Charles JORDAN

Charles JORDAN

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Charles JORDAN
Beruf Quincaillerie-Händler

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt ber.1660 La Motte-Chalancon/Dauphiné nach diesem Ort suchen [1]
Bestattung 9. April 1726 Friedericstadt nach diesem Ort suchen [2]
Tod 7. April 1726 Berlin nach diesem Ort suchen [3]
Heirat 13. Dezember 1691 Berlin nach diesem Ort suchen [4]
Heirat Januar1706 Leipzig nach diesem Ort suchen [5]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
13. Dezember 1691
Berlin
Catherine REVEL
Heirat Ehepartner Kinder
Januar1706
Leipzig
marie Madeleine GALLATIN

Notizen zu dieser Person

"Charles Jordan verliess Frankreich nach 1683." Er "wird sich irgendwo in der Schweiz sein Brod zu verdienen gesucht haben, bis er in Berlin eine bleibende Heimath fand. ... wir begegnen ... dem Charles dort zuerst im Jahre 1689, dem Paul und dem Jean im Jahre 1691. Die Schwestern Anne und Lucrèce kamen erst 1704 in Berlin an." Charles "hatte sich wahrscheinlich von Jugend auf dem Handelsstande gewidmet, es wird jedoch auch berichtet, dass er in Frankreich Arzeneimittellehre studirt habe, und im Zusammenhang damit wird erzählt, dass er in der ersten Zeit seines Berliner Aufenthaltes Gelegenheit fand, seine Kenntnisse zu verwerthen, indem er die Gattin Eberhard von Danckelmannns, des nachmaligen Premierministers Kurfürst Friedrichs III., nach einer anderen Lesart Danckelmnann selbst, durch ein Heilmittel von einer gefährlichen Krankheit befreite.
Wie die Mehrzahl der Réfugiés, so werden auch die Geschwister Jordan von ihrem Hab und Gut in Frankreich bei der eiligen Flucht Nichts haben retten können, sie kamen ohne alle Mittel in Berlin an und mussten sich durchschlagen, wie es eben ging. Um die drückende Noth zu lindern, und nicht auf die Unterstützung aus den für die Réfugiés überall veranstalteten Kollekten angewiesen zu sein, sahen sie sich genöthigt, sich durch ihrer Hände Arbeit Brod zu verdienen, und es wird berichtet, dass Charles und Jean Jordan zunächst in der Strumpfmanufaktur, welche Isaac Dalencon aus Metz errichtet hatte, Arbeit und Lebensunterhalt fanden, sie hätten sich später oft dankbar dieses erslen Unterkommens erinnert. Sie waren jedoch nicht lange genöthigt, sich damit zu begnügen, die in der Jugend erworbenen Kenntnisse und die Unterstützung, welche ihnen in Folge ihrer Tüchtigkeit und Redlichkeit allerseits zu Theil wurde, setzten sie bald in den Stand, ein kleines Geschäft anzufangen, und zwar einen Handel mit Quincaillerie, d. h. mit allerhand feineren Waaren aus Metall, namentlich Stahl, ferner aus Horn, aus Elfenbein u.s.w., wie Messer, Scheeren, Degengriffe, Spangen, Etuis und Aehnlichem. Wahrscheinlich hat Charles Jordan das Geschäft zuerst allein betrieben, während sein Bruder Jean entweder noch garnicht in Berlin anwesend war oder anderweit sein Auskommen fand. Die erste urkundliche Erwähnung, die wir von Charles Jordan gefunden haben, ist in Akten des Königlichen Geheimen Staatsarchivs zu Berlin enthalten, es ist eine von den Händlern Charles Jordan und Daniel Jouve an den Staatsminister Ezechiel von Spanheim gerichtete Eingabe und der darauf an jeden der beiden einzeln ergangene Bescheid vom 24. Mai 1689. Die Eingabe lautet:
A Son Exc. Monseigneur d'Espanheim.
Représentent très-humblement Charles Jordan & Daniel Jouve Réfugiés à Berlin que depuis que la Cour est partie d'icy ils n'y gagnent pas leur vie et qu'ils ne pourront pas mieux la gagner a l'advenir dans la ditte ville. Ce considéré supplions très humblement Votre Excellence de voulloir nous accorder à Chacun une permission par Escript de pouvoir Estaller et vendre quelque petite mercerie à Stargard ou autres villes de Son Altesse & les dits suppliants continueront à prier Dieu pour Votre Excellence.
Hierauf erging folgende Konzession:
