Otto I "der Große" LUIDOLFINGER

Otto I "der Große" LUIDOLFINGER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Otto I "der Große" LUIDOLFINGER
Beruf Kaiser

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 23. November 912 Wallhausen b.Sangerhausen nach diesem Ort suchen
Tod 7. Mai 973 Memleben b.Naumburg a.d.Saale nach diesem Ort suchen
Heirat

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Edgith VON WESSEX

Notizen zu dieser Person

Otto I. (als Herzog von Sachsen: Otto II.; * 23. November 912 in Wallhausen bei Sangerhausen; † 7. Mai 973 in Memleben bei Naumburg an der Saale) aus dem Geschlecht der Liudolfinger war Herzog der Sachsen, König des Ostfrankenreichs ab 936 und Kaiser ab 962.

Otto setzte während der ersten Hälfte seiner langen Herrschaftszeit die Unteilbarkeit des Königtums, seine Entscheidungsgewalt in der Nachfolgefrage und einen Wandel der Machtstruktur durch: Durch eine geschickte Heiratspolitik und Personalentscheidungen besetzte er die Herzogtümer mit seinen Verwandten und griff damit tief in das bestehende Herrschaftsgefüge des Adels ein.Aus den Aufständen, in denen sich die Erbberechtigten gegen Konkurrenz später geborener Kinder wehrten, ging Otto als Sieger hervor. Die Herzöge, die vormals nahezu gleichwertige Vertreter der Stämme gewesen waren, wurden nunmehr zu königlichen Amtsträgern. Auch stärkte Otto die Reichskirche als wesentliche königliche Machtbasis und unterwarf sie seiner Kontrolle.

Durch seinen Sieg 955 über die Ungarn endeten nicht nur deren Invasionen, sondern auch die Erhebungen der Großen gegen den König. Zudem erlangte er damit den Nimbus eines Retters der Christenheit, zumal ihm noch im selben Jahr ein Sieg über die Slawen gelang. In der Folge setzte eine kulturelle Blütezeit ein, die als Ottonische Renaissance bekannt wurde.

961 eroberte er das Königreich Italien und dehnte sein Reich nach Norden, Osten und bis nach Süditalien aus, wo er in Konflikt mit Byzanz geriet. Unter Rückgriff auf die Kaiseridee Karls des Großen ließ er sich dennoch 962 von Papst Johannes XII. in Rom zum Kaiser krönen, und schließlich gelang ihm sogar ein Ausgleich mit dem byzantinischen Kaiser und die Verehelichung seines Sohnes Otto II. mit dessen Nichte Theophanu.

Im Jahr 968 gründete er ein Erzbistum in Magdeburg, jener Stadt, die wie keine zweite mit seinem Nachleben verbunden ist. Das Erzbistum war für Otto die entscheidende Voraussetzung für dieChristianisierung der Slawen.

Der Beiname der Große gilt spätestens seit dem mittelalterlichen Geschichtsschreiber Otto von Freising als festes Namensattribut. Schon Widukind von Corvey nannte ihn caput mundi, das „Haupt der Welt“.

Leben:
Der Thronfolger:
Otto wurde 912 als Sohn des Sachsenherzogs Heinrich I., der kurz nach der Geburt Ottos König des Ostfrankenreiches wurde, und dessen zweiter Ehefrau Mathilde geboren, einer Tochter des sächsischen Grafen Dietrich aus der Familie Widukinds. Aus der annullierten ersten Ehe Heinrichs I. hatte Otto den Halbbruder Thankmar. Ottos jüngere Geschwister waren Gerberga, Hadwig, Heinrich sowie Brun. Über seine Jugend und Erziehung ist nichts bekannt, seine Ausbildung dürfte aber militärisch geprägt gewesen sein. Erste Erfahrungen als Heerführer sammelte Otto an der Ostgrenze des Reiches im Kampf gegen slawische Stämme. Mit einer vornehmen Slawin zeugte Otto als Sechzehnjähriger den Sohn Wilhelm, der später Erzbischof von Mainz wurde.

