(Joannes) Arnoldus MEISENBERG [MEYSENBERG]

(Joannes) Arnoldus MEISENBERG [MEYSENBERG]

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name (Joannes) Arnoldus MEISENBERG [MEYSENBERG]
Beruf Schreiner; Klavierbauer; Verleger(?)
Religionszugehörigkeit römisch - katholisch

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 24. September 1762 Merode, Langerwehe, Rheinland nach diesem Ort suchen
Taufe 24. September 1762 D'horn, Langerwehe, Rheinland nach diesem Ort suchen
Tod 8. Januar 1841 Paris, Frankreich nach diesem Ort suchen
Heirat etwa 1785
Heirat 20. Juli 1801 Paris, Frankreich nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
etwa 1785
Marie Catherine Rosalie FLAMANT
Heirat Ehepartner Kinder
20. Juli 1801
Paris, Frankreich
Marie Angelique Victorie LESUEUR

Notizen zu dieser Person

Vor ungefähr 150 Jahren wanderten zwei Vettern, die gleichen Alters waren und beide das Schreinerhandwerk erlernt hatten, von ihrem Heimatörtchen M e r o d e fort. Sie stammten aus der alten Meroder Familie Meissenberg, die heute noch dort ansässig ist. Ihr Weg führte sie über Aachen nach Belgien, wo sie in Lüttich und Brüssel bei verschiedenen Meistern arbeiteten. In Brüssel trennten sich die beiden Vettern, und während der eine von ihnen seinen Weg übers Meer nach London zog, wandte sich der andere „Arnoldus Meissenberg“ im Jahre 1784 nach Paris. In diesem Jahre schreibt er unter dem Datum „brüßelt, den 26den Mertz 1784“ seinen „hertz viell geliebter Vatter und Motter und Bröder und Verwandten und alle gude freundten“ einen Osterbrief, worin er mitteilt, daß er wieder in Brüssel bei seinem „Kammerath Johannes Joseph Klödertz“ ist „und wir sollen beide veleicht in kortzer Zeit von brüßelt hin weg marschiren nach Paris“. Besagter Kamerad Johannes Joseph Klödertz stammte auch aus seiner Heimat und war der Sohn des Schmiedes des damals noch bestehenden K l o s t e r s S c h w a r z e n b r o i c h . Es ist auffallend, daß wir hier drei Söhne einer kleinen Heimatscholle im Ausland finden. War es der Drang nach Abenteuer, der sie ins Weite führte? Eher glaube ich, war es das ernste Streben, in der Fremde, wo ihr Handwerk wahrscheinlich höher in Blüte stand, bei tüchtigen Meistern etwas Vollkommenes zu erlernen. Bei ihrem Bekanntsein mit den belgischen Grafen von Merode und dem Verkehr mit der gräflichen Dienerschaft ist es leicht erklärlich, daß sie die dortigen Verhältnisse am besten kannten und sich diesem Lande zuwandten.
Nur schade, daß sie darüber vergessen haben in ihr Heimatland zurückzukehren. Der eine der beiden Vettern Meisenberg hat noch ein paar mal von London aus geschrieben, (so u.a. daß in ganz England kein Holz an Stärke den Eichen des Meroder Waldes gleichkäme) aber später hat keiner mehr etwas von ihm gehört. Für die Heimat ist er verschollen. Arnoldus Meisenberg reiste, wie er sich vorgenommen, nach Paris. Hier war er mehrere Jahre als Klavierbauer tätig, lernte nebenbei noch Musik und gründete später, nachdem er eine Französin zur Frau genommen, eine kleine Klavierbauerei. Aber der schwere Schlag der Zeit fiel bald vernichtend in sein junges Geschäft. Die französische Revolution zog 1789 wie ein schreckliches Gewitter über Frankreich und besonders über Paris herauf und damit brachen auch für unseren Landsmann Arnold Meissenberg Zeiten der Not und Sorgen an.
Davon redet nachfolgender „ N e u j a h r s b r i e f “ , den er 1 ½ Jahre nach Ausbruch der französischen Revolution seinem Vater schickte. Der Original-Brief wurde mir bereitwillig von den alten Herren Gebrüder O f f e r m a n n in Merode, die aus der Familie Meisenberg herstammen, zur Verfügung gestellt und folgt wörtlich also:

„ Zu Paris de 1ten Jenner 1791
Mein hertzlieber Vater und liebe Mutter.