Seine Churfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg, Unser Guter Herr haben dem französischen refugirten Krähmer Charles Jordan, welcher sich allhier establirt, in Gnaden hiermit vergünstigt zu desto bequemerer Fortsetzung seiner Nahrung, nicht allein in denen hierherumb belegenen Städten und Flecken, sondern auch sonst in dero Landen, wo er es zuträglich zu sein achten wird und in specie nach Stargard in dem Herzogthum Hinterpommern seine Handthierung zu treiben, die Märkte zu beziehen, daselbst seine Wahren öffentlich feil zu bieten und dadurch so gut er weiss seinen Unterhalt zu suchen. Signatum Cölln a. d. Spree den 24. Mai 1689. E. v. Spanheim.
Wir werden uns das Geschäft des Charles Jordan in der ersten Zeit recht klein zu denken haben. Als er die Eingabe an den Kurfürsten richtete, auch auswärtige Märkte besuchen zu dürfen, hatte es wohl schon einen kleinen Aufschwung genommen. Es geht aus den Einleitungsworten hervor, dass er besonders beim Hof Abnehmer für seine Waaren fand, und diese Thatsache deckt sich mit der Ueberlieferuug. Aus der ersten Anfangszeit des Geschäftes wurde ein Andenken bis in unsere Tage aufbewahrt, die sogenannte "boutique portative", ein einfacher hölzerner Kasten mit sechs Schubfächern, mit dem Charles Jordan umherziehend seine ersten Geschäfte machte. Es knüpft sich an diesen Kasten eine Legende, die in dem Schriftchen "Das Haus Pinkert" ausführlich mitgetheilt wird. Danach soll Charles Jordan eines Tages mit seinem Kasten an dem Garten des Sommersitzes der Kurfürstin Sophie Charlotte, der Gemahlin Friedrichs III., in dem eine halbe Meile von Berlin entfernt gelegenen Orte Lietzow vorbeigekommen sein und die Aufmerksamkeit der Kurfürstin auf sich gelenkt haben, welche ihm alsbald den ganzen in Schmuckgegenständen bestehenden Inhalt seines Kastens für 18 Thaler abgekauft und ihn aufgefordert habe, sie in Berlin im Schloss aufzusuchen und ihr neue Waaren zu bringen.
Mag diese Geschichte sich nun so zugetragen haben oder nicht, so viel scheint sicher zu sein, dass sich unser Charles der Protektion des Hofes und der einflussreichsten Persönlichkeiten zu erfreuen gehabt hat. Der Familie von Danckelmann ist schon Erwähnung gethan worden, weiter möge genannt werden der Staatsminister von Spanheim, dessen Gattin zusammen mit dem Baron de Faugières bei der Taufe des erstgeborenen Kindes des Charles am 30. Dez. 1692 zu Gevatter stand. Das Geschäft gewann bald an Ausdehnung und Eintrglichkeit. Im Jahre 1696 bezog Charles schon die Leipziger Ostermesse. Er schaffte seine Waaren gemeinschaftlich mit dem Kolonisten Abraham Leplay aus Rouen, der in Berlin denselben Handel betrieb, nach Leipzig und miethete mit demselben zusammen einen Verkaufsstand. Als Andenken daran wurde lange Zeit in der Familie eine Quittung aufbewahrt, welche lautete:
Leipziger Ostermarkt 1696.
Carl Jordan, Handelsmann von Berlin, für einen Stand in Auerbachs Hof,
um ein Behältniss darauf zu setzen .... 3 Thlr. in Spezie
Agio auf Courant ............................... 10 Sgr.
__________
3 Thlr. 10 Sgr.
Als das Geschäft einen grösseren Umfang annahm, veranlasste Charles seinen Bruder Jean als Theilhaber einzutreten. Wahrscheinlich geschah dieses bald nach 1696, wenigstens wird Jean, der zunächst die Fabrikation von seidenen und wollenen Strümpfen betrieben hatte, schon in der Kolonieliste von 1700 als marchand quincailler bezeichnet. Die beiden Brüder wohnten zunächst nicht zusammen, sondern, wie aus den Kolonielisten ersichtlich ist, der eine in Berlin, der andere in Cölln a. d. Spree. Im Jahre 1708 aber und den folgenden wohnten sie beide in Berlin und werden in den Listen unmittelbar hintereinander aufgeführt, in der letzten der vorhandenen Listen aus dem Jahre 1721 sogar zusammen, sie bildeten damals einen Haushalt von 17 Köpfen, nämlich ausser den beiden Familienhäuptern 2 Frauen, 4 Söhne, 5 Töchter, l Geselle, l Lehrling und 2 Dienstboten. Ob hierbei nur die Gesellen und Lehrlinge begriffen sind, die im Hause mitwohnten und ob sie vielleicht ausserdem noch weitere Arbeiter, vielleicht auch deutsche, beschäftigten, steht dahin, immerhin wird das Geschäft schon