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Geschichte des Dorfes Hühnerfeld
Autor: aus:Lage und Geschichte des Bergannsdorfes Huehnerfeld, S 48 11 14 - 1 02, Service civile international, mit freundlicher Genehmigung der SCI Internatinal Archives
Angaben zur Veröffentlichung: Eine Urkunde aus dem Jahr 1729, unterschrieben von dem Grafen Friedrich Ludwig zu Ottweiler, erzählt folgendes : Auf dem Höhenzug zwischen dem Sulzbach- und dem Fischbachtale, auf dem sich heute Hühnerfeld ausbreitet, lag ein Hochwald. Am Trenkelbach hielt sich Heinrich Frisch aus Schiffweiler auf. Er wird Holzhauer und Landwirt gewesen sein und die Äcker und Wiesen bewirtschaftet haben, die innerhalb des Waldes lagen. Wahrscheinlich wohnte er in einer ärmlichen Hütte. Nun war er bei dem Grafen in Ungnade gefallen, denn wir lesen in einer Urkunde, daß dieser ihn aus wichtigen Ursachen dort nicht länger dulden wollte. Vielleicht hatte Frisch seine Pacht nicht regelmäßig bezahlt, vielleicht hatte er im Wald gewildert oder im Fisch- oder Trenkelbach gefischt oder sonst irgend etwas getan, war dem Grafen mißfiel. Er ist ja nicht sein eigener Herr auf eigenem Grund und Boden gewesen, sondern der Graf war der Herr und Frisch nur der auf Schritt und Tritt in enge Fesseln geschnürte Pächter. Es wurde ihm gekündigt und er mußte sein Leihgut verlassen. Damals lebte in der hiesigen Gegend ein Mann, der vom rechten Rheinufer gekommen war. Er stammte aus der Umgebung von Darmstadt. Es ist unbekannt, was ihn in die Saarbrücker Lande geführt hatte. Vielleicht verdiente er seinen Lebensunterhalt als Holzhauer oder Köhler oder auch als Bergmann, denn schon damals grub man seit langer Zeit bei Sulzbach Kohlen. Ja, die ältesten Gruben scheinen sich hier am Abhange des brennenden Berges befunden zu haben, und sie sind urkundlich im 16.Jahrhundert nachweisbar. Allerdings war die Gewinnung der Kohle eine regellose Wühlerei am Ausgehende der Flöze. Bis zum Jahre 19820 waren sämtliche Gruben noch Stollenbaue. Tiefbauschächte und Dampfmaschinen kamen erst von 1830 an in Betrieb. Dieser Mann hieß Peter Obermann. Als er davon hörte, daß Heinrich Frisch das Leihgut am Trenkelbach aufgeben mußte, bat er den Grafen Friedrich Ludwig, es ihm und seinen Nachkommen als Erbbestand zu überlassen. Der Graf erfüllte seinen Wunsch. Am 1.Dezember 1705 übertrug er ihm und seinen Nachkommen die Äcker und Wiesen zur Bewirtschaftung. Peter Obermann erbaute sich in der heutigen Hofstraße ein Haus mit Zubehör. Er besaß einen Garten, Wiesen im Trenkel- und Fischbachtale und Ackerland um den Hof herum. Seine Kinder vergrößerten das Leihgut immer mehr und aus einer späteren Urkunde erfahren wir, daß sie auch Land bei Friedrichsthal bewirtschafteten, das im Jahre 1723 durch denselben Grafen Friedrich Ludwig am Fuße des Bildstockes als Glashütte angelegt worden war und von dem Namen des Gründers seinen eigenen Namen erhalten hat, also mit Hühnerfeld fast gleichen Alters ist. Spätestens seit dem Jahr 1705 besteht demnach Hühnerfeld. Das ist die erste Angabe darüber, die uns geschichtlich verbürgt ist. Bis etwa zum Jahr 1860 waren zwei Häuser der Obermanns und die inzwischen erstandenen drei Häuser auf dem "Häuschen" die einzigen Anwesen in Hühnerfeld. Wie alte Einwohner angeben, bauten um diese Zeit die Obermanns neue Häuser, die der Porten, Ludwig Obermann und Friedrich Zeitz. 1867 entstand das jetzige Wohnhaus der Familie Martin Ulrich. Von 1874 an kamen die ersten Familien von auswärts nach Hühnerfeld : Holz, Otto, Reuter und Gräber, die sich an der Frühlingsstraße ansiedelten. Von da ab wuchs der Ort zusehends. Die Pfalz, die untere Saar, der Hochwald und die Eifel führten ihm andauernd neue Einwohner zu. Es war die Zeit der aufblühenden Industrie. S 48 11 14 - 1 04 Am 2.Januar 1877 wurde die erste Schule eröffnet. . . . 1927 hatte Hühnerfeld einen Einwohnerstand von 2.500 Seelen. Inzwischen ist diese Zahl gewaltig gestiegen. Hühnerfeld hat heute 4.500 Einwohner zu beherbergen. Die Bautätigkeit entsprach in keiner Weise dem Bevölkerungszuwachs. Die Wohnverhältnisse sind heute bedeutend schlimmer als früher, aus dem Wohnungsmangel ist eine Wohnungsnot geworden, aus dem Mißstand wurde ein Elend. Viele junge Leute können nicht heiraten, weil einfach keine Wohnung zur Gründung eines neuen Haushalts zur Verfügung steht. Junge Ehepaare müssen mit einem Zimmer vorlieb nehmen, Kinderreiche Familien sind auf Speichern zusammen gepfercht und kranke Leute müssen in feuchten Kellerwohnungen leben. Zu alle dem tritt ein weiterer Umstand hinzu. Etwa dreißig Prozent der Häuser in Hühnerfeld sind Eigentum der 'Regie des mines de la Sarre'. Sie stehen den Bergleuten zu verhältnismäßig billiger Miete zur Verfügung. Allerdings - und jetzt kommt der Haken - nur so lange, wie sie auf der Grube arbeiten können. Wenn sie alt sind, entzieht man ihnen die Wohnung und sie werden zu Wohnungssuchenden. Wenn man sich diese Erscheinungsformen der Wohnungsnot, die in Wirklichkeit schlimmer sind, als sie nach der Schilderung zu sein scheinen, mit dem ewigen Wunsch des deutschen Arbeiters , einmal ein eigenes Häuschen zu besitzen, gegenüber gestellt denkt, kann man erst richtig verstehen, wie dieses Elend auf den Bergmann Hühnerfelds wirken muß. Wenn 1927 die Aussichten auf die Möglichkeiten eines Wohnungsbaus gering waren, so ist dies heute für den Arbeiter gänzlich ausgeschlossen.
Kurztitel: SCI int. Archives
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Reinhard
Zeitz
