Margarethe SCHMIDT

Margarethe SCHMIDT

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Margarethe SCHMIDT

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 1836 (ermittelt aus der ursprünglichen Angabe "Jan 07 1836")
Tod 1895 (ermittelt aus der ursprünglichen Angabe "Jan 11 1895")
Heirat 1858 (ermittelt aus der ursprünglichen Angabe "Sep 01 1858") Gelnhausen nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
1858 (ermittelt aus der ursprünglichen Angabe "Sep 01 1858")
Gelnhausen
Johann Philipp REIS

Notizen zu dieser Person

Eine Ehe ohne Mißton - Zum 175. Geburtstag von Margarethe Reis, Ehefrau des Telefonerfinders Sie war auf den Tag genau zwei Jahre jünger als ihr Mann Philipp: Margarethe Reis. Zwar kannten sie sich bereits von Kindheit an, doch bevor der Tüftler um ihre Hand anhielt, nahm er Maß, ob seine Auserwählte auch in den Größenverhältnissen zu ihm passe. Denn wäre die Braut nur eine Strohhalmsbreite größer gewesen, hätte er nicht um sie geworben, erklärte Reis später oft im Scherz. Nach ihrer Hochzeit folgte die Gelnhäuserin ihrem Mann nach Friedrichsdorf, wo sie ihn liebevoll umsorgte. Geboren wurde Margarethe Reis am 7. Januar 1836 als Tochter des Schneidermeisters Johann Christian Schmidt und seiner Frau Susanne Marie, geborene Ball. Benannte wurde das Mädchen nach der Großmutter, die zugleich auch ihre Patin war. Zusammen mit ihren drei jüngeren Schwestern wuchs sie im Handwerkerhaushalt auf und war erst sechszehn, als ihre Mutter starb. Nachder Wiederheirat ihres Vaters wurde ihr jedoch "schon in zarter Kindheit mannigfache Gelegenheit geboten, sich in der Pflege und Erziehung der nachgeborenen Stiefschwestern zu beteiligen. So reifte sie denn unter den verschiedensten Erfahrungen und Pflichtübungen zur Jungfrau heran." Ihr Vater war inzwischen der Vormund des Waisenjungen Philipp Reis geworden. So kannten sich also die beiden bereits seit Kindertagen und blieben auch dann noch in Verbindung, als Philipp im Alter von zehn Jahren Gelnhausen verließ, um in Friedrichsdorf das renommierte Knabeninternat Institut Garnier zu besuchen. Schließlich sollte der Junge Kaufmann werden, und die Privatschule bot hierfür die besten Voraussetzungen. Widerwilligfolgte Reis dem Willen des Vormunds Christian Schmidt und ging in Frankfurt in die Lehre eines Farbenhändlers. Nebenher entstanden jedoch erste Erfindungen, wiedas Velociped, einer Art handbetriebenem Dreirad, mit dem Reis von Frankfurt über Hanau nach Gelnhausen fuhr. Wie wird Margarethe gestaunt haben, als er sie mit diesem seltsamen Gefährt besuchte. Die Naturwissenschaften hatten es Reis angetan, so dass er gern dem Rat seiner Lehrer folgen und studieren wollte. Als er seinen ehemaligen Lehrer Louis Frederic Garnier besuchte, bot dieser ihm jedoch sogleich eine Stelle an seinem Institut an. Und Reis blieb. Eine feste Stelle und ein sicheres Gehalt ließen ihn nun ans Heiraten denken. Die Wahl war längst auf seine schlanke Jugendfreundin Margarethe Schmidt gefallen. Am 1. September 1858 heiratete das Paar in der Gelnhäuser Marienkirche. Sofort verfügte der 24-jährige Ehemann testamentarisch, dass im Falle seines Ablebens die Kinder,die aus dieser Ehe hervorgehen würden, eine umfassende Ausbildung erhalten sollten. Seine Frau setzte er zur Alleinerbin ein, denn damals besaß er durch das Erbe seiner Großmutter ein kleines Vermögen. Davon kaufte er das Haus in der heutigen Hugenottenstraße 93, in dem heute das Museum untergebracht ist. Das Gebäude stand in bester Lange schräg gegenüber zur Kirche, zwischen den Grundstücken vonJeremie Garnier und Bürgermeister Louis Charles Garnier. Der Preis von 5500 Gulden für ein zweistöckiges Fachhaus war zwar hoch, doch dafür gab es neben einem Färbhaus noch eine Scheune und einen großen Garten. Später ließ das Paar noch denSeitenflügel mit der Tordurchfahrt anbauen. Stets hielt sie das Haus peinlich sauber, berichteten später Nachbarn. Als Margarethe nach Friedrichsdorf zog,war das Städtchen noch streng hugenottisch geprägt, die Umgangssprache Französisch. Es dauerte daher einige Zeit, bis die ersten gesellschaftlichen Kontakte geknüpft waren, zumal Familie Reis in Seulberg zur Kirche ging. In der ersten Zeitder Ehe war "Gretchen", wie Reis liebevoll seine Frau nannte, sehr krank, dem Tode nahe. Philipp half, wo er nur konnte, stellte ein Dienstmädchen an und ersannErleichterungen für den Alltag. So konstruierte er direkt vor dem Fenster ihresZimmers im ersten Stock eine Klappe. Seine Frau brauchte nunmehr nur daraufzutreten und die darunter liegende schwere Tür öffnete sich wie von selbst, wenn jemand schellte. Philipp verbrachte seine Musestunden mit Tüfteleien, vor allembeschäftigte er sich in den ersten Jahren ihrer Ehe mit dem Telefon. Als am 21.Januar 1860 ihr