Conrad BERNEBURG

Conrad BERNEBURG

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Conrad BERNEBURG

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 3. Juni 1839 Weidenhausen nach diesem Ort suchen
Tod 27. März 1931 Weidenhausen nach diesem Ort suchen
Heirat 30. Mai 1875 Weidenhausen nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
30. Mai 1875
Weidenhausen
Anna Elise Ernestine BERNEBURG

Notizen zu dieser Person

war Patin von Meta Emilie Ernstine Schreiber geb. 17.7.1881 getauft 28.8.1881, Sie heiratete den letzte Großfuhrmann von Weidenhausen Conrad BERNEBURG (03.06.1839 - 27.03.1931) Die Lebensgeschichte dieses Mannes, der weit über die Grenzen des Hessenlandes bekannt war, soll für alle Fuhrleute die "Hayner" - stehen, die den Namen unserer Heimat hinaustrugen. Es war in der Zeit, als ein Brief ins schöne Cassel mit dem Zusatz "bei Bettenhausen" versehen sein musste, sollte er sein Ziel erreichen. Damals verband noch kein stählerner Schienenstrang, geschweige denn eine gut ausgebaute Asphaltstraßedie deutschen Länder; nur der schlecht ausgebauten Landstraßen windungsreiches Band floss im ewigen Auf und Ab über Berg und Tal. Diese Straßen waren die großen Adern des Verkehrs und die Fuhrleute herrschten über sie als mächtige Herren. Breit und wuchtig schritten sie an der Spitze ihrer Gespanne. Oft waren es zwei Dutzend Pferde und mehr, die die gewaltigen Planwagen ziehen mussten, und wahre Fuhrmannskunst gehörte dazu, die anvertrauten Waren sicher ans Ziel zu führen. Dafür stand aber der Fuhrmann in hohem Ansehen. Er, als der Herr über den Warenverkehr, nahm im Kreise seiner Mitbürger eine hoch geachtete Stellung ein. War er doch nicht nur ein wohlhabender, sondern auch ein welterfahrener Mann, den sein Beruf in alle deutschen Gaue und oft auch über deren Grenzen hinaus führte, der ihm Dinge erschloss, die den meisten Zeitgenossen ein Buch mit sieben Siegeln blieben. Dies war die Zeit, als dem Fuhrmann und Gastwirt Johann Peter Berneburg und seiner Ehefrau Anna Elisabeth, geb. Albrecht, in Weidenhausen am 03.06.1839 als drittes Kind ein Sohn Conrad geboren wurde. Zur gleichen Zeit sah sich die Welt mit der ersten Eisenbahn beglückt. Die Fuhrleute lachten. Noch waren sie die Herren: Wer würde es wagen, ihr Monopol anzutasten und damit einen Stand und seine Nutznießer, die Vorspannhalter und Chaussee-Wirtshäuser, zu untergraben? Fast 15 Jahre war unser Conrad mittlerweile geworden. Sein Vater besaß eins der größten Fuhrgeschäfte des Meißnervorlandes. Aber nicht nur sein Vater, sondern auch sein Großvater Johann Peter waren weitgereiste und bekannte Fuhrleute; auch weitere drei Brüder des Vaters betrieben das Fuhrmannsgewerbe. So kam es, wie es kommen musste. Conrad hatte schon früh tatkräftig im Geschäft seines Vaters den Beruf des Fuhrmanns erlernt. Er verstand seinen Beruf und so durfte er trotz seiner Jugend einen seiner Onkel mit eigenem Gespann auf seiner großen Reise nach Heilbronn begleiten. Unterwegs bekam der Onkel noch eine weitere lohnende Fracht undso schickte er den jungen Mann allein von Heilbronn nach Weidenhausen zurück. So wurde Conrad schon sehr früh selbstständig und begann seinen Fuhrmannsberuf, den er dann noch über 25 Jahre ausüben sollte. Conrad wurde ein weitgereister Mann, er erzählte gern von seinen Fahrten, die ihn nach Leipzig, Berlin, Frankfurt am Main oder Straßburg brachten. Allein achtzehnmal machte er während seiner Berufszeit die Fahrt von Weidenhausen über Kitzingen nach Frankfurt an der Oder. Seine Planwagen rollten oft mit sechsundzwanzig Pferden bespannt und der entsprechenden Zahl von Fuhrknechten als Helfer kreuz und quer durch die deutschen Lande. Conrad erzählte aber auch von seinem Vater Johann Peter, der regelmäßig Überseegüter von Hamburg nach Nürnberg fuhr. Diese Strecke in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts, will schon etwas heißen, denn es sind ja über 600 Kilometer auf mehr oder weniger schlechten Straßen über Berg und Tal mit täglichem Pferdewechsel und zusätzlichem Vorspann in den Gasthäusern an der Landstraße. Der Fuhrmann und seine Fuhrknechte saßen aber nicht etwa auf ihrem Wagen, sondern mussten zu Fuß neben ihrem Gespann herlaufen. 