Wilhelm LAUTENSCHLÄGER

Wilhelm LAUTENSCHLÄGER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Wilhelm LAUTENSCHLÄGER

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Catharina ...

Notizen zu dieser Person

Gemeinsmann zu Günterfürst,
ab 1614 Gemeinsmann zu Güttersbach,
Zauberer und Hexenmeister

"Er wird im Volksmund als der "weise Mann von Güttersbach" bezeichnet. Die Bevölkerung des Odenwalds war in der Zeit vor und nach dem 30jähr.Krieg sehr abergläubisch. Jeder, der über außergewöhnliche Künste verfügte, der Mensch und Vieh auf nichtganz alltägliche Art zu heilen verstand, geriet in den Verdacht der Zauberei und Hexerei und wurde von den Behörden verfolgt und meistens auch bestraft. Wenn im Odenwald auch keine großen Hexenverfolgungen und Hexenverbrennungen stattfanden, wiein den benachbarten kurmainzischen und hanauischen Gebieten, so hat es trotzdem an Hexen und Zauberern nicht gefehlt. Ein am Anfang des 17.Jahrhunderts weit über die Grenzen des Odenwalds hinaus bekannter und "beschreiter Magus und Zauberer" warWilhelm Lautenschläger, der weise Mann von Güttersbach. Er kann aber nicht als Hexenmeister im gewöhnlichen Sinn betrachtet werden, eher war er ein Mann, der mit den Heilpflanzen des Landes eingehend vertraut war und ihre Wirkung auf Menschen und Vieh kannte. Seine für seine Zeit außergewöhnlichen Kenntnisse verdankte er zum Teil seiner Mutter, die als Hebamme in dem Ruf einer weisen Frau stand, und die selbst von der herrschaftlichen Familie in Krankheitsfällen zu Rate gezogen wurde. Von ihr hatte er die Kenntnis von allerhand "guten Kräutern". Außerdem war er im Besitz eines Kräuterbuches, das er zu Rate zog, und ein gut Teil seines Wissens verdankte er Zigeunern und anderen weisen Leuten. Lautenschlägers Erfolge müssen rechtbedeutend gewesen sein, denn der Zuspruch, dessen er sich erfreute, war sehr groß. An manchen Tagen suchten ihn mehr als 20 Leute auf, die seinen Rat und Hilfe begehrten. Neben diesen auf der Anwendung von Naturheilmitteln beruhenden Erfolge verfügte Wilhelm noch über allerlei geheime Künste. Er konnte Wahrsagen, Wunden und Krankheiten besprechen, Hexen austreiben und mit Hilfe von Kleidungsstücken die Gebreschen ihrer Besitzer feststellen. Über seine Tätigkeit und seine Erfolge liegeneine Reihe von Aussagen vor, von denen einige hier angeführt seien. Brosius Fuchs aus Sandbach berichtet, dass er 1627 bei dem weisen Mann war, um Heilung für sein krankes Kind zu suchen. Lautenschläger verlangte, dass Fuchs entweder das kranke Kindlein selbst oder wenigstens ein Kleidungsstück desselben mitbringen sollte. Als ihm ein Hemd des Kindes vorgelegt wurde, "setzte er sein brüllen uff" und stellte fest, dass das Kind mit "totem Geblüt überzogen sei". Der Schaden müsse zusammenziehen und dann aufbrechen. Als Heilmittel verordnete er "Bärenklauenkraut in 1 1/2 Maß Wasser gesotten und davon dem Kindlein zu trinken geben". Dazu verordnete er, "fleißig zu beten und uff die Knie fallen". Ein anderer Mann aus Sandbach, namensLenhard Karch, der lange Zeit "schröckliche Schmerzen" in allen Gliedern hatte, suchte ebenfalls bei Lautenschläger Heilung. Dieser gab ihm nach allerei geheimnisvollen Handlungen einen "Hollerstock" in die Hand, bestrich die schmerzenden Glieder mit einem Feuerstein und murmelte folgenden Segensspruch: "Hollerstock, schüttel dich, das Landengeriß habe ich, ich hab es Tag und Nacht. Das zähle ich dir zur Buß. Im Namen Gottes, Vatter, Sohns und heiligen Geistes." Darauf wurde Karch wieder frisch und gesund und verehrte dem weisen Mann ein Kopfstück (Münze). Ein anderer Kranker, namens Geörg Holtzapffel, ebenfalls aus Sandbach, hatte eine schwer leidende Frau, die über große Schmerzen im Leibe klagte. Er verordnete ihr trinken, "Ißob Nußbaumlaub und 5 Eichendollen in Wein gelegt". Auch dieses Rezept half, und die Frau wurde wieder völlig gesund. Der dankbare Ehemann schenkte dem "weisen Mann" einen Gulden. Hans Breit aus dem Breubergischen, der eine lahme Schwester hatte, brachte dem Lautenschäger ein Kleidungsstück der Kranken, aus welchem