nicht mehr, was er damit meinte.
Der Vater von Anna Margarethe Klein, unserer Großmutter starb mit 43 Jahren am Kehlkopfkrebs. Anna Margarethe lebte vom 1.8.1902 -3.2.1957. Todesursache war Unterleibskrebs.
Sie hatte 3 Brüder:
Paul ,der war zuerst Kommunist, später SA-Mann. Er war der 7.Nazi in Zapott. Er sei mit um 1939 am Überfall auf die Polen beteiligt gewesen. Paul war Hardliner, Hotelchef in Gedingen und später Polizeichef von Heidlerrode/ Czensch und hat Menschenrechtsverletzungen begannen. Er wurde als Kriegsverbrecher gesucht, aber nie gefunden. Papa sah in nach Kriegsende auf der Halbinsel Hela. Er wurde Koch in der Kriegsgefangenschaft, tauchte in der Wehrmacht unter und lebte später in Braunschweig.
Otto Klein war erst in der SS. Er sei später ausgetreten.
Willi Klein, der jüngste war Soldat. Er kam nach Danzig als alle mittlerweile weg waren. Er suchte die Familie und fand sie in Mecklenburg wieder auf der Flucht in Viersen. In Mönchengladbach ist er 1946 gestorben. Fiel auf der Straße am Herzschlag tot um. Willi hatte zwei Kinder. Werner und Marianne. Marianne musste Papa Nachhilfe geben, da sie eine Leseschwäche hatte. „Das vergess ich nie“

Die Eltern von Papa seien unpolitisch gewesen. Unser Großvater wollte nie in die Partei, fand lange keine Arbeit. Als Papa 5 Jahre alt war, wollte er in die HJ. Die Musik imponierte ihn sehr. Seine Eltern verboten es ihm. Später sollte er per Zwang in die HJ. Zweimal war er bei einem Lager, konnte jedoch dem entweichen durch den Wechsel zwischen Danzig und Glettkau. Als Goebbels nach Danzig kam, Papa war 5 Jahre alt, musste erschon um 4:00 Uhr an der Straße Spalier stehen. Da war die Begeisterung weg. Mit 10 Jahren war er zwangsweise Mitglied, sonst hätte er in eine Erziehungsanstalt gemusst, konnte durch den Saisonwechsel den treffen ausweichen. Im Winter ging er in Danzig zur Schule, der St. Johan-Schule. Dies sei eine Eliteschule gewesen. Im Sommer besuchte er das Gymnasium in Oliwa. Er meldete sich ständig um, bis die Bürokratie es mitbekam, war er wieder weg. Einmal wurde sein Schwänzen entdeckt und er musste zum Strafappell.

Zur „Challschen Linie“ :
Der Großvater von Papa, Friedrich Herbert Chall, wurde von seiner Familie in Berlin, die Juristen waren wegen seines Berufes als Architekt nicht anerkannt. „Nase gerümpft“. Sein Vater lernte Koch und auch Kellner.

Papa musste als Kind in der Gastwirtschaft mitarbeiten. Es sei schwere Arbeit gewesen, sie hätten 100 -derte von Gästen gehabt und es habe oft nichts Gescheites an Getränken für sie gegeben.Sie hatten 1-2 Angestellte. Ein Getränk kostete 28 Pfennig. Der Kellner verdiente 10% da. Am Wochenende hatte sie einen Reinverdienst von 100,- Mark. Er sei oft mit Tabletts mit 20-30 Gläser durch die Reihen gegangen. Er habe immer gerne gearbeitet und sei ein workaholic gewesen. (Stimmt!)
Inge (Tante Evelyn) war Flakhelferin in Ostpreußen. Als der Krieg sich dem Ende neigte, begann sie Fahnenflucht und lebte versteckt. Auf der Flucht nach Danzig, sei sie vom LKW runter gesprungen und habe sich den Fuß angebrochen. Eigentlich hatten sie Plätze auf der Gustloff, um evakuiert zu werden. Dies klappte nun nicht. Das Schiff wurde vom Torpedo getroffen und sank. 5000 Menschen ertranken.

