Jakob Christoph SCHERB

Jakob Christoph SCHERB

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Jakob Christoph SCHERB
Beruf Arzt, Pionier der Pockenimpfung, Regierungsrat, Altrat

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 26. August 1736 Bischofszell nach diesem Ort suchen
Tod 1. März 1811 Bischofszell nach diesem Ort suchen
Heirat 15. Dezember 1761 Sitterdorf nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
15. Dezember 1761
Sitterdorf
Anna Magdalena DALLER

Notizen zu dieser Person

Unter den siebzig Häusern, die im Jahre 1743 dem Stadtbrand von Bischofszell zum Opfer fielen, befand sich auch dasjenige des Doktors Scherb. Obwohl er schon einundachtzig Jahre zählte, beauftragte er umgehend die Gebrüder Grubenmann, ihm ein Doppelwohnhaus zu erstellen, dessen eine Hälfte er «Zum Rosenstock», die andere «Zum Weinstock» nannte. Scherb liess die beiden «Stöcke» für zwei seiner Söhne bauen, die ebenfalls Medizin studiert hatten. Einer war Spitalmeister, der andere praktizierte im Städtchen. Diesem Stadtarzt war am 26. August 1736der Sohn Jakob Christoph geboren worden, der also den Stadtbrand alssiebenjähriger Knabe erlebte. Er setzte die Berufstradition seiner Familie fort und wurde sozusagen der Mittelpunkt der Scherb'schen Ärzte-Dynastie, denn wie sein Vater und Grossvater vor ihm, so widmeten sich sein Sohn und Enkel nach ihm dem Dienst an den Kranken. Darum spricht man, in Anlehnung an Askiepios, den griechischen Gott der Heilkunde, zu Recht von der «asklepischen Familie». Bei Jakob Christoph nun, einem stillen Knaben, zeigte es sich schon früh, dass er ausserordentlich begabt war, weshalb ihn seine Eltern beizeiten schulen liessen. Pfarrer Däniker unterrichtete ihn in Griechisch, Pfarrer Locher aus Sitterdorf in Latein, und bei Diakon Waser befasste er sich mit Metaphysik und Literatur. Seit dieser Zeit blieb Klopstocks «Messias» lebenslänglich sein Lieblingsbuch. Mit fünfzehn Jahren zog Scherb nach Zürich, wo er nach dem Zeugnis eines Lehrers seinen öffentlichen und privaten Unterricht über Mathematik, Physik und Medizin fleissig besucht und mit grossem Scharfsinn auch den Einzelheiten nachgeforscht habe. Mit einigen Freunden machte er im Jahre 1753 eine Reise durch die Ostschweiz und Graubünden in den Tessin. Dem genau geführten Tagebuch ist zu entnehmen, dass die Jünglinge überall naturkundliche Beobachtungen anstellten und alles Sehenswerte aufsuchten, so auch die Kristailhöhle der Kobelwiese. Nachdem sich Scherb genügend für das Hochschulstudium vorbereitet hatte, studierte er an den Universitäten Leiden, Berlin und Tübingen. Obwohl sein Vater unterdessen gestorben war und er dessen Praxis gleich hätte übernehmen können, ging er zuerst noch an die Universität Montpellier und erwarb sich dort den Doktorhut. Darauf kehrte er nach Bischofszell zurück und trat in die Fussstapfen des Vaters. Jakob Christoph Scherb hörte nicht auf zu forschen, und ihn interessierte nicht nur die engere Fachwissenschaft. Den befreundeten Chorherrn Nikolaus Meyer regte er zu entomologischen und botanischen Studien an, half ihm beim Anlegen einer Insekten sammlung und würdigte ihnnach seinem Ableben in einem in Zürich gedruckten «Denkmal auf HerrnNicolaus Meyer von Luzern». Am engsten befreundet war Scherb mit seinem ehemaligen Lehrer Felix Waser, der unterdessen Pfarrer geworden war und dessen «Waserbüchlein» als eines der ersten Lehrmittel weit herum verbreitet war. Beide Männer bemühten sich um bessere Schulen undum das geis­tige Leben ihrer Mitbürger. Beide waren auch massgeblichan der Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft Bischofszell beteiligt. Als Arzt ging Scherb neue Wege. Statt Pillen und Mixturen zu verschreiben, forderte er in erster Linie hygienische Massnahmen: Frische Luft, Reinlichkeit und Körperpflege. Um seine Forderungen bekannt zu machen, fasste er den umfangreichen, kompliziert geschriebenen medizinischen Ratgeber von Tissot und Unzer in eine leicht verständliche Form. Dieses Büchlein mit dem