Carsten Petersen KRIEGER

Carsten Petersen KRIEGER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Carsten Petersen KRIEGER
Beruf Maurer, Zimmermann, Milchkontrolleur

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 2. November 1887 Winnert,,Schleswig-Holstein,Germany,25887,, nach diesem Ort suchen
Bestattung 9. Juni 1975 Ostenfeld,,Schleswig-Holstein,Germany,25872,, nach diesem Ort suchen
Konfirmation 4. April 1903 Winnert,,Schleswig-Holstein,Germany,25887,, nach diesem Ort suchen
Tod 3. Juni 1975 Winnert,,Schleswig-Holstein,Germany,25887,, nach diesem Ort suchen
Heirat 24. September 1920 Ostenfeld,,Schleswig-Holstein,Germany,25872,, nach diesem Ort suchen
Heirat 3. September 1944 Ostenfeld,,Schleswig-Holstein,Germany,25872,, nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
24. September 1920
Ostenfeld,,Schleswig-Holstein,Germany,25872,,
Marie HANSEN
Heirat Ehepartner Kinder
3. September 1944
Ostenfeld,,Schleswig-Holstein,Germany,25872,,
Emilie Emma GESCH.RÜSSE EICKELMANN

Notizen zu dieser Person


Erinnerungen aus meiner Kindheit

Meine Eltern waren Landarbeiter. Wir waren 8 Geschwister. Ich wurde am 2.11.1887 geboren als 6. Kind meiner Eltern. Wir wurden streng und im christlichen Glauben erzogen. Wenn unsere Mutter des Morgens in der Küche war und das Frühstück fertig machte, welches manches mal knapp war, sang sie immer den Gesang: "Wer mir den lieben Gott lässt walten." Der Verdienst der Eltern war zu der Zeit wenig. Im Winter bekam Vater 80 Pfennig pro Tag, wenn er Arbeit hatte. Im Sommer 1 bis 1,20 Reichsmark. So musste unsere Mutter im Sommer mit auf dem Felde bei den Bauern arbeiten für 80 Pfennig pro Tag. Unser Lehrer Mattiesen hatte noch Landwirtschaft. 2 Pferde und 5 - 6 Kühe und einige Schweine. Einen Sommer hatte meine Mutter das Melken der Kühe angenommen für 30 Pfennig den Tag. Da musste sie im Spätsommer, wenn das Nachgras so weit war, nach den Wiesen in der Nähe der Treene zum Melken für dieselbe Entlohnung. Nachts stand sie dann um 3 Uhr auf. Es waren aber mehr Frauen und Bauerntöchter, die dieselbe Tour hatten. Alle zu Fuß. Das Brotkorn war damit nicht viel billiger als heute. Wenn unser Vater am Sonnabend Abends (im Winter) Mutter seinen Wochenlohn von 4,80 RM gab, musste einer von uns zur Mühle und Roggenmehl holen, 25 Pfund kosteten damals 3 - 3,20 RM. Dies wurde am Sonnabend abends noch eingesäuert und am Sonntag morgen gebacken. Das Gras und Korn wurde vor 1900 noch mit der Sense geschnitten und mit Händen zusammen gebracht. Soviel ich mich erinnern kann, kam die erste Grasmähmaschine Ende der 90iger Jahre ins Dorf und wurde von den Arbeitern mißachtet, denn sie nahm ihnen die Arbeit weg. Lehrer Mattiesen sein Sohn bekam das