Notizen zu dieser Person
Er floh aus Pätz, weil er gegen seinen Willen innerhalb der Verwandschaft reich verheiratet werden
sollte. Seine geliebte Anni (Anna Becker) aber blieb in Pätz, und nach der heimlichen Heirat mit ihr
erfuhr man dann durch den Aushang im Standesamt, daß er jetzt in Brandenburg lebte (Neuendorfer Str. 43). Dort arbeitete er als Wachmann im Flugzeugwerk. 1933 ging er zur SS, und gern wäre er in die
"Leibstandarte Adolf Hitler" aufgenommen worden, allerdings war er dafür bei der Antragstellung
ein halbes Jahr zu alt. Bei seinem persönlichen Vorsprechen bei Himmler sagte ihm dieser, er wäre
doch "auch ein prima MG-Schütze", und so ging er zur Waffen-SS. Zuerst war er bei der Reichsführung SS Unter den Eichen Einkäufer.
Danach war er Effektenkammerleiter im KZ Sachsenhausen, wo auch der Hitler-Attentäter Johann Georg Elser interniert war.
Bei seiner Antragstellung für die SS mußte er einen "Ariernachweis" vorlegen, der leider verloren
gegangen ist. Immerhin wissen wir dadurch (Quelle: Mein Vater), daß der Name "Prillwitz" über
"Priewitz" aus "Prittwitz" entstanden ist. Irgendwelche von denen hatten sogar mal einen Adelstitel,
den sie aber verkauft haben.
Opa wurde von Bergen im April an die Front geschickt.
Bei Kriegsende schwamm er durch die Elbe, woraufhin er krank wurde und in ein Lazarett in Hamburg kam. Als er aus dem Fieber erwachte, hatten die Briten das Lazarett schon übernommen und sein entsetztes "Seid Ihr verrückt? Was hört Ihr dennn da für einen Sender?" war fehl am Platze. Er war dann im ehemaligen KZ Neuengamme interniert, wo ihn britische Offiziere mit den dicken Enden ihrer Knuten ins Gesicht schlugen - deswegen waren seine Zähne im Oberkiefer schief und sein Gebiss passte nie, so daß er zum Essen das Gebiss herausnahm. Nach seiner Entlassung wagte er sich als ehemaliger SS-Angehöriger zuerst nicht in die Sowietisch Besetzte Zone und lebte in Marl, wo er sich von Schiebereien ernährte. Unter anderem schickte er Kanister voller Fischöl nach Pätz. Einmal bot ihm jemand einen Acker in Recklinghausen für 5000 Reichsmark an. Opa hatte das ganze Jackenfutter voller Geld, er konnte sich vor Reichsmark kaum noch bewegen, aber was sollte er mit einem Acker in Recklinghausen? Als er viele Jahre später als Rentner die DDR verlassen durfte, besuchte er Freunde aus der Nachkriegszeit in Recklinghausen, und dabei sah er auch den "Acker": Er stand voller Hochhäuser.
1949 kam er wieder nach Pätz, wo er verhaftet und nach Bernau gebracht wurde. Dort ließ man ihn hungern und er mußte seinen russischen Verhörern beim Essen zusehen: ("Ich jetzt satt. Du auch satt?"). Man ließ ihn allein raus, um das Essen fürs Gefängnis zu holen - vermutlich in der Hoffnung, daß er flüchtet und man ihn auf der Flucht erschiessen kann.
Er war ins Gefängnis gekommen, weil ein ehemaliger SS-Mann, der inzwischen bei den VoPos war,
ihn als Kommandanten von Sachsenhausen angezeigt hatte. Opa hatte aber Glück: Ein ehemaliger KZ-Häftling aus Sachsenhausen kam nach Pätz, um ihn zu besuchen. Als er hörte, daß Opa im Gefängnis in Bernau war, machte er eine Aussage zu seinen Gunsten. Opa wurde daraufhin freigelassen und der Vopo, der ihn beschuldigt hatte, wurde noch im Gerichtssaal verhaftet und zu 2 Jahren verknackt.
Er hatte einen Bruder namens Alfred, der nach dem Krieg in Essen lebte.