Fritz HEIMBERGER

Fritz HEIMBERGER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Fritz HEIMBERGER
Beruf Archivar u. Historiker

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 20. Dezember 1924 Sindelfingen nach diesem Ort suchen
Tod 10. März 1999

Notizen zu dieser Person

Fritz Heimberger
Ein Leben in Schönbuch und Gäu

Am 20. Dezember 1994 vollendete der frühere langjährige Kreisarchivar und Kreishistoriker, Mitglied des Heimatgeschichtsvereins und Mitarbeiter der Beilage "Aus Schönbuch und Gäu", Dr. Fritz Heimberger sein siebzigstes Lebensjahr. Ein Anlaß für den
Heimatgeschichtsverein, dem Jubilar an dieser Stelle für seinen Lebensabend weiterhin alles Glück zu wünschen und seine Arbeit mit einem Lebensabriß und einer Zusammenstellung seiner Veröffentlichungen zu würdigen. Möge sie den Freunden unserer Heimat
und allen, die sich für ihre Geschichte interessieren, Anregung und Hilfe sein und dem Jubilar ein, wie der Dichter sagt, "monument' aere perennius".
Dreißigjährig als Architekt aus Offenbach am Main zugewandert, musisch veranlagt und katholisch, vermählte sich sein Vater Sebastian Heimberger 1922 mit Marie Bach. In der Böblinger Straße 49 baute er 1929 der Familie ein noch heute erhaltenes
"großzügiges Wohngebäude".
Die Mutter von Fritz Heimberger entstammte einer der ältesten Familien Sindelfingens und war über die Familien Klemm und Held auch verwandt mit dem Dichter des Liedes "Im schönsten Wiesengrunde", Wilhelm Ganzhorn, und dem polyedrischen Frühsozialisten
Christoph Friedrich Grieb sowie anderen bekannten Familien der altwürttembergischen Bildungsschicht. Über die Landgrafen von Hessen stammte sie, "atavis regibus", wie der Dichter sagt, auch von Karl dem Großen ab.
Sie war die jüngste von vier Kindern und unter den 18 und 20 Jahre älteren Schwestern und dem 15 Jahre älteren Bruder, dem späteren Stuttgarter Studienprofessor Dr. rer. nat. Heinrich Bach aufgewachsen. Nachdem sie bereits 1934 einer Krankheit erlegen
war und Sebastian Heimberger sich nicht wieder verheiratete, übernahm ihre älteste Schwester die Sorge für Fritz, den einzigen Sohn. Nach dem Besuch der Sindelfinger Volksschule besuchte Fritz Heimberger das Reformrealgymnasium auf dem Goldberg, als
"Höhere Bezirksschule" damals noch in der Trägerschaft der Amtskörperschaft, des heutigen Landkreises, vermutlich die erste Anstalt von dieser Rechtskonstruktion im Lande. Außer dem Biologielehrer, der die Schüler massiv im nationalsozialistischen
Sinne zu beeinflussen suchte, war das Klima auch im Dritten Reich doch verhältnismäßig tolerant, namentlich unter dem Schulleiter Dr. Borst, der 1939 den ins Feld ausgerückten Dr. Hunck abgelöst hatte. Auch Religionsunterricht wurde mit einer kurzen
Unterbrechung dauernd in der Schule erteilt von Pfarrer Maier von Böblingen, einem Deutschen Christen; an dessen Lehrvortrag theologisch und pädagogisch jedoch nichts auszusetzen war: Als die Zigeuner abtransportiert wurden, wagte Dr. Staiger gar, dies
zu bedauern und darauf hinzuweisen, daß auch sie Teil unserer Kultur waren.

Als er 1942 die Schule mit dem Notabitur abschloß, wie die meisten seines Jahrgangs bereits ohne Kriegsbegeisterung, wurde Fritz Heimberger sofort zum Reichsarbeitsdienst, danach zur Wehrmacht, seinem Wunsche entsprechend zur schweren Artillerie,
eingezogen, erkrankte aber wie viele seiner Mitrekruten infolge der mangelhaften Hygiene bereits in der Kaserne an Diphtherie und konnte so erst 1944 bei der Infanterie an der Westfront zum Einsatz kommen, wo er im September 1944 in französische
Gefangenschaft geriet.