erste Fahrrad. Es hatte vorne ein gr0ßes und hinten ein kleines Rad. Es wurde Filozoped genannt. In welchem Jahr es war, als das erste Auto hier im Dorfe gesehen wurde, weiß ich nicht genau. Es waren offene Wagen mit einer Windschutzscheibe. Unser Nachbarsohn kam zu uns, wir sollten mit nach der Schule hinkommen, da war ein Wagen, der konnte fahren ohne Pferde. Ein Privileg hatten die Arbeiter, wenn sie länger bei einem Bauern waren. Sie konnten auf dem Moorstück, welches dem Bauern gehörte, für den eigenen Bedarf Torf stechen bis zu 10.000 Stück. Auch bekamen sie ein Stück Ackerland unentgeltlich zum Kartoffelauspflanzen. Im Winter konnten sie sich bei dem Bauern einen Knick abholzen. Dafür mussten sie den Erdwall dann aufgraben. Die Kinder der Arbeiter wurden im Alter von 12 Jahren im Sommer vom 15. April bis zum 15. Oktober vom Schulbesuch befreit und kamen zum Bauern. Die Mädchen als Kindermädchen. Es war noch den ganzen Tag mit Ausnahme von Mittwoch und Sonnabend den ganzen Tag Schulunterricht. Wir die von der Schule dispensiert waren, mussten montags und donnerstags Vormittag in die Schule, kamen aber nicht immer hin in der Entezeit. Wenn es mal regnete, kamen wir dann mal mehr hin. Damals gab es noch keinen Schulrat. Pastor Deifsding von Schwabstedt hatte die Schulaufsicht. Kurz vor Ostern hatten wir Schulprüfung unter Aufsicht des Pastors, wozu auch die Eltern eingeladen waren. Wir Arbeiterkinder hatten nach der allgemeinen Prüfung, weil wir vom Schulunterricht dispensiert werden sollten, noch eine Nachprüfung durch den Pastor, in der Hauptsache in Religion, Rechnen und Deutschunterricht. Weil ich gerade in diesen Fächern leicht mitkommen konnte, wurde ich schon mit 11 Jahren vom Unterricht dispensiert und kam zum Bauern. Unser Lohn war für den ganzen Sommer 20 RM und 1 kg Schafwolle. Im Winter musste dann vieles vom Unterricht nachgeholt werden. Da war unser Vater auch sehr streng mit uns. Wenn wir unsere Hausaufgaben fertig hatten, gab er uns andere Aufgaben zum lernen und rechnen. Wofür wir ihm später dankbar waren. Bei dem ersten Bauern wo ich war, hatte ich es gut, denn es war ein kinderloses Ehepaar. Bei dem 2. Bauern war es desto schlechter. Da musste ich des Morgens um 5 Uhr und manchmal auch früher mit raus zum melken und auf dem Rückweg die Arbeitspferde mitnehmen. Wenn wir in der Heuernte abends manchmal um 10 Uhr abends nach Hause kamen, musste ich die Pferde auf die Weide bringen und dann essen. So kam es vor, dass ich erst nach 11 Uhr ins Bett kam und um 5 Uhr wieder raus musste. Dann bin ich öfters in der Schule eingeschlafen. Lehrer Mattiesen hat mich schlafen lassen und sich dann dafür eingesetzt, daß ich mehr Ruhe bekam. Die letzten beiden