Friedrich I. "Barbarossa VON SCHWABEN

Friedrich I. "Barbarossa VON SCHWABEN

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Friedrich I. "Barbarossa VON SCHWABEN
Beruf Kaiser des römisch-deutschen Reiches

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt etwa 1122
Tod 10. Juni 1190 Fluss Saleph nahe Seleucia, Kleinarmenien nach diesem Ort suchen

Notizen zu dieser Person

Friedrich I., genannt Barbarossa (italienisch für „Rotbart“) (* um 1122; † 10. Juni 1190 im Fluss Saleph nahe Seleucia, Kleinarmenien), aus dem Adelsgeschlecht der Staufer war von 1147 bis 1152 als Friedrich III. Herzog von Schwaben, von 1152 bis 1190 römisch-deutscher König und von 1155 bis 1190 Kaiser des römisch-deutschen Reiches.

Barbarossas Wahl war die Folge eines Interessenausgleichs mehrerer Fürsten. Die wohl bedeutendste Rolle spielte dabei sein Vetter Heinrich der Löwe, der als Folge der Absprachen eine königgleiche Stellung in Norddeutschland aufbauen konnte. Seine langjährige Förderung durch den König missachtete jedoch das Gleichgewicht hocharistokratischer Familienverbände und ließ Heinrich schließlich zum Störfaktor für die übrigen Reichsfürsten werden.

Barbarossas Herrschaft war zudem vom Doppelkonflikt mit dem lombardischen Städtebund und dem Papsttum geprägt. In einer Gesellschaft, in der Ehre (honor) den sozialen Rang bestimmte, führten Ehrverletzungen und der daraus resultierende Zwang zurRache zu jahrzehntelangen Konflikten. In den Auseinandersetzungen zwischen den oberitalienischen Städten versuchte Barbarossa eine Vermittlerrolle einzunehmen. Er scheiterte jedoch, zog sich den Vorwurf der Parteilichkeit zu und konnte die traditionellen Herrscheraufgaben der Friedens- und Rechtswahrung nicht ausüben. Die Weigerung einiger Städte, sich dem kaiserlichen Gericht zu stellen, musste angesichts des Konzepts der „Ehre des Reiches“ (honor imperii) gesühnt werden. Nachdem Tortona und Mailand zerstört worden waren, beabsichtigte Barbarossa die Königsherrschaft im Regnum Italicum grundsätzlich neu zu ordnen. Alte Hoheitsrechte des Reiches wurden wieder beansprucht oder neu definiert und schriftlich fixiert. Alle Gerichtshoheit und Amtsgewalt sollte vom Reich ausgehen. Die Einsetzung kaiserlicher Verwalter und die umfassende finanzielle Nutzung der dem Kaiser zugesprochenen Regalien trafen jedoch auf den Widerstand der Städte. Sie hatten Regalien und Jurisdiktionsrechte längst schon gewohnheitsrechtlich wahrgenommen.

Anders als noch in salischer Zeit führten der Konflikt mit dem Papst und die Exkommunikation des Kaisers nicht zur Entstehung einer größeren Oppositionsbewegung im nördlichen Reichsteil. Erst nach der Niederlage des kaiserlichen Heeres in der Schlacht von Legnano 1176 wurde das jahrzehntelange Schisma im Frieden von Venedig und der Konflikt mit den Kommunen im Konstanzer Frieden 1183 beendet. Heinrich der Löwe hatte sich geweigert, dem Kaiser 1176 im Kampf gegen die lombardischen Städte beizustehen; auf Bestreben der Fürsten wurde er gestürzt und musste ins Exil gehen.

Schon vor seiner Königsherrschaft hatte Barbarossa von 1147 bis 1149 am Kreuzzug seines königlichen Onkels Konrad III. teilgenommen. In seinen letzten Jahren bereitete er nach der Niederlage des Königs von Jerusalem, Guido von Lusignan, gegen Saladin 1187 einen weiteren Kreuzzug vor. Am 11. Mai 1189 brach der Kaiser auf, doch er ertrank dreizehn Monate später kurz vor seinem Ziel.

Der Beiname „Barbarossa“ („Rotbart“) wurde erst im 13. Jahrhundert fester Namensbestandteil. Im Rahmen der deutschen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Friedrich Barbarossa zum nationalen Mythos. Mit der Sage vom Kaiser, derim Kyffhäuser schläft und auf bessere Zeiten wartet, wurde die Hoffnung auf die nationale Einheit verbunden.