Nach dem Tod Konrads I., der in Anerkennung der machtpolitischen Verhältnisse den Verzicht seines Bruders Eberhard erwirkt und Heinrich zu seinem Nachfolger bestimmt hatte, war 919 die Königswürde erstmals nicht an einen Franken, sondern an einen Sachsen übergegangen. Zwar war Heinrich nur von den Franken und Sachsen gewählt worden, doch durch eine geschickte Politik der militärischen Unterwerfung und der anschließenden Freundschaftsbindung (amicitia) verstand er es, die Stammesherzogtümer Schwaben (919) und Bayern (921/22) an sich zu binden und außerdem Lothringen, das sich zu Zeiten Konrads dem Westfrankenreich angeschlossen hatte, dem ostfränkischen Königreich wieder anzugliedern (925).

Um seiner Familie die durch ihn erlangte Herrschaft über das Ostfrankenreich und diesem zugleich die Einheit zu sichern, erklärte Heinrich I. in einer an seine Gemahlin gerichteten Urkundevom 16. September 929, der sogenannten „Hausordnung“, Otto zum alleinigen Erben des Königstitels. Darüber hinaus wurden das Witwengut für Mathilde und die Zukunft der weiteren Söhne geregelt sowie alle Großen des Reiches zur Anerkennung und Unterstützung dieses „Testaments“ aufgerufen. In einem Memorialbuch des Klosters Reichenau wird Otto bereits 929 als rex (König) bezeichnet. Mit dem Titel rex war Otto allerdings noch nicht als Mitkönig installiert. Für eine herrscherliche Tätigkeit in der Zeit zwischen 929 und 936 fehlt jeder Beleg, vielmehr wird Otto in diesem Zeitraum in den Quellen gar nicht erwähnt.

Heinrichs Nachfolgeregelung schloss nicht nur die nicht-sächsischen Anwärter, sondern auch die Brüder Ottos aus. Sie war bedeutsam, da Heinrich das Prinzip der karolingischen Herrschaftsteilung aufgab, die jedem Mitglied des Königshauses eine Anwartschaft zuerkannt hatte. Er begründete damit die Individualsukzession, die Unteilbarkeit des Königtums und damit des Reiches, die auch seine Nachfolger beibehalten sollten.

Gleichzeitig zu den Krönungsvorbereitungen warben die Ottonen bei dem englischen Königshaus um eine Braut für Otto. Heinrich bemühte sich so, Dynastien außerhalb seines Reiches an sein Haus zu binden, was bis dahin im ostfränkischen Reich unüblich gewesen war. Neben der zusätzlichen Legitimation durch die Verbindung mit einem anderen Herrscherhaus spiegelte sich darin eineStärkung des „Sachsentums“, da die englischen Herrscher sich auf die im 5. Jahrhundert auf die Insel ausgewanderten Sachsen beriefen. Darüber hinaus brachte die Braut das Prestige mit, ausder Familie des als Märtyrer gestorbenen heiligen Oswald zu stammen. Nachdem die zwei Halbschwestern Edgitha und Edgiva des englischen Königs Æthelstan an den Hof Heinrichs I. gereist waren, wurde Edgitha als Braut für Otto ausgewählt, ihre Schwester heiratete in das Königshaus von Hochburgund ein. Nach der Heirat Ottos erhielt seine angelsächsische Gemahlin Edgith 929 Magdeburg als Morgengabe. 930 stellte Heinrich den designierten Thronfolger in Franken und in Aachen den Großen der jeweiligen Region vor, um deren Zustimmung für seine Thronfolgeregelung einzuholen.