Sommer hatte ich es bei einem anderen Bauern wieder besser. Es gab dann auch auf einigen Bauernhöfen mehr Maschinen. Wenn sonst im Winter das Korn noch mit der Hand mit Flegeln gedroschen wurde, so kamen dann schon Dreschmaschinen auf mit Göpelbetrieb, die von 4 Pferden gezogen wurden. In 25872 Ostenfeld, Husum hatte ein Schmiedemeister einen Lohndreschbetrieb aufgemacht mit einer Dampflokobide. Er kam auch in die Nachbardörfer. Auch wieder ein Arbeitsausfall für die Arbeiter. In unserem Dorfe waren es größtenteils noch Strohdachhäuser. Da hatten die Arbeiter im Winter dann noch etwas Arbeit, denn der Roggen wurde noch vielfach mit der Hand gedroschen und das Roggenstroh zum Dachstroh verarbeitet. Nach meiner Konfirmation 1903 kam ich dann in die Lehre als Maurer und Zimmerer bis zum Jahre 1906. In der Landwirtschaft hat sich inzwischen vieles geändert mit den Traktoren und Maschinen. Die Landflucht der Arbeiter setzte schon um 1900 ein, weil sie in der Stadt bessere Arbeits- und Lohnmöglichkeiten hatten. Auf dem Lande blieben nur diejenigen, die selber etwas Land für 1 oder 2 Kühe hatten und die zu alt waren, um umzuziehen. Wenn im Winter keine Arbeit war, machten die Arbeiter sich Beschäftigung mit Korbflechten und Wäscheklammern schnitzen aus Haselbusch. Ein Korb kostete damals 50 Pfennig bis 1 RM. Wäscheklammern kosteten je Duzend 10 Pfennig. Nach 4 Jahren Gesellenzeit kam ich wieder nach Hause, weil meine Eltern nicht mehr alleine konnten, denn ich hatte auch einen an Asthma leidenden Bruder. An Rente bekam mein Vater 14 RM und mein Bruder 12 RM im Monat. Zum Leben war es zu wenig und sie wollten keinem zur Last fallen in ihrem Alter. Weil das alte Haus zu baufällig war, habe ich das Haus 1914 neu gebaut und nach dem 1. Weltkrieg fertig gemacht. Als der Krieg anfing, hatte ich das Fundament gerade fertig und hatte wiederum Glück weil ich nach meiner Einberufung am 7. August 1914 wegen geringer körperlicher Fehler 1 Jahr beurlaubt wurde. So konnte ich das Haus soweit fertig bringen, daß meine Eltern und Bruder darin wohnen konnten. Inzwischen musste ich auch anderswo arbeiten, damit wir ohne Schuldenmachen leben konnten. Eingezogen wurde ich am 7. August 1915 als Arbeitssoldat zum Stellungsbau. Im Januar 1916 wurde ich abkommandiert als Handwerker an die Feldbahn und 13 Monate später zur Bespannung der schweren Artillerie als Fahrer. Am 6. Dezember 1918 wurde ich entlassen.
Als wir im Jahre 1903 vom Pastor Schueht entlassen wurden, sagte er zu uns: "Liebe Kinder, ihr geht schrecklichen Zeiten entgegen. Haltet fest zu Eurem Glauben. Ich werde diese Zeit wohl nicht mehr erleben." Doch den 1. Weltkrieg hat er doch noch überlebt. In den 20iger Jahren ist er gestorben.

