Notizen zu dieser Person
Erst ab 1847 gibt es in Worbis eine ev. Gemeinde. Ältere ev. Gemeinden der Umgebung sind die von Leinefelde und von Gernrode.
Der ehemalige Worbiser Bürgermeister Theo Bauer informiert mich beim Gespräch am 18.10.1999, dass das Amtsgericht 1862 in das renovierte Gebäude des einstigen Zisterzienser-Klosters neben der Antoniuskirche zog (zuvor im Rathaus an der Amtsstraße).
Das Kreisarchiv in Heiligenstadt enthält die Standesamtakten von Worbis erst ab 1890 (-1923; Verbleib der älteren unbekannt). Enthalten und evtl. noch durchzusehen sind:
- Amtsblätter der Zeit, in denen die Einsetzung eines Richters gemeldet werden sollte.
- Zeitungen mit Worbisteil aus der Zeit, die evtl. auch Meldungen Hermann Seidler betreffend enthalten könnten.
Akten des Amtsgerichts aus der Zeit könnten im Staatsarchiv (Erfurt?) vorhanden sein.
- Anruf von Frau Kaupa vom Amtsgericht Worbis (Ohmberg 48, Tel. 036074/ 94569) am 10.11.1999: Sie hat im Archiv in Worbis keine Unterlagen aus der Zeit des Hermann Seidler. Sie schlägt vor, beim Stadtarchiv in Mühlhausen/Thür. nachzufragen (wohl weil H.S. dorther stammt) oder auch an das Staatsarchiv in Weimar. Ich bin unsicher, ob sie selbst im Kreisarchiv Mühlhausen/Thür. nachgefragt hat.
Jurasstudium in Göttingen. 1848 Burschenschafter - großdeutsch gesinnt, "Palisadenkämpfe". In den 70er Jahren als Richter später als königl. Kreisgerichtsrath am Kreisgericht in Worbis tätig, das seit 1862 im renovierten Gebäude des einstigen Zisterzienser-Klosters neben der Antoniuskirche umgezogen war. Mit dem streng katholischen Umfeld in Worbis gab es reichlich Reibungsflächen; politisch insbesondere mit dem Landrat. Er kam schließlich als Landrichter an das Landgericht in Cottbus - angeblich strafversetzt. Wohl in diese Zeit fällt seine Klage gegen den Preußischen König Fr. Wilhelm IV. Den Prozess soll er kurz vor seinem Tode gewonnen haben. Die Prozessschrift, die Lucie Seidler/Haber besaß, ging bei einem Bombenangriff auf Berlin verloren. Er hat Pamphlete drucken lassen des Inhalts: Recht muß Recht bleiben. Dann musste er als Amtsrichter nach Crossen/Oder, weiter prozessiert, dann 1890 zwangspensioniert bekam er nur 60% der Bezüge eines Amtsrichters. In Landsberg/Warthe machte er nun eine Anwaltspraxis auf, die jedoch vorwiegend aus dem Türschild bestand. Er wohnte 1900 in der Friedeberger Str. 26. Um 4 Uhr stand EHS auf, war um 5 im Büro, um 7 mussten die 3 Töchter am Frühstückstisch sitzen.
EHS besaß 10 Morgen Land in Mühlhausen/Thür. Georg Salge hat später die beiden Drittel der Erben Hertha Pilgram und Lucie Seidler gekauft. Friedel Salge das Land schließlich ihrem Patenkind Annemarie Haber vermacht, die es zu DDR-Zeiten für einen Spottpreis veräußerte. Mit ausreichendem Vermögen machte EHS Reisen in die Schweiz und Italien, jedes Jahr.
EHS war Humanist. Er wusste mannigfach griechische und deutsche Zitate anzubringen. Als Freund hatte er den Pfarrer Rackwitz, der Kommunist war. Zusammen mit einem Dritten saßen sie im "Langen Darm" und verfassten Streitschriften. Als Querulant stritt er in Gesellschaft gern und schätzte dabei auch das ein oder andere Glas. Er hat seine Schwägerin (von den Kindern Tante "Clärchen" genant), die nach dem Tod der Ehefrau den Haushalt führte stets gesiezt.
Bis zu seinem Schlaganfall war EHS nie krank. Sommers und winters trug er nur eine dünne Unterhose. Er war ein eifriger Wanderer. Nach dem Schlaganfall war er blind, Lucie Seidler pflegte ihn, er starb 8 Tage später..