Friedrich Valentin VON DER AU

Friedrich Valentin VON DER AU

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Friedrich Valentin VON DER AU
Beruf Pfarrer

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 20. Oktober 1894 Dalheim Kreis Oppenheim nach diesem Ort suchen
Heirat 12. April 1921 Oldenburg nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
12. April 1921
Oldenburg
Irmgard Elisabeth Clara BACKHAUS

Notizen zu dieser Person

Stadtpfarrer zu Erbach im Odenwald, trat Oster 1900 in die Volksschule zu Dalheim ein, Juni 1901 in die zu Flomborn, Ostern 1904 in das Progymnasium zu Alzey, besucht von Mai 1905-Ostern 1913 das Neue Gymnasium zu Darmstadt und bestand ebenda Ostern 1913 die Reife-Prüfung. Dann stud.theol. in Tübingen (Deutsche Christliche Studenten Vereinigung, Oikotheria) 1914, Universität Kiel. Bei Kriegsausbruch Kriegs-Freiwilliger im Ersatz-Bataillon des Leib-Garde-Infanterie-Regiments ( 1. Grossherzogl. Hess) Nr. 115, rückte Anfang Oktober mit seinem Bruder Emil zu Res. Inf. Reg. 221 nach dem Westen aus, kämpfte bei Lille-Fromelles, seit Ende November 1914 im Osten, 30.10.1914 bei Rogozna-Ruda doppelt verwundet. Zuerst im Kriegslazarett in Blankenburg im Harz, dann bei seinem Bruder in Darmstadt. Februar 1915 bei der Verwundeten-Kompagnie, rückte 11.5.1915 zum 2. Male aus zum Kulmer Infanterie Regiment Nr. 141 aus und machte die Kämpfe am Narew mit. 10.1915 zum Offizier-Kursus nach dem Warthe-Lager bei Posen abkommandiert; 20.11.1915 Leutnant. Dann stets im Osten, bei Landwer-Infanterie-Regiment Nr. 72, als Bataillions-Adjutant in der Division des Grafen von Bredow. Anfang 1919 stud. theol. in Gießen, Frühjahr 1921 Fakultäts-Examen daselbst, dann Kandidat auf dem Prediger-Seminar zu Friedberg, am 26.3.1922ordiniert zu Biebesheim am Rhein und Pfarrvikar bei Kirchenrat Schäfer ebenda, während des Ruhrkampfes von dem frnzösischen Kriegsgericht zu Wiesbaden zu einer hohen Geldstrafe wegen Ausübung seines Dienstes verurteilt, infolgedessen 1923 als Pfarrer nach Erbach berufen, seit 20.11.1926 Pfarrer ebenda mit der Amtsbezeichnung Stadtpfarrer. Eisernes Kreuz 1. und 2. Klasse, Hessisches Kriegs-Ehren-Zeichen in Eisen, Hessische Tapferkeits-Medaille, Verwundeten-Abzeichen.
übernimmt die Pfarrstelle Neuentempel mit Diedersdorf. Später kommen die Pfarrsprengel Görlsdorf und Lietzen hinzu.
1934: Friedrich v.d. Au wird Mitglied der Bekennenden Kirche (BK) und des von Niemöller initiierten ,,Pfarrernotbundes". In allen seinen acht Dörfern ruft er die "Bekennende Gemeinden" ins Leben. Deren Mitglieder lassen sich in sog. Bekenntnisversammlungen im Pfarrhaus oder bei besonders Vertrauten in den anderen Dörfern informieren und untereinander stärken.

Einige Gemeindeglieder haben sich inzwischen vom Kirchenchor getrennt, weil sie sich den NS-Ideen angeschlossen haben.

Andere, gerade unter den Jungen, schließen sich um so enger dem mutigen Pfarrer an, der von der Kanzel wie im persönlichen Gespräch offene, wegweisende Worte spricht; der Unrecht beim Namen nennt und für Verfolgte eintritt.

Die Orte Neuentempel, Marxdorf und Seelow mit Pfarrer Pecina und Vikar Willi Brandenburg sind inzwischen als "Hochburgen" der BK bekannt.

17. März 1935: Erste Verhaftung am Sonntag Reminiscere, damals gehalten als "Heldengedenktag", mit immer besonders stark besuchtem Gottesdienst. Wie Pfarrer v.d. Au mit seinem Vikar Rütenick, werden an diesem Sonntag unzählig viele Pfarrer verhaftet, die die verordnete Kanzelabkündigung der BK über den Totalitätsanspruch des NS-Staats, ihrer Weisung gemäß, verlesen wollen.Bei Pfarrer v.d. Au beschlagnahmt schon am Vortag der Seelower Ortspolizist das Abkündigungsblatt. Sofort setzt er sich telefonisch mit seinem Amtsbruder und Freund Iskraut in Frankfurt/Main/Oder in Verbindung und bittet ihn vorsorglich, falls es wirklich zur Verhaftung kommen sollte, den Neuentempler Gottesdienst samt Abkündigung zu übernehmen. Kurz vor Beginn des Gottesdienstes erscheint im Pfarrhaus der Polizist, um den Pfarrer zu verhaften, weil der am Vortag geäußert hatte, dass er sich verpflichtet fühle, seiner Gemeinde den Inhalt der Abkündigung mitzuteilen. In dem Augenblick, in dem Friedrich v.d. Au durch das Hoftor in Richtung Lietzen abgeführt wird, verlässt durch die Hintertür! Iskraut das Pfarrhaus in Richtung Kirche, mit seinem eigenen Abkündigungsblatt in der Agende. Pfarrer v.d. Au und Rütenick werden zuerst ins Lietzener Spritzenhaus gesperrt, dann ins Gefängnis von Frankfurt/Main/0. gebracht. Nach einer Woche kommen sie wieder frei.
Sommer 1935: Für die Monate Juli bis einschließlich September wird über v.d. Au und Pecina Seelow die Ausweisung aus dem Regierungsbezirk Frankfurt/Main/ 0. und totales Redeverbot verhängt.