Als Papa 14 Jahre alt war sah er in der Danziger Allee eine ganze Reihe aufgehängter Soldaten mit Schildern um den Hals. Seine Mutter und Helga (Trixi) seien von den Vergewaltigungen verschon geblieben. Auf der Flucht von Berlin nach Hamburg luden sie Amerikaner zum Essen ein. Sie hätten versucht, seine Mutter zu vergewaltigen, aber ihm sei es gelungen, dies zu verhindern. (Papa hatte eine sehr innige Beziehung zu seiner Mutter)

Noch in Danzig ernährten sie sich von ausgebuddelten Kartoffeln. Deutsches Geld war wertlos, polnisches bekamen sie kaum. Mit 15 jahren musste Papa Leichen bergen und begraben. Er wurde traumatisiert, musste sich übergeben, hatte 20 Jahre lang Alpträume.
Er hat Pferde begraben, sah Menschen am Straßenrand sterben. Sah Ertrunkene beim Danziger Kranentor. Seine Mutter trat in etwas Schwarzes. Es war ein menschlicher Brustkorb, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Der Ziehwagen war kaputt und wurde später geklaut. Um an Geld für die Flucht ( 25 Sloty pro Person für den Zug) zu kommen, streifte er durch die Wälder. Er fand Filzstiefel von der Wehrmacht. Es waren neue, aber nur die rechten. Auf dem Schwarzmarkt verkauften die Eltern diese. Er bestahl mit seinem Freund die Polen, wo es nur ging. Auf dem Flüchtlingsstrom gingen viele Kinder verloren. Einmal sagte eine polnische Familie, wenn ihr ein Kind findet, bekommt ihr 5 Brote. Papa sollte 2 x erschossen werden.
Einmal: Er war mit einem Freund im Keller einer zerstörten Fabrik, die Marmelade produziert hatte. Sie fanden eingemachtes Obst, aßen davon und wollten einen Eimer mitnehmen. Sie wurden erwischt. Ein russischer Soldat, mongolischer Abstammung, ca. 17 Jahre alt, wollte ihn auf der „Flucht“ erschießen. Papa rannte im Zickzack weg. Die Kugeln pfiffen ihm um die Ohren.
Beim anderen Mal: Wurde er auf der Straße geschnappt. 100te Leute sollten zur Zwangsarbeit verschleppt werden, er auch. Er floh 2 Minuten später. Sie schossen hinter ihm her. Papa flüchtete von Berlin nach Braunschweig, Bielefeld, brauchte bis Juni 1945 mehrere Wochen bis er den Wester erreicht hatte. eist ging die Flucht über Güterzüge und sehr viel zu Fuß. Sie waren zwischen den Fronten, die Russen, die nach dem Westen drangen, die Amis, die nach dem Osten strebten. In Berlin versuchten sie 3x die Stadt zu verlassen. Dannl versuchten sie es mit einem Zug nach Wernigerode in den Harz. Sie wussten nichts von der Demarkationslinie.. Die Russen kannten sich auch noch nicht so gut aus. Sie bekamen den Rat über den Ilsow-Bach (?) zu gehen, den sie befolgten. Im westen nahm sie ein jeep der Engländer mit. Sie wirkten freundlich und brachten sie ins Aufnahmelager nach Harzburg. Es war ihnen gelungen als Familie auf der Flucht beisammen zu bleiben, auch mit seiner Schwester Inge. Auf Umwegen sind sie nach Hamburg gekommen. Sie waren erst im Lagen, dann im Bunker in Hamburg Winterhude in der Rehmstraße. Dort konnte er wieder zur Oberschule „Heinrich Hertz-Schule“ in den Grasweg gehen (Januar 1946). Durch die Flucht verlor er ein Jahr. Er schaffte nicht die Versetzung zu Ostern. Er wurde von seinen Mitschülern sehr stark gehänselt. Meist war es ihm egal, nach dem was er erlebt hat. Einmal sagte ein Mädchen zu ihm“ Du Placke“, da habe er zurück geschlagen. Später habe er in Hamburg in der Möwenstraße gewohnt.
Die Nachbarn seien großkotzig gewesen, Eltern des Hausbesitzers Reinhold Escher, der war der „Vater“ von der Comicfigur „Mecki“.
Papa hat Abi gemacht, Prüfungsfächer waren Englisch, Französisch und Latein.