eine gewisse Bedeutung gehabt haben. Charles und Jean Jordan hatten für den Verkauf ihrer Waaren anfänglich eine der sogenannten Budiken an der Schlossfreiheit bezogen, später hatten sie einen grösseren Verkaufsladen. Sie gehörten der französischen Kaufmannsgilde an, welche im Jahre 1715 mit der deutschen vereinigt wurde. In dem ersten am 17. Juni 1715 ausgegebenen Verzeichniss der neuen kombinirten Kaufmannsgilde waren sie unter der fortan beibehaltenen Firma "Gebrüder Jordan" verzeichnet. Vermuthlich wurden schon in dieser ersten Generation die Geschäfte in grösserem Stile und auch mit dem Auslande gemacht. Jedenfalls müssen die Gebrüder Jordan schon Verbindungen nach Russland gehabt haben, da man sich im Jahre 1728 ihrer Vermittelung bediente, um eine in Magdeburg für den Bau einer französischen Kirche in St. Petersburg gesammelte Summe von 51 Rthlr. l Gr. dorthin zu schicken (Bulletin Bd. 44, S. 211). Unter den späteren Generationen erlangten die Geschäftsverbindungen nach Russland und England grosse Ausdehnung. Es möge noch erwähnt werden, dass einer der Brüder Jordan, wahrscheinlich Charles, im Jahre 1718 zusammen mit den Häuptern der angesehensten Koloniefamilien in eine Kommission zur Stiftung eines franz÷sischen Waisenhauses in Berlin berufen wurde. Charles Jordan starb 1726, sein Bruder Jean 1729, und das Geschäft ging auf des ersteren Söhne über, die es weiter ausdehnten und es zu einem bedeutenden Handelshause machten.
Mit dem Quincailleriegeschäft wurde eine Juwelenhandlung verbunden und später diese allein weiter betrieben. Das Geschäft verblieb bis fast in die Mitte des jetzt abgeschlossenen (19.) Jahrhunderts durch fünf Generationen, immer auf den ältesten Sohn übergehend, in der Familie. Der Grundsatz der Redlichkeit und Arbeitsamkeit ward stets hochgehalten, und mit Dankbarkeit erinnerten sich die späten Nachkommen an die ersten Einwanderer Charles und Jean, die durch ihren Fleiss und ihre Geschicklichkeit den Grund gelegt hatten zu dem Geschäft und damit zu dem Ansehen und der Wohlhabenheit, deren sich die Familie nachmals zu erfreuen hatte. Jener alte unscheinbare Holzkasten, die "boutique portative", mit der Charles Jordan seine ersten Geschfte gemacht hatte, wurde stets in dem Kontor der Gebrüder Jordan aufbewahrt, und auch nach Auflösung des Geschäfts in der ältesten Linie weiter vererbt. Leider sind wir jedoch nicht im Stande, ihn hier im Bilde vorzuführen, da er im Jahre 1895 bei einem Brande des Gutshofes in Rehfelde (siehe unten Nr.163) zu Grunde gegangen ist. Ein Andenken an Charles Jordan ist uns jedoch noch erhalten in seiner Todtenmaske , die wir hier abbilden. Das Original, im Besitze von Emil Jordan (218), ist aus Wachs geferigt und besteht in einem vollständigen Kopf, der mit gläsernen Augen versehen und bemalt ist, und der nach der Absicht des Künstlers anscheinend den Eindruck einer plastischen Darstellung nach dem Leben hervorrufen soll. Es ist indess deutlich erkennbar, dass das Gesicht, welches im Geggensatz zu den übrigen Theilen des Kopfes natürliche Bildung zeigt, von einer Todtenmaske nachträglich zu einem ganzen Kopf ergänzt worden ist. Das gänzliche Fehlen des Haupthaares und die Starrheit der Augen erwecken einen eigenthümlichen Eindruck einer Vermischung von Tod und Leben und verleihen der Darstellung beinahe etwas Unheimliches. Wir haben deshalb durch einen Gypsabguss die ursprüngliche Todtenmaske wieder herstellen lassen und diese unserer Abbildung zu Grunde gelegt.
Charles Jordan hatte von seiner ersten Frau Catherine Revel 9 Kinder, von denen aber 7 in zartem Alter wieder starben. Die Mutter starb 36 Jahre alt im Jahre 1704.
Charles heirathete in zweiter Ehe im Januar 1706 die Marie Madeleine Gallatin, die einer hochangesehenen Genfer Patrizierfamilie angehörte, deren Stammbaum auf das Jahr 1502 zurückgeführt wird (Galiffe, Notices généalogiques sur les familles Genevoises, Bd. l, S. 366 ff.)." (Gustav v.Jordan/Louis Jordan: Chronik der Familie Jordan, Berlin 1902, Seite 23ff)