Hier wurden die Gefangenen zunächst zum Verladen von schwerer Munition verwandt, was nicht nur sehr anstrengend, sondern auch gefährlich war. Zum Glück gab es aber keine deutschen Flugzeuge mehr, die einen Angriff hätten ausführen können. Nach
Kriegsende, als die in den KZs von den Deutschen begangenen Greueltaten erst richtig bekannt geworden waren, waren die Gefangenen ständigen Mißhandlungen und auch starkem Psychoterror ausgesetzt. Beliebt war z.B. die Maschinenpistole auf einen
Gefangenen anzulegen und erst beim Abfeuern hochzuziehen. Viele starben auch an Hunger. Abgemagert bis unter 100 Pfund, kehrte Fritz Heimberger im Dezember 1945 in die Heimat zurück. Erst 1947 war er wieder soweit hergestellt, daß er sein Studium an
der Universität Tübingen aufnehmen, auch die geforderte Ergänzungsprüfung ablegen konnte. Bereits 1952 legte er die erste Dienstprüfung für das Höhere Lehramt ab. Von der Familientradition her eher naturwissenschaftlich orientiert, jedoch zugleich von
Jugend auf mit seinem geliebten Sindelfingen und dem Schwabenland verbunden, durch die konfessionsverbindende Familie mit einem weiteren Horizont begabt, hatte er sich für Geschichte, Latein und Französisch entschieden. Nie hatte er aber daran gedacht,
in den Schuldienst zu gehen. Seine Neigung und Fähigkeit zur Vereinfachung und Lösung komplexer Phänomene legte nahe, das Studium fortzusetzen und die Promotion anzustreben. Mit einer von Heinrich Dannenbauer betreuten Doktorarbeit über die
Innenpolitik Kaiser Friedrich Barbarossas wurde Fritz Heimberger 1956 zum Dr. phil. promoviert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann auch für das kommunale Archivwesen im Lande eine Zeit tiefgreifender Veränderungen. Viele hatten es bis dahin überhaupt nicht für nötig gehalten, ihre Archive betreuen zu lassen. In einigen waren Pfarrer oder Lehrer
ohne jede fachliche Vorbildung als ehrenamtliche Archivpfleger tätig. Für diese war es bereits ein großer Fortschritt, daß 1951 von der Württembergischen Archivdirektion Stuttgart und dem Staatsarchiv Sigmaringen ein zweitägiger Lehrgang abgehalten
werden konnte, dessen Druck, nach der Farbe des Einbands als "Gelbe Gefahr" bekannt, bis in die siebziger Jahre Handleitung war und damals sogar noch auf dem Deutschen Archivtag in Berlin vorgestellt wurde.
Die ständig steigende Verwaltungsintensität mit wachsenden Bergen von Akten, die stärkere berufliche Belastung und mangelnde örtliche Vertrautheit derer, die bisher die Archivpfleger gestellt hatten, die Gefahr des Verlustes der Altbestände durch
räumliche Enge auf den Rathäusern, Bezug von Verwaltungsneubauten und Unverstand der Bürgermeister und der Gemeindebediensteten, von denen nach 1941 nur mehr wenige gelernt hatten, überhaupt die gotische oder sogenannte deutsche Schrift zu lesen: dies
alles führte die Verantwortlichen, namentlich den großen Max Miller als damaligen zuständigen Ministerialreferenten, dazu, die Anstellung hauptamtlicher Archivare durch die Landkreise als "den Neuen Weg" zu propagieren.
Wie verachtet die Bewahrung und Erschließung des nicht nur alle paar hundert Jahre für eine Jubiläumsfeier, sondern häufig für das aktuelle Verwaltungshandeln und die Rechtssicherheit in Gegenwart und Zukunft erheblichen Schriftgutes war - und häufig
noch ist, zeigt der Umstand, daß die volkreichste und wirtschaftskräftigste Stadt im Kreis Böblingen 1955 einen promovierten Historiker nach dem Tarif bezahlte, der vertraglich einem Angestellten des mittleren Dienstes in einer systematisch geordneten
Registratur zusteht. Allerdings hatten, ebenso wie übrigens die meisten akademisch gebildeten württembergischen staatlichen, auch die frühen Stadt- und Kreisarchivare keine Ausbildung in Archivwissenschaft.
Nach einem kurzen Praktikum im Hauptstaatsarchiv Stuttgart war Dr. Heimberger bei der amtlichen Landesbeschreibung mit der Materialsammlung zu den Kreisbeschreibungen Tübingen und Konstanz beschäftigt, danach ordnete und verzeichnete er im Auftrag des