Die gelegenheit des neuen Jahrs ist mir zu günstig um es vorbey gehen zulassen ohne das wahre vergnügen zu haben es ihnen anzuwünschen und sie zu versichern der aufrichtigen geliebte (Liebe) die mache für alles was etwas zu ihrem vollkommenen Glück beytragen kann. Ich wäre sehr vergnügt gewesen mein lieber Vater und liebe Mutter, wenn ich es hätte können persönlich anwünschen und ihnen die zärtlichen gesinnungen und Zuneigungen erneuern dessen ich allezeit für sie durchdrungen bin. Dieses ist nun aber nicht möglich wegen der härte dieser Zeit und daß man nichts verdienet, dann man verdient kaum um täglich davon zu leben. Ich hoffe aber, daß die schlechte Zeit nicht mehr lange dauern wird und daß kleine Handwerk (Klavierbauerei) so ich mir angeschafft habe mir ins künftige wird vorteilhafter seyn und daß ich, meine frau und mein kleiner Sohn uns werden vergnügen können, denn meine frau theilet ihre gesinnung der zärtlichkeit und der lieb für sie, hat die größte begird (Begierde) sie zu sehen und sie zu umarmen und wir hören nicht auf, Gott zu bethen um die bewahrung ihrer tage welche uns sehr kostbar seynd. In Erwartung aber das glück zu haben sie zu sehen würden sie uns viel in diesem augenblick verbinden, wenn sie uns etwas vorstrecken könten bis daß wir unsere Waren können verkaufen, wir würden die größte erkenntlichkeit dafür haben und sie (ihnen) so geschwind als es möglich wäre wieder zurückgeben. Man hat uns gesagt, daß sich viele Leute in (nach) Aachen begeben haben und daß mein oheim und mein vetter daselbst wohnen. Sie könten uns wohl ein oder zwei fort piano (Pianoforte) verkaufen machen. Ich bitte sie lieber vater sie zu fragen ob es geschehn könnte, indem sie ihnen in unserm namen ein glückseliges neues Jahr anwünschen, wie auch alles was ihnen vergnügen kann machen und meinen Brüdern und Geschweh (Geschwister? Schwäger?) gleichfalls und sie würden einen großen Dienst leisten und wenn dieses so könnte geschehen so könten sie gleich das geld davon einziehn, welches sie die gütigkeit gehabt hätten uns vorzuschießen. Mein Meister verkauft fast auch nichts mehr, das verhindert aber nicht daß ich allzeit sehr wohl angesehen bin und wenn er bezahlt wäre von denen die ihm schuldig seynd so wäre ich nicht in dieser bedürftigkeit indem er mir dann an die hand könte gehen und es hertzlich gern thun würde.
Wir haben unserem Vetter geschrieben der zu London ist und haben keine antwort von ihm erhalten, welches uns sehr beunruhigt. Wenn sie Nachricht von ihn haben würden sie uns freude (erfreuen) uns die zu geben. Ich bitte sie inständig uns eine antwort zu schicken sobald es seyn kann. Wir umarmen sie lieber Vater und Mutter von grund unsers hertzens und bin mit allermöglichsten zärtlichkeit und Ehrerbietigkeit ihr gehorsamer und untertänigster Diener und Sohn.

Arnoldus Meissenberg

Adressiert ist der Brief: „ A Monsieur frideric Meissenberg à Herrschaft Mirauté par Aix la chapelle à Herrschaft M i r a u t é .“

Friedericus Meissenberg, der Vater unseres Arnoldus, trieb in Merode Ackerwirtschaft und war Kirchenmeister. Ob er seinem Sohn das Geld vorgestreckt hat, wissen wir nicht, ebenso wenig , ob sie mit Hilfe der Aachener Verwandten es fertig brachten, die Pariser Klaviere in Deutschland abzusetzen. Jedenfalls steht fest, daß in der späteren französischen Zeit der im Brief erwähnte kleine Sohn zu einem großen Musiker herangewachsen war, der bei feierlichen Gelegenheiten in Aachen konzertierte und es nicht vergaß, das Heimatdorf seines Vaters öfters zu besuchen und dort auch seine Kunst zeigte. Man sagt, er hätte sogar vorgehabt, ein Meroder Mädchen zu heiraten und nach Paris mitzunehmen. Aber der Vater des Mädchens hätte es wegen der weiten Entfernung nicht zugegeben.
Gewiß eine weite Strecke Landes, eine Sprachgrenze und Völkergrenze lag dazwischen und dazu die tiefe Kluft zwischen dem kleinen stillen Dorfe und der ungeheuren Weltstadt Paris. Und doch – Arnold Meissenberg, der Schreiber unseres Neujahrsbriefes, der von einer vorbildlichen Liebe und Ehrfurcht vor den Eltern beseelt ist, kühn schreitet er auf der schwanken(den) Brücke zwischen Deutschland und Frankreich zwischen Dorfidyll und Weltstadtgebraus und verliert nicht den Boden unter den Füßen. Er ward Mann und Meister durch deutschen Fleiß und deutsche Tatkraft und vergaß seine Heimat auch in der Fremde nicht ganz.

Quellenangaben

1 Kirchenbücher der Pfarre D'horn, Langerwehe, Rheinland Heimatblätter, Beilage der Dürener Zeitung, Jahrgang Nr.4, 1927, Nr.1, "Ein Neujahrsbrief von Anno 1791" (Original des Briefes ist heute verschollen!) Heiratsurkunde; Sterbeurkunde

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