Alfred QUELLMALZ

Alfred QUELLMALZ

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Alfred QUELLMALZ

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 25. Oktober 1899 Oberdigisheim nach diesem Ort suchen
Tod 5. Dezember 1979 Hauset nach diesem Ort suchen
Heirat 7. Juli 1927

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
7. Juli 1927
Leonie BLUM

Notizen zu dieser Person

Alfred Quellmalz (1899-1979) Alfred Quellmalz wurde am 25.10.1899 in Oberdigisheim am Randeder Schwäbischen Alb geboren. Dort war sein Vater, Dr. GustavQuellmalz, Distriktsarzt im Oberamt Balingen. 1900 zog dieFamilie nach Isny um, wo sein Vater (gest. 1935) als Stadtarztwirkte. Nach dem Kriegsdienst 1917/18 an der Dolomitenfront,der ihm eine schwere Gasvergif- tung einbrachte, studierte AlfredQuellmalz ab 1921 Musikwissenschaft, Germanistik und Volkskundebei den namhaftesten Universitätslehrern dieser Fächer in Halle,Leipzig, Berlin, München und Freiburg. Eine vollständige praktisch-musikalischeAusbildung ging parallel. Alfred Quellmalz als Student Seiner Veranlagung und seinen innersten Wünschen entsprechend,wurde er 1928 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Volksliedarchivs(DVA) in Freiburg i. Br.. 1932 promovierte er bei Wilibald Gurlittan der Universität Freiburg über die Weise des Elslein Liedes(ein "Beitrag zur Geschichte des älteren deutschen weltlichenLiedes") mit "summa cum laude". Dr. Quellmalz hatte im Volksliedarchiv,das sich bisher vor allem mit den Volksliedtexten befasst hatte,eine Musikabteilung mit Musikkatalog aufgebaut. Inder großen,vom DVA veranstalteten wissenschaftlichen Ausgabe der DeutschenVolkslieder rückte der Musikteil durch die zähe und erfolgreicheArbeit von Dr. Quellmalz zur Gleichberechtigung mit dem Textteilauf. Darauf konnte dann Walter Wiora weiterbauen. Bei seiner Arbeit in Freiburg 1928 Am 1. April 1937 wurde Dr. Quellmalz an das Staatliche Institutfür Musikforschung in Berlin berufen, zunächst als Archivarder Abteilung Volksmusik, 1938 als deren Leiter bis zur kriegsbedingtenStilllegung des Instituts 1945. Auch an diesem Institut hatQuellmalz Entscheidendes geleistet. Die Abteilung Volksmusikwar aus verhältnismäßig kleinen Anfängen hervorgegangen. Quellmalzbaute die Fachbibliothek und die Kataloge aus und legte einVolkstanzarchiv an. Die Ausführung des größten Planes, die Schaffungeines modernen Melodienkatalogs, verhinderte der zweite Weltkrieg.Wie weitsichtig Dr. Quellmalz auch sonst für die Zukunft plante,beweist die Schaffung einer Phonothek, der Erwerb eines damalserstmalig in Serie hergestellten Tonbandgerätes und einer Filmkamera. In Südtirol 1941 Tonbandaufnahmen wurden nun gemacht, nicht nur in deutschsprachigenLändern, sondern auch in den damals noch erreichbaren andereneuropäischen Gebieten. Die modernen Methoden und Geräte bewährten sich erstmals 1940/42bei der Sammlung der Volksmusik in Südtirol. Jetzt begann Dr.Quellmalz jene mühevolle Arbeit des Aufspürens, Sammelns undÜbertragens der in Südtirol erreichbaren Volksmusik vom ReschenpassimWesten bis Innichen und Vierschach im Osten, vom Brennerbis ins Bozener Unterland. Das Neue und Wichtige an dieser Arbeitwar, dass hier ein größeres geschlossenes Siedlungsgebiet miteinheitlichen wissenschaftlichen Arbeitsmethoden systematischerforscht und bearbeitet wurde. Bei Aufnahmen in Südtirol Aber zuerst musste das Vertrauen gewonnen werden, und auch dasMisstrauen gegen die Aufnahmeapparatur, zumal wenn sie mit Fuhrwerkoder anderen Hilfsmitteln (Seilzügen) herangeschafft wurden,musste überwunden werden, bevor die eigentliche Sammelarbeitbeginnen konnte. Quellmalz 1941 Auf 415 Tonbändern wurden etwa 3500 Lieder und Instrumentalstückeaufgenommen, davon