Ausschnitt aus der Stammtafel Barbarossas
Die älteste erhaltene Darstellung eines mittelalterlichen Adelsgeschlechtes entstand wohl in der welfischen Grablege, dem Kloster Weingarten, in den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts. Ganz oben rechts erscheint mit der Welfin Judith die Mutter Friedrich Barbarossas. Die übergroße Darstellung des Kaisers selbst wurde nicht ausgeführt. Die „Ecksteinfunktion“ Barbarossas zwischen Staufern und Welfen suggeriert, dass es ab Friedrich die Staufer sind, die den Welfenstamm fortsetzen.Fulda, Hochschul- und Landesbibliothek, Handschrift D 11, fol. 13v (Kat.-Nr. II.A.20)[1]

Friedrich entstammte dem adligen Geschlecht der Staufer. Dieser Name ist jedoch eine Begriffsfindung der Historiker aus dem 15. Jahrhundert. Die Ahnen väterlicherseits waren unbedeutend und wurden nicht überliefert. Abstammung und Herkunft der Familie sind bis heute ungeklärt. Der Familie gelang es durch konsequente Nutzung von Klostervogteien, kluge Inanspruchnahme der Ministerialität und enge Zusammenarbeit mit Klerus und Volk der Bistümer Würzburg, Worms und Speyer ihre Herrschaftsposition vor Antritt des Königtums auszubauen.[2] Für das Anwachsen der staufischen Macht waren auch zahlreiche Eheschließungen vorteilhaft.[3] Über Barbarossas Urgroßvater Friedrich von Büren ist lediglich bekannt, dass er eine Frau namens Hildegard geheiratet hat. Jüngst wurde vermutet, dass der Schlettstädter Besitz nicht Hildegard, sondern Friedrich selbst gehört habe und die Staufer damit ein elsässisches Geschlecht gewesen seien. Erst um 1100 habe sich mit Herzog Friedrich I. derAusgriff ins ostschwäbische Remstal vollzogen.

Weit wichtiger war für die Staufer ihre prestigeträchtige Verwandtschaft mütterlicherseits mit den Saliern. Die Großmutter Friedrich Barbarossas war Agnes, eine Tochter des salischen Herrschers Heinrich IV. Barbarossa verstand sich als Nachkommedes ersten Salierkaisers Konrad II., auf den er sich in Urkunden mehrfach als seinen Vorfahren bezog.[5] Der Aufstieg der Staufer vollzog sich in den Konflikten Heinrichs IV. mit den Fürsten aus Sachsen und Schwaben. Als Reaktion auf die Erhebung des Schwabenherzogs Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig Heinrichs IV. erhielt Friedrich I. vom König 1079 das Herzogtum Schwaben und wurde mit dessen Tochter Agnes vermählt. Als Schwiegersohn war Friedrich eine wichtige Stütze für den salischen Kaiser gegen die geistlichen und weltlichen Vertreter der gregorianischen Reform. 1105 bekam sein fünfzehnjähriger Sohn Friedrich II., der Vater von Barbarossa, das Herzogtum. Nach dem Sturz des Kaisers durch seinen Sohn Heinrich V. übernahmen 1116 die beiden Brüder Konrad und Friedrich II. die Stellvertreterschaft im nördlichen Reichsteil. Konrad wurde Herzog von Ostfranken. Barbarossas Vater Friedrich II. war in der Verteidigung der salischen Interessen und dem weiteren Ausbau seiner staufischen Hausmacht so erfolgreich, dass über ihn laut Otto von Freising erzählte wurde, er habe am Schwanz seines Pferdes stets eine Burg hinter sich hergezogen.