Evangelisch Landeskirchlichen Archivs in Stuttgart insgesamt 69 Archive im ganzen Land, darunter das Dekanatsarchiv Reutlingen mit seinen wertvollen Beständen aus reichsstädtischer Zeit und die hohenlohischen Hofprädikaturen Ingelfingen und Kirchberg
a. d. Jagst. In jenen Jahren lernte Dr. Heimberger auch in Maienfels seine Frau kennen, die dort Hauptlehrerin war. Ihr hat er, wie er gerne sagt, viel zu verdanken. Der Ehe entstammen ein Sohn, inzwischen promovierter Diplomphysiker, und eine Tochter,
kurz vor dem Studienabschluß. Der Wunsch nach einem Heimatbuch war es, der 1960 die vier Kreisgemeinden Maichingen, Magstadt, Schönaich und Gärtringen einen Auftrag an Dr. Heimberger erteilen ließ, dem bald die Anstellung als Archivar folgte, bis er ab
Oktober 1966 zum Kreisarchivar bestellt wurde. Der Kreis Böblingen war damit einer der ersten in ganz Baden-Württemberg, die einen Kreisarchivar hatten. Dies ist nicht zuletzt das Verdienst des damaligen Landrats Karl Heß und der Bürgermeister der
genannten Gemeinden Lamparter, Bohlinger, Uebele und Holder. Während seiner Zeit als Kreisarchivar blieb Dr. Heimberger weiterhin Kirchlicher Archivpfleger für die Dekanate Böblingen und Herrenberg und hat bis in die siebziger Jahre darüber
Rechenschaftsberichte vorgelegt.
Seit 1960 hat er die Archive der sechs Kreisgemeinden Darmsheim, Gärtringen, Gültstein, Magstadt, Maichingen und Schönaich sowie der zum 1. 1. 1975 dem Landkreis entzogenen Filderorte Leinfelden und Musberg repertorisiert und sich dabei von dem bösen
und für viele Archivalien verhängnisvollen Wort: "Urteilslose kassieren nicht," nicht irritieren lassen.
Im Vordergrund seiner Arbeit standen jedoch nicht so sehr Ordnung und Verzeichnung der Gemeindearchive, als vielmehr die Ortsgeschichtsschreibung. Und als sich immer deutlicher gezeigt hatte, daß die Aufgaben in dem zum 1.1. 1973 um den größten Teil
des Kreises Leonberg erweiterten Amtsbezirk die Kraft eines einzelnen überstiegen, und der Landkreis die Stelle eines Kreishistorikers geschaffen hatte - auch hierin bahnbrechend im Lande - zog sich Dr. Heimberger auf die Orts- und Kreisgeschichte
zurück, während als Archivar Helmut Prantl angestellt wurde. Nach Erreichen der Altersgrenze trat Dr. Heimberger in den verdienten Ruhestand.
Neben seinen als Monographien gedruckten umfangreichen und beachteten Ortsgeschichten von Schönaich, Maichingen und Gärtringen stehen zahllose Aufsätze, Notizen, Miszellen, Tagungsberichte, Rezensionen in Veröffentlichungen auf den verschiedensten
Ebenen und in unterschiedlichen Publikationsorganen, von denen nur ein kleiner Teil in die Landesbibliographie Eingang gefunden hat, die aber sicher die jeweiligen Einwohner in hohem Grad erreichten und so dazu beitrugen, in der durch starke
Zuwanderung von jedem Azimut, insbesondere durch die auch in der Sprache erkennbare Durchpreußung geprägten Gesellschaft von Schönbuch und Gäu Identifikation zu stiften und die bestehenden Strukturen zu stabilisieren. Innerhalb des polyedrischen
Gesamtwerks von Fritz Heimberger verdienen besondere Erwähnung die Festschriften zu den Jubiläen der Feuerwehren und den Kreisfeuerwehrtagen, ist doch die Organisation des Löschwesens nicht nur ein Vorbild für bürgerschaftliches Engagement, sondern
auch wegen der ständig steigenden Belastung der Umwelt durch Schadstoffe und den Menschen an sich im ausgehenden zweiten Jahrtausend von brennender Aktualität.
Wenn es auch gelungen ist, durch baupolizeiliche Richtlinien, durch die Organisation der freiwilligen Feuerwehren mit hohem Ausbildungsstandard und modernste technische Ausrüstung die Gefahr großer Stadt- oder Dorfbrände, wie einer noch am 20. August
1907 Darmsheim verwüstet hat, zu bannen, wenigstens wenn wir von einem Krieg verschont bleiben sollten, so sind die einzelnen Brände wegen der dichten Massierung von Menschen, der in erschreckendem Umfang überall vorhandenen Gefahrenstoffe und des
hohen Werts der bedrohten Güter gewaltige Herausforderungen geblieben.