durch Dr. Fritz Bose, den Mitarbeiter derersten Zeit, etwa 350. Etwa 200 Lied- und Notenhandschriftenmit annähernd 4000 Einzelstücken wurden auf 23 Dokumentarfilmenfestgehalten. (Dubletten gab es bei rund 1500 Liedern.) Dazukommen 2000 Lichtbilder von Sängern und Spielern und nahezu1000 Personalbögen und Sachbögen, um die Lebenssituation derLieder genau zu erfassen. (nach der Würdigungsrede von Prof. Dr. Joseph Müller-Blattau,Saarbrücke anlässlich der Verleihung des Wolfgang-Amadeus-MozartPreises 1969 durch die Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck) Rezension Nussbaumer, Thomas: Alfred Quellmalz und seine Südtiroler Feldforschungen(1940-1942). Eine Studie zur musikalischen Volkskunde unterdem Nationalsozialismus. StudienVerlag Innsbruck-Wien-München, 2001, ISBN 3-7096-253-9 Dr. Alfred Quellmalz wurde 1969 der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Preisdurch die Universität Innsbruck überreicht, bei dem die Urkundefesthielt: "Die Lebensarbeit von Alfred Quellmalz ist der Aufzeichnungund Herausgabe des Südtiroler Volksliedgutes gewidmet. Als Sohneines bekannten Allgäuer Arztes und Bergsteigers lernte er frühdie Berge und Menschen Südtirols kennen und lieben. Später wandteer als ausgebildeter Volkskundler und Volksliedforscher dermühsamen Feldarbeit seine Kraft zu, die bei den Bauern lebendiggebliebenen Volkslieder aufzunehmen und aufzuzeichnen. Das geschahin einer Zeit, da diese Lieder bereits zu verklingen begannenund in Vergessenheit zu geraten drohten." Mit keiner Silbe wird dabei der Zusammenhang angesprochen, indem diese Forschungen standen, nämlich dass Quellmalz, Untersturmführerder SS bei "Ahnenerbe" unter Heinrich Himmler, als Leiter einerForschergruppe den Auftrag hatte, das Lied- und Musikgut derSüdtiroler vor ihrer Umsiedlung ins "Deutsche Reich" und späterin den noch zu erobernden Osten aufzunehmen, um es dort weiterhinals wertvolles germanisches Kulturgut in die völkische Ideologieeinbinden zu können. Thomas Nussbaumer zeigt hier in seiner überarbeiteten Doktorarbeit,wie differenziert die Zusammenhänge zu betrachten sind: wieder Wissenschaftler Quellmalz verstrickt war in persönlicheAmbitionen einer beruflichen Karriere und damit im Dienste einerpolitischen Ideologie stand, die bis hin zu Himmlers Auffassungvon den Germanen als Abkömmlingen überirdischer Wesen reichte.Nussbaumer lässt den Leser teilhaben an diesem persönlichenSchicksal von Alfred Quellmalz und schildert seine Herkunft(geb.1899 Oberdigisheim) und Jugend in Isny/Allgäu, Verwundungim 1. Weltkrieg, sein Studium in Berlin und seinen beruflichenAufstieg über die Arbeit im Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg.Schwerpunkt des Buches bleibt die Darstellung der Forschungstätigkeitvon Quellmalzin Südtirol, bei der allein schon die detailliertbeschriebene Aufnahmetechnik mit Tonbändern im kalten Winter1941 in den abgelegenen Bergdörfern spannend zu lesen ist. TrotzMangel an Musikinstrumenten - deutsche Gruppen waren im faschistischenItalien verboten - gelang es mit allen Überredungskünsten undTricks, die einfachen Bauern Südtirols zum Singen und Musizierenvor das Mikrofon zu bringen. Der Autor stellt daneben die mitQuellmalz arbeitenden Forscher vor: den MusikwissenschaftlerDr. Bose (Berlin) aus der ersten Zeit, den Feldforscher undVolkskundler Karl Horak aus Österreich, den MusikwissenschaftlerDr. Walter Senn aus Innsbruck und den Tanzforscher Dr. RichardWolfram aus Wien. Generalstabsmäßig wurde hier zum ersten Malin der Geschichte flächendeckend eine volkskundliche Forschungsarbeitgeleistet, wie es sie seither wohl nicht mehr gab. Und wiederumkonnte sich niemand aus dieser Gruppe einer Einbindung in politischeZielsetzungen