Um 1122 wurde Barbarossa als Sohn Friedrichs II. und der Welfin Judith geboren. Sein Geburtsort war vielleicht Hagenau.[7] Er erlernte das Reiten, Jagen und den Umgang mit Waffen. Barbarossa konnte weder lesen noch schreiben und war auch der lateinischen Sprache nicht mächtig.[8] Die Kandidatur seines Vaters Friedrichs II. als Nachfolger des kinderlos verstorbenen salischen Herrschers Heinrich V. blieb 1125 erfolglos, da er die libera electio (freie Wahl) der Fürsten nicht akzeptierte.Gewählt wurde stattdessen der Sachsenherzog Lothar III. Nach dem Tod Lothars wurde am 7. März 1138 Konrad in Koblenz von einer kleinen Fürstengruppe unter der Leitung des Erzbischofs Albero von Trier zum König gewählt. Friedrich Barbarossa nahm1141 in Straßburg, 1142 in Konstanz, 1143 in Ulm, 1144 in Würzburg und 1145 in Worms an Hoftagen seines königlichen Onkels Konrad teil. Auch in den Folgejahren hielt er sich regelmäßig am Königshof auf. Um 1147 heiratete er Adela, die Tochter des nordbayerischen Markgrafen Diepold III. von Vohburg. Wenige Wochen vor dem Tod seines Vaters wurde Barbarossa zu Weihnachten 1146 in einer königlichen Urkunde als „der jüngere Herzog“ bezeichnet.[9] Von 1147 bis 1149 nahm er am Kreuzzug seines königlichen Onkels Konrad teil. Das Unternehmen schlug fehl, der König erkrankte an der Malaria. Zur Jahreswende 1151/52 traf Konrad Vorbereitungen für die Königswahl seines Sohnes Friedrich von Rothenburg, starb jedoch schon am 15. Februar 1152.
Königswahl (1152)

Bereits zwei Wochen nach dem Tod Konrads wählten die Fürsten am 4. März 1152 in Frankfurt am Main seinen Neffen Herzog Friedrich III. von Schwaben, den Sohn des Thronkandidaten von 1125, zum neuen König. Otto von Freising zeichnet das Bild einereinmütigen Königserhebung und zwangsläufigen Nachfolge Friedrichs. Friedrich sei gewählt worden, da er den beiden verfeindeten Familien der Heinrici de Gueibelinga (Heinriche von Waiblingen) und der Guelfi de Aldorfio (Welfen von Altdorf) angehöre; er sei damit der „Eckstein“ (angularis lapis) der Versöhnung geworden. Tatsächlich dürfte es jedoch vor der Wahl intensive Verhandlungen, Zugeständnisse und Absprachen zwischen Friedrich und den Großen gegeben haben. Als Herzog von Schwabenmusste Barbarossa seine Erhöhung zum König seinen Standesgenossen hinnehmbar machen. Die Unterstützung Heinrichs des Löwen gewann er wohl durch die Zusage, ihm das Herzogtum Bayern zurückzugeben. Auf Konrads letztem Hoftag gelang es Barbarossa,sich die Unterstützung des Bamberger Bischofs Eberhard II. zu sichern. Eberhard hoffte dadurch Bambergs kirchenrechtliche Stellung gegenüber Mainzer Ansprüchen zu wahren.Welf VI. versprach sich vom künftigen König, seinem Neffen, die Sicherungseiner herzoglichen Stellung. Sie wurde durch die Einsetzung als Herzog von Spoleto, Markgraf der Toskana und Fürst von Sardinien (dux Spoletanus et marchio Tusciae et princeps Sardiniae) noch im selben Jahr gefestigt.[12] Durch die Wahl wurde Konrads minderjähriger Königssohn Friedrich bei der Königswahl übergangen – der erste Fall dieser Art bei Königswahlen.[13] Vor diesem Hintergrund bemerkte Otto von Freising in seinem Bericht über die Frankfurter Königswahl von 1152 ausdrücklich,dass die Wahl des Königs ein besonderer Vorzug des römisch-deutschen Reichs sei.

Friedrich wurde am 9. März 1152 von Erzbischof Arnold von Köln in der Aachener Münsterkirche Karls des Großen gekrönt. Während der Zeremonie warf sich ein Ministeriale, dem Barbarossa aufgrund schwerer Vergehen die Gunst entzogen hatte, dem frisch gesalbten König in aller Öffentlichkeit vor die Füße. Der Ministeriale wollte dadurch die Wiederaufnahme in die Huld des Herrschers erreichen. Er wurde jedoch von Friedrich mit der Begründung abgewiesen, dass er ihn nicht aus Hass, sondern aus Gerechtigkeitsgründen von seiner Huld ausgeschlossen habe (non ex odio, sed iustitie intuitu illum a gratia sua exclusum fuisse).[15] Die Entscheidung überraschte die meisten der Anwesenden und erhielt ihren Respekt. Die Reaktion Barbarossas wird von der modernen Forschung als Ausdruck des Wandels bei der Einschätzung der Frage gewertet, welche Tugenden von einem Herrscher erwartet wurden. Waren in ottonisch-salischer Zeit Milde und Barmherzigkeit mit ihren demonstrativen Ausdrucksformen wie Tränen und Friedenskuss Werte, an denen königliches Handeln gemessen wurde, so war nun der rigor iustitiae (Strenge der Gerechtigkeit) zum Maßstab für die Bewertung des Herrschers geworden. Verzeihung und Wiedereinsetzung wurden unter Barbarossa nicht mehr in dem bis dahin üblichen Maß gewährt.[16] Nach der Frankfurter Königswahl wurde Barbarossa auf seinem traditionellen Königsumritt durchs Reich von Heinrich dem Löwen, Albrecht dem Bären, Welf VI. und Bischof Anselm von Havelberg begleitet.
Personelle Veränderungen und Kontinuitäten

