Christian ZWILLING

Christian ZWILLING

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Christian ZWILLING

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 1738 Bad Kreuznach,Deutschland nach diesem Ort suchen
Tod 1. August 1800 Homburg nach diesem Ort suchen
Religion 1738 ref./Warmsroth nach diesem Ort suchen
Theologe 1770 Christian Zwilling nach diesem Ort suchen [1] [2]

Notizen zu dieser Person

Zwilling, Chr., ev. Theologe, * 1738 Kreuznach/Nahe, 1.8.1800 v. d.H.- Der Sohn Johann Nikolaus Zwillings besuchte das Gymnasium seinerHeimatstadt Kreuznach u. stud. im Anschl. an seine SchulausbildungPhilosophie/Theologie in Heidelberg und im niederländischen Franecker.Zehn Jahre lang, von1761-1771, wirkte er als Hausleher in Pirmasens,Neuchatel Frankf./Main , um dann als Hauslehrer an der hölländischenGesandschaft in Hamburg tätig zu werden (1771-1775). Vom Jahr 1775 anbis zu seinem Ableben war er Hofprediger und deutsch-reformierterPfarrer in Homburg v. d. H. 1777 erfolgte die Ernennung zumKonsistorialrat. Der 1776 ins leben gerufenen "Patriotischengesellschaft", Ausdruck der sich seit dem 16. und 17. Jahrhundert inganz Europa ausbreitenden besinnung auf die nationale Eigenart, vorallem auf die sprachl., gehörte er als Mitglied an. Werke (Hauptwerk): Unterricht der christl. Lehre. Lit.: Klaus Wetzel, Die reformierten Pfarrer und die reformierte Lehrein der Landgrafschaft Hessen-Homburg (1671-1866), in: Jahrbuch derHessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung (Darmstadt) 30 (1979),320-324; - Karl Schwartz, Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg undseine Familie, Bd. 1 (21888), 141 f.; Bd. 3, 115,; - Otto Renkhoff,Nassauische Biographie (21992), 905. Bedeutende Namen die zu Zwilling gehören: Gabriel Zwilling, auch Gabriel Didymus (* um 1487 in Annaberg; † 1.Mai 1558 in Torgau) war ein lutherischer Theologe und Reformator. Leben [Bearbeiten] Ort und Zeitpunkt von Zwillings Studienbeginn sind unbekannt, ebenso,ob er in den Augustinereremitenorden Joachimsthal in Böhmen eintrat.Früher wurde zumeist vermutet, er habe in Prag zu studieren begonnenund wäre 1502 bereits nach Wittenberg übergesiedelt. Aus der Matrikel der Universität Wittenberg geht hervor, das er sich1512 dort einschrieb, aus Annaberg kam und Mitglied desAugustinerordens war. Vermutlich wird er nur wenige Jahre jüngergewesen sein als sein Mitbruder Martin Luther. Schon damals muss erJohann von Staupitz nahe gestanden haben, da dieser den Wunschäußerte, er möchte in Erfurt seine Studien betreiben. 1516 erwarb er den Baccalaureus der artistischen Künste und Luthersandte ihn in seiner Eigenschaft als Distriktsvikar ihn nach Erfurt,wo er sich dem Studium der griechischen Sprache widmen sollte. Dazuschrieb Luther an den Erfurter Prior Johann Lange, er möchte daraufsehen, dass Zwilling sich nach den Satzungen des Ordens richte undsich der Klosterzucht füge. Aber Zwilling hielt es dort nicht langeaus und kehrte nach Wittenberg zurück, wo er 1518 Magister wurde.Unter dem Einfluss Luthers schloss sich Zwilling der Reformation anund trat während der Wittenberger Bewegung neben Andreas Bodenstein inErscheinung, als Erneuerer im Wittenberger Augustiner Kloster. Im Oktober 1521 predigte er vor seinen Ordensbrüdern gegen dieVerehrung der Hostie, die Abschaffung von Privatmessen und fordertedie Austeilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt. In derSakramentsfrage äußerte er, dass die Kommunion nur im Gedächtnis derPassion eingesetzt werden dürfe. Zwillings Predigten zeigten Erfolg,dass der Augustinerkonvent das Lesen der Messe am 13. Oktober 1521einstellte. Als er als einer der ersten im November aus demAugustinerkloster austrat, schlossen sich auch seine Mitbrüder an. Mit auf sein Betreiben ist der Austritt vieler Mönche aus demWittenberger Konvent zurückzuführen, ein Schritt, den Zwilling selbstim November des Jahres vollzog. Während Bodenstein in Wittenberg dieneue Ordnung des Gottesdienstes einführte, trat er in Eilenburg auf.Der unansehnliche, einäugige Mann muss ein hinreißender Predigergewesen sein. Die Kutte legte er ab und trug einen langen Gehrock undbreitkrempigen Hut. Unter Bodensteins Einfluss wandte er sich im Januar 1522 gegen dieBilder und Altäre in der Stadtkirche Wittenberg. Durch das Auftretender Zwickauer Propheten wurde die Lage durch die Kritik am Schulwesenüberspitzt, so dass Luther von der Wartburg nach Wittenbergzurückkehrte. Diesem beugte er sich und bekannte, zu weit gegangen zusein. Obwohl Luther ihn neben Bodenstein als den wichtigsten Urheberder Unruhen ansah, zeigte er sich zufrieden besonders über desseninnere Wandlung. Im April empfahl Luther Zwilling der Stadt Altenburg als Prediger. Erermahnte ihn aber, mit Rücksicht auf die Schwachen bedächtigvorzugehen, sich bei Neuerungen zurückzuhalten und nur gestützt aufdas Wort und nicht auf menschliche Kraft oder Ordnungen zu handeln.Seine Tätigkeit war jedoch nicht von langer Dauer. Die Chorherrenwiderstanden seiner Einsetzung. 1523 findet er sich bereits als Prediger in Torgau, wo seinleidenschaftlicher Einsatz für die Reformation einen Sturm auf dasdortige Franziskanerkloster auslöste. Ab 1529 gestaltete er alsSuperintendent die evangelische Kirche und 1537 findet man seineUnterschrift unter den Schmalkaldischen Artikeln. Seitdem wirkte ermehr in der Stille. Als in Kursachsen das Augsburger Interim eingeführt wurde, widersetzteer sich ihm mit allem Nachdruck. Er wurde daher verhaftet und nachWittenberg gebracht. So sehr sich die Wittenberger Theologen um ihnbemühten, sie stimmten ihn nicht um. Deshalb wurde er 1549 seinesAmtes entsetzt. Er durfte aber in Torgau wohnen bleiben und verbrachtedort seine letzten 9 Lebensjahre als Privatprediger der Mutter desKurfürsten. Literatur [Bearbeiten] * Karl Pallas: Der Reformationsversuch des Gabriel Zwilling (Didymus)in Eilenburg und seine Folgen, in Archiv für Reformationsgeschichte(ARG), Jg. 9, 1912, S. 347-362 * Hans Joachim Kessler: Altenburg. Eine kurfürstlich-sächsischeMittelstadt in der Entwicklung zur terretorialfürstlichenResidenzstadt zwischen Leipziger Teilung 1485 und der WittenbergerKapitulation 1547, Dissertation Leipzig 1991, S. 88-91 * Julius Löbe: Geschichte der Kirchen- und Schulen des HerzogthumsSachsen-Altenburg, Bd. 1, Altenburg 1886, S. 101 * Julius Löbe: Mittheilungen über den Anfang und Fortgang derReformation in Altenburg nach in gleichzeitigen Acten, Briefen,Nachrichten, in Mittheilungen der Geschichts- undAlthertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes, Jg. 6, 1863, S. 11 * Gottfried Wentz: Das Augustinereremitenkloster in Wittenberg. In:Germanica Sacra- Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Walter deGruyter & Co, Berlin, 1941, 2. T., S. 484 * Thedor Kolde: Didymus, Gabriel. In: Realencyklopädie fürprotestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 4,Hinrichs, Leipzig 1898, S. 639-641. * Gustav Leopold Plitt: Didymus, Gabriel. In: Allgemeine DeutscheBiographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 117. * Detlef Metz: ZWILLING (Didymus), Gabriel. In:Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14,Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 672-674. Normdaten: PND: 129600601 (PICA) | WP-Personeninfo Personendaten NAME Zwilling, Gabriel ALTERNATIVNAMEN Gabriel Didymus KURZBESCHREIBUNG deutscher Reformator GEBURTSDATUM um 1487 GEBURTSORT Annaberg STERBEDATUM 1. Mai 1558 STERBEORT Torgau Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Zwilling“ Kategorien: Lutherischer Theologe (16. Jahrhundert) | Reformator |Deutscher | Mann | Geboren 1487 | Gestorben 1558 | Person (Eilenburg)| Person (Annaberg-Buchholz) Band XIV (1998) Spalten 672-674 Autor: Detlef Metz ZWILLING (Didymus), Gabriel, deutscher Theologe der Reformationszeit,* etwa 1487 in Annaberg, † Mai 1558 in Torgau. - Es ist nicht bekannt,wann und wo Zw. sein Studium aufnahm und in denAugustinereremitenorden eintrat. Früher wurde zumeist vermutet, erhabe in Prag zu studieren begonnen. Klar ist nur, daß Z. 1512 inWittenberg immatrikuliert wurde und zu diesem Zeitpunkt schonOrdensmitglied war. Nachdem er 1516 Baccalaureus artium (Inhaber desuntersten akademischen Grades geworden) war, entsandte ihn seinDistriktsvikar Martin Luther nach Erfurt. Dort sollten er und anderesich insbesondere dem Griechischstudium widmen. 