Jakob TEXTOR

Jakob TEXTOR

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Jakob TEXTOR

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 1. März 1908 Moessingen,Tuebingen,Wuerttemberg,Germany nach diesem Ort suchen [1]
Tod Januar 2010
Heirat 16. Oktober 1931 Moessingen,Tuebingen,Wuerttemberg,Germany nach diesem Ort suchen [2]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
16. Oktober 1931
Moessingen,Tuebingen,Wuerttemberg,Germany
Sofie BUCK

Notizen zu dieser Person

Letzter Generalstreiker

Der Mössinger Malermeister Jakob Textor wird heute 95 Jahre alt

MÖSSINGEN. Er malt mehr denn je Ölgemälde, farbenprächtigeBlumen-Stillleben. An Pfingsten han e wieder angfanga. Will er nichteine Ausstellung für die Blumenstadt machen? I han koiGeltungsbedürfnis, ich will auch kein Künstler sein. Jakob Textor,Mössinger Malermeister im Ruhestand, der heute 95 Jahre alt wird, istein ungewöhnlich bescheidener Mann.

In der Ausstellung in der Kulturscheune haben sie ihm nach siebzigJahren jetzt wenigstens eine Vitrine gewidmet, in der neben seinenBergsteiger-Utensilien auch jene Urkunde von der Arbeiter-Olympiade1925 in Frankfurt zu finden ist, auf die er immer besonders stolz war.Das war einmal, sagt er nur.

Dieser Mann, der inmitten seiner vielen filigranen Ölbilder in derStube sitzt und hellwach die Geschehnisse dort draun in der Weltverfolgt, bestieg vor den letzten Reichstagswahlen, bevor Hitler andie Macht kam, den alten Pausa-Kamin. Und hat in schwindelnder Höheoben die Rote Fahne gehisst. Hat er keine Angst gehabt? Noi, nachts umzwölfe bin ich nuff.

Jakob Textor war es auch, der dann am Vorabend des 31. Januar 1933 ander Langgass-Turnhalle das riesige Transparent gefertigt hatte: Herauszum Massenstreik! Es sind einige Meter gewesen. Und als einer vondrei Fahnenträgern ist er vornedraus marschiert, als die MössingerAntifaschisten ihren Aufstand gegen Hitler wagten. Der letzte nochlebende aktive Generalstreik-Teilnehmer.

Ein mutiger Arbeiterturner und Kommunist. Einer derFortschrittlichsten damals. Ich habe auch eine Zeit lang dieMotorradabteilung gehabt innerhalb des Arbeiterradfahrvereins, 14Mann. Jakob Stotz und Otto Wick mit dem war ich arg Kamerad hat eroft zu Parteiversammlungen gefahren.

Doch selbst die eigenen Genossen haben ihn immer links liegen lassen,wie er selber sagt. Neid, Missgunst spielten auch in deren Kreiseneine Rolle. Dabei hatte er einst sogar mitgeholfen, die Turnhalle zuplanen. Er hat sie erst nach siebzig Jahren wieder betreten jetzt,zur Eröffnung der Generalstreik-Ausstellung. Mit was für einem Gefühl?Naja, es sind halt so Erinnerungen. Es hat ihn doch etwas angerührt.Und die KPD ist ja auch vergessen bei mir das war einmal. Wählen tueich halt SPD.

Wenn Jakob Textor erzählt, wird ein Stück Mössinger Geschichtelebendig, das Jahrzehnte lang verschwiegen, verdrängt worden ist. Erselber war nach dem Generalstreik zu acht Monaten Haft verurteiltworden, später noch einmal zu zwei Monaten wegen eines Flugblatts.Aber sie haben nichts nachweisen können. Ich habe gesagt: DasFlugblatt ist bei mir morgens an der Haustür gesteckt. Ein Flugblattgegen Hitler, die Nazis und Krieg.

Text: Ernst Bauer
Bild(er): Rippmann
SCHWÄBISCHES TAGBLATT 01.03.2003
Online Redaktion:kj

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Jakob Textor - der Transparentmaler

Geboren wurde Jakob Textor 1908 in der heutigen Brunnenstrasse. DerVater war Maurer und die Mutter Näherin in der Fabrik. 1916 zogen dieTextors auf die Lehr, wo sie einen Hausteil erwarben.