Thronbesteigung:
Nach dem Tod des Vaters Heinrich I. am 2. Juli 936 wurde die Nachfolge Ottos innerhalb weniger Wochen realisiert, wozu ein detaillierter Bericht von Widukind von Corvey[4] vorliegt, dessenFaktizität strittig ist. Otto soll von fränkischen und sächsischen Adeligen gehuldigt und die Aachener Pfalz als Ort einer allgemeinen Wahl bestimmt worden sein. Am 7. August 936 wurde Otto, nachdem ihm auch die anderen Stämme des Ostfrankenreiches vor der Pfalzkapelle gehuldigt hatten, vom Erzbischof Hildebert von Mainz zum ostfränkischen König gesalbt und gekrönt. Der Salbungsakt bildet den Anfang einer Vielzahl geistlicher Akte, die dem Königtum jene sakrale Würde verliehen, auf die sein Vater noch demütig verzichtet hatte.

Otto knüpfte durch die Wahl des Krönungsortes und bewusstes Tragen fränkischer Kleidung bei der Zeremonie an die fränkisch-karolingische Tradition an. Nicht nur sollte der Wahl- und Krönungsort im lothringischen Reichsteil die neue Zugehörigkeit Lothringens zum ostfränkischen Reich betonen, vielmehr war der Grabort Karls des Großen auch ein Symbol der Kontinuität. Beim anschließenden Festmahl versahen die Herzöge Giselbert von Lothringen als Kämmerer, Eberhard von Franken als Truchsess, Bayerns Arnulf als Marschall und der Schwabe Hermann als Mundschenk dieHofämter. Indem sie diesen Dienst übernahmen, signalisierten die Herzöge die Zusammenarbeit mit dem neuen König und zeigten auch recht deutlich ihre Unterordnung. Für das Krönungsmahl mitsymbolischem Dienst der Herzöge gibt es keine Vorbilder. Die Königserhebung gliederte sich so in geistliche und weltliche Akte.

Der Herrschaftsantritt:
Trotz seiner Designation trat Otto seine Herrschaft wohl nicht so einvernehmlich und harmonisch an, wie es der Bericht Widukinds suggeriert; bereits vor der Krönung scheint die Herrscherfamilie zerstritten gewesen zu sein, da Ottos Bruder Heinrich ebenfalls die Königswürde beansprucht hatte, wie der Westfranke Flodoard von Reims berichtet.[5] Die Viten der Königin Mathildeüberliefern, dass Ottos Mutter die Thronfolge durch ihren jüngeren Sohn Heinrich bevorzugt habe. Heinrich war im Gegensatz zu Otto „unter dem Purpur“ geboren, also nach der Krönung Heinrichs I., was für sie eine höhere Würde bedeutete.[6] Auch bildete sich Heinrich als Königssohn wohl viel darauf ein, dass die Urkunden ihn bereits kurz nach der Geburt sowie seinen Vater alsequivocos („Träger des gleichen Namens“)[7] bezeichnen. Während der Krönung Ottos blieb Heinrich unter Aufsicht in Sachsen.

Unmittelbar nach der Thronbesteigung ordnete Otto in Quedlinburg das Witwengut für seine Mutter neu. Eine Stiftungsurkunde[8] vom 13. September 936 entzog dem dortigen Frauenkloster einenGroßteil der von Heinrich I. zugesicherten Verfügungsgewalt über Quedlinburg zugunsten des königlichen Schutzes. Gleichzeitig legte Otto Quedlinburg als Ort der Memoria für sein Herrschergeschlecht fest und machte es zum wichtigsten Ort der Ottonen in ihrem sächsischen Kernland. Am 21. September 937 erhöhte Otto mit der Begründung des Mauritiusklosters den kirchlichen RangMagdeburgs. In seiner Gründungsurkunde gab Otto den Mönchen die Aufgabe, für das Seelenheil seines Vaters, seiner Gemahlin und Kinder, seiner selbst sowie all derjenigen zu beten, denen erGebetshilfe schuldig sei.