1518 erlangte er,bereits wieder in Wittenberg, die Magisterwürde. Zw. schloß sich derReformation Luthers an, trat aber erst im Herbst 1521 während LuthersWartburgaufenthalt stärker hervor und übernahm schließlich mitKarlstadt zusammen die Führung der Wittenberger Reformationsbewegung.Obwohl ohne eigentlichen Predigtauftrag, predigte er im Oktober 1521in der Augustinerkirche gegen die Verehrung der Hostie (die er alsAbgötterei bezeichnete), die Praxis der Privatmesse und denOpfercharakter der Messe und verfocht die Austeilung unter beiderleiGestalt. Den Zweck des Sakraments sah er allein in der Kommunion, dasZiel seiner Einsetzung im Gedächtnis der Passion. Z.s Predigten hattenden Erfolg, daß der Augustinerkonvent das Lesen der Messe soforteinstellte. Mit auf sein Betreiben ist der Austritt vieler Mönche ausdem Wittenberger Konvent zurückzuführen, ein Schritt, den auch Z. imNovember des Jahres vollzog. Im Gefolge Karlstadts widmete er sich imDezember wieder der Umgestaltung des Gottesdienstes, die er inEilenburg vorantrieb. An den Weihnachtstagen predigte er dort gegenMesse, Fasten und eucharistische Praxis. Das Abendmahl feierte er indeutscher Sprache und teilte es in beiderlei Gestalt aus. Im Januar1522 wandte er sich, wiederum Karlstadt folgend, gegen die Bilder undAltäre in den Kirchen und übernahm auch dessen Kritik am Schulwesen.Nach der Rückkehr Luthers von der Wartburg beugte er sich aber schnellder Autorität des Reformators. Zeugnisse schon vom 15. und 19. Märzattestierten Z. die Einsicht, zu weit gegangen zu sein, und einevöllige Verwandlung (vgl. WAB 2,472.478; W 10III, LI). Bereits imApril konnte Luther Z. der Stadt Altenburg als Prediger empfehlen,ermahnte ihn aber, mit Rücksicht auf die Schwachen bedächtigvorzugehen, sich bei Neuerungen zurückzuhalten und nur gestützt aufdas Wort und nicht auf menschliche Kraft oder Ordnungen zu handeln.Aufgrund von Widerständen der dortigen Chorherren und des Mißtrauensvon Kurfürst Friedrich wurde Z. aber trotz Luthers Protest bald wiederabberufen. Seit Frühjahr 1523 wirkte er als Prediger in Torgau, wurde1525 dort Pfarrer und 1529 Superintendent. Luther hielt die Verbindungzu ihm und setzte sich bei der Stadt für die materielle Versorgung derFamilie ein. Öffentlich trat Z. in der Folgezeit kaum mehr hervor, vonkleineren Auseinandersetzungen mit dem Antinomismus und dem Angriffauf das Torgauer Franziskanerkloster abgesehen. Er blieb Luthers Linietreu. So unterschrieb er 1537 die Schmalkaldischen Artikel. 1549 wurdeer wegen seines Widerstands gegen das Leipziger Interim von KurfürstMoritz abgesetzt. Es wurde ihm aber gestattet, weiterhin in Torgau zuwohnen und der Mutter des Kurfürsten als Privatprediger zu dienen. -Z. gehört gewiß nicht zu den führenden Theologen der entstehendenreformatorischen Seite. Abgesehen von den Ereignissen 1521/22 spielteer keine große Rolle in der Geschichte der Reformation. Punktuell, ineinem kleinen Zeitraum in Wittenberg, als sich in einem durch LuthersAbwesenheit bewirkten Vakuum die Ereignisse überstürzten und keineordnende Autorität eingriff, war er neben Karlstadt für eineerhebliche Radikalisierung der Reformationsbewegung verantwortlich.Eine Ursache dafür ist in der auch von Luther erkannten ausgeprägtenRedegabe Z.s zu sehen (WAB 2,520.521). Z. wirkte als Prediger undkonnte als solcher begeistern. Durch Schriften hingegen trat er nichthervor, weswegen er in der theologischen Diskussion seiner Zeit und inder weiteren Entwicklung - im Gegensatz etwa zu Karlstadt - einen eherunbedeutenden Platz einnimmt. Nach seinem Anschluß an das gemäßigteLager blieb er zeitlebens ein enger Anhänger des Reformators. Lit.: Johann Georg Terne, Versuch zur sufficienten Nachricht von desGabriel Didymus fatalem Leben, 1737; - Friedrich Joseph GrulichsDenkwürdigkeiten der altsächsischen kurfürstlichen Residenz Torgau ausder Zeit und zur Geschichte der Reformation, 2. Auflage von J.Chr.A.Bürger, Torgau 1855; - Nikolaus Müller, Die Wittenberger Bewegung 1521und 1522. Die Vorgänge in und um Wittenberg während LuthersWartburgaufenthalt, Leipzig 19112; - K. Pallas, DerReformationsversuch des Gabriel Didymus in Eilenburg und seine Folgen,ARG 9 (1912), 347-360; - Luther in Thüringen. Gabe der ThüringerKirche an das Thüringer Volk, bearbeitet v. Reinhold Jauernig, hrsg.vom Landeskirchenrat der Ev.-luth. Kirche in Thüringen, Berlin 1952; -Wilhelm H. Neuser, Die Abendmahlslehre Melanchthons in ihrergeschichtlichen Entwicklung (1519-1530), Neukirchen-Vluyn 1968.Beiträge zur Geschichte und Lehre der Reformierten Kirche 26; - UlrichBubenheimer, Scandalum et ius divinum. Probleme der erstenreformatorischen Innovationen in Wittenberg 1521/22, ZSavRGKan 59(1973), 263-342; - Martin Brecht, Luther und die WittenbergerReformation während der Wartburgzeit, in: Günter Vogler (Hrsg.),Martin Luther. Leben, Werk, Wirkung, Berlin 1983, 73-90; - ADB V, 117;- Kirchenlexikon2 III, 1715-1717; - RE3 IV, 639-641; - RGG2 V, 2150f.; - RGG3 VI, 1951. Detlef Metz Letzte Änderung: 01.07.2006 Band XXV (2005) Spalte 1600 Autor: Konrad Fuchs Paul Zwilling, auch: Paul Didymus (* 6. November 1547 in Torgau; † 6.November 1581 in Torgau) war ein deutscher neulateinischer Epiker. Leben [Bearbeiten] Als Sohn des Gabriel Zwilling geboren, besuchte er das Gymnasium St.Augustin bei Adam Siber. Er immatrikulierte sich am 15. Februar 1572an der Universität Wittenberg und erwarb dort am 2. September 1572 denakademischen Grad eines Magisters der freien Künste. 1573 wird er als Professor der Poesie und Philosophie an dieUniversität Jena berufen, war dort 1580 Rektor der Hochschule gewesen.Er verstarb jedoch schon mit 34 Jahren an seinem Geburts- undHochzeitstag. Werke [Bearbeiten] * Josephiados libri VIII totam Genesin comlectentes, Leipzig 1580 * De prima hebdomade seu mundi hominisque ortu et husius lapsu,Leipzig 1569 * De providentia divina Carmina graduum XV., Leipzig 1580 * Carmina Sionia seu Meletemata ex evangeliis dominicalibus,Wittenberg 1580 * Sacra virumque cano, qui primus Hebronis abortis migrante Isacidumde stirpe Canopia veronit littora… Literatur [Bearbeiten] * Walther Killy: Literaturlexikon: Autoren und Werke deutscherSprache. (15 Bände) Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh / München1988-1991 (CD-ROM: Berlin 1998 ISBN 3-932544-13-7) Bd. 3 S. 37 * Zwilling oder Didymus, Paul. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 64,Leipzig 1750, Spalte 1647 f. ZWILLING, Christian, ev. Theologe, * 1738 Kreuznach/Nahe, † 1.8. 1800Homburg v. d. H. - Der Sohn Johann Nikolaus Zwillings besuchte dasGymnasium seiner Heimatstadt Kreuznach und studierte im Anschluß anseine Schulausbildung Philosophie und Theologie in Heidelberg und imniederländischen Franeker. Zehn Jahre lang, von 1761 bis 1771, wirkteer als Hauslehrer in Pirmasens, Neuchâtel und Frankfurt am Main, umdann als Prediger an der holländischen Gesandtschaft in Hamburg tätigzu sein (1771-1775). Vom Jahre 1775 an bis zu seinem Ableben war erHofprediger und deutsch-reformierter Pfarrer in Homburg v. d. H. 1777erfolgte seine Ernennung zum Konsistorialrat. Der 1776 ins Lebengerufenen "Patriotischen Gesellschaft", Ausdruck der sich seit dem 16.und 17. Jahrhundert in ganz Europa ausbreitenden Besinnung auf dienationale Eigenart, vor allem auf die sprachliche, gehörte er alsMitglied an. Werke (Hauptwerk): Unterricht in der christlichen Lehre (1786). Lit.: Klaus Wetzel, Die reformierten Pfarrer und die reformierte Lehrein der Landgrafschaft Hessen-Homburg (1671-1866), in: Jahrbuch derHessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung (Darmstadt) 30 (1979),320-324; - Karl Schwartz, Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg undseine Familie, Bd. 1 (21888), 141 f.; Bd. 3, 115,; - Otto Renkhoff,Nassauische Biographie (21992), 905. Band XXIV (2005) Spalten 1229-1230 Autor: Erich Wenneker ROQUES, Jean Christoph, * 3. Februar 1723 in Basel, † 15. November1777 in Neuwied, französisch-reformierter Theologe. - Jean ChristophRoques war der Sohn des Pfarrers der französisch-reformierten GemeindeBasel, Pierre Roques und der Marie Louise de Maumont aus Vassy. DieFamilie seiner Eltern stammte aus La Caune im südfranzösischenLanguedoc. Er immatrikulierte sich am 12. April 1735 an derphilosophischen Fakultät der Universität Basel und erwarb dort am 3.Juni 1738 den Grad des baccalaureus artium. Am 1.Mai 1739immatrikulierte er sich an der theologischen Fakultät und wurdebereits am 9. Juni des gleichen Jahres magister artium. 1740 setzte ersein Studium an der reformierten Akademie in Genf fort. Am 13. Juni1743 wurde er in Basel ordiniert und als Kandidat in das GeistlicheMinisterium aufgenommen und am 30. Juli des Jahres ordiniert. Ererhielt ebenfalls 1743 auch die Genehmigung in der deutschenreformierten Kirche in Genf predigen zu dürfen. Im Jahre 1745 wurde erfranzösisch-reformierter Pfarrer in Friedrichsdorf in der GrafschaftHessen-Homburg, wo er ab Dezember auch gleichzeitig diefranzösch-reformierte Gemeinde in Homburg v. d. H. betreute. 