Jakob Textor kam schon früh in Kontakt mit linkem Gedankengut. SeinVater galt als Sympathisant der Sozialdemokratie und der erstesozialdemokratische Mössinger Gemeinderat Konrad Wagner wohnte im Hausnebenan.

1921-1924 ging Jakob Textor in die Lehre beim Mössinger MalermeisterAlbert Wagner. Nebenbei trieb er Sport. Er war Mitglied bei denArbeiterradfahrern und im Arbeiterturnverein, dort gehörte er derAkrobatengruppe an. Sein nachhaltigstes sportliches Erlebnis war derBesuch der Arbeiterolympiade 1925 in Frankfurt. Er war der einzigeMössinger Teilnehmer.

Gearbeitet hat Jakob Textor meist auswärts. Zwischendurch war erjedoch immer wieder arbeitslos, was ihm auch die Zeit gab, aktiv amBau der Mössinger Turnhalle mitzuwirken.

Bekannt wurde Jakob Textor unter den Mössinger Linken vor allem durchspektakuläre politische Aktionen. So kletterte er zu denReichstagswahlen im April 1932 aufs Kamin der Pausa und hisste dorteine rote Fahne mit Hammer und Sichel. Niemand von den politischenWidersachern getraute sich die Fahne herunterzuholen, so dass derHeizer der Firma schliesslich solange schüren musste, bis die Fahneverbrannte. Ähnlich spektakulär war seine nächtliche Mal-Aktion imfolgenden Jahr an einer Mössinger Gartenmauer in der Langgasse. Dortstand pünktlich zur Reichstagswahl am nächsten Tag der Spruch: "WerHitler wählt, wählt Krieg!"

Beim Generalstreik am 31. Januar 1933 hatte Jakob Textor einebesondere Aufgabe zu erfüllen. Er musste in der Nacht vorher das beimDemonstrationszug mitgeführte Transparent malen, auf dem "Heraus zumMassenstreik" zu lesen war.

Jakob Textor selbst marschierte mit zwei anderen dem Demonstrationszugvoran, jeder trug eine rote Fahne. Bei der letzten Station desGeneralstreiks, bei der Firma Burkhardt in der Ofterdinger Strassegehörte Jakob Textor zu denjenigen, die den Fabrikzaun überkletterten.Eifrig schwenkte er seine rote Fahne vor den Fabrikfenstern, um diebei Burkhardt Beschäftigten zur Teilnahme am Streik zu motivieren.

Nach der Auflösung des Demonstrationszugs rollte Jakob Textor seineFahne zusammen und flüchtete über die Wiesen. Als er merkte, dass diePolizei ihn nicht mehr einholen konnte, rollte er die Fahne wieder ausund winkte mit ihr den Polizisten zu. Am nächsten Tag wurde JakobTextor verhaftet, er kam ins Gefängnis nach Rottenburg undanschliessend ins Landesgerichtsgefängnis nach Ulm. Im Juli 1933 wurdeer zu acht Monaten Haftstrafe verurteilt.

Nach der Haftentlassung beteiligte sich Jakob Textor an der Verteilungillegaler Flugblätter gegen das Naziregime. Als er 1934 dabei erwischtwurde und sich nur mit viel Glück aus der Sache herausreden konnte,stellte er seine politische Arbeit vorläufig ein.

Nach 5 Jahren Kriegsteilnahme kehrt er 1945 nach Mössingen zurück undnach der Wiederzulassung der Parteien, wurde er Mitglied der KPD. Erstmit deren Verbot 1956 beendete Jakob Textor sein politischesEngagement und widmete sich nun ausschliesslich seinem Beruf undseinen Hobbys, wobei das Bergsteigen zur grossen Leidenschaft wurde.

Quellenangaben

1
2

Datenbank

Titel
Beschreibung
Hochgeladen 2010-12-07 17:38:57.0
Einsender user's avatar Jan Textor
E-Mail jantextor2@gmail.com
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Herunterladen

Der Einsender hat das Herunterladen der Datei nicht gestattet.

Kommentare

Ansichten für diese Person