Seine Schwester Inge arbeitete in Hamburg im englischen Offizierskasino, im Hotel Atlantic, lernte dort ihren Mann Chris kennen. Sie verlobten sich in Hamburg. Als er aus dem Militär entlassen wurde, folgte sie ihm nach England.
Papa lebte später in Barmbek in der Ortrudstraße mit seinen Eltern. Er studierte und kellnerte nebenbei in Övelgönne. Es war nahe der Treppe, die nach Altona hoch geht. Dort war er für die Bedienung zweier Terrassen zuständig. Es sei sehr schwer gewesen, auf Kies zu laufen.

Helga, seine jüngste Schwester lernte einen zwanzig Jahre älteren Mann kennen. Sie „haute mit ihm ab“. Papa kannte ihn nicht. Seine Eltern seien gegen diese Beziehung gewesen. Dann
Starb seine Mutter.

Er lernte meine Mutter (Hildegund Chall) kennen. Sie war seine große Liebe. Er war völlig unerfahren, im Umgang mit Frauen. Sein Vater war Protestant, seine Mutter Katholikin. Deshalb war er auch katholisch. Er habe jetzt mit der Kirche nichts mehr zu tun. Als Journalist habe er zu viel Negatives mitbekommen.

Zu seiner Mutter Anna M. Klein. Sie hat Konditorin gelernt. Als sie 9 Jahre alt war, sei die Kaiserin Auguste Viktoria zu Besuch gekommen. Sie habe ihr ein Gedicht aufsagen müssen.
Seine Mutter habe als junge Frau sehr gut ausgesehen. Sie mochte von seinem Vater nicht untergeharkt werden. Sie habe damals als Modell Werbung gemacht.

Zu Sebastian sagte er, er sei um 1970 geboren in Laar im Schwarzwald. Er habe der Adoption zugestimmt, da er auch unsicher sei, ob er der tatsächliche Vater sei. Seine Mutter sei Erzieherin gewesen. Er sei dann weggegangen, da ihm die Stadt zu klein gewesen sei. Er hätte dort Chef der Zeitung werden können, fing dann lieber in München bei der Abendzeitung an.

Karin habe er 1977 geheiratet. 1971 habe er sie kennen gelernt.. Es war eine Doppelhochzeit. Helga habe auch geheiratet.

Im Gespräch idealisiert er seine Mutter. Sie sei für ihre Kinder aufopferungsbereit gewesen. Sein Vater sei ein Egoist gewesen. Er habe mit ihm eine gespannte Beziehung gehabt.

Papa sagte, meine Mutter hätte seine Mutter nicht mehr kennen gelernt. Seinen Vater habe meine Mutter nicht gemocht. (Er war Alkoholiker).

Zum Vorwurf, mein Vater sei in Ehe mit meiner Mutter fremdgegangen, meinte er, das wäre zu Kennedy´s Tod gewesen. Er habe 4 Tage Tag und Nacht in der Redaktion zugebracht und sei auf der Reeperbahn nur gewesen, um sich Hähnchen und Alkohol zu holen.

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Titel Die Familien Bartels und Ofer
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Hochgeladen 2013-04-11 17:20:02.0
Einsender user's avatar Jörn Bartels
E-Mail joern.bartels@web.de
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