1746heiratete er mit Juliane Neuhof die Tochter eines Regierungsrates. Inden Jahren 1755 und 1756 war er gleichzeitig auch als Pfarrer derWaldensergemeinde Dornholzhausen tätig. Nach einem kurzenZwischenspiel 1757/58 als Pfarrer der wallonischen Gemeinde in Hanaukehrte er 1758 bereits wieder nach Homburg zurück, um seine alteStelle wieder einzunehmen. Er übte seine Ämter bis zu seinem Tode imJahre 1777 aus. Er wurde auf dem Friedhof der französisch-reformiertenKirche in Homburg beigesetzt. - Roques war einer der einflußreichstenTheologen im deutschen Refuge der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundertsund fungierte auch als religiöser Erzieher am Hof in Homburg. Er istder Verfasser von unveröffentlichten Studien zur Geschichte derfranzösisch-reformierten Gemeinden in Dornholzhausen und Homburg. Werke: Kurze Geschichte d. Einführung d. Ev. Ref. Gottesdenstes inStadt u: Amt Homburg betreffend, Ms. Stadtarchiv Bad Homburg A I 26Nr. 28; Kurtze Acten-Mäßige Erzehlung der Stiftung d.Waldenser-Gemeinde Dornholtzhausen., ihrer Vereinbahrung mit d.Frantzösischen Gemeinde zu Homburg u. deß Zustandes deren KirchenFonds und Revenus, von dem ersten Anfange biß daher entworffen Im Jahr1756 Mens. X, Ms. Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden: 310, XVII,Landschaft Hessen-Homburg, Dornholzhausen Nr. 9; Recueil de PrièresetL'Oraison dominicale expliquée par J. Chr. R., Celle 1700 [sic! -richtig vermutlich 1750]; Sermon d'adieu 28,8.1746, 1746; Oraisonfunebre de Son Altesse Sérenissime Madame la Landgrave DouairièChristine Charlotte prononcé dans la chapelle de la cour, le DImancheXXIV d'octrobre MDCCLI, Frankfurt 1751; Discours sur la gloireattachée à la profession du christianisme, Frankfurt 1762;Bußtagspredigt,Hanau 1763; Sermon, Frankfurt 1765; Ordinationspredigt,Frankfurt am Main 1774. Lit.: Emile Couthard, Monographie de Dornholzhausen, Homburg 1864; -Karl Schwartz, Landgraf Friedrich V. v. Hessen-Homburg u. seineFamilie, Bd. 1, Rudolfstadt 1878; - Louis Achard, D. WaldenserkolonieDornholzhausen, Magdeburg 1894; - Ders., Die französisch-reformierteGemeinde zu Homburg v. d. Hähe, Magdeburg 1912; - Alexandre Vinay,Liste des pasteurs qui ozunt desservi quelques colonies vaudoises duWurttemberg ou des pays voisins, Magdeburg 1902; - Wilhelm Wittgen,Heinz F. Friederichs, D. Pfarrer d. Niederländisch-Reformierten u. d.Wallonischen Gemeinden in Hanau, in: Hessische Familienkunde 2, 1953,337-356; - Alfred Giebel, Pierre de Roques (1685-1748). Stammvater d.Familie Roques de Maumont, in: Hessische Familienkunde 9, 1968, 157ff.; - Birgitta Duvenbeck, D. Waldensersiedlung Dornholzhausen, in:Mitteilungen d. Vereins f. Geschichte u. Landeskunde zu Bad Homburgv.d.H. 22, 1974; - Le Livre dzu Recteur de l'Académie de Genève, Bd.V, Genève 1976; - Klaus Wetzel, D. ref. Pfarrer u. d. ref. Lehre in d.Landgrafschaft Hessen-Homburg (1671-1866), in: Jahrb. d. HessischenKirchengeschichtlichen Vereinigung 30, 1979, 295-331; - Die Matrikeld. Universität Basel, Bd. V. Hrsg. v. Max Triest u. a., Basel 1980; -Barbara Dölemeyer, D. hessen-homburgischen Privilegien fürfranzösisch-ref. Glaubensflüchtlinge. Homburg Neustadt -Friedrichsdorf - Dornholzhausen, Bad Karlshafen 1990; - Dies., D."ref. Landeskirche" in der Landgrafschaft Hessen-Homburg. ZurRechtsgeschichte d. französisch-ref. Gemeinden, in: Mitteilungen d.Vereins für Geschichte u. Landeskunde zu Bad Homburg vor der Höhe 40,1991, 5-51; - Dies., Hier finde ich meine Zuflucht. Auf den Spuren derHugenotten und Waldenser im südlichen Hessen, Bad Karlshafen 1999; -Theo Kiefner, D. Waldenser auf ihrem Weg aus d. Val Cluson durch d.Schweiz nach Deutschöland 1532-1820/30, Bd. 4. D. Pfarrer derWaldenserkolonien in Deutschland. D. Pfarrer u. ihre Gemeinden,Göttingen 1997; - Haag VII, 528. Erich Wenneker Letzte Änderung: 24.01.2005 Konrad Fuchs Letzte Änderung: 09.10.2005 Band XV (1999)Spalten 864-870 Autor: Wolf-Friedrich Schäufele LINCK, Wenzeslaus, Generalvikar der deutschen Kongregation derAugustinereremiten, reformatorischer Prediger in Nürnberg undAltenburg, * 8.1. 1483 in Colditz/Sachsen als Sohn des Ratsherrn HansL. und der Christina, geb. Vetsch, † 12.3. 1547 in Nürnberg. - L., derfrüh seinen Vater verlor, bezog am 23.4. 1498 die Universität Leipzig,die er wieder verließ, ohne einen akademischen Grad erworben zu haben.1501 oder 1502 trat er in den observanten Augustinereremiten-Konventvon Waldheim (Sachsen) ein, von wo er zum Wintersemester 1503 zumStudium nach Wittenberg abgeordnet wurde. 1504 wurde er hierBaccalaureus, 1506 Magister der freien Künste. Ein theologischesFachstudium schloß sich an (29.1. 1509 Baccalaureus biblicus, 25.10.1509 Sententiarius, 7.6. 1510 Sententiarius formatus). Während dieserStudienjahre schloß L. Freundschaft mit Nikolaus von Amsdorff undHieronymus Schurf und dürfte auch früh vertrauten Umgang mit demGeneralvikar der deutschen Augustinereremiten Johann von Staupitzgepflegt haben. Am 30.8. 1511 als Lizentiat zugelassen, wurde L. am16.9. 1511 zum Doktor der Theologie promoviert und am 4.10. 1511 inden theologischen Senat eingeführt. Von 1511 bis 1516 wirkte er alsProfessor in Wittenberg und bekleidete zweimal (1512, 1514) dasDekanat der theologischen Fakultät. Zu der akademischen Tätigkeitkamen bedeutende Aufgaben im Orden. 1511 wurde L. - 28jährig - zumPrior des Wittenberger Konventes gewählt, von 1512 bis 1515 versah erzugleich das Amt eines Distriktsvikars. Besonders eng arbeitete L. mitdem nur wenig jüngeren Luther zusammen, der seit 1512 - unter L.sDekanat zum Doktor promoviert - sein Fakultätskollege und zugleich alsSubprior sein klösterlicher Stellvertreter war; 1516 übernahm Luthervon L. das Distriktsvikariat. - Seit 1516 scheint Staupitz geplant zuhaben, L. als seinen Nachfolger im Generalvikariat aufzubauen. ImOktober 1516 versetzte er ihn als Prediger an das MünchenerAugustinerkloster, in dem er selbst den Winter verbringen wollte, zogihn bald darauf aber nach Nürnberg, von wo aus er ihn im Januar 1517auf eine Visitationsreise mitnahm. Nach der Rückkehr im März 1517wurde L. von Staupitz zum Prediger des Nürnberger Augustinerklostersbestimmt. Durch seine volkstümlichen Predigten gewann er hier großePopularität und wurde bald zum geistigen Mittelpunkt der »sodalitasStaupitiana«, eines Kreises humanistisch gebildeter Patrizier, dersich seit 1516 um Staupitz geschart hatte und sich regelmäßig zurBesprechung religiöser Fragen im Augustinerkloster traf; vor allem mitWillibald Pirckheimer und Lazarus Spengler pflegte L.freundschaftlichen Verkehr. Als Mittelsmann zwischen Wittenberg undNürnberg machte L. die Sodalen mit den Schriften Luthers bekannt undförderte wesentlich ihre Parteinahme für die Reformation. Im März 1518übersandte er Luther die »Obelisci« Ecks und übermittelte diesem imGegenzug Luthers »Asterisci«. Nachdem er im April der HeidelbergerDisputation beigewohnt hatte, begleitete er seinen Freund im Oktober1518 zum Verhör durch Cajetan nach Augsburg, wo er gemeinsam mitStaupitz vergeblich zwischen Luther und dem Kardinal zu vermittelnsuchte. - Um nicht gegen Luther einschreiten zu müssen, legte Staupitzauf dem Ordenskapitel am 28.8. 1520 in Eisleben sein Generalvikariatnieder. Zu seinem Nachfolger wurde wunschgemäß L. gewählt, der ihn imSommer des Vorjahres erneut auf eine Visitationsreise begleitet hatte.Trotz zunehmenden Auflösungserscheinungen wollte L. den Ordenerhalten, suchte ihn aber in eine freiwillige evangelischeLebensgemeinschaft nach apostolischem Vorbild umzuwandeln. DieOrdenskapitel von Wittenberg (Januar 1522) und Grimma (8.6. 1522)unterstützten diesen Kurs. Auf ausgedehnten Visitationsreisen durchSachsen, Thüringen, Schwaben, Hessen und die Niederlande versuchte L.,ein geregeltes Ordensleben sicherzustellen und anstoßerregendeNeuerungen einzudämmen. Dabei stand er rückhaltlos zu Luther, der ihm1521 seine Entgegnung auf die Streitschrift des italienischenDominikaners Ambrosius Catharinus widmete. - Durch den Kaiser undHerzog Georg von Sachsen angefeindet, folgte L. schließlich einem RufFriedrichs des Weisen als Nachfolger von Gabriel Zwilling (Didymus)nach Altenburg, wo er seit dem 8.7. 1522 als evangelischer Predigerwirkte. Sein Generalvikariat versah er zunächst weiter, faßte dannaber, von Luther bestätigt, den Entschluß zum Ordensaustritt. Am 22.2.1523 übersandte L. Abdankungsschreiben und Amtssiegel an den Seniorder Diffinitoren Melchior Myritsch. Am 15.4. 