Mit der Königsherrschaft Barbarossas setzte eine Verschiebung der Machtstruktur besonders bei den weltlichen Fürsten am Hof ein: Die beiden Welfen Heinrich der Löwe und Welf VI. wurden als ehemalige Gegner des alten Königs Konrad zuverlässige Vertraute des neuen Königs und besuchten von allen Fürsten am regelmäßigsten den Königshof. Welf VI. wurde im Juni 1152 erstmals als „Herzog von Spoletto und Markgraf von Tuszien und Fürst von Sardinien“ bezeichnet.[17] Neben den Welfen tauchten auch die Wittelsbacher als ehemalige Gegner des alten Königs Konrads nun am Königshof auf. Otto von Wittelsbach wurde eine zuverlässige Stütze der Königsherrschaft Barbarossas. Dafür verloren die Grafen von Sulzbach und die Babenberger, auf die sich Konrad gestützt hatte, an Einfluss. Bei den geistlichen Fürsten waren Erzbischof Arnold II. von Köln, Bischof Anselm von Havelberg und Abt Wibald von Stablo und Corvey bereits enge Vertraute Konrads gewesen und behielten diese Position auchunter Barbarossa. Auf dem Merseburger Hoftag 1152 wurde Wichmann, der bisherige Bischof von Naumburg, zum neuen Erzbischof von Magdeburg erhoben. Mit der Erhebung entsprach Barbarossa den Bedürfnissen der Personengruppe um den Meißener Markgrafen Konrad von Wettin. Dieser war bereits ein zuverlässiger Parteigänger König Konrads gewesen und konnte seine Stellung auch unter Barbarossa behaupten. Durch die Durchsetzung der Erhebung von Konrads Neffen Wichmann zum Erzbischof von Magdeburggelang es ihm, ein Gegengewicht zu Heinrich dem Löwen in Sachsen zu schaffen. Barbarossa sicherte sich dafür die Gunst der Fürstengruppe, die der königlichen Förderung Heinrichs des Löwen skeptisch gegenüberstand, und konnte so den künftigen Magdeburger Erzbischof auf seine Person verpflichten.[18] Seine Ehe mit Adela von Vohburg ließ Barbarossa 1153 in Konstanz wegen angeblich zu naher Verwandtschaft auflösen. Entscheidend gewesen sein dürften in Wirklichkeit aber die kinderlose Ehe oder Adelas nicht mehr standesgemäße Herkunft sowie ihre Beziehung zu Personenkreisen, die unter König Konrad einflussreich gewesen waren, nun aber zurückgedrängt wurden.[19] Barbarossas Verhandlungen mit dem byzantinischen Kaiser Manuel I. übereine Ehe mit einer Angehörigen aus dem byzantinischen Kaiserhaus blieben jedoch ohne Ergebnis.
Förderung und Zusammenarbeit mit Heinrich dem Löwen