dieser das Gebrechen feststellen sollte. Brei berichtete, dass der weise Mann "seine brüllen uffgesteckt, die Hülle auf dem Tisch ausbreitete, das Fenster uff zwei Finger breit uffgelassen und angefangen, die Schwachheit zu erzählen, als wenn er bei der kranken Person wäre". Endlich habe er die Hülle umgewandt, diese mit der Hand bestrichen, Kreuze gemacht und gesprochen: "Es sollen weichen, wie die Sonne und der Mond in die Ruhe werden schleichen und verlöschen wie die Knollen in der Eschen verschwinden. Wie die Knollen so nicht mehr glimmen. Im Namen Gottes, Vatters, Sohns und Jesus Namen, der heilige Geist wird nicht genannt". Dann verordnete er Kräuter umzuschlagen und sagte, das Mägdlein würde nie mehr grad werden, was auch eintraf. In anderen Fällen kurierte Lautenschläger das durch Zauberei geschädigte Vieh, er entdeckte verlorene oder gestohlene Dinge und bezeichnete die Menschen, die anderen Schaden an Leib und Gut getan hatten. Die so in Verdacht geratenen Leute beschwerten sich bei dem "Zauberer von Güttersbach". Es kam zu Aufläufen, Händeln und wüsten Schlägerein in dem kleinen Dorf. Bei einer solchen richtete Lautenschläger, der über außergewöhnliche Körperkräfte verfügte, einen Mann aus Hüttenthal, den man "den alten Eierkaufler" nannte, dermaßen zu, dass derselbe 18 Wochen das Bett hüten musste. Infolge dieser Aufläufe und Steitigkeiten wuchs die Unruhe im Dorf von Tag zu Tag, bis endlich der Pfarrer den Wunderdoktor ernstlich verwarnte und ihm sein gottloses Handeln untersagte. Als dies nichts half, beschwerte er sich bei der Herrschaft, und der Zauberer wurde, "derweil er viele Jahre hero der Wahrsager undSegenssprecherey halber bescheit und verdächtigt gewesen", nach Michelstadt in den Turm gebracht und eingehend verhört. Die drei Richter, die mit dem Verhör Lautenschlägers beauftragt waren, legen ihm eine Anzahl von Fragen vor, die sich auf seine Zauberei und Hexerei bezogen. Auf die Frage, woher er seine Wissenschaft habe, antwortete er, dass er nicht anders als ehrlich gottesfürchtig sei, dass er Menschen und Vieh mit guten Kräutern heilen könne. Er habe ein Kräuterbuch, daraus er eslesen könne. Das Buch sei bei seiner Tochter Katharina Schwinn in Güttersbach. Ob und wie er an den Kleidern eines Menschen sehen könne, was diesen fehle, oder ob derselbe etwas Böses getan habe, lautet die nächste Frage. Lautenschläger sagte, die Kreuze, die auf die Hemden genäht seien, zeigen an, wie es mit einem beschaffen sei. Daran sehe man auch, ob jemand über einen unreinen Weg gehe, da etwa die Hexen und das Lumpengesindel ihre Schelmereien gemacht. Fragen, wie er wisse oder sagen könne, wer gestohlen oder das gestohlene Gut hingekommen sei, wie er ein Haus von der Hexerei erledigte, wie man die Hexen kennenlerne, antwortete er: " habe es zwar nicht selbst versucht, es aber von anderen gehört, die auf diese Art Hexen zitiert hätten. Noch zahlreiche andere Fragen wurde dem Zauberer vorgelegt, auf die er Antwort zu geben wusste. Auch Proben seiner Kunst mußte er ablegen, indem man ihm Kleidungsstücke von kranken Personen vorlegte, deren Gebrechen er bestimmen sollte. Die meisten seiner Aussagen trafen jedoch nicht zu, so dass er zugeben musste, dass seine Kunst abergläubisch, abgöttisch und vom Teufel sei. Die von den Richtern ausgesprochene Strafe war sehr milde. Lautenschläger wurde wegen "Begangene Abgötterey und schwerer Sünd halber zuvor privatim wohl informiert und den künftigen Sonntag nach gehaltener hierzu sonderlich angestellter Predigt die gewöhnliche Kirchenbuße und Vorstellung" mit ihm vorgenomnmen. Außerdem musste er schriftlich Abbitte leisten und geloben, seine Turmstrafe nicht rächen zu wollen. |"
Quelle: Friedrich Höreth: Geschichte und Geschichten aus dem Odenwald, Bd.2

Quellenangaben

1 OFB: Laudenau (zu Sohn Adam Lautenschläger)

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Titel Lieberum-Handner-Heist-Nösinger
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Hochgeladen 2024-03-12 14:17:19.0
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