1523 heiratete er dieAltenburger Juristentochter Margarethe Suicer (Schweizer), die ihmmindestens zwei Söhne und sechs Töchter gebar; die Trauung wurde imBeisein der Wittenberger Freunde von Luther vollzogen. Bis 1525 versahL. im Auftrag des Rates das Amt eines Predigers an St. Bartholomäi undverhalf in dieser Zeit der Reformation in Altenburg zum Durchbruch(1523 erste evangelische Abendmahlsfeier). Dabei hatte er sich nebenden Franziskanern vor allem mit dem Propst desAugustiner-Chorherrenstifts »Unserer Lieben Frau auf dem Berge«Benedikt Bischoff auseinanderzusetzen, der das Besetzungsrecht für dieStadtpfarrstellen an St. Bartholomäi und St. Nicolai innehatte.Bereits 1524 gelang die Einsetzung evangelischer Pfarrer an beidenKirchen. Mit reger Anteilnahme begleitete L. die Gründung städtischerSchulen, 1523 regte er in seinem Traktat »Von Arbeit und Betteln« dieEinrichtung einer städtischen Armenfürsorge an. Im gleichen Jahrpredigte er in Zwickau gegen schwärmerische Neigungen. - Im Oktober1525 folgte L. einem Ruf des Nürnberger Stadtrates, der nach demReligionsgespräch vom 14.3. 1525 evangelische Prediger zu gewinnensuchte, an seine frühere Wirkungsstätte. Gemeinsam mit Kaspar Nützelund Andreas Osiander war er zunächst mit der evangelischenUnterweisung der Klarissen unter ihrer Äbtissin Caritas Pirckheimerbeauftragt. Am 11.12. 1525 wurde L. in das Amt als Prediger und Kustosdes Neuen Spitals zum Heiligen Geist eingesetzt, das er - trotzehrenvollen Rufen nach Zwickau (1529) und Leipzig (1539) - bis zuseinem Tode bekleiden sollte. Hier wirkte er als beliebter Predigerund Seelsorger; aus dieser Tätigkeit gingen u.a. die Psalmensummarien(1527) sowie mehrere seelsorgerliche Schriften hervor. Im Jahre 1526führte L. den Brauch besonderer Katechismuspredigten für Kinder in derFastenzeit wieder ein. Mit dem am 1526 neugegründeten NürnbergerGymnasium lehrenden Eobanus Hessus verband ihn eine enge Freundschaft.L.s Einfluß auf die städtische Kirchenpolitik blieb im Vergleich zudem dominierenden Osiander gering. Immerhin wurde er gemeinsam mit denübrigen Predigern verschiedentlich vom Rat als Gutachter bestellt;Aufsehen erregte dabei seine Empfehlung eines milden Vorgehens gegenTäufer vom 10.7. 1528. Auch an der Ausarbeitung derBrandenburgisch-Nürnbergischen Kirchenordnung von 1533 war erbeteiligt. In den Jahren 1531-1533 verteidigte L. gegen Osiandererfolgreich die allgemeine Absolution. Nachdem er wegen seinerVerwicklung in die Packschen Händel - L. hatte 1528 einen PrivatbriefLuthers mit abfälligen Äußerungen über Herzog Georg von Sachsen publikwerden lassen - nicht zum Augsburger Reichstag von 1530 entsandtworden war, bestellte der Rat ihn gemeinsam mit Osiander und ErasmusEbner 1540/41 als Delegierten bei den Religionsgesprächen in Hagenauund Worms, von deren Verlauf er sich jedoch enttäuscht zeigte. In dendrei Bänden der »Annotationen« zum Alten Testament, die sichallerdings nicht gegen die 1541 erschienenen Summarien Veit Dietrichsbehaupten konnten, legte L. in den Jahren 1543-1545 den Ertrag seinerlebenslangen Predigttätigkeit nieder. Nach dem Tode Luthers mußte ernoch den Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges erleben, bevor er am12.3. 1547 starb; er wurde auf dem Nürnberger Johannisfriedhofbeigesetzt. - L. hat neben 237 erhaltenen Briefen ein umfangreichesliterarisches Opus hinterlassen, das neben eigenen Schriften - v.a.Predigten und seelsorgerlichen Traktaten - auch Übersetzungen undAusgaben fremder Werke umfaßt, darunter Luthers »Sendbrief vomDolmetschen« (1530). Seine Zeitgenossen rühmten L. als einenvollmächtigen, volkstümlichen Prediger und einfühlsamen Seelsorger.Lebenslang blieb er eng mit Luther verbunden, von dessen Urteil ersich in theologischen Fragen ebenso wie in wichtigenLebensentscheidungen abhängig machte; umgekehrt schätzte derWittenberger »seinen Wenzel« als mutmachenden Tröster und treuenFreund. Werke: Wie der grobe mensch vnsers herren Esel sein sol, 1519; Einhailsame lere wie das hertz oder gewissen durch die siben seligkeyt... auff das wort gottes gebawet wirdt, 1519; Wie auff gottes wortallein als auff einen bestendigen felßen aller Christen vornehmenerbawet sein sol, 1522; Eyn Sermon ... von anrüffunge der heyligen.Darneben auch vom gebet, meß hören vnd fürpit, 1523; Artikel vndposiciones, 1523; Von Arbeyt vnd Betteln, 1523 (Nachdr. Nürnberg1979); Die letzsten drey Psalmen von Orgelen, Paucken vnd der gleycheneüsserlichen Gotß dienst, 1523; Ain schöne Epistel meinen liebenbriedern in Christo Jesu, 1523 (anonym); Das Euangelion amm ErstenSontag in der Fasten mit außlegunge Mathei 4, 1524; Math. 15. DasEuangelion am andern Sontag der Fasten, 1524; Johannis 6. Am VierdtenSontag der Fasten Letare, 1524; Ein schöner Cristliche Sermon von demaußgang der Kinder Gottes auß des Entichrists gefengknuß, 1524;Vrsachen warumb gottes wort: das heylig Euangelion, vorachtet vndverfolget wirt, 1524; Von den Testamenten der sterbenden Menschen,1524; Das Jhesus Nazarenus der ware Messias sey. Derhalben die Judenauff kaynen andern warten dörffen, 1524 (= Alphonsus Bonihominis,Rabbi Samuelis Marochiani De adventu Messiae, dt.); Vom cristlichenAdel oder freyheit der kinder gottes vnd glaubigen menschen, 1524; DasVater vnser, Beicht vnd bitt weyse außgelegt, 1524; Ob die GeystlichenAuch schuldig sein Zinße, geschoß etc. zuogeben vnd andere gemeynebürde mitzuotragen, 1524 (wieder in: Flugschrr. der Bauernkriegszeit,hrsg. von Adolf Laube und Hans Werner Seiffert, Köln, Wien 1978², S.149-157); Dyalogus der Auszgelauffen Münch, 1524; Uom Reyche Gottiswas es sey vnd wie etc. Auß Doctor Martino Luth. vnd Philip.Melanchtonis, 1524; Das Achtzehend capitel Matthei. Wie mann mit denSchwachglaubigen und sündigen Menschen, Christenlich handlen solle,1525; Georg Spalatin, Cerimonien vnd vngegründte breuche ymGottisdienste abzuostellen, hrsg. von W. L., 1525; Jan Hus (recte:Matthias von Janow), Das die Secten vnd Menschen leren in derChristenheyt sollen außgetilget werden, übers. u. hrsg. von W. L.,1525; Jan Hus (recte: Matthias von Janow), Uon schedligkeit dermenschen satzungen oder Tradition, übers. u. hrsg. von W. L., 1525;Johannes Lang, Historia wie S. Heinrich von Zutphan newlich ynDittmars vmbs Euangelions willen gemartert vnd gestorben ist, hrsg.von W. L., 1525; Johann von Staupitz, Von dem heyligen rechtenChristlichen glauben, 1525; Kurtz Summaria oder außzüge der Psalmen,1527; Tröstung was bey eynem sterbenden menschen zuhandeln sey, 1527;Ein Sermon vber die wort Christi Joan. xiii. Nu ist des menschen sonverkleret etc., 1527; Ein Christenliche bekennung der sündt, ca.1527/28 (anonym); De Ministrorum Ecclesiasticorum Digamia, 1528;Vnterrichtung der kinder, so zu Gottes tische wöllen geen, 1528; Wiesich ein Christen mensch im leyden trösten sölle, 1528; Betrachtung,wie sich ein Christen mensch halten soll, des Morgens so erauffstehet, vnnd des Abents, so er sich niderleget, 1528; MartinLuther, Bekentnuß der Artickel des Glaubens wider die feindt desEuangelij vnd allerlay ketzereyen, hrsg. von W. L., 1528; Wie manChristenlich die krancken trösten müge, 1529; Ein schön geystlichlied, zu Gott, in aller not, trübsal vnd verfolgung, 1529 (?); MartinLuther, Der Hundert vnd neüntzehendt Psalm, übers. u. hrsg. von W. L.,1529; Martin Luther, Der Hundert vnnd achtzehendt Psalm, übers. u.hrsg. von W. L., 1530; Martin Luther: Ein sendbrieff D. M. Lutthers.Von Dolmetzschenn vnd Fürbit der heiligenn, hrsg. von W. L., 1530;Trostschrifft an ein Christenliche Obrigkeyt, 1530; JohannesBugenhagen, Philipp Melanchthon: Zwo wunderbarlich Hystorien, zubestettigung der lere des Euangelij, übers. u. hrsg. von W. L., 1530;Folgende stuock, will D. Martinus Luther ..., mit Gottes gnaden,erhalten, wider die gantze Satans schuole vnd alle pforten der hellen,1530 (= Martin Luther, Propositiones adversus totam synagogamSathanae, dt.; anonym); Von dreyen Brüdern, die jnen ainen Vattererwöleten, ca. 1535 (Pseud.: Nicodemus Noricus); Das Aue Maria, wiemans, Christenlich gebrauchen vnd die kinder leren sol, 1531; Einnuotzlicher Sermon aus dem zehenden capitel Luce, Was das beste sey,oder des menschen seligkeit, 1536; Eyn Sermon von Geistlichem vndWeltlichem Regiment, 1536; Feürzeüg Christenlicher anndacht, 1537;Historia Galeatij Capellae, wie der Hertzog zu Meiland, Franciscus,wider eingesetzt ist, 1538 (1539 u.d.T.: Beschribung vnd Geschicht deßMeylandischen kriegß), übers. u. hrsg. von W.L.; Bapsts gepreng, auszdem Cerimonien Buoch, 1539 (1556 u.d.T.: Ein schön Welscher Schimpffvnd Ernst); Vorrede zu: Leonhard Culman, Ein Christenlich TeütschSpil, wie ein Sünder zuor Buoß bekärt wirdt, 1539; Einn Sermon vommglauben aller heiligen Auserwelten menschen, 1543; Das erst teyl desalten Testaments. Annotation in die fünff bücher Mosi, 1543; Ordnungim newen Spital vnd Lazareth bey Sanct Sebastian, wie man einsterbenden Menschen inn Todtes nötten soll tröstenn, 1543 (anonym);Das zwölfft Capitel der Epistel an die Ebreer, 1544; Das ander theyldes alten Testaments. Annotation ... inn die Historische bücher derBibel, 1545; Das dritt teyl des alten Testaments. Annotation inn allePropheten, 1545; Ain Klagred, vnd hertzliche bitt zuo Gott, ca. 1546(Pseud.: Nicodemus Noricus); Ein Christlich gebett bey disen schwerenzeyten, in der Kirchen vnd in den heusern teglich zu sprechen, 1547. -Ausgaben: J. Löbe, Mitt. (s.u.), S. 85ff.; W. Reindell, Doktor W. L.aus Colditz (s.u.), 223-289; W. L.s Werke. Erste Hälfte: Eigene Schrr.bis zur Zweiten Nürnberger Wirksamkeit, hrsg. von Wilhelm Reindell,Marburg 1894; Otto Clemen (Hrsg.), Neue Aktenstücke zum Streitzwischen Hzg. Georg von Sachsen und Luther über dessen Brief an L.,in: BSKG 41/42 (1933), 13-22; J. Lorz, Das reformatorische Wirken L.s(s.u.), 241-312; W. L., Erbauungsschrr. Eigene Schrr. aus den Jahren1526-1536 nebst vier von L. übers. bzw. neu hrsg. Schrr. aus denJahren 1524 und 1525, hrsg. von Helmich van der Kolk, (Quellen undForschungen zur Erbauungslit. des späten MA und der frühen Neuzeit 9),Amsterdam 1978. Bibliographie: Jürgen Lorz (Bearb.), Bibliographia Linckiana.Bibliogr. der gedr. Schrr. Dr. W. L.s (1483-1547), (Bibliothecahumanistica & reformatorica 18), Nieuwkoop 1977; Chronologisches Verz.der Briefe von und an L., in: J. Lorz, Das reformatorische Wirken L.s(s.u.), 220-241. Lit.: Georg Andreas Will, Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon, Bd. II,Nürnberg, Altdorf 1756; Suppl.bd. III, hrsg. von Christian ConradNopitsch, Altdorf 1806; - Andreas Würfel, Diptycha ecclesiae adSpiritum Sanctum: das ist: Verzeichnüß und Lebensbeschreibungen derHerren Prediger, ... welche seit der gesegneten Ref. biß hieher, ander neuen Spital-Kirche zum Heil. Geist in Nürnberg ... gedienethaben, Nürnberg 1759; - Hermann Wilhelm Caselmann, W. L.s Leben, in:Das Leben der Altväter der luth. Kirche, hrsg. von Moritz Meurer, Bd.3: Ältere Freunde und Kampfgenossen, Leipzig 1863, 321-428; - TheodorKolde, Die deutsche Augustiner-Congregation und Johann von Staupitz,Gotha 1879; - Julius Löbe, Mitt. über den Anfang und Fortgang der Ref.in Altenburg von 1522 bis Anfang Mai 1525 nach und in gleichzeitigenActen, Briefen, Nachrr. I. Unter der Regierung des Kf. Friedrich desWeisen (1522-Anfang Mai 1525), in: Mitt. der Geschichts- undAlterthumsforschenden Ges. des Osterlandes 6 (1883-1886), 1-133; -Rudolf Bendixen, Ein Büchlein W. L.s von Arbeit und Betteln, in: ZWL 6(1885), 584-592; - Ders., W. L., in: ZWL 8 (1887), 40-55, 72-79,138-153; - Wilhelm Reindell, Doktor W. L. aus Colditz, 1483-1547. Nachungedr. und gedr. Quellen dargest. Erster Teil: Bis zurreformatorischen Thätigkeit in Altenburg (mehr nicht erschienen),Marburg 1892; - Adolf Engelhardt, Nürnberger Ref.sgedächtnis. W. L.und die Ref. in Nürnberg, in: Ev. Gemeindeblatt, Nürnberg, 24. Jg.1917, Nr. 43-51; 25. Jg. 1918, Nr. 1; - Herman Anders Krüger, Dieältesten Altenburger L.- und Luther-Drucke der ThüringischenLandesbibl. zu Altenburg, Altenburg 1932; - Iselin Gundermann, Das»Feuerzeug christlicher Andacht« - eine Gebetssammlung Hzg. Albrechtsvon Preußen, in: ZKG 77 (1966), 97-104; - Charles Edgar Daniel: TheSignificance of the Sermons of W. L., Ann Arbor, Mi. 1968 (Mikrofilm);- Ders., Hard Work, Good Work, and School Work: An Analysis of W. L.'sConception and Civic Responsibility, in: Lawrence P. Buck und JonathanW. Zophy (Hrsg.), The Social History of the Reformation. In Honor ofHarold J. Grimm, Columbus, Ohio 1972; - Jürgen Lorz, Dasreformatorische Wirken Dr. W. L.s in Altenburg und Nürnberg(1523-1547), (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte25), Nürnberg 1978; - Robert Stupperich, Reformatorenlexikon,Gütersloh 1984, S. 131-133; - M. A. van den Broek, SprichwörtlicheRedensart und sprichwörtlicher Vergleich in den Erbauungsschrr. desNürnberger Predigers W. L. (1483-1547), in: Leuvense Bijdragen 76(1987), 475-499; - Theo Bell, Der Mensch als Esel Christi. Jesu Einzugin Jerusalem nach Mt 21 als Bildrede bei Bernhard von Clairvaux, W. L.und Martin Luther, in: Luther 65 (1994), 9-21; - Jöcher II, 2442f.; -ADB XVIII, 661-663; - RE XI, 505-513; - RGG IV, 380; - NDB XIV, 571f.;- DBE VI, 399; - Walther Killy (Hrsg.), Literaturlexikon VII (1990),295f.; - The Oxford Encyclopedia of the Ref. II (1996), 425f. Wolf-Friedrich Schäufele Letzte Änderung: 29.01.2009 Band XXVII (2007) Spalten 986-989 Autor: Ursula Brauer MUHRBECK, Friedrich Philipp Albert, Philosoph, * 1775 in Greifswald, †1827 in Greifswald. - M. stammte aus einer Philosophenfamilie. SeinVater Johann Christoph M., Rektor der Universität Greifswald 1792, warein Anhänger Christian Wolffs (1679-1754) und Gegner Kants. Der Sohnsoll durch das Studium der Philosophie frühe Religionszweifelüberwunden haben und wurde Kantianer. Außer Philosophie studierte erMathematik und Chemie. Nach seiner Promotion 1796 ging er nach Jena,um Fichte zu hören. Dort wurde er Mitglied in der Fichtes Denkenverpflichteten Gesellschaft der freien Männer, und mit einigen vonihnen machte er eine Reise in die Schweiz. Für diesen seinen engerenFreundeskreis - außer M. gehörten dazu Johann Smidt (1773-1857),Johann Friedrich Herbart (1776-1841), Casimir Ulrich Boehlendorff(1775-1825) und Johann Erich von Berger (1772-1833) - war das eineReise in ein Land der Freiheit. M. und Boehlendorff allein blieben imFrühjahr 1798 vier Wochen auf der Petersinsel im Bieler See. Sie warendamit Rousseaus Spur gefolgt. M. erhoffte sich vom SchweizerAufenthalt zugleich eine Ausheilung seiner Lungenkrankheit, doch bliebseine Gesundheit immer schwächlich. - Zum Friedenskongreß nach Rastattkam M. 1798 durch Verbindungen unter den Freunden der Jensenser Zeit.Er wußte wohl zuvor, daß er Fritz Horn (1772-1844) und Isaac vonSinclair (1775-1815) dort treffen würde. Horn beschreibt M. undSinclair seinem Freund Smidt als zwei je vorzügliche, aber gänzlichunterschiedliche Menschen: M. als der Harmonie mit der Welt und derNatur sehr bedürftig, Sinclair als in immerwährendem Widerspruch zuihr beharrend. - Während des Kongresses lernte M. Hölderlin kennen,den Sinclair dorthin eingeladen hatte, um ihn möglichst von seinemTrennungsschmerz um Susette Gontard (1769-1802) etwas abzulenken.Hölderlin beschreibt M. seinem Bruder so: Er sei "ein Pommeraner, derizt auf Reisen ist, und unter den Menschen und der Natur seinerastlose Seele zu einem kühnen philosophischen Werke beflügelt, wozuer sich jezt noch Stoff hinwirft". (Große StuttgarterHölderlin-Ausgabe VI, 1, 295) M. besuchte von Rastatt aus Sinclairsschwer erkrankten Freund Jakob Zwilling (1776-1809), den er noch garnicht kannte, bei dessen Heeresteil in Passau und fand sogleichfreundschaftlichen Zugang zu ihm. Im Februar 1799 kamen M. und Hornnach Homburg zu Sinclair und Hölderlin, im April folgte ihnenBoehlendorff. Von diesem Freundestreffen erhoffte sich Sinclair, daßes Epoche in ihrer aller Leben machen werde; eine emphatischeErwartung, die sich jedenfalls im Sinn der Dauer nicht erfüllte. Überdie sicherlich intensive Verbindung M. s zu Hölderlin ist über dasJahr 1799 hinaus nichts bekannt. Wie sehr aber dieser ihn schätzte,zeigt seine Erwähnung im Brief an die Schwester vom Frühjahr 1799(Große Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe VI, 1, 316); wie gleich ihrerepublikanische Gesinnung und wie innig das Freundschaftsbündnis war,belegt eine längere Bemerkung in einem Briefentwurf an Susette Gontard(Große Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe VI, 1, 337). Aus diesem Jahr 1799gibt es zwei Brieffragmente M. s an Hölderlin aus Jena, wo erergriffen, wie er schreibt, Schelling hörte und im InteresseHölderlins zu eruieren suchte, ob es für diesen in der damaligenJenaer Konstellation mit Schelling und Friedrich Schlegel (1772-1829)eine Aufgabe gebe. Er riet aber, jedenfalls für die allernächste Zeit,Hölderlin davon ab. - Gleichfalls 1799 trat M. seine akademischeTätigkeit in Greifswald an und hielt Vorlesungen zur Logik,Anthropologie, Psychologie und zum Naturrecht. Erst 1814 wurde er dortaußerordentlicher Professor. Auf eine angebotene ordentliche Professursoll er u. a. seiner