Die größten Zuwendungen erhielt Heinrich der Löwe. Nach der Königswahl setzte eine enge Zusammenarbeit mit dem Herzog ein. Am 8. oder 9. Mai 1152 belehnte ihn Barbarossa mit der Reichsvogtei Goslar, die wegen ihres Silberabbaus am Rammelsberg hohe und kontinuierliche Einnahmen sicherte. Am 18. Mai 1152 fand ein Hoftag in Merseburg statt. Dort entschied der König mit den Fürsten die dänischen Thronstreitigkeiten zwischen Sven Grathe und dessen Kontrahenten Knut zu Gunsten des ersteren.In Merseburg war außerdem ein Streit über die Plötzkauer und Winzenburger Grafschaften zwischen Heinrich dem Löwen und Albrecht dem Bären zu klären. Albrecht berief sich wohl auf Verwandtenerbrecht; Heinrich vertrat die Auffassung, dass nach demTod eines erbenlosen Grafen dessen Güter und Rechte an den Herzog übergehen. Ziel der Argumentation des Löwen war wohl, die Herzogsgewalt als verfassungsrechtliche Größe zwischen König und Grafen zu positionieren. Der sächsische Dukat wäre aufdiese Art, wie in der spätkarolingischen Zeit, zu einem Vizekönigtum geworden. Der Konflikt wurde am 13. Oktober 1152 beim Hoftag in Würzburg beigelegt.[20] Heinrich der Löwe erhielt das Erbe des ermordeten Grafen Hermann II. von Winzenburg, Albrecht die Plötzkauer Grafschaften. Barbarossa verlieh dem Löwen zudem 1154 das königliche Recht der Investitur für die Bistümer Oldenburg, Mecklenburg und Ratzeburg sowie für alle anderen Bischofssitze, die der Löwe noch errichten werde. Die Forderung Heinrichs nach Rückgabe des bayerischen Herzogtums blieb vorerst jedoch offen. Der Herzog kompensierte die Förderung durch seinen intensiven Einsatz für den König in Italien. Seine von Barbarossa geschaffene Machtfülle störte jedoch das hocharistokratische Gleichgewicht unterhalb des Königtums und rief Unmut im Kreis der Fürsten hervor.
Vorbereitung auf die Kaiserkrönung und schwelender Konflikt mit Mailand
Goldenes Siegel des Kaisers an einer Urkunde aus dem Vatikanischen Archiv

Im März 1153 fand in Konstanz ein Hoftag statt. Dort wurde Barbarossa mit den Problemen zwischen den italienischen Städten konfrontiert. Kaufleute aus Lodi klagten gegen die Angriffe auf ihre Freiheit und die Behinderung des Handels durch Mailand. Der Konflikt zwischen Mailand und Lodi war Folge des politischen und demografischen Wandels in Italien, der zur Entstehung der Kommune im späten 11. Jahrhundert führte. Unter Führung gewählter Konsuln setzte sich die Selbstverwaltung der Bürger gegen den bischöflichen Stadtherrn durch. Der Investiturstreit im 11. Jahrhundert führte zum Zusammenbruch der Reichsherrschaft in Italien und zum bewaffneten Kampf zwischen den Kommunen. In der oberitalienischen Städtelandschaft grenzten dieKommunen ihr Einflussgebiet von der nächstmächtigeren Kommune ab. Die größeren Kommunen begannen ein Territorium aufzubauen und brachten schwächere Kommunen in ihre Abhängigkeit. Dies führte zu kriegerischen Konflikten mit benachbarten Städten.Im ersten innerlombardischen Krieg hatte Mailand 1111 Lodi und nach zehnjährigem Krieg 1127 Como in weitgehende Abhängigkeit gebracht. Nach der Klage der Lodeser Kaufleute schickte Barbarossa einen Boten nach Mailand mit dem Befehl, die Verlegung des Marktes rückgängig zu machen. Nach dem Lodeser Notar Otto Morena wurde der Brief des Boten Barbarossas „öffentlich und in allgemeiner Versammlung“ von den Mailänder Konsuln vor den Bürgern ihrer Stadt verlesen. Anschließend wurde der Brief zerknüllt und das Siegelbild des thronenden Königs auf den Boden geworfen und demonstrativ zertrampelt.[21] Die Zerstörung des Siegels war eine schwere Beleidigung und Ablehnung des Herrschaftsanspruchs Barbarossas, da die Bildgegenwart des Herrschers seine Präsenz auch während der Abwesenheit verdeutlichte.[22] Barbarossas Gesandter Sicher musste ohne die übliche Ehrerweisung in der Nacht die Stadt verlassen. Das Verhältnis zwischen Mailand und Barbarossa war somit bereits vor dem ersten Italienzug durch eine Beleidigung angespannt.
Siegel des Kaisers Barbarossa (Wachsabdruck). In Wimpfen am Neckar, wo der Herrscher in der Kaiserpfalz Hof hielt und Recht sprach, wurde dieses Siegel benutzt. Auf der Abbildung sitzt er auf dem Thron und hält Zepter und Reichsapfel.