Carsten Petersen Krieger

Winnert um das Jahr 1900 und ein paar Jahre früher - aus meiner Erinnerung

Zu der Zeit gab es im Dorfe noch keine richtigen Landstraßen. Die Dorfstraße war auf der Nordseite mit großen Steinen gepflastert bis zur hälften Breite. Die Südseite war Sandweg. Bürgersteige gab es auch nicht. Die Bewohner der Südseite hatten, wenn das Regenwetter im Herbst den Sandweg unpassierbar gemacht hatte, Steine in den Weg gelegt, damit sie das Steinpflaster erreichen konnten. Wenn die Steinstraße zu dreckig war, mussten die Anlieger die Straße sauber machen. Im Sommer wurde der Sandweg am meisten befahren, denn auf der Steinstraße wurden die Eisernen Ringe von den Wagenrädern und die Hufeisen der Pferde zu schnell abgenutzt. Als in den 90iger Jahren die Chaussee von Husum nach Schwabstedt gebaut worden ist, hat die damalige Dorfvertretung es abgelehnt, dass die Straße über Winnert gebaut wurde. Auch aus dem Grunde, weil sie zu viel Verschleiß an den Wagenringen und Hufeisen mit sich brachte. Ebenfalls als in den Jahren 1907 - 1908 die Bahn von Husum nach Rendsburg gebaut wurde, sollte der Bahnhof etwas westlich von Winnert gebaut werden. Die Bahnlinie war schon ausgemessen. Da hat die Dorfvertretung auch nicht sich zur rechten Zeit darum gekümmert. Im Dorfe gab es zu der Zeit 5 Vollhufer von 100 - 120 ha. Davon ist aber keine Vollhufe mehr vorhanden. Teilweise sind die durch Erbteilung, Verkauf von einigen Landstücken und Konkursverfahren verkleinert. Soviel ich mich erinnern kann, sind in Winnert und Winnertfeld 18 Bauernhöfe im Konkursverfahren verkauft oder parzelliert worden. Auf einem Bauernhof, wo ich 2 Sommer in meiner Schulzeit war, hatte der Bauer 43 - 45 Rinder und 30 Pferde mit Fohlen und Jungpferde. Der Hof war über 100 ha groß und ist in Erbteilung in 3 Höfe verteilt worden. Zu der Zeit gab es noch keinen künstlichen Dünger, so dass das Land nicht richtig bewirtschaftet wurde. Es gab noch viel Ödland, vorwiegend in den Wiesen und im Moor. Auch gab es noch Weideland, wo durch ungenügende Entwässerung viel Binsen und auch noch Heidekraut wuchsen. Ausgewachsene Ochsen kosteten damals 270 bis 300 Reichsmark. Gute Pferde 300 - 400 RM. Ein guter Knecht (wie damals landwirtschaftliche Diener genannt wurden) verdiente im Jahr bis zu 300 RM, ein Mädchen 240 - 250 RM bei voller Beköstigung und Unterkunft. In einigen Teilen war das Dorf früher schöner. Auf der nördlichen Seite der Straße wuchsen große Bäume, zur Hauptsache Eschen und Pappeln. Wenn man von Schwabstedt kam, sah es aus, als wenn das Dorf in einem Wald lag, denn bei den Häusern standen auch große Bäume. Es gab im Dorf 4 Feuerlöschteiche. 1. Zwischen der Straße und dem Hause von Jens Krieger, 2. wo jetzt die Straße nach Schwabstedt ist, 3. am Hause von Willi Ketells, 4. gegenüber vom Hause Hans Matthiesen. Auch erinnere ich mich, dass wir von der Schule aus die Storchennester zählen mussten. Es kamen über 40 Nester zusammen. Weil es im Dorfe meistens Strohdächer waren, waren auf größeren Bauernhäusern manchmal 3 Nester. Die Straße nach Schwabstedt ist in den Jahren 1911 - 1912 gebaut. Wer nach Schwabstedt wollte, musste entweder im Westen bei der Schule oder Osten bei der jetzigen Krieger-Ehrung den Weg gehen. Es kam öfters vor, dass die, die im Osten den Weg gingen, im Westen wieder in Winnert ankamen. Vor allem wenn es dunkel war, weil der Weg von Osten, da wo die beiden Wege zusammen trafen, komische Kurven mach. Weil wir im ersten Hause wohnten, wenn sie zurückkamen, wurden meine Eltern des Nachts manchmal geweckt, um die Leute auf den richtigen Weg zu weisen.