Quellenangaben

1 Gustav v.Jordan/Louis Jordan: Chronik der Familie Jordan, Berlin 1902
2 Friedrichstadt FrKB (KJC-Film Nr.1270804)
3 Friedrichstadt FrKB (KJC-Film Nr.1270804)
 "JORDAN: LE DIMANCHE: 7.e dito (= Avril 1726) a deux heures et demie du matin est mort en langeur Monsieur Charles Jordan marchand, agé de soixante cinq ans natif de la Motte Chalencon en Dauphiné, a eté enterré le neuf au Cimettierre de la Friedericstadt.
4 Friedrichstadt FrKB (KJC-Film Nr.1271141)
 "Charles Jourdan. Le dimanche 13.e Decembre 1691 Monsieur Bancelin le fils Ministre, a beni au Dohme le mariage de Charles Jourdan marchand natif de la Motte Chalencon en Dauphiné, fils du S. Guy Jourdan et de Dem.le Catherine Moreau; avec Catherine Revelle fille du Pierre Revelle Bourgois de S. André, et de Marguerite Avragne (?)."
5 Gustav v.Jordan/Louis Jordan: Chronik der Familie Jordan, Berlin 1902

Datenbank

Titel Bernhard-Münch
Beschreibung Vorfahren der Familie Bernhard-Münch, Dezember 2016
Hochgeladen 2016-12-03 21:43:17.0
Einsender user's avatar Claus Bernhard
E-Mail bernhardc@freenet.de
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