In Konstanz waren auch zwei päpstliche Legaten anwesend. Dadurch rückten die Verhältnisse in Süditalien in den Blickpunkt. Während des Papstschismas von 1130 hatte sich Roger II. zum König krönen lassen, und er konnte diese Würde auch nach dem Ende des Schismas behaupten. Aus kaiserlicher Sicht waren die Normannen Usurpatoren (invasor imperii), da Süditalien zum Imperium gezählt wurde. Der künftige Kaiser und der Papst stimmten darin überein, dass die Herrschaft der Normannen in Süditalien beseitigt werden müsse. Den päpstlichen Legaten versprach Barbarossa, dass er weder mit der römischen Bürgerschaft noch mit König Roger II. ohne Zustimmung des Papstes einen Frieden oder Waffenstillstand schließen werde. Er wolle vielmehr die Römer wieder unter die Herrschaft des Papstes und der römischen Kirche zwingen (subiugare). Als Schutzvogt der Kirche sollte er die Ehre (honor) des Papsttums und die Regalien des heiligen Petrus in allen Gefahren verteidigen. Papst Eugen III. versprach neben der Kaiserkrönung die Exkommunikation eines jeden, „der das Recht und die Ehre des Reiches“ verletzen würde. Der Papst und der künftige Kaiser versprachen einander, dem byzantinischen Reich keine Zugeständnisse in Italien zu machen. Über diese Vereinbarungen stellte Eugen III. am 23. März 1153 eine Urkunde aus, den sogenannten Konstanzer Vertrag.
Erster Italienzug (1154–1155): Krönungszug und Konflikt mit Mailand und Tortona

Im Spätherbst 1154 erreichte Barbarossa Italien. Auf einem Hoftag bei Roncaglia in der Nähe von Piacenza erschienen Gesandte aus Lodi und Como und beschwerten sich über Mailand. Die ebenfalls anwesenden Mailänder Konsuln wollten ihm eine goldeneSchale voller Münzen überbringen. In der Annahme und Ablehnung von Geschenken wurde das Verhältnis der gegenseitigen politischen Beziehungen deutlich.[23] Eine Annahme der Geschenke Mailands hätte bedeutet, dass der Herrscher zu der gebenden Stadt ein positives Verhältnis pflegte. Die Geschenke lehnte Barbarossa jedoch ab, solange sich Mailand nicht durch Gehorsam seinen Befehlen unterwerfe sowie Recht und Frieden achte. Dennoch wurde Barbarossa von Mailand in einem Vertrag (fedus) die große Summe von 4000 Mark Silber zugesichert. Barbarossa wollte anschließend nach Monza ziehen, um sich zum König des italienischen regnums (Reich) krönen zu lassen. Die Bevorzugung des kleinen Monza als Krönungsort wurde von Mailänder Seite als Provokation empfunden. Auf dem Weg zur italienischen Königskrönung wurde Barbarossa durch zwei Mailänder Konsuln drei Tage bei schlechtem Wetter durch ödes Land zwischen Landriano und Rosate fehlgeleitet. Im Heer Barbarossas entstanden dadurch erhebliche Versorgungsprobleme. Von seinen Großen wurde Barbarossa unter Druck gesetzt, sich solch eine Demütigung nicht gefallen zu lassen und die Versorgung mit Lebensmitteln durch Plünderungen im Mailänder Umland zu gewährleisten. Diese Plünderungen machten die Konfliktbereitschaft deutlich. Mailand versuchte nun die verlorene Huld durch eine symbolische Genugtuungsleistung wiederherzustellen, indem es das Haus des Konsuls, der das Heer missgeleitet hatte, zerstören ließ. Doch wardas Ansehen Barbarossas dadurch nicht wiederhergestellt, da die Hauszerstörung als Genugtuungsleistung nicht in einem demonstrativen Akt vor dem beleidigten Herrscher und seinem Heer in aller Öffentlichkeit stattfand und der in seiner Ehre verletzte Barbarossa keinen Einfluss auf die satisfactio (Genugtuung) nehmen konnte.[24]