erster Sohn geboren wurde, kam er tot zur Welt. Um so dankbarerwar Gretchen über die glückliche Geburt ihrer Kinder Elise Susanne (14. Februar1861) und Charles Christian Philippe (22. Januar 1863). Sie wuchsen behütet auf. Nur das vierte Kind, wieder ein Söhnchen, wurde 1866 während der Geburt von ihnen genommen. Philipp war ein guter Vater, erzählte Geschichten und Anekdoten, druckte für Elise die Geschichte vom Rotkäppchen auf einer eigenen Handdruckpresse. Sorgfältig band er das Büchlein ein und versah es mit selbstgefertigten Bildern. Auch verarztete er die Kinder bei kleineren Unfällen oder Krankheiten, bastelte für sie Spielzeug und besserte es aus. Er liebte es, mit ihnen durch denTaunus zu streifen und dabei die Natur zu erklären. Leider konnte er seine Kinder nicht selbst unterrichten, so dass sie zunächst die Volksschule in Seulberg besuchten, hätten sie doch dem französischsprachigen Unterricht in Friedrichsdorfnicht zu folgen vermocht. Reis indes war bei seinen Schülern beliebt, galtals streng aber gerecht. Die von den Bosseleien, wie er es nannte, gezeichnetenHände, veranlaßten die Schüler, ihm den Spitznamen Schlosser zu geben. Seiner Frau war das vernachlässigte Äußere ein Ärgernis. Nur widerwillig zog Reis den Frack an, den er als Möbel bezeichnete, und hasste den von ihm als Angstrohr titulierten Zylinder. Handschuhe hielt er für ein unnötiges Übel. Margarethe lernte ihren Mann zu besänftigen und mit Liebe zu umsorgen. Rückblickend schrieb später ihr Sohn Charles: "Während Reis außer seinem trockenem Humor doch eigentlichErnst veranlagt war, so war seine Frau gerade das Gegenteil. Mit ihrem stets kindlich heiterem Gemüt gewann sie allen Lebenslagen und Verhältnissen die gute Seite ab und erfrischte den ermüdeten, oft verstimmten, von anstrengender Geistesarbeit heimkehrenden Gatten durch muntere Worte." Der Sohn beschrieb das Paar alsunterschiedlich, sich aber so ausgleichend, dass in der Ehe kein Misston fiel. Beide liebten die Musik, beherrschten jedoch kein Instrument. Trotzdem hatte Reisein Klavier gekauft, um sich das Spielen nach eigener Methode anzueignen, dochkam er über die Anfänge nicht hinaus. Man lud sich daher gerne musiziernede Gäste ein. "Ich habe auch dem Herren zu danken," hatte Reis in seiner Autobiographie vermerkt, "der hat mir in meinem Beruf und in meiner Familie den Segen gegeben und mehr Gutes an mir getan, als ich von ihm erbitten musste." Als Reis diesschrieb, litt bereits schwer an Lungentuberkulose, der er schließlich am 14. Januar 1874 erlag. Seine letzten Gedanken kreisten um seine Familie, "Dürfte ich doch meinen Kindern meine Kenntnisse hinterlassen und sie wären versorgt", hatteer noch auf dem Totenbett geflüstert. Elise und Carl waren damals gerade 13 und11 Jahre alt. Der Tod nahm der Familie nicht nur den Gatten und Vater, sondern brachte zudem finanzielle Probleme. Denn Philipp Reis war kein examinierter Lehrer gewesen und daher seine Witwe auch nicht pensionsberechtigt. Dies zwang die Familie, Räume im Haus an die Familie Wagner zu vermieten, deren Sohn Willy später in die Fußstapfen des Telefonerfinders treten sollte. Zwar hatten die Forschung und die Experimente viel Geld verschlungen, doch das Telefon nicht den erwarteten Erfolg gefunden. Erst 14 Jahre nach Reis’ Tod, am 1. April 1888, erhielt Margarethe endlich eine Anerkennung für die Verdienste ihres Mannes. Ein Telegramm verkündete: "Seine Majestät der Kaiser haben allergnädigst geruht auf Antrag Ihres verstorbenen Mannes mittels allerhöchster Ordre vom 28. März eine fortlaufende Beihülfe von 1000 Mark jährlich aus dem allerhöchsten Dispositionsfondbei der Reichshauptkasse vom 1. April 1888 ab zu bewilligen. Staatssekretär vonStephan." Dies waren die "Lichtstrahlen ihres Witwenstandes [...], dass ihr Gatte in der Welt der Gelehrten auch in dem großen Publikum schließlich doch noch diejenige Anerkennung seiner Forscherrechte und Forscherlehre gefunden hat, die ihm jenseits des Oceans Gelehrtenneid und Eigennutz verkümmern wollten." Bis zu ihrem Tod blieb Margarethe Reis, umsorgt von ihrer Tochter Elise, in ihrem Haus wohnen. Als sie am 11. Januar 1895, fast auf den Tag genau 21 Jahre später alsihr Mann, nach kurzer Krankheit starb, wurde sie von ihren Kindern, denen ihreganze Liebe und Sorge gegolten hatte, tief betrauert. Bestattet wurde sie auf dem Friedrichsdorfer Friedhof; das Grab hat sich allerdings nicht erhalten.

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Titel Lüngen-Jaeger Footsteps
Beschreibung Genealogische Spuren der Familie Lüngen aus dem Rheinland, sowie der Familie Jaeger aus Württemberg.
Hochgeladen 2013-02-10 10:39:50.0
Einsender user's avatar Jörg Lüngen
E-Mail jluengen@hotmail.com
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