Mitten aus dem Missionsfest heraus, im Angesicht der Gemeinde, muss der Pfarrer, begleitet von Polizei und Amtswalter, Neuentempel verlassen.

Schon im ersten Monat der "Ausweisung", mitten in der Erntezeit, macht sich eine Abordnung von Neuentempler Kirchenvorstehern auf nach Berlin, um sich bei den Behörden für die Rückkehr ihres Pfarrers einzusetzen.

Diese wird aber erst zum Erntedankfest, Anfang Oktober, geschehen!

Am Abend seiner Heimkehr wird das Pfarrhaus "überquellen" von treuen Gemeindegliedern, die dankbar ihren ein Vierteljahr lang entbehrten Pfarrer begrüßen!

Ab diesem Jahr wurden abends in der Neuentempler Kirche Fürbittegottesdienste abgehalten, in denen viele Namen der Verhafteten, Ausgewiesenen, mit Redeverbot belegten, im KZ gehaltenen Pfarrer verlesen wurden.
erfährt Pfarre v.d. Au vertraulich von einem Seelower SA- oder SS-Mann, dass Pfarrer Pecina auf nächtlichem Rückweg von der Bibelstunde "gelyncht" werden soll.

V.d. Au wagt den "Sprung nach vorn" und bittet seinen Amtsbruder, zu dessen Entlastung am folgenden Sonntag predigen zu dürfen. Von der Seelower Kanzel herab ruft er die Gemeinde auf "gutauf ihren Pfarrer aufzupassen", weil bekannt geworden sei, dass man Pfarrer Pecina "beseitigen" wolle. Somit ist der schändliche Plan vereitelt.
Von prägender Bedeutung für die Neuentempler und Diedersdorfer Gemeinde wie für Berliner Jugendliche sind seit Anfang der Dreißiger Jahre die Pfingstlager der Berliner Schülerbibelkreise.Anfangs finden sie am "Großen See" statt. Nach dem Verbot aller Jugendverbände außerhalb der "Staatsjugend" 1935, gelingt Friedrich v.d. Au der Partei gegenüber ein köstlicher Streich 200Berliner Jungen werden von Neuentempler Bauern als persönliche Gäste eingeladen! Sie campieren in Gruppen in Scheunen, Bibelarbeit, Singen und Spielen finden im großen Pfarrgarten statt..Alles wird argwöhnisch von den staatlichen Behörden beobachtet. Auf dem Weg zum Laienspiel in der Diedersdorfer Kirche wird der lange Zug der Berliner von Hitlerjugend "begleitet". Sie greift aber nicht an. Schon bei der Anfahrt der Berliner Schülerbibelkreis-Jungen war höchste Vorsicht geboten: keinesfalls zu mehr als Vierer-Grüppchen in gebührendem Abstand, dürfen sie sich mit ihren Fahrrädern auf der Reichsstraße 1 nähern, damit das Pfingsttreffen nicht schon im Vorfeld aufgelöst wird.
In all den Jahren des Kirchenkampfes werden immer wieder die Gottesdienste von der Polizei überwacht und Predigtäußerungen mitgeschrieben, daraufhin Vorladungen erlassen. AußerordentlichenBekenntnischarakter haben die großen Waldgottesdienste zu Himmelfahrt, gehalten in des Patron v. Seidels "Sandfichten" oder an einem See des Grafen Hardenberg. Zu ihnen hin strömen Menschen aus allen Bekennenden Gemeinden der Umgebung bis von Seelow her.
1937: Am Sonntag, dem 8. August 37 ist in Berlin-Dahlem ein großer Fürbittegottesdienst angesetzt für den im KZ Dachau einsitzenden Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller. Auf dem Weg zur Christus-Kirche werden unzählig viele Menschen verhaftet, die Pfarrer im Talar von der Straße weg zum berühmt-berüchtigten Gefängnis am Alexanderplatz gebracht. Auch Friedrich v.d. Au, ist darunter.
Einen unvergesslichen Fürbittgottesdienst hat es in jenen Jahren in Seelow gegeben. An einem Werktagnachmittag begeben sich viele Menschen zur Seelower Kirche, um für die seit längerer Zeit schon in Haft gehaltenen Seelsorger Pfarrer Pecina und Vikar Willi Brandenburg zu beten. Die Kirche ist jedoch von der Polizei verschlossen worden und Parteileute hindern die Gläubigen am Öffnen und Betreten des Gotteshauses. Nun findet der Gottesdienst vor, bzw. neben der Kirche, d.h. auf kirchlichem Gelände, - zum Zorn der Staatsvertreter - statt. Unüberhörbar für die Innenstadt, den Rathausplatz, sind nun die laut gesprochenen Gebete und der stimmgewaltige Gesang der Vielen: "Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich; so oft ich ruf und bete,weicht alles hinter sich..."
