Notizen zu dieser Person
Erst ab 1847 gibt es in Worbis eine ev. Gemeinde. Ältere ev. Gemeinden der Umgebung sind die von Leinefelde und von Gernrode.
"Oberförster Gustav Lauprecht, dessen Portrait das vorliegede Heft dieser Zeitung bringt, ist am 17. März 1809 zu Mühlhausen in Thüringen geboren. Er absolvirte das Gymnasium seiner Vaterstadt und besuchte von 1827 an die Universitäten Heidelberg und Göttingen, um Jura zu studiren. Im Jahre 1831 wurde er Auscultator, 1833 Referendarius; 1834 trat er zur Regierungs-Carriere über. Während seiner Beschäftigung an der Regierung zu Erfurt befiel ihn ein körperliches Leiden, welches ihn nöthigte, die sitzende Lebensweise und mit ihr seinen bisherigen Beruf aufzugeben. Einer schon lange gehegten Neigung folgend, widmete er sich nun dem Forstfache, bezog 1837 die Forstakademie zu Tharand und absolvirte 1839 die vorgeschriebene Lehrzeit bei dem Oberförster Klinger zu Schleusingen, wohin ihn seine ihm kurz zuvor angetraute Gattin begleitete. Nachdem er im Jahre 1843 die Oberförster=Prüfung bestanden, mehrere Taxationen ausgeführt und sich mit der Aufstellung von Ertragstafeln beschäftigt hatte, wurde er als Verwalter der Oberförsterei Erfurt, dann (1845) an der Oberförsterei Worbis angestellt, welch' letztere er später definitiv übernahm. Daß er sie noch jetzt bekleidet, ist den Lesern dieser Zeitung bekannt. In Worbis verheirathete sich Lauprecht, nachdem er inzwischen seine Frau verloren hatte, zum zweiten Male, und zwar mit einer Württembergerin, die der alten schwäbischen Försterfamilie der Pfizenmeyer entstammt." (Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung, 50. Jahrgang (1874), S. 33)
Sicherlich lernte G.L. seine zweite Frau über berufliche Kontakte zu einem Pfizenmeyer-Förster kennen. Über diesen Weg mag er auch mit dem damaligen Herausgeber der Kritischen Blätter für Forst- und Jagdwissenschaft in Kontakt gekommen sein, dem in Hohenheim lehrenden Professor Dr. H. Nördlinger. Dieser, der anscheinend Unterlagen Lauprechts unter dem eigenen Namen im 47. Band, 2. Heft veröffentlichte, kann wohl als Initiator angesehen werden der später von G.L. selbst verfaßten und in diesen Blättern und dann in der Allgemeinen Forst- und Jagdzeitung erschienenen literarischen Arbeiten (1865-75).
"... welch' guten Klang der Name Lauprecht unter den Forstwirten Deutschlands besitzt. ... Lauprecht war bei allen seinen mühevollen und zeitraubenden Untersuchungen, durch welche er so vieles statistische Material beschafft und so zahlreiche Lücken unserer Wissenschaft ausgefüllt hat, lediglich auf seine eigene Kraft angewiesen. Allein stehend, von Niemandem unterstützt, hat er in nachahmungswerther Weise gezeigt, was auch der Einzelne mit geringen Hilfsmitteln zu leisten vermag, wenn er sich ein bestimmtes Ziel bildet und dasselbe, geleitet von der wahren Liebe zum Walde, mit zäher Ausdauer zu erreichen strebt. (Allg. Forst- und Jagdzeitung, 50. Jahrgang (1874), S. 33/34)
"Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, unseren Lesern mitzutheilen, daß der Königl. Preuß. Oberförster Herr Gustav Lauprecht in seinem Wohnsitze Worbis den 12. Juni 1875, Vormittags 10 1/2 Uhr, nach langen, schmerzhaften Leiden ruhig entschlafen ist. Das Portrait Lauprecht's , sowie Mittheilungen aus dessen Leben und literarischer Thätigkeit finden sich in der Allgem. Forst= und Jagdzeitug vom Jahre 1874. G. Lauprecht besaß einen klaren Geist, eine unermüdliche rastlose Thätigkeit im Walde und für den Wald, einen vortrefflichen Charakter und ein edles Herz. Bescheiden und anspruchslos wirkte er 30 Jahre in der Oberförsterei Worbis, von den Spitzen der Behörden vielleicht weniger bemerkt, als er es verdient hätte; aber der Segen ruht auf seiner zähen, strammen, deutschen Geistesarbeit, mit welcher er seine wissenschaftlichen Probleme verfolgte. Und so möge denn dieser edle Geist mit nach oben gerichtetem idealem Zuge die wohlverdiente Ruhe finden, welche er sich auf Erden nicht gönnte, - wir Fachgenossen und Freunde wollen ihm aber ein treues Andenken bewahren." (Monatsschrift für das Forst= und Jagdwesen, 19. Jahrgang (1875), S. 374)
1839 als Ober-Landes-Gerichts- und Regierungsreferendarius zu Mühlhausen, Oberförster in Worbis (1850, 1855, 1870). Das Lauprecht'sche Wappen, ein springender Hirsch, soll nach der Familienüberlieferung (HePi) in ein Kirchenfenster der Worbiser Kirche eingearbeitet sein. Bei einem etwas flüchtigen Durchgang durch die evangelische Kirche zu Worbis am 19.10.1999 mit der Pfarrsekretärin Frau Zimmermann habe ich einen Hirsch in den Fenstern leider nicht entdecken können.
Irmgard Rietz, dritte Frau des Enkels Hans Ulrich Lehmann-Lauprecht, erzählte: Gustav Lauprecht wäre der "Erfinder" des "Panniwaldes" (Mischwald).