entziehen, bei denen es das deutsche Volkstumzu stärken galt. Diese damals ebenfalls praktizierte Volkstumspflegeüber besondere Seminare widersprach wiederum den herrschendenitalienischen Bestrebungen, möglichst viele Südtiroler zu italienisieren. Durch den Zusammenbruch 1945 wurden die Dokumente zerstreutund zahlreiche vernichtet. Quellmalz konnte an die Herausgabeder Südtiroler Lieder erst später gehen, denn seine Verbindungmit dem Nationalsozialismus war einer Fortsetzung seiner beruflichenKarriere im Wege. So erhielt Quellmalz 1947 als Tontechnikerin Vorarlberg Verdienstmöglichkeiten zur Versorgung seiner Familiein Hard/Vorarlberg, 1950 als Rundfunkmitarbeiter in Tübingen.1951-53 bekam er einen Auftrag des baden-württembergischen Kultusministeriums,das "in mündlicher Überlieferung lebende Volksgut" in seineralten Heimat im Allgäu zu erforschen. Für die regionale Musikforschungschrieb Quellmalz dazu wichtige Beiträge zu Tanz und Lied undgab sein Wissen in Vorträgen weiter. Bis 1959 war er dann Leiterdes Jugendrotkreuzes in Stuttgart, bevor er wieder mit vollerKraft an sein Lebensziel gehen konnte: die Herausgabe einesgeplanten vierbändigen Liedwerkes. Schließlich, rehabilitiert,erschien 1967 der erste Band, 1972 und 1976 zwei weitere, währendderAbschlussband mit einer wissenschaftlichen Einordnung derLieder, dessen Struktur schon konzipiert war, durch seinen Todam 5. Dezember 1979 (in Hauset/Belgien) nicht mehr zur Ausführungkam. Sie zeigt jedoch den subjektiven und historisch bedingtenZugang zu seinem Forschungsobjekt Volkslied und Volksmusik.Die Frage bleibt allerdings offen, wie weit eine objektive Sichtüberhaupt möglich ist, an die man in Bozen in den achtzigerJahren noch geglaubt hatte. In Bozen sollte nach dem letzten Willen von Quellmalz auch seinNachlass aufbewahrt werden. Dort wurden 1987 seine ForschungenInhalt eines wissenschaftlichen Seminars, bei dem Karl Horakin seinem Vortrag, "Was nicht bei Quellmalz steht", die Diskrepanzzwischen ihm und Quellmalz zum Ausdruck brachte, die Nussbaumer,fein nuanciert, schon bei seinen Ausführungen eingeflochtenhatte. Einen weiteren Schritt zur Aufbereitung des riesigenMaterials bedeutete ein 1990 von Wiegand Stief verfasster Registerband.Und eswar der Autor selbst, der ab 1994 bei der Digitalisierungund EDV-Verarbeitung der in Innsbruck lagernden Tonbänder mithalf,die Südtiroler musikalischen Schätze aufzubereiten. 1999 erschienschließlich der zehnte Band (COMPA) des Österreichischen Volksliedwerkes:Volksmusik in Südtirol. Tänze und Spielstücke aus der TonbandsammlungDr. Alfred Quellmalz (1940-42). So ist das Buch eine eindrucksvolle Schilderung des bewegtenForscherlebens von Alfred Quellmalz, ein Beispiel für die Instrumentalisierungvon Kultur im Nationalsozialismus, ein Zugang zur Methodik undzu Zielen der Volkslied- und Musikforschung damals undheuteund lässt uns dabei die besondere Geschichte Südtirols nahekommen. Es ist deshalb nicht nur den Allgäuern und Schwabenzu empfehlen, denn Quellmalz hat ihnen neben seinem internationalanerkannten Werk auch den "Roien" wiedergeschenkt, einen inVolkstanzkreisen wieder beliebten Reigentanz, den er um 1950noch bei Isny hatte aufzeichnen können. Wolfram Benz, im Oktober 2001 Quellmalz, Alfred: Von alten Allgäuer Tänzen, in: Das schöneAllgäu, Kempten, 1952/3 - Das Notenbuch der PatriziertochterHelena Barbara Schlegel (Isny), in: Schwäbische Heimat, Heft6, 1953 - Volkslied und Volkstanz im Allgäu, in: SchwäbischeHeimat, Heft 4,1953 Quellen Städtisches Archiv Isny; Familie Ing. Klaus Quellmalz, Mainz

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Hochgeladen 2010-04-21 09:29:52.0
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