Die zugesagten 4000 Mark Silber lehnte Barbarossa ab und verlangte, dass sich Mailand hinsichtlich der Konflikte mit Como und Lodi seinem Gericht unterwerfe. Er erwartete eine öffentliche Demonstration des Gehorsams und der Unterwerfung unter seine Herrschaft. Erst wenn die Mailänder bereit wären, sich seinem Gericht zu unterwerfen, würden auch ihre Geschenke akzeptiert. Die Ablehnung des Geldes machte für Mailand den Verlust der kaiserlichen Huld deutlich.[25] Die Zurückweisung des Geldes wurde von der Stadt als unmissverständliches Zeichen mangelnder Friedensbereitschaft gedeutet.[26] Mailand befürchtete, Barbarossa könnte als parteiischer Richter auftreten. Außerdem war seine über Jahre gewachsene und von Barbarossas Vorgängern nicht beanstandete Machtposition bedroht. Auf der anderen Seite war mit der Verweigerung der Ladung vor das Königsgericht die zentrale Herrscheraufgabe der Rechts- und Friedenswahrung betroffen. Vor den Fürsten des Reiches beklagte sich Barbarossa, dass Mailand den honor imperii, die Ehre des Reiches, verletzt habe. Eine Verletzung des kaiserlichen honor verletzte zugleich den honor der Großen. Dadurch konnte Barbarossa bestimmte Erwartungen an das Handeln dieser Großen knüpfen und mit weitgehender Erfüllung rechnen. Dies verpflichtete ihn jedoch wiederum zu Gegenleistungen für erhaltene Hilfe und erwiesene Treue.[27] Damit war der offene Konflikt unumgänglich. Doch mit 1800 Rittern hatte Barbarossa kein schlagkräftigesHeer für eine Offensive gegen das mächtige Mailand.[28]

Barbarossas Konflikt mit Mailand hatte Auswirkungen auf andere kommunale Stadtrivalitäten. Tortona war mit Mailand gegen Pavia verbündet. Ende 1154 wollte das königsfreundliche Pavia einen Konflikt mit Tortona vor dem Königsgericht klären lassen. Tortona verweigerte jedoch trotz mehrfacher Ladung das Verfahren mit der Begründung, Barbarossa sei ein Freund (amicus) der Pavesen und demnach parteiisch (suspectus).[29] Mit dem Ladungsungehorsam war jedoch erneut die Herrschaftsaufgabe derFriedens- und Rechtswahrung betroffen. Von Februar bis April 1155 belagerte Barbarossa demzufolge Tortona. Gefangene Tortonesen wurden zur Abschreckung von Barbarossa öffentlich hingerichtet und das Trinkwasser mit Leichen und Schwefel vergiftet. Die zunehmend kritisch gewordene Versorgung zwang die Stadt, um Frieden zu ersuchen. In den mit Friedrich ausgehandelten Friedensbedingungen war die demütigende Unterwerfung „um des Königs und des heiligen Reiches Ruhm und Ehre“ (ob regis et sacri imperii gloriam et honorem) notwendig.[30] Die Stadt ergab sich daraufhin in der Form der deditio (Unterwerfungsritual) im April 1155. Die Bürger unterwarfen sich vor allen Anwesenden zu Füßen Barbarossas. Die öffentliche Übergabe der Stadtin die königliche Gewalt und die Anerkennung der Herrschaft waren Voraussetzung, um Genugtuung für die erlittene Ehrverletzung zu leisten. Der Kaiser versprach daraufhin, dass die Stadt keinen Schaden nehmen würde.

Entgegen der Zusage wurde Tortona jedoch am nächsten Tag vom königsfreundlichen Pavia zerstört. Pavia nutzte bei der Durchsetzung des königlichen Herrschaftsanspruchs also die Gelegenheit, einen alten Rivalen auszuschalten. Die Vorgänge bei derZerstörung Tortonas offenbaren ein strukturelles Problem der kaiserlichen Herrschaft in Italien. Die Zeitgenossen vermuteten eine List Barbarossas. Doch war der König gezwungen, auf die Interessen seiner Verbündeten Rücksicht zu nehmen, um weiterhin ihre Unterstützung zu erhalten. Als Verbündeter einer Stadt war Barbarossa aber in den interkommunalen Rivalitäten, die „in der Art eines Schachbrettmusters“[31] miteinander verfeindet oder verbündet waren, immer parteiisch. Jede Intervention wurde als einseitige Parteinahme angesehen. Barbarossa war zur Durchsetzung seines Herrschaftsanspruches im italienischen regnum auf die Treue und die materiellen Ressourcen seiner Verbündeten angewiesen. Sein Handlungsspielraum und seine Entscheidungen wurden durch Rücksichtnahme auf seine städtischen Verbündeten stark eingeschränkt. Frieden und Gerechtigkeit als zentrale Herrschaftsaufgabe zu wahren, war durch die konsequente Begünstigung seiner Verbündeten kaum noch möglich.[32]
Kaiserkrönung (1155)