September 1937: Gleichzeitig mit vielen anderen Pfarrern, wird Friedrich v.d. Au für drei Wochen ins Gefängnis von Frankfurt/Main/Oder gebracht. ,,Kollektenkampf` wird seit Wochen geführt,nachdem das Abliefern der Kollekten an die Kirchenleitung der Bekennenden Kirche verboten worden war, um diese auszuhungern. An vielen Orten ist die Polizei angewiesen worden, die Kollekten sofort nach dem Gottesdienst zu beschlagnahmen. Als ein Polizist in der Neuentempler Kirche Platz genommen hat, ruft der Pfarrer in den Abkündigungen die Gemeinde auf zu einem "Opfergang um den Altar", wobei das Dankopfer auf den Altartisch gelegt wird. Nach Beendigung des Gottesdienstes wird die Kollekte sofort in die Sakristei gebracht und - geistesgegenwärtig - ein Staubtuch darüber geworfen... [Der in seiner Gesinnung sehr anständige Polizist hätte sich wohl auch geschämt, sich an der "Gabe für Gott" zu vergreifen] Doch die unbeugsamen Pfarrer werdenin Haft genommen und dürfen erst zum Erntedankfest zurückkehren. Nach der Entlassung aus der dreiwöchigen Haft bereitet die Neuentempler Gemeinde dem Heimgekehrten, wie seinerzeit nach der"Ausweisung", einen unbeschreiblich liebevollen, stürmischen Empfang. Selbst der Patron Graf Hardenberg mit seiner Gattin eilt aus Neuhardenberg zur Begrüßung herbei und bezeugt damit, dass er zu dem bekenntnistreuen Pfarrer steht.
Vom Regime Verfolgten und Juden gewährt Pfarrer v.d. Au im Pfarrhaus erholsame Zeiten. Bräute der Vikare und von jungen "illegalen" Pfarrern der BK, mit geringem Gehalt, lädt er für Sommerwochen und die Festtage in die Familie ein. Eine Berliner Jüdin aufzunehmen, die vertrauensvoll von Pfarrer Pecina zum Neuentempler Pfarrhaus geschickt wird, sollte erst im letzten Kriegswinter Aufgabe - höchst gefährlicher Art - für eine der Aueschen Töchter sein.
10. Nov. 1938: Am Tag nach der Pogrom-Nacht bittet v.d. Au seinen jungen Amtsbruder und Freund Karl-Heinz Corbach in Görlsdorf, mit ihm zusammen mit dem Fahrrad nach Seelow zu fahren, um einem alten, bescheidenen jüdischen kleinen Händler, der sicherlich total verstört und ängstlich sei und sich wohl nicht auf die Straße wagen könne, einen Rucksack mit Lebensmitteln zu bringen. Noch vor wenigen Jahren berichtete Corbach von diesem Erlebnis: V.d. Au habe die Ellenbogen breit gemacht und sei mit ihm, Corbach, unbeirrt durch die Schar von SA-Leuten, die das Haus des Juden umlagerten, hindurchgegangen.
Ab 1944 vertritt ihn die Vikarin Ilse Fredrichsdorf in den Lietzener, Neuentempler und Görlsdorfer Gemeinden. Frau Fredrichsdorf wohnt in Lietzen, trägt eine ungeheure Arbeitslast. So bescheiden ihr Auftreten ist, so unbeirrbar tut sie ihren Dienst im Sinne der BK. Eine der Neuentempler Pfarrerstöchter, die gerade im ,,Kriegshilfsdienst", nach Abitur und Arbeitsdienst in Neuentempel, ist, bringt im Auftrag von Ilse Fredrichsdorf z.B. höchst gefährliches Material zu einem Vertrauten der BK in Alt Rosenthal: die berühmten Briefe zur Euthanasie des kath. Bischofs Graf Galen!
März - April 1945: Neuentempel und umliegende Dörfer werden in den ersten Märztagen geräumt. D.h. Frauen und Kinder sollen den Ort verlassen, nur die (alten) Männer des Volkssturms sollenbleiben. Am 16. April bricht der Großkampf an den Seelower Höhen los. Am 18. April wird Neuentempel von der Roten Armee besetzt.
Herzlichen Dank an Barbara-Maria Ceglarski, geb. v.d. Au, die viel Material zusammengetragen hat. Das Original ist unter Internet unter www.lznt.de.vu zu lesen.

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Hochgeladen 2013-08-13 19:08:58.0
Einsender user's avatar Heinz Reuffurth
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