50 Kilometer täglich waren da schon eine ordentliche Leistung. Aber mit gutem handgearbeitetem Schuhwerk und gesunden Füßen und Körper gewöhnt man sich an derartige Anforderungen. Das Fuhrgeschäft war aber auch eine durchaus lohnende Sache. DieFuhrleute waren in ihren Dörfern angesehene und begüterte Leute, davon zeugte allein Conrads Elternhaus, in dem auch eine Gaststube unterhalten wurde. Dazu kamen noch die Weinkeller auf dem eigenen Grundstück, die schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts von dem Urgroßvater erbaut worden waren. In diesen großen Weinkellern lagerte Fass für Fass köstlichen Pfälzer Weines, den der Fuhrmann durch eigene Kommissionäre aufkaufen ließ und mit dem eigenen Fuhrwerk beförderte. Scharfe Kalkulation und Umsicht im Geschäft ermöglichten es so, den Pfälzer Wein von Weidenhausen im Meißnervorland aus billiger zu liefern, als es aus seiner Heimat direkt geschehen konnte. So war Conrad Berneburg mit seinem Gespann immer wieder unterwegs mit einer Fracht, die sehr oft aus Wein und Spirituosen bestand. DieLeipziger Messe sah ihn regelmäßig am ersten Messetag in der Nachdem Conrad Berneburg den Fuhrmannsberuf aufgegeben hatte, konnte er eine Familie gründen. Leider verstarb seine Frau im Alter von 38 Jahren bei der Geburt des jüngsten Kindes. Der Fuhrmann legte nun in seiner Sesshaftenzeit nicht etwa die Hände in den Schoß, vielmehr betrieb er die Landwirtschaft und daneben noch einen Kohlenhandel und die Gastwirtschaft. Conrad war ein sehr kräftiger und auch dicker Mann, gesund bis in sein hohes Alter hinein. Er saß mit seinen Gästen des Abends zusammen in der Gaststube, unterhielt sich, spielte Skat und schmauchte dazu seine lange Pfeife. Er schlief in einem Alkoven-Bett in der Gaststube. War er müde, so zog er die Vorhänge des Alkovens zu und ging zu Bett, auch wenn noch Gäste in der Wirtsstube saßen. "Aus Weidenhausen kam er in späterem Alter nicht mehr hinaus; nach Eschwege zu seinem Sohn, Schwiegersohn und den Enkelkindern ging er nie. Sie mussten ihn in Weidenhausen besuchen. Vielleicht kann man das auch verstehen: Sein "Soll' in punkto Reisen hatte er schon in jungen Jahren erfüllt, diese Leistungen verlangen uns heute noch höchste Anerkennung ab. Hochachtung vor den Kapitänen der Landstraße von damals!" Bis ins hohe Alter war Conrad Berneburg von seltener körperlicher und geistiger Frische. Er konnte von seinen Fahrten erzählen, als sei es erst gestern gewesen. Er vermochte sie auch mit Einzelheiten genau wiederzugeben. Er kannte auch noch im hohen Alter jedes Dorf von Weidenhausen bis Leipzig, der Zuhörer wurde mit Ortsnamen und Geschehnissen beinahe zugeschüttet. Noch drei Wochen vor seinem Tode gab er einer Kasseler Zeitung einen Bericht über seine Fuhrmannstätigkeit. Es war ein volles, ausgefülltes, es war ein arbeitsreiches Leben, das dieser letzte Fuhrmannaus Weidenhausen durch über 90 Jahre erleben durfte. Voller Abwechslungen auf seinen weiten Reisen, ausgefüllt mit Erinnerungen, aber auch verbunden mit dem Niedergang des uralten Fuhrmannsgewerbes, wie es in den Berneburg - Familien durch mehr als 200 Jahre betrieben wurde. Weidenhausen war durch seine Fuhrleute in ganz Deutschland und darüber hinaus bekannt geworden, davon zeugt noch eine kleineBegebenheit, die Conrads Sohn Hermann in Fulda erlebte. Hermann leistete um 1906 dort seine Militärdienstzeit ab. Er kam eines Abends mit älteren Bürgern in einer Wirtschaft zusammen. Man fragte ihn,woher er stamme. Er nannte Eschwege als größere Stadt. Eschwege wäre ihnen kein Begriff, sagten die Fuldaer. Da nannte er seinen Geburtsort Weidenhausen, ja,' sagten sie dann", den Ortsnamen kennen wir, von dort kamen doch immer viele Frachtfuhrwerke und auch Reisende durch Fulda!' Conrad Berneburg wurde am Morgen des 27. März 1931 tot in seinem Bett aufgefunden. Er ging mit fast 92 Jahren ohne Krankheit und ohne Schmerzen zu seinem Herrgott, der ihn auf seinen langen Reisen immer beschützt hat.

Dieser Bericht ist der Zeitschrift des Familienverbandes Berneburg e.V. "Die Kemenate" Heft 4, Band 1, Juli 1981, Seite 1963 entnommen. Herzlichen Dank sage ich dem Verfasser des vorliegenden Aufsatzes, Herrn Edmund Berneburg, Oberstdorf, für die freundliche Erlaubnis, denselben im Rahmen meiner heimatgeschichtlichen Berichte zu veröffentlichen!

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Hochgeladen 2013-01-20 19:40:44.0
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