Jahresablauf im Dorfe

Wenn die Witterung es erlaubte, wurde im April mit der Feldarbeit begonnen. Weil damals noch alles mit Pferdegespannen und Handarbeit gemacht wurde, wurde die Ackerwirtschaft nicht intensiv betrieben. Wenn im Herbst das Korn und die Kartoffeln vom Felde abgeerntet waren, wurden die Stoppelfelder gebrochen und der Acker blieb so liegen bis zum Frühjahr. Winterkorn wurde zur Hauptsache nur zum eigenen Gebrauch angebaut. Futterrüben wurden selten angebaut und gefüttert. Wer Rüben anbaute, baute Steckrüben, die mit der Hand klein gestoßen wurden. Wenn es große Rüben waren, wurde nur eine Rübe pro Kuh gerechnet. Denn sonst könnten die Kühe krank werden. Weil es damals noch keinen Kunstdünger gab, war im Grundfutter, Heu und Stroh auch nicht so viel Nährwert vorhanden. Um 1903 kam der Kunstdünger so langsam in Gebrauch. Ein Bauer hatte mal versuchsweise auf einer Wiese Kunstdünger gesäht, da meinten andere Bauern, er holte die letzte Kraft damit aus dem Boden und im nächsten Jahr würde da wahrscheinlich nichts mehr wachsen. Nach dem guten Erfolg mit dem Kunstdünger sähen, kamen dann aber doch mehr Bauern dazu, Kunstdünger zu sähen. Im Oktober waren dann die Feldarbeiten fertig. Nun fing das Schlachten von Rindern, Schweinen und Gänsen an. Im Spätsommer kamen hier Händler mit großen Trupps pommersche Gänse an. Damit zogen sie von Dorf zu Dorf. Die Bauern suchten sich dann aus soviel sie haben wollten zum mästen. Bei jedem Schlachten von Rind, Schwein oder Gänsen wurde Schlachtfest gefeiert und meistens fing das Schlachtfest schon nachmittags an und hielten bis nachts um 2 - 3 Uhr. Alkohol spielte auch dabei eine große Rolle. Die Frauen feierten mit. Die Gans kam ganz auf den Tisch und der älteste von den Männern musste sie zerlegen. Dabei soll folgendes passiert sein: Beim Zerlegen rutschte die Gans von der Schüssel und fiel unter den Tisch. O, sagte der Hausherr, der Jagdhund liegt unter dem Tisch. Das macht nichts sagt der Zerleger, denn ich habe meinen Fuß auf die Ganz gesetzt." Die Gans kam wieder auf den Tisch und wurde gegessen. Die Teilnehmer sind wahrscheinlich nicht mehr ganz nüchtern gewesen. In ein paar Tagen war es schon über das ganze Dorf verbreitet. Es gab aber auch Bauern, die diese Feste nicht mitmachten, wenigstens nicht in dem Maße. Von denjenigen, die diese Feste feierten, sind die meisten in Konkurs geraten. Die Knechte und Tagelöhner hatten Arbeit mit dem Viehfüttern und Korn dreschen. Es wurde Dreifelderwirtschaft betrieben. Drei Jahre Ackerwirtschaft und 3 Jahre Grünlandwirtschaft. Einige Äcker blieben auch 1 Jahr brach liegen, damit sich der Boden erholen konnte. Es wurde damals aber mehr auf das kirchliche Leben gehalten. An den Festtagen Weihnachten, Ostern und Pfingsten war die Kirche meistens so voll, dass wir größeren Kinder stehen mussten, weil nicht genügend Sitzplätze vorhanden waren. Zum Konfirmandenunterricht gingen wird von Ende Oktober bis Ostern im nächsten Jahr und zwar 2 mal die Woche am Montag und Donnerstag Vormittag von 9 - 12 Uhr. Nachmittags mussten wir wieder in der Schule sein. Es war damals ein Sandweg nach 25872 Ostenfeld, Husum, nur soweit die Winnerter Feldmark ging, war ein Fußsteig an dem Wege entlang. Ich wurde am 4. April konfirmiert. Da hatten wir einen frühen Frühling, denn wir haben unterwegs viele Schlangen getötet, die am Wegrand in der Sonne lagen. Die Schlagen waren damals sehr reichlich. Während unserem Konfirmandenunterricht mussten wir jeden anderen Sonntag die Kirche besuchen und von der Predigt aufschreiben, was wir behalten hatten. Auch zur Konfirmation gingen wir mit den Eltern zu Fuß, weil die Bauern uns Arbeiterkinder selten mitnahmen. Für meine Eltern war es in ihrer Kinderzeit noch schlechter gewesen. Meine Mutter hat uns oft erzählt, dass sie mit 7 Jahren schon zu einem Bauern in Rott als Kindermädchen gekommen war. Obwohl die Kinder des Bauern einen Hauslehrer hatten, musste sie auf ihren Holzpantoffeln