Kränklichkeit wegen verzichtet haben. Es istüberliefert, daß er ein begeisternder akademischer Lehrer gewesen sei,der für seine Zuhörer auch in privaten Sorgen erreichbar war. SozialesEngagement zeigt auch sein Plan eines Arbeits- und Erziehungshauses. -M. hat keine philosophischen Ausarbeitungen hinterlassen. Ob die dazugleichfalls überlieferte Erklärung: weil er etwas Unwahres nichtaufschreiben wollte, auf ihn selbst zurückgeht, ist nicht mehr zuüberprüfen. Sein Nachlaß gilt, bis auf Briefe in den Nachlässen seinerKorrespondenten, als verschollen. Nachlaß: nicht vorhanden. Gesamtausgabe: nicht vorhanden. Werke: nicht vorhanden. Lit.: Kurzbiographie in: Große Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe, Bd. VI,2, hrsg. von Adolf Beck, Stuttgart 1958, 600; - Paul Raabe, DasProtokollbuch der Gesellschaft der freien Männern in Jena 1794-1799,in: Festgabe für Eduard Berend zum 75. Geburtstag, Weimar 1959,336-383; - Klaus Rek, Die Jenaer Gesellschaft der freien Männer1794-1799, in: WZ Karl-Marx-Universität Jena. Gesellschafts- undsprachwissenschaftliche Reihe 32, 1983, 577-583; - Ludwig Fertig,Friedrich Hölderlin, der Hofmeister (WBG: Poeten als Pädagogen),Darmstadt 1990; - Emanuel Peter, Die Revolution als Fest - das Festals Revolution. Zur Rezeption der französischen Revolutionsfeste inder deutschen Frühromantik und ihrer Geselligkeitstheorie, in: Geistund Gesellschaft. Zur deutschen Rezeption der FranzösischenRevolution, München 1990, 107-124; - Felicitas Marwinski, "Wahrlich,das Unternehmen ist kühn ...". Aus der Geschichte der LiterarischenGesellschaft der freien Männer von 1794/99 zu Jena, Jena [u. a.],Academica & studentica Jenensia (Schriften zur Stadt-, Universitäts-und Studentengeschichte 4) 1992; - Ursula Brauer, Isaac von Sinclair.Eine Biographie (Schriften der Hölderlingesellschaft 15), Stuttgart1993; - Hölderlin-Texturen, hrsg. von der Hölderlin-GesellschaftTübingen in Zusammenarbeit mit der Deutschen SchillergesellschaftMarbach (Schriften der Hölderlin-Gesellschaft 20.2 und 20.4): Das"Jenaische Project". Wintersemester 1794/95, hrsg. von Ulrich Gaier,Valérie Lawitschka, Wolfgang Rapp, Violetta Waibel [u.a.], [Tübingen]1995 und: "Wo sind jezt Dichter?" Homburg, Stuttgart 1798-1800, hrsg.von Ulrich Gaier, Valérie Lawitschka, Stefan Mezger, Wolfgang Rapp,Violetta Waibel [u.a.], [Tübingen] 2002; - Theodore Ziolkowski, DasWunderjahr in Jena. Geist und Gesellschaft 1794/95, Stuttgart 1998; -Christoph Jamme, Geselligkeit und absolutes Sein. Weisen desAnschlusses an Fichte im Umkreis der "Freien Männer", in: Denkenunterwegs. Philosophie im Kräftefeld sozialen und politischenEngagements. Festschrift für Heinz Kimmerle zu seinem 60. Geburtstag,Amsterdam 1990, 87-108; erweitert auch in: Ders.: HegelsDenkentwicklung in der Berner und Frankfurter Zeit (Beiträge [...] imRahmen der Bremer Hegel-Tagung 16.-18. September 1996), München 1999,395-428; - Valérie Lawitschka, Freundschaften, in: Hölderlin-Handbuch:Leben - Werk - Wirkung, hrsg. von Johann Kreuzer, Stuttgart und Weimar2002, 37-41;- Hölderlin und der deutsche Idealismus: Dokumente undKommentare zu Hölderlins philosophischer Entwicklung und denphilosophisch-kulturellen Kontexten seiner Zeit, dargestellt undherausgegeben von Christoph Jamme und Frank Völkel, Bd. 1-4 (Specula3), Stuttgart-Bad Cannstatt, 2003; - ADB XXII, 485; - Kurzbiographie:Große Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe VI, 2, 600. Ursula Brauer Letzte Änderung: 25.02.2007 Band XXVII (2007) Spalten 1342-1347 Autor: Ursula Brauer SCHMID, Siegfried, Schriftsteller, * 16. Dezember 1774 inFriedberg/Hessen † 10. April 1859 in Wien. - Siegfried Schmid stammtaus der kleinen Reichsstadt Friedberg in der Wetterau, wo sein Vaterzu den angesehensten Bürgern gehörte und in mehreren JahrenBürgermeister war. Der Sohn studierte erst in Gießen, dann in JenaTheologie. Von dort wurde er wegen Duellierens relegiert und mußte dieStadt verlassen. Ein Pfarramt hat er möglicherweise von Anfang annicht angestrebt. Sein Ausgabenbuch, begonnen am Tag nach der JenenserImmatrikulation (22. Oktober 1792) und während seiner ersten dreidortigen Semester geführt, ist eine ausgezeichnete Quelle fürstudentisches Leben in jener Zeit und weist außerdem Schmids besondersgroßzügigen Lebenszuschnitt aus: damals vom Vater erfüllte Ansprüche,die in späteren Jahren ein Lebensproblem für ihn werden sollten. -Nach der Relegation lebte er ohne Examen wieder im Haus seiner Eltern.In dieser Zeit entdeckte er in sich einen Dichter. Als solchen stellteer sich sogleich schriftlich Schiller und persönlich Goethe vor, vondem er durch Schiller erfahren hatte, daß er nach Frankfurt kommenwerde. Schiller hielt ihn nach Brief und beigelegten Gedichtenzunächst für eine förderungswürdige literarische Entdeckung in dernachgewachsenen Dichtergeneration, die er am 24. Juli 1797 Goetheempfahl als einen, der in harter Sprache doch tiefe Empfindungerkennen lasse, sich allerdings in der Form seiner Darstellung nochschleifen müsse. Bei diesem führte sich Schmid mit einem Brief volldiffuser Unendlichkeits-, Natur- und Kunstbegeisterung ein, mehr imGenuß des eigenen Gefühls als im Bemühen um dessen Gestaltung. Goetheurteilte in einem Brief vom 9. August 1797 an Schiller schroffablehnend über den Besuch Schmids, dem er "philisterhaften Egoismuseines Exstudenten" attestiert, der doch Reinhold und Fichte gehört,aber nichts über sie gesagt habe und wieder fort gegangen sei, ohnedas Gespräch wirklich zu suchen. Nach dieser deutlichen Ablehnung desjungen Poeten distanzierte sich auch Schiller von Schmid, ohne Goethegegenüber einen Versuch zur Verteidigung seines zuerst so positivenUrteils zu machen. Er nahm aber vier Gedichte Schmids in seinenMusenalmanach für 1798 auf. In seinen Briefen an Goethe setzte erSchmid und Hölderlin auf den gleichen (niedrigen) Rang, einmal als"Leutchen", die es möglicherweise wagen würden, vor Goethe zuerscheinen, einmal als überspannte Poeten, die er nur "so spät alsmöglich aufgeben" wolle (28. Juli und 17. August 1797). - WenigeWochen nach seinem Besuch bei Goethe reiste Schmid ohne klare Absichtnach Basel. Auf dem Weg dorthin besuchte er im Oktober 1797 Hölderlinin Frankfurt. Isaac von Sinclair (1775-1815) wird, wie viele andere,so auch diese Bekanntschaft in seinem Umfeld vermittelt haben. Schmidtrug Hölderlin anscheinend etwa dasselbe über seine in sich gefühlteBerufung zum Dichter vor, wie er an Goethe geschrieben hatte, undklagte über einen Mangel an Liebe sowohl zu einer Frau wie zu einemFreund. Daß er tatsächlich meinte, nach einem Gespräch von nur zweiStunden sei Hölderlin ihm zu diesem gesuchten Freund geworden, zeigenBrief und Regest des ersten Briefes, den er ihm bald danach schrieb.Die vertrauliche 'Bruder'-Anrede erschien ihm wohl nach der Lektüredes ihm mitgegebenen Hyperion erlaubt und drängte weiter zum 'Du'. Wiees Sinclair 1795 für wenige Frühlingswochen in Jena mit Hölderlingelungen war, wie er es sich für 1796 mit diesem in Homburg erhoffteund wie Jakob Zwilling (1776-1809) 1803 zusammen mit Sinclair inenthusiastischem freundschaftlichem Begehren ein gemeinsames Lebensich vorstellte, so entwickelte Schmid bald Pläne für einZusammenleben mit Hölderlin in der französischen Schweiz. Von ihmfühlte er sich ganz erkannt. Wie Hölderlin über diesen erneutenVereinnahmungsversuch durch einen Freund nach denen Sinclairs gedachthat, ist nicht überliefert. - Die Begegnung zwischen Schmid und ihm imOktober 1797 blieb die einzige. Um so erstaunlicher ist es, daßHölderlin dem ihm zwar sicher aus Erzählungen Sinclairs,möglicherweise aus Bemerkungen Goethes Bekannten (ihm hatte Hölderlinam 22. August 1797 in Frankfurt seine Aufwartung gemacht), persönlichaber Unbekannten ein privatestes Urteil anvertraute wie dies, daß dieKluft zwischen ihm und den Seinigen mit jedem Jahr größer werde (GroßeStuttgarter Hölderlin-Ausgabe VII, Ba 66). Es mag sein, daß zuvorSchmid Hölderlin von den eigenen problematischen Beziehungen mitseinen Eltern erzählt hat. Im Frühjahr 1799 hat Hölderlin SchmidsEltern in Friedberg besucht, ein wohl erbetener Versuch derVermittlung zwischen Sohn und Eltern, ein Freundesdienst. SchmidsVater, der sich später von dem überspannten Sohn lossagte, berichtetediesem bald danach erfreut darüber. - In Basel arbeitete Schmid kurzeZeit als Hofmeister. Danach trat er für wiederum nicht lange Zeit -mit 24 Jahren ein schon ältlicher Privatkadett (der Uniform undAusrüstung selbst zu stellen hatte) - ins österreichische Heer ein.Nach einem Zwischenaufenthalt im elterlichen Haus folgten