Ihre technische Ausrüstung war es auch, die den Feuerwehren immer neue Aufgaben zuwies, sei es bei Überschwemmungen, Verkehrsunfällen oder anderen Notsituationen, so daß heute nur ein Drittel der Einsätze auf die Brände, das ursprüngliche Arbeitsfeld
der Feuerwehren, entfällt. Diese Entwicklungslinien und Zusammenhänge herausgearbeitet und ins Bewußtsein wenigstens eines Teils der Bevölkerung und der politisch Verantwortlichen vermittelt zu haben, ist das Verdienst der mitunter geistesschlicht
etwas belächelten Geschichten der lokalen Löschwesen von Fritz Heimberger.

Seit den sechziger Jahren bis in die jüngste Zeit hat Dr. Heimberger auch in Vorträgen, meist ortsgeschichtlicher Thematik in Volkshochschulen, vor Bürgerversammlungen und in Kirchengemeinden, ja selbst in Rundfunksendungen sein reiches Wissen
ausgebreitet und Gemeinden mit Gutachten über feierbare Jubiläen beraten.
Sein Streben nach wissenschaftlicher Objektivität der Darstellung und Zurückhaltung im Ausdruck hat freilich nicht überall Beifall gefunden. So wurde einmal in einer Gemeinderatssitzung beanstandet, daß der erste Stadtrat von der NSDAP in einer
Veröffentlichung nur mit Initialen genannt war, und ein spätgeborener Journalist mit flinker Feder glaubte noch eins draufsetzen zu sollen indem er dem Verfasser empfahl, erst einmal Vergangenheitsbewältiung im Sinne des damaligen Bundespräsidenten v.
Weizsäcker zu betreiben: für jeden, der Dr. Heimberger kennt, der doch so gar nichts hat vom nordischen Herrenmenschenideal der NS-Ideologie, geradezu grotesk! Das Zeugnis freilich, daß sich auch Stadt- und Gemeinderäte mit ortsgeschichtlichen
Veröffentlichungen befassen, belegt, wie wichtig dieser Teil unserer Kultur ist. Abgesehen davon, daß der vermißte Namen aus öffentlich zugänglichen Archivalien leicht durch jedermann selbst hätte erhoben werden können, war er acht Jahre lang im
Erstdruck jenes Aufsatzes unbeanstandet ebenfalls nur in Initialen wiedergegeben gewesen.
Man hat Fritz Heimberger schon einmal als Altmeister der Ortsgeschichtsschreibung in Schönbuch und Gäu apostrophiert: ein Ehrentitel, den ihm auch die nachwachsenden Generationen nicht werden streitig machen können. Ihm selber aber wünschen wir noch
lange gute Gesundheit im Kreise seiner Familie und die Kraft, die ihm erlauben möge, seine bisher unveröffentlichten Manuskripte durch den Druck einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen.
Dr. Wolfgang Burr

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Titel Descendants of Michael Held
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Hochgeladen 2019-04-27 13:04:32.0
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