nach 25872 Ostenfeld, Husum in die Schule, denn das war nicht möglich, dass ein Arbeiterkind mit den Bauernkindern zusammen unterrichtet wurde. Mein Vater ist auch, weil seine Mutter gestorben war, bei andren groß geworden. Seine Mutter war gestorben, als er 2 Jahre alt war. Zu damaliger Zeit hat noch ein Haus gestanden zwischen den Häusern, wo jetzt Hans Matthien und Hermann Matzen wohnen. In dem Hause hat zu der Zeit eine Witwe gewohnt, bei dieser Witwe ist mein Vater gewesen bis zu seinem 9. Lebensjahr. Vater war am 11. November 1846 geboren. Damals war Schleswig-Holstein noch unter dänischer Herrschaft. In de Zeit sind noch große dänische Viehtrifften zu Fuß von Dänemark nach Hamburg an den Viehmarkt getrieben worden und durch 25872 Ostenfeld, Husum gekommen. Die Treiber auf Holzschuhen. In 25872 Ostenfeld, Husum haben viele übernachtet. Vater war von seinem 9. Lebensjahr bis zum 19. Lebensjahr in der Gastwirtschaft bei der Kirche. Der damalige Wirt war H. Hennings, wo die Dänen auch meistens übernachtet haben. Als Kinder haben sie hinter den Dänen hergerufen: "Hannemann kommt von Jütland an, Hannemann hett bloß Holtscho an, Hannemann mut sich Stüveln kopen, denn kann Hannemann bäder lopen." Der Besitzer dieser Viehtrifften ist beritten hinterher gekommen. Auf dem Rückweg von dem Besitzer hat er seinen Erlös vom Verkauf der Tiere in Pack- oder Satteltaschen mitgeführt. Einmal hatte der Däne seine Packtaschen mit dem Geld in der Gaststube liegenlassen. Beim Aufräumen der Gaststube als der Däne weg war, kommt das Dienstmädchen und sagt zum Wirt, der Däne hat sein Geld liegenlassen. Der Wirt antwortet ihr, das lass man liegen, denn in 14 Tagen bis 3 Wochen kommt er ja wieder. Da haben die Packtaschen 3 Wochen mit dem Geld drin in der Gaststube gelegen. Bei dem Nachzählen hat auch nicht ein Thaler gefehlt. Mein Vater hat dann auch noch in 25872 Ostenfeld, Husum erlebt, als 1864 die Dänen aus Schleswig-Holstein vertrieben wurden. Eines Morgens kommt der Pastor Stege bei dem Wirt an und sagt: "Mein lieber Nachbar, nun haben die Dänen diese Nacht meine beiden Pferde mitgenommen." Der Gastwirt antwortet ihm, das sind doch Eure Landsleute, denn sie sind doch auch ein Dannebrogsmann. Das dänische Militär hatte ihre Schlachterei zu der Zeit in Winnert gehabt auf einem Bauernhof in unserer Nachbarschaft. Meine Mutter, geb. Marxen war am 21. September 1851 in Wittbek-Fehl geboren. Der größte Jahreslohn als Knecht bei den Bauern war 43 Thaler bei freier Unterkunft und Verpflegung. Nach umgerechnet in RM sind es 129 RM. Mutter ihr Lohn ist 30 Thaler im Jahr gewesen, die Bauersfrau und der Tagelöhner haben im Winter noch Korn mit dem Flegel gedroschen. Abends bis 9 Uhr haben sie dann noch Garn oder Flachs gesponnen. Jeder Bauer hat damals noch Flachs angebaut. Die Bauerfrau hat den Flachs und die Dienstmädchen den Abfall (Hede genannt) gesponnen. Das gesponnene Garn kam dann zu einem Weber. Das Flachs wurde zu Leinen gewebt. Das Tuch von der Hede wurde zu Kornsäcken erarbeitet. Die Männer mussten abends das Roggenstroh zu Tauen zusammendrehen. Dieses Tau wurde gebraucht zum Festbinden des Daches und zum Einflechten von Sitzflächen der Sessel. Diese Sessel habe ich noch gut gekannt. Hier war noch ein Arbeiter im damaligen Armenhaus, der holte sich Eichenknüppel. Wenn diese getrocknet waren, machte er Sessel davon. In der Rücklehne waren manchmal Namen und Jahreszahl eingeschnitzt. Ich habe noch von diesen Sessel repariert und mein Vater hat die Sitze dann mit Kokustauen eingezogen.

Soweit meine Erinnerungen in meinem Leben.

Carsten Krieger

<24 Beruf> Er war auch Imker

Datenbank

Titel Krieger_10.05.2015_00
Beschreibung Krieger Datenbenk
Hochgeladen 2016-11-01 19:11:55.0
Einsender user's avatar Klaus Helmut Gevert
E-Mail kgevert@web.de
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Herunterladen

Der Einsender hat das Herunterladen der Datei nicht gestattet.

Kommentare

Ansichten für diese Person