Auseinandersetzungen innerhalb der Königsfamilie und im Reich:
Ottos Herrschaftsbeginn war von einer schweren Krise begleitet, deren Ursache Widukind von Corvey und Liutprand von Cremona jeweils verschieden überliefern. Liutprand von Cremona stützte sich auf am Hof kursierende Gerüchte und Anekdoten, die die Gegner Ottos diffamierten. Er nennt zwei Ursachen: Zum einen die Herrschaftssucht Heinrichs, der sich durch die alleinige Nachfolge seines Bruders benachteiligt fühlte; zum anderen die Ambitionen der Herzöge Eberhard und Giselbert. Beiden wird unterstellt, sie hätten ihrerseits nach Ausschaltung zunächst Ottos und dann ihrer Verbündeten die Königswürde erlangen wollen.[9]

Widukind berichtet hingegen, dass Otto bei der Neubesetzung der Ämter die Ansprüche mächtiger Adliger übergangen habe. Nach dem Tod des Grafen Bernhard Ende 935 besetzte Otto den Posten des Heerführers (princeps militae) statt mit dem Grafen Wichmann mit dessen jüngeren und ärmeren Bruder Hermann Billung, wobei der übergangene Wichmann zudem mit einer Schwester der KöniginMathilde verheiratet war. Otto hatte so die Rangordnung in der betroffenen Adelsfamilie empfindlich verändert. Im Jahr 937 starb Graf Siegfried, dessen Grafschaft sich Ottos Halbbruder Thankmar anmaßte. „Als sie aber durch königliche Schenkung dem Grafen Gero gegeben wurde, war Thankmar darüber sehr verstimmt.“[10] Mit Gero wurde ein jüngerer Bruder des verstorbenen GrafenSiegfried zum neuen Markgrafen der sächsischen Ostmark ernannt, obwohl Ottos Halbbruder Thankmar durch seine Mutter Hatheburg mit diesen Grafen versippt war und als Königssohn berechtigtere Ansprüche auf die Nachfolge zu haben glaubte.

Ebenfalls im Jahre 937 starb der Bayernherzog Arnulf. Seine Söhne verschmähten es aus Hochmut, sich auf des Königs Befehl in dessen Gefolgschaft zu begeben, wenn man der topischen Darstellung Widukinds hierin glauben will.[11] Der von seinem Vater designierte und von den bayerischen Großen zum neuen bayerischen Herzog erwählte Eberhard weigerte sich 937, Otto zu huldigen, nachdem Otto Eberhard nur hatte anerkennen wollen, wenn dieser bereit gewesen wäre, auf die Investitur der Bischöfe in Bayern zu verzichten. Nach zwei Feldzügen konnte Otto Eberhard verbannen und durch dessen Onkel Berthold ersetzen, der sowohl auf die Bischofsinvestitur als auch das alte karolingische Königsgut in Bayern verzichtete und Otto stets treu blieb.

Unterdessen hatte im sächsisch-fränkischen Grenzbereich Herzog Eberhard von Franken, ein Konradiner und Bruder des früheren Königs Konrad I., eine Fehde mit einem sächsischen Vasallen siegreich bestanden, während derer er die Burg Helmern seines Gegners niederbrannte. Die Burg Helmern lag im Hessengau, wo Eberhard die Grafengewalt ausübte. Da Otto Eberhard nicht als autonome Zwischengewalt duldete, verurteilte er ihn und seine Helfer zu empfindlichen Strafen.

Diese Nachrichten werden durch den Befund der Gedenkbucheinträge gestützt. Unter Heinrich I. gab es auffällig viele Einschreibungen, und die damalige Herrschaftsstruktur beruhte zu einem guten Teil auf genossenschaftlichen Bindungen zwischen Königtum und Hochadel. Hingegen versiegen die Memorialquellen in den ersten fünf Jahren von Ottos Regierung völlig. Während die Zeit Heinrichs I. unter Leitbegriffen wie "Frieden" (pax) und "Eintracht" (concordia) beschrieben wird, stehen unter seinem Sohn "Streit" (contentio), "Zwietracht" (discordia) und "Empörung" (rebellio) im Vordergrund.

