Notizen zu dieser Person
Familiengeschichte von Johannes ANDERS.Seite 33 und 34: Hermann. Als letzter der lebenden Brüder soll auch Onkel Hermannmeiner Betrachtung unterzogen werden. Damit haben wir uns das Gute biszuletzt aufgehoben, gilt er doch als die Perle in der Sippe. Das sindkeine unaufrichtigen Komplimente, sollen aber auch nicht bedeuten,dass er sich etwas darauf einbildet, denn wir sind zutiefst davonüberzeugt, dass seine Veredlung erst durch seine Frau, die TantePauline vollzogen wurde. - Der gute Junge hat uns zu einer Zeitherzlich leid getan, wusste er sich doch in der Heiraterei nichtzurecht zu finden. Aus mehreren Blütenkelchen war der Honig gleichsüß! Welchen von vielen war der Vorrang einzuräumen? Er wusste esnicht und wir sollten -ach wie oft- ihm raten. Die gemeinhin übliche,entweder - oder -Praxis genügte ihm nicht. Er hätte am liebstenKollektiv geheiratet. Heute wissen wir, dass er zum Schluss doch nochvor Irrtümern bewahrt blieb. Ja, wenn er noch einmal zu heiratenhätte, dann würde er bestimmt den Einsatz auf das alte Loswiederholen. Auch Hermann versuchte vorübergehend sein Glück in Bremen-Blumenthal.Unter anderen Scherzen aus der damaligen Zeit erzählt man sich, dasser bei Wilmas Geburt die Hebamme holen sollte. Durch seinenSturmschritt wurden die Nachbarfrauen darauf aufmerksam, dass derStorch sicher im Anzuge sei. Neugierig, wie Frauen nun eben in einemsolchen Falle zu sein pflegen, fragten sie ihn beim Vorbeikommen, obdas Kind schon da sei. "Ja, zweie sind schon da und wie viele nochkommen werden, muss man abwarten!" antwortet er schlagfertig und eiltedavon. Eine Bestürzung war zunächst die Folge. Erst später kam ihnenzum Bewusstsein, dass die Antwort nicht absolut falsch war. Bevor der erste Weltkrieg zu Ende ging, hat man auch noch Hermann zurVerstärkung geholt. Er kam zur artilleristischen Ausbildung nachGlogau und bald ins Feld nach dem Westen. Wohlbehalten kehrte er beiKriegsschluss nach Salzwedel zurück und kam zu den 16. Ulanen, wo erals Reitersmann einige Zeit Dienst tat. Dann musste er heim, den Karlwollte heiraten. Er und seine Frau haben uns zu Hause die elterliche Liebe und diealte Gemütlichkeit in ihrer Urkraft erhalten. Wie gern suchten wirimmer wieder unser "zu Hause" auf, wussten wir doch, nie ungelegen zukommen. Zu einem guten Teil kam Hermann auch in der neuen Heimat dieRolle des Familienhauptes wieder zu. Gemeinsam mit den anderenGeschwistern kann er sie leichter erfüllen. Nicht ohne Einfluss aufdie gute und dauernde Familienharmonie sind Onkel und Tante Glawon. Schon daheim waren sie, wie keines der anderen Onkels oder Tanten beiuns ein- und ausgegangen und umgekehrt wir bei ihnen. Obwohl sie während der Flucht nicht zum gleichen Treck gehörten, blieben sie beider Verwandtschaft und sind es noch heute. Wir schätzen uns glücklich, in ihnen die Patriarchen der älteren Generation noch zubesitzen. Sie haben auch zu einem großen Teil dazu beigetragen, dass Hermann mit allen Wasser gewaschen ist, und in allen Sätteln reitenkann. Hat er doch eine Zeit lang in Vierhäuser die hohe Schule desHumors und Ulks mit gutem Erfolg absolviert. Die vier Kinder Ruth, Maria, Willi und die Hanna werden nicht weit vomStamme bleiben. Die Anzeichen sind heut schon dafür da. Die Ruth wirdsich im Leben von niemand übertölpeln lassen, es sei denn, von einemManne. Wenn Maria Wettermacherin geworden wäre, dann gäbe es nurSonnenschein ,damit es um sie heller würde.
Jürgen
Thannhäuser