weitereBerufsversuche: Er bewarb sich zunächst um eine Professur "derEloquenz und Beredsamkeit" in Gießen, ohne Examen, ohne akademischenGrad, ohne andere Veröffentlichungen als die vier Gedichte inSchillers Musenalmanach 1798; weder ein schnell auf eigene Kostengedrucktes Drama Die Heroine noch eine von Hölderlin drängend erbeteneund gefälligkeitshalber erhaltene Rezension des Stücks für dieJenaische Allgemeine Literaturzeitung verhalfen ihm zu dieserAnstellung (die Rezension wurde nicht veröffentlicht, lag aber derGiessener Universität im Manuskript vor). An Schiller, den JenenserProfessor, hatte Schmid mit dem ihm eigenen Leicht-Sinn geschrieben,dergleichen, also die angestrebte Professur, sollte er doch wohlversehen können. - Danach fand er eine Hofmeisterstelle bei einemStudenten, die auch ihm die Immatrikulation in Erlangen ermöglichteund das Studium dort 1802-1804. Als Dreißigjähriger war er promoviert,allerdings nicht aufgrund von wissenschaftlichen, sondern aufgrundseiner inzwischen erschienenen literarischen Arbeiten, und kehrteerneut ins Elternhaus zurück. Wiederum war er ohne Amt und also ohneEinkommen. Nun ließ der Vater seinen sich als Künstler fühlenden,alles Bürgerliche hochmütig verachtenden Sohn entmündigen und zuhalbjährigem Besserungsaufenthalt nach Haina einweisen, das hessischeHospital für geisteskranke Landeskinder. - Danach leistete Sinclairdem im medizinischen Sinn nicht Geisteskranken überbrückende Hilfebzw. seine Mutter tat es: Im September 1806 nahm sie ihn auf in ihrerBesitzung Proeckenmühle vor der Stadt Homburg. Im Juli 1808vermittelte Sinclair den Wiedereintritt ins österreichische Heer. Beidieser Gelegenheit wurde Schmid 'Jurist' genannt. Möglicherweise warer zeitweise in der homburgischen Verwaltung untergekommen. Dort hatteman sich nie leisten können, auf Qualifikationen besonders zu achten,und konnte es vermutlich in den Jahren der Mediatisierung (1806-1816)erst recht nicht; das kleine Land wurde von Darmstadt aus verwaltet. -Elf Jahre diente Schmid als Soldat, bis er 1819 als Halbinvalidepensioniert wurde. Als 46Jähriger konnte er nun die 40jährige Frau ausErlangen heiraten, der ihr inzwischen verstorbener Vater es untersagthatte, eine Ehe mit diesem Mann einzugehen, der von sich selbstunmäßig viel hielt, aber nicht in der Lage schien, sich und dazu nocheine Frau zu ernähren. In seiner Altersmuße schrieb Schmid noch zweiBände Dramen. - Sinclair und Hölderlin haben Schmid beide überschätzt.Hölderlin widmete ihm 1800 als Wilkomm nach dem Kriege die ElegieStutgard. Eine briefliche Danksagung Schmids dafür ist nichtüberliefert. Möglicherweise hat er verborgen in seinem BriefromanLothar Dank abgestattet: Was er dort über den Helden "T." sagt (Titan- Hyperion - Hölderlin), ist z. T. wörtlich seinem Brief an Hölderlinvom 8. Mai 1801 entnommen. Ob Hölderlin ihn erhalten hat, ist nichtbekannt. Nachlaß: viele Manuskripte verschollen.Gesamtausgabe: nicht vorhanden. Werke: Phantasien, Erlangen 1802 (enthalten auch der Briefroman Lotharoder Liebe löst den Widerstreit); Der Knabe Antonio; Ein Mährchen; DieVerwandten; Lothar oder Liebe lößt den Widerstreit, Phantasien undErzählungen, Erlangen 1818 (Mikrofiche-Ausgabe München [u. a.] 1994;Dramatische Werke, 2 Bd., Leipzig 1842/43. Lit.: Christian Waas, Philipp Siegfried Schmid, in: Hess. BiographienBd. II, 1927, 451-455; - Ders., Siegfried Schmid, Der FreundHölderlins (1774-1859), Darmstadt 1928 (Hess. Volksbücher 66-69); -Paul Raabe, Die Briefe Hölderlins. Studien zur Entwicklung undPersönlichkeit des Dichters, Stuttgart 1963; - Kurzbiographie in:Große Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe Bd. VII, 1, 1968, 49f; - HerfriedMünkler, Siegfried Schmids erzwungene Vernünftigkeit. Einebiographische Alternative zum Wahnsinn Hölderlins, in: Le pauvreHolterling, Blätter zur Frankfurter Ausgabe 7, 1984, 41-54; - DietrichUffhausen, "Weh! Närrisch machen sie mich". Hölderlins Internierung imAutenriethschen Klinikum (Tübingen 1806/07) als die entscheidendeWende seines Lebens, in: Hölderlin-Jahrbuch 24, 1984/85, 306-365; -Christina Vanja, Siegfried Schmid, Dichter und Freund Hölderlins inHaina 1806, in: 800 Jahre Haina. Kloster, Hospital, Forst, Kassel1986; - Johannes Weber, Goethe und die Jungen. Über die Grenze derPoesie und vom Vorrang des wirklichen Lebens (Untersuchungen zurdeutschen Literaturgeschichte 48), Tübingen 1989; - Herfried Münkler,Prätendierte Genialität in kleinstädtischer Enge. Der FriedbergerDichter Siegfried Schmid, ein Freund Hölderlins, in: Die Wetterau.Landschaft zwischen Tradition und Fortschritt, Friedberg 1990,373-389; - Ursula Brauer, Isaac von Sinclair. Eine Biographie(Schriften der Hölderlin-Gesellschaft 15), Stuttgart 1995); - TheodoreZiolkowski, Das Wunderjahr in Jena. Geist und Gesellschaft 1794/95,Stuttgart 1998; - Angelika Schmitz, "... wir trafen uns in denhöchsten Regionen ...". Hölderlins Freundschaft mit dem'Dichterkollegen' Schmid aus Friedberg, in: Bad HomburgerHölderlin-Vorträge 1996/97, 82-115; - Gerhard Kurz, Siegfried Schmid,in: Walter Killy, Literaturlexikon, Autoren und Werke deutscherSprache, Digitale Bibliothek 9, Directmedia, 2. Ausgabe, Berlin 2000,17.551f; - Hölderlin-Texturen, hrsg. von der Hölderlin-GesellschaftTübingen in Zusammenarbeit mit der Deutschen SchillergesellschaftMarbach (Schriften der Hölderlin-Gesellschaft 20.4: "Wo sind jeztDichter?" Homburg, Stuttgart 1798-1800, hrsg. von Ulrich Gaier,Valérie Lawitschka, Stefan Mezger, Wolfgang Rapp, Violetta Waibel[u.a.], [Tübingen] 2002; - Hölderlin und der deutsche Idealismus:Dokumente und Kommentare zu Hölderlins philosophischer Entwicklung undden philosophisch-kulturellen Kontexten seiner Zeit, dargestellt undherausgegeben von Christoph Jamme und Frank Völkel, Bd. 1-4, (Specula3), Stuttgart-Bad Cannstatt, 2003; - Meusel X, 596; XI, 673; XV 333; -Hess. Biogr. II, 451-455; - Raßmann Pantheon 294, Scriba I, 361;Kurzbiographie Große Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe VII, 1, 50. Ursula Brauer Letzte Änderung: 18.02.2007 Band XXVI (2006) Spalten 880-882 Autor: Ursula Brauer LEUTWEIN, Philipp Jakob, ev.-luth. Pfarrer, * 1763 in Homburg v. d.Höhe (?) † 1800 in Homburg. v. d. Höhe. - Dieser früh verstorbenezweite lutherische Stadtpfarrer in Homburg (nicht identisch mit HegelsStudienfreund Christian Philipp Friedrich L., 1768-1838) hat nurwenige Erinnerungen und Schriftliches fast nicht hinterlassen.Möglicherweise verbergen sich aber Predigten oder auchVisitationsakten in 24 laufenden Metern ungeordneter Kirchenakten derEvangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Der Homburger Pfarrer istfür den jungen, vaterlos aufwachsenden Isaac von Sinclair (1775-1815)zusammen mit seinem Freund Franz Wilhelm Jung (1757-1833) eingeistiger, möglicherweise auch geistlicher Mentor gewesen, obwohlSinclair selbst reformierter Konfession war. Auch L. hat, wie Jung,mit Sinclair Briefe gewechselt. Das Verzeichnis der diesem 1805 beiseiner Festnahme zur Untersuchung eines vermeintlichen Hochverratsabgenommenen 111 privaten Briefe führt 13 Schreiben L.s an ihn aus denJahren 1793 bis 1799 auf. Sinclair erhielt sie nach Abschluß derUntersuchung sämtlich zurück, aber alle diese Briefe sind mit demgrößten Teil seines Nachlasses verloren. - Ein Anhänger derFranzösischen Revolution wie Sinclair und Jung ist L. nur eine kurzeZeit gewesen. Schon 1793 sah er seine Aufgabe wieder ausschließlich imPredigtdienst. Das zeigen die Briefe des revolutionsbegeistertenStudenten Sinclair an Jung. Erhalten ist nur eine Predigt L.s vom 2.Advent 1793, die einzige gedruckte. Die HomburgerPrinzessinnenerzieherin Anne Teissier hatte sie mit positivemKommentar einem Brief an ihre älteste Schülerin Caroline vonHessen-Homburg, damals bereits Fürstin von Schwarzburg-Rudolstadt(1771-1854), beigelegt. Diese Erzieherin fand demokratische Ideendamals aber bereits lächerlich. Die Predigt könnte in den Gedankenidentisch sein mit einer Abhandlung L.s, die in den Ober-RheinischenAnnalen, Januar 1794, rezensiert wird. Sie war in den 1950er Jahren inder Stadtbibliothek Bad Homburg noch vorhanden und ist damalsteilweise abgeschrieben worden. Sie hatte den Titel: "Untersuchung derFrage: Wie soll man über die Begebenheiten der jetzigen Zeit denken,und wie sich verhalten? theils um sich über dieselben innerlich zuberuhigen: theils auch seine äussere Ruhe und Pflicht sicher zustellen." - An den Frankfurt-Homburger philosophischen Gesprächenzwischen Hölderlin, Hegel, Sinclair und dessen Freund Jakob Zwilling(1776-1809) hat L. wie auch Jung nicht teilgenommen. Nachlaß: nicht erhalten. Gesamtausgabe: nicht erhalten. Werke: nicht erhalten. Lit.: Christian Waas, Franz Wilhelm Jung und die HomburgerRevolutionsschwärmer 1792-1794, in: MittVGBadHomburg XIX, 1936, 31-80;- Kurzbiographie in: Große Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe Bd. VI, 2,hrsg. von Adolf Beck, Stuttgart 1958, 460; - Berthold Dirrnfellner,Isaak von Sinclair - Zur Edition seiner Jugendbriefe, in: Le pauvreHolterling, Blätter zur Frankfurter Ausgabe 4/5, 1980, S, 92-140; -Ursula Brauer, Landgraf Friedrich V. Ludwig von Hessen-Homburg(1766-1820): Einiges zu den politischen Ansichten und zur Person. MitMaterialien: den politischen Aufsätzen, einer autobiographischenSkizze, einem autobiographischen Gedicht und einem Brief des HofratsF. W. Jung an die Landgräfin Caroline, in: Hölderlin-Jahrbuch 27,1990/91, 210-261; - Dies., Landgraf Friedrich V. Ludwig vonHessen-Homburg und sein republikanischer Freund Franz Wilhelm Jung,in: Aus dem Stadtarchiv, Vorträge zur Bad Homburger Geschichte1991/92, 7-35; - Dies., Isaac von Sinclair. Eine Biographie (Schriftender Hölderlingesellschaft 15), Stuttgart 1993 - Hölderlin-Texturen,hrsg. von der Hölderlin-Gesellschaft Tübingen in Zusammenarbeit mitder Deutschen Schillergesellschaft Marbach (Schriften derHölderlin-Gesellschaft 20.4: "Wo sind jezt Dichter?" Homburg,Stuttgart 1798-1800, hrsg. von Ulrich Gaier, Valérie Lawitschka,Stefan Mezger, Wolfgang Rapp, Violetta Waibel [u.a.], [Tübingen] 2002;- Kurzbiographie Große Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe VII,2, 136ff. Ursula Brauer Letzte Änderung: 25.02.2007 Band III (1992) Spalten 948-950 Autor: Otto Wahl KAIN, hebr. qajin (Schmied? Hämmerer? Lanze?). Von ihm berichtet derAbschnitt Gen 4,1-16. (17-24), welcher allgemein als Teil der aus derfrühen Königszeit Israels stammenden jahwistischen Urgeschichteangesehen wird. K., der Erstgeborene von Adam und Eva (4,1), ist einAckerbauer (4,2). Weil sein Opfer von Gott nicht angenommen wird(4,3-5a), erschlägt er der Warnung Gottes (4,5b-7) zum Trotz seinenBruder, den Schafhirten Abel (4,8). Dem Fluch Gottes verfallen (4,9f),wird er vom Ackerboden weg vertrieben (4,11-14), erhält aber noch dieZusage des siebenfachen Schutzes Gottes (4,15). Nach 4,17b war K. dererste Städtebauer. Gen 4,17-24, der Kainitenstammbaum, bietet alsdritten Sohn des Lamech den nach K. benannten Tubal-Kajin, »der dieGeräte aller Erz- und Eisenhandwerker schmiedete« (4,22), vielleichtidentisch mit Kenan aus der Setitenliste (Gen 5,9f. 12-14). Diejahwistische Urgeschichte bringt Gen 4,1-16 als zweiteSündenfallgeschichte, die deutlich parallel zur ersten, Gen 3,gestaltet ist. Die Sünde K.s, ein Vergehen in horizontaler Richtung,bewirkt als elementare Verletzung der Gemeinschaftsverhältnisse einetotale Störung des Menschseins nach allen Seiten: gegenüber Gott, sichselbst, den Mitmenschen und der Umwelt. In der Mordtat K.s, in welchersich Spannungen zwischen Erst- und Zweitgeborenem, zwischen Seßhaftenund Nomaden entladen, sieht die altkirchliche Auslegung den Anfang derVerfolgung der Gläubigen, der »ecclesia ab Abelo«. Alle dieseSpannungen überwindet aber Jesus, der von seinen Brüdern unschuldiggetötete gute Hirte, dessen Blut aber nicht wie das des Abel um Rachezum Himmel schreit (4,10), sondern vielmehr Gottes Erbarmen auf dieSchuldigen herabruft (vgl. Hebr 12,24). Der Gen 4,1-16 angefügteKainitenstammbaum 4,17-24 markiert einerseits das Anwachsen derMenschheit und die Entstehung der Berufe, zeigt aber andererseits auchdas Anwachsen der Sünde an, so vor allem im Lamechlied 4,23f, wo sichdie menschliche Rache, von Gott losgelöst, ins Maßlose steigert.Allgemein wird K. auch als Stammvater der Keniter angesehen, einesmidianitischen Stammes, dessen unstetes Umherziehen als Fluchfolge vonGen 4 gedeutet wird. Die Keniter werden in Gen 15,19 zu den Völkerngezählt, welche Kanaan bewohnen und daher dem Fluch Gottes durchBileam (Num 24,21f) verfallen. Nach anderen atl. Stellen siedeln diehalbnomadischen Keniter am südlichen Rand des judäischen Stammgebiets.Nach Ri 1,16 und 4,17 war Hobab, der Schwiegervater des Mose, einKeniter; über ihn könnte Mose von den Kenitern die Jahweverehrungübernommen haben; vgl. das Jahwezeichen Kains nach Gen 4,15. Das NTstellt Kains Mordtat in den Zusammenhang mit der Ermordung allerUnschuldiger bis hin zu Jesus selbst (Mt 23,35/Lk 11,50f). Hebr 11,4erklärt die Ablehnung des Opfers K.s vom besseren Opfer Abels aufgrunddes Glaubens her. Jud 11 setzt den Weg der Gottlosen mit dem Weg K.sgleich. Nach 1 Joh 3,12 »stammte Kain aus dem Bösen«; vgl. jüdischeSagen, nach denen K. nicht Adam, sondern Satan, bzw. den bösen EngelSemael zum Vater hatte. Im 2. Jh.n.Chr. leiten sich gnostische Sektenvon K. ab. Schon in der frühchristlichen Kunst wird das Opfer von K.und Abel, bzw. die Ermordung Abels als Bild für den Opfertod Jesuverwendet. Lit.: V. Aptowitzer, K. und Abel in der Aggada, 1922; - A. Brieger, K.und Abel in der deutschen Dichtung, 1934; - J. Rothschild, K. und Abelin der deutschen Literatur, 1934; - J. Felber, Der Kainskomplex, 1956;- J. Gabriel, Die Kainitengenealogie, Bibl 40, 1959, 409-427; - H.Heyde, K., der erste Jahwe-Verehrer, 1965; - Leopold Szondi, K.,Gestalten des Bösen, 1969; - Werner Löser, Entsühnung des K., GuL 48,1975, 309-312; - Der Brudermord, hrsg. v. Joachim Illies, 1976; -Helmuth Frey, Das Buch der Anfänge, Die Botschaft d. AT 1, 19778,68-89; - Anna Ulrich, K. und Abel in der Kunst, 1981; - ClausWestermann, Genesis I, BK AT I/1, 19833, 381-467 (Bibliogr.); - Ders.,Am Anfang. 1. Mose (Genesis) I, 1986, 48-61; - Ders., Genesis 1-11,Erträge der Forschung, 19894, 40-54; - K. und Abel, hrsg. v. DietmarBader, 1983; - Eugen Drewermann, Freispruch für K.? 1984; - Ders.,Strukturen des Bösen I, 19876, 111-161; - Lothar Ruppert, Das BuchGenesis I, Geistl. Schriftlesung, 19844, 69-80; - Walther Zimmerli, 1.Mose, Zürcher Bibelkomm., 19844, 205-241; - Josef Scharbert, Genesis1-11, Neue EchtB, 19852, 62-73; - Gerhard v. Rad, Das erste Buch Mose,ATD 2-4, 198712 74-83; - Samuel Laeuchlin, Das Spiel vor dem dunklenGott, 1987; - RE IX, 19013, 698-702; - DACI I/1, 1907, 61 f; - Dict.de Théol. catholique II, 19233, 1307- 1309; - DBV II, 1926,37-40.43f.; - JüdLex III, 1929, 539f.; - Hdwb. d. dt. Aberglaubens IV,1931/32, 913; - TW I, 1933, 6f.; - Catholicisme I, 1948, 29f.; II,1949, 361 f.; - EC III, 1949, 302-304; - RGG III, 19593, 1089f. 1243;- LThK V, 1960, 1240-1242; - The Interpreter's Dict. of the Bible III,1962. 2.6f.; - Bibl.-Hist. Hdwb. II, 1964, 918. 940; - CBL, 19672,706. 723; - BL, 19682, 906f.; - Enciclopedia della Bibbia II, 1969,24. 275; - Lex. d. Christl. Ikonographie II, 1970, 471-474; - Enc JudV, 1971, 20-25; - LB, 198818, 746; - Das Große Bibellex. II, 1988,747. Otto Wahl Literaturergänzung: 2005 Cécile Hussherr, L'ange et la bete. Cain et Abel dans la littérature.Paris 2005; - Anne-Laure Zwilling, Cain versus Abel (Gn 4,1-16), in:Analyse narrative et Bible. Leuven [u.a.] 2005, S. 507-516; - 2006 Andrea Schäfer, "Was ist los mit dir, K.?", in: Forum Religion 2006,H.1, S. 38-42; - Radisa Antic, Cain, Abel, Seth, and the meaning ofhuman life as portrayed in the books of Genesis and Ecclesiastes, in:AUSS 44.2006, S. 203-211; - 2007 'Agabo Borges de Sousa, Violencia e responsabilidade social. Umaleitura da narrativa do conflito fraterno de Caim e Abel, in: EstBib2007, Nr.95, S. 17-22; - Bernard Barc, Cain, Abel et Seth dansl'Apocryphon de Jean (BG) et dans les Écritures, in: ColloqueInternational "L'Évangile selon Thomas et les textes de Nag Hammadi".Québec [u.a.] 2007, S. 17-42; - 2009 John Day, Cain and the Kenites, in: Homeland and exile. Leiden 2009,S. 335-346; - Joachim Duyndam, Girard and Levinas, Cain and Abel,mimesis and the face, in: Cont 15./16.2008/2009, S. 237-248; - 2010 Andreas Hohn, "Es gibt Schlimmere als mich". K. sieht sich im"Spiegel" u. erkennt sein Gesicht nicht, in: Reli 39.2010,1, S. 16-18;- Johannes von Lüpke, Ebenbild im Widerspruch. Menschenwürde u.Menschenrechte im Spiegel d. Erzählung vom Brudermord (Gen 4,1-16),in: Der Mensch als Thema theol. Anthropologie. Neukirchen-Vluyn 2010,S. 114-145; - Tom Thatcher, Cain and Abel in early christian memory. Acase study in "the use of the Old Testament in the New", in: CBQ72.2010, S. 732-751. Letzte Änderung: 03.11.2010 Band VII (1994)Spalten 408-412 Autor: Günther Thomann

Quellenangaben

1 Bd. XXV 2005 Spalte 1600 Autor Konrad Fuchs, Bd. XXV 2005 Spalte 1600 Autor Konrad Fuchs
2 Bd. XXV 2005 Spalte 1600 Autor Konrad Fuchs

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