Aufstand im Reich 937–941:
Ottos Politik brüskierte gleich zu Beginn seiner Herrschaft mächtige Adlige in Sachsen, Franken, Lothringen und Bayern, die bald gegen den Herrscher aufständisch wurden: „Die Sachsen verloren jede Hoffnung, weiter den König stellen zu können.“[13] schreibt Widukind, um den Ernst der Lage zu charakterisieren.

Der Frankenherzog Eberhard und Graf Wichmann der Ältere aus dem Geschlecht der Billunger verbündeten sich mit Thankmar. Dieser zog gegen die Burg Belecke bei Warstein im Arnsberger Wald und lieferte dort den gefangengesetzten Halbbruder Heinrich an Herzog Eberhard aus. Doch der Kampf ging für die Aufständischen unglücklich weiter. Herzog Hermann von Schwaben, einer der Aufständischen, lief zu König Otto über. Nachdem Wichmann sich mit dem König ausgesöhnt hatte und Thankmar nach der Befreiung Heinrichs in der Kirche der Eresburg getötet worden war, war Eberhard isoliert und selbst innerhalb seiner eigenen Sippe nicht mehr der unangefochtene Führer, so dass er sich auf Vermittlung des Erzbischofs Friedrich von Mainz dem König unterwarf. Nach kurzer Verbannung nach Hildesheim wurde er begnadigt und bald wieder in seine frühere Würde restituiert.

Bereits vor seiner Unterwerfung hatte Eberhard ein neues Bündnis gegen Otto vorbereitet, indem er dessen jüngerem Bruder Heinrich versprach, ihm zur Krone zu verhelfen. Als dritter Verbündeter kam Herzog Giselbert von Lothringen dazu, der mit Ottos Schwester Gerberga verheiratet war. Otto errang zwar zunächst einen Sieg in einer Schlacht bei Birten nahe Xanten, der seinem Gebet vor der Heiligen Lanze zugeschrieben wurde, konnte aber die Verschwörer nicht gefangen nehmen und belagerte erfolglos deren Stützpunkte. Währenddessen verheerten Giselbert und Eberhard die Ländereien königstreuer Adliger. Die Erhebung brach aber eher zufällig und ohne direktes Zutun Ottos zusammen: Eberhard und Giselbert wurden 939 nach einem Plünderungszug in die Gebiete zweier Gefolgsleute des Herzogs von Schwaben von einem Heer unter der Führung der Konradiner Udo und Konrad beim Überqueren des Rheins bei Andernach überrascht und in der Schlacht vonAndernach am 2. Oktober 939 vernichtend geschlagen, wobei die beiden aufständischen Herzöge ums Leben kamen: Eberhard wurde erschlagen, Giselbert ertrank im Rhein. Gegen dieses für die Zeitgenossen offensichtliche Gottesurteil hatten es die Gegner des Königs schwer, den Konflikt fortzuführen. Heinrich unterwarf sich und erhielt von Otto das durch Giselberts Tod freigewordene Herzogtum Lothringen in einem Versuch, ihn an der Macht zu beteiligen. Als Ausgleich behielt Otto das ebenfalls vakant gewordene Herzogtum Franken unter direkter königlicher Herrschaft und sicherte seinem Sohn Liudolf durch Verheiratung mit Ida, dem einzigen Kind Hermanns von Schwaben, dessen Herzogtum.

Markgraf Gero hatte in der Zwischenzeit die Grenze gegen die Slawen unter Inkaufnahme zahlreicher Opfer verteidigt und das Gebiet bis zur Oder unterworfen.[14] Die Slawen planten angeblichsogar einen Anschlag auf den Markgrafen, der kam ihnen allerdings zuvor und ließ zahlreiche Slawenfürsten nach einem convivium (Festmahl) im weinschweren Schlaf umbringen.[15] Da die sächsischen Fürsten angesichts der hohen Verluste durch die lang andauernden Kriegszüge eine zu geringe Beute und zu geringe Tribute beklagten, gerieten sie in Konflikt mit dem Markgrafen. IhrUnmut richtete sich auch auf Otto, der den Markgrafen unterstützte.

