Notizen zu dieser Person
Ein halbes Jahr nach Ina Seidels Geburt zogen die Eltern mit ihr nachBraunschweig, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Ihr Vater leitete als Arzt das Herzogliche Krankenhaus. Aufgrund von Kollegenintrigen beginger 1895 Selbstmord. Die Mutter siedelte danach mit den Kindern nach Marburg und später nach München über. Seidel heiratete 1907 ihren Cousin, den Schriftsteller Heinrich Wolfgang Seidel (1876?1945). 1919 wurde ihr Sohn Georg Seidel geboren, der unter den Pseudonymen Christian Ferber und Simon Glas als Reporter, Kritiker und Essayist tätig war. 1930 veröffentlichte Seidel ihr Hauptwerk, den Roman Das Wunschkind, an dem sie seit 1914 gearbeitet hatte. Zusammen mit Gottfried Benn wurde sie, als zweite Frau nach Ricarda Huch, am 29. Januar 1932 in die Preußische Akademie der Künste (Berlin)berufen. Für die Annahme dieser Wahl ? noch zu Zeiten der Weimarer Republik ? erntete sie Kritik des rechtsgerichteten Autors Börries von Münchhausen, dem sie ansonsten jedoch persönlich und politisch nahestand. Verhältnis zum Nationalsozialismus Seidel identifizierte sich bald wie Börries Freiherr von Münchhausen mit der Ideologie des Nationalsozialismus. Im Oktober 1933 gehörte siezu jenen 88 Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterschrieben. Am Führerkult um Adolf Hitler beteiligte sie sich mit ihrem Gedicht Lichtdom, das in den Zeilen gipfelt: ?Hier stehn wir alle einig um den Einen, und dieser Eine ist des Volkes Herz?. Zu Hitlers 50. Geburtstag am 20. April 1939 schrieb sie: ?Wir Mit-Geborenen der Generation, die im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts aus deutschem Blute gezeugt war, waren längst Elternder gegenwärtigen Jugend Deutschlands geworden, ehe wir ahnen durften, daß unter uns Tausenden der eine war, über dessen Haupte die kosmischen Ströme deutschen Schicksals sich sammelten, um sich geheimnisvollzu stauen und den Kreislauf in unaufhaltsam mächtiger Ordnung neu zu beginnen.? 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, wurde Seidel von Hitlerpersönlich auf der Gottbegnadeten-Liste (Sonderliste) unter den sechswichtigsten zeitgenössischen deutschen Schriftstellern genannt. Werner Bergengruen (1892?1964) nannte Seidel wegen ihrer häufigen Hitlerhuldigungen in seinen Aufzeichnungen in Anspielung auf ihren Bestseller Das Wunschkind das ?Glückwunschkind?. In der Nachkriegszeit publizierte Seidel weiter und erhielt zahlreicheAuszeichnungen. In der Sowjetischen Besatzungszone wurde das von Seidel mit Hans Grosser veröffentlichte Dienende Herzen (1943) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.