Titel «Kurze Anleitung zu Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit insofern beydes ohne medicinische Hülfe erhalten werden kann» gab er 1783 heraus. Es gilt als eine der ersten populärwissenschaftlichen Schriften der Schweiz. Scherb ist auch ein Pionier der Pockenimpfung. Darüber schrieb der Bischofszeller ebenfalls ein Buch und warb darin mit Leidenschaft für die prophylaktische Ansteckung. Er impfte etwa tausend Kinder und versuchte stets, auch die Gegner der Methode vom Segen der Impfung zu überzeugen. In jenen Jahren gab der «tierische Magnetismus» des Franz Anton Mesmer in Ärztekreisen viel zu reden. Pfarrer Waser war in Zürich Augenzeuge einer magnetischen Behandlung gewesen und erzählte seinem Freunddavon. Doktor Scherb, allem Neuen gegenüber aufgeschlossen, interessierte sich nun sehr für den Mesmerismus. Er liess sich durch einen Genfer Pfarrer, der damals in Arbon weilte, in die Methode einführen und wandte sie bei einigen Patienten an. Wenigstens in einem Fall hatte er offensichtlich Erfolg. Das war ihm aber zu wenig, und er gab diese Behandlungsart wieder auf. Als sich 1789 die «Gesellschaft für korrespondierende Ärzte und Wundärzte» bildete, gehörte Scherb zu den Gründern. Er schrieb auch verschiedene Beiträge für die Fachschrift, die die Gesellschaft herausgab. 1794 kehrte sein gleichnamiger Sohn, der an der berühmten Karlsschule zu Stuttgart studiert hatte, nach Bischofszell zurück. Vater Scherb übergab ihm die Praxis und widmete sich nun politischen Ämtern undSchriften. Es war die Zeit der Umwälzung. Die Schlagworte der Französischen Revolution weckten auch in Bischofszell grosse Hoffnungen. Die Stadt hatte, wie Arbon, immer noch den Bischof von Konstanz als Oberherrn. Daneben war sie auch den Eidgenossen untertan, als deren Vertreter der Landvogt in Frauenfeld sich gelegentlich um sie kümmerte. Wenn der Bischof oder dessen Statthalter, der Obervogt, etwas Unangenehmes verlangte, sagten die Bischofszeller Magistraten, sie seien eidgenössisch; wenn aber der Landvogt ihnen etwas befahl, hiess es, der Bischof sei ihr Herr. Untertanen waren sie so oder so, und darum verlangten viele Bürger stürmisch das Neue, andere wollten am Altvertrauten festhalten. Räte und Bürger führten heftige Diskussionen. Scherb begrüsste die neuen Parolen, stand aber, von allen hoch geachtet, vermittelnd zwischen den Parteien. Im Auftrag des Rates verfasste er zwei Bittschriften. Den damals in Meersburg residierenden Bischof bat er um Freilassung, die in Frauenfeld versammelten eidgenössischen Standesherren um Vereinigung mit demThurgau. Die Tagsatzung entsprach dem Gesuch. Der Bischof gab allerlei zu bedenken, doch enthoben ihn die Ereignisse einer formellen Freilassung. Frankreich dekretierte die Helvetik. Scherb amtete in dieserZeit als Distriktstatthalter und wurde 1803 in den Regierungsrat gewählt, der damals neun Mitglieder zählte. Tonangebend in dieser Behörde war das Trio Morell, Anderwert und undFreyenmuth. Diese Männer waren alle bedeutend jünger als Scherb, doch schätzten sie die Mitarbeit ihres älteren Kollegen und willigten nur ungern in seine Demission ein, die er schon nach vier Jahren einreichte. Auch als Präsident des seit 1804 bestehenden Sanitätsrates trat er damals zurück. Altersbeschwerden machten ihm zu schaffen, darumhielt er sich fast nur noch im Kreis seiner Familie auf. So lange esging, las er eifrig medizinische, religiöse und andere Schriften. Erstarb am 28. Februar 1811, die Gattin, sechs Töchter und sechs Söhnehinterlassend. Derjenige, der die Arztpraxis seines Vaters weiterführte, pflegte enge Freundschaft mit Pupikofer und mit der Familie Lassberg auf Eppishausen. Der letzte Arzt aus der Scherbenfamiie war, wiesein Grossvater, auch Regierungsrat, aber ebenfalls nur kurze Zeit, von 1864 bis 1869. Arzt: Verfasser der Schrift "Ueber die Einpfropfung der Pocken" (1779)

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Hochgeladen 2023-04-26 02:48:13.0
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