Ottos Bruder Heinrich warf sich zum Führer der Königsgegner auf. Anfang des Jahres 939 veranstaltete er ein großes Gelage (convivium) im thüringischen Saalfeld, „dort beschenkte er viele mit großen Gütern und gewann dadurch eine Menge zu Genossen seiner Verschwörung“.[16] Otto sollte am Osterfest 941 in der königlichen Pfalz Quedlinburg am Grabe des gemeinsamen Vaters ermordet werden, und eine mächtige Schwureinung (coniuratio) stand bereit, seinem jüngeren Bruder anschließend die Krone aufzusetzen. Doch der König erfuhr von diesem Vorhaben rechtzeitig, schützte sich während der Festlichkeiten, indem er sich Tag und Nacht mit einer Schar treuer Vasallen umgab, und holte danach unvermittelt zum Gegenschlag aus. Heinrich wurde in der Pfalz Ingelheim festgesetzt, seine Verbündeten wurden verhaftet und zum größten Teil hingerichtet.[17] Heinrich konnte jedoch aus der Haft entkommen und unterwarf sich Weihnachten 941 in der Frankfurter Pfalzkapelle seinem Bruder. So erhielt er erneut Verzeihung, um die er barfuß und fußfällig bat. Von nun an ist kein Versuch Heinrichs verzeichnet, dem Bruder die Herrschaft streitigzu machen.

Adelspolitik:
Bei der Neubesetzung von Ämtern und Besitzungen wollte Otto seine herrscherliche Entscheidungsgewalt durchsetzen. Hierbei missachtete er bewusst die Ansprüche des Adels, der ein dynastisches Erbrecht bei der Ämtervergabe berücksichtigt sehen wollte. Otto hingegen beförderte die ihm ergebenen Mitglieder insbesondere auch des niederen Adels in Schlüsselpositionen, um in Sachsen den Status quo zu sichern, und ließ die Getreuen seiner Mutter sich benachteiligt fühlen. Unterordnung verlangte der neue König schließlich auch von den „Freunden“ des Vaters, „der diesen nie etwas verweigert hätte“[18].

Zu den weiteren Gründen für die Adelserhebungen zählten die noch ungewohnte Einzelthronfolge, aus der sich die anfangs ungeklärte Frage ergab, wie die Brüder des Königs zu versorgen seien,sowie Ottos autoritärer Regierungsstil im Vergleich zu seinem Vater. Heinrich hatte auf die Salbung verzichtet, die ihn symbolisch über die Reichsgroßen erhoben hätte, und seine Regierungauf Freundschaftspakte mit wichtigen Personen gestützt. Diese Pakte waren eine wesentliche Grundlage der Herrschaftskonzeption Heinrichs I. gewesen, der dafür auf königliche Prärogative verzichtet hatte, um so im Einvernehmen mit den Herzögen eine Konsolidierung im Inneren zu erreichen. Der gesalbte Otto glaubte, seine Entscheidungen ohne Rücksicht auf Ansprüche und unabhängig von der internen Hierarchie der Adelssippen treffen zu können, da seine Auffassung des Königtums im Gegensatz zu der seines Vater ihn weit über den übrigen Adel erhob.

Zu den strukturellen Besonderheiten der Auseinandersetzungen zählen insbesondere die Spielregeln zur Konfliktbeilegung. Nur die Gegner des Königs aus der adligen Führungsschicht und seinereigenen Familie, die ihre Schuld öffentlich eingestanden und sich bedingungslos unterwarfen, konnten auf Begnadigung hoffen. Die dem König anheimgestellte Strafe fiel dann regelmäßig so milde aus, dass der Bußfertige bald wieder in Amt und Würden war.[19] So wurde vor allem dem Königsbruder Heinrich zunächst in Lothringen, dann in Bayern die Herzogsstellung

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