Am 8. Juni 1155 begegneten sich Barbarossa und der Papst erstmals persönlich. Der König sollte gemäß dem Marschall- und Stratordienst bei der Begrüßung das Pferd des Papstes führen. Dabei kam es zu einem Eklat, da unklar war, wie und in welcherWeise der Marschalldienst geleistet werden solle.[33] Die Details über den Ablauf der Begegnung konnten wohl zwischen den Gesandten nicht vorab geklärt werden. Der Eklat erscheint somit als ein Missverständnis, verursacht durch unzureichende Planung.[34] Es wurde am nächsten Tag behoben, indem die Begegnung in genau abgesprochener Form wiederholt wurde.

Kurz vor der Kaiserkrönung durch Papst Hadrian IV. erschien eine Gesandtschaft der Römer bei Barbarossa. Die kommunale Bewegung hatte den altrömischen Senat erneuert und wollte die Rechte von Kaiser und Papst völlig neu definieren. Unter Berufung auf antike Traditionen bot die Kommune Friedrich gegen eine Zahlung von 5000 Pfund Silber die Kaiserkrone aus der Hand des römischen Volkes an. Ein Bruch mit der durch Karl den Großen begründeten jahrhundertealten Tradition für eine Geldzahlung musste von Barbarossa abgelehnt werden. Damit waren weitere Unruhen mit den Römern vorhersehbar. Am 18. Juni 1155 wurde Barbarossa in St. Peter von Hadrian IV. zum Kaiser gekrönt. Die Angriffe der Römer an der Engelsbrücke und im nördlichen Trastevere am gleichen Tag konnten abgewehrt werden. Hierbei tat sich besonders Heinrich der Löwe hervor. Sommerhitze und Versorgungsprobleme zwangen jedoch bald zum Rückzug. Der Feldzug gegen die Normannen wurde aufgrund fürstlichen Widerspruchsunverrichteter Dinge abgebrochen. Dadurch konnte Barbarossa aber auch seine Zusagen aus dem Konstanzer Vertrag nicht einhalten. Es war ihm weder gelungen, für den Papst Rom zurückzugewinnen, noch hatte er einen Feldzug gegen die Normannen geführt.

In dieser Situation waren weitere Konflikte mit Mailand und nun auch dem Papsttum absehbar. Bereits auf der Rückkehr in den nördlichen Reichsteil verhängte Barbarossa in Verona, wegen der Weigerung sich dem kaiserlichen Gericht zu unterwerfen, den Bann über Mailand. Über Regensburg ging der Weg zum Weihnachtsfest nach Worms. Unter den Staufern entwickelte sich Worms zu einem der wichtigsten Herrschaftszentren. Mehrmals feierte Barbarossa die hohen Kirchenfeste Weihnachten und Pfingstendort.
Verschärfter Konflikt mit dem Papsttum

Der Abbruch des Italienzuges führte zu einem Wandel der politischen Verhältnisse in Italien. Infolge der Nichteinhaltung des Konstanzer Vertrages suchte die römische Kurie den Schutz ihrer Rechte unabhängig vom Kaisertum. Auf Betreiben des Kanzlers Roland Bandinelli, des späteren Papstes Alexander III., schloss der Papst Frieden mit den Normannen. Im Juni 1156 wurde der Vertrag von Benevent zwischen Papst Hadrian IV. und Wilhelm I. von Sizilien geschlossen. Der Friedensschluss von Benevent ohne den Kaiser sorgte bei Barbarossa für großen Unmut, da der Rechtsanspruch des Reiches (ius imperii ad regnum) auf Süditalien dadurch gefährdet war.[35] Aus Sicht Barbarossas war der Papst derjenige, der den Konstanzer Vertrag, in dem ein gemeinsames Vorgehen gegen die Normannen vereinbart worden war, nicht eingehalten hatte. Damit hatte er sein Versprechen gebrochen, die Ehre des Reichs (honor imperii) zu wahren.[36]

Im Oktober 1157 erschien mit dem Kardinal Bernhard von S. Clemente und Roland Bandinelli eine Gesandtschaft des Papstes auf dem Hoftag in Besançon mit der Absicht, Bedenken des Kaisers gegen den Vertrag von Benevent auszuräumen. Das Verhältnis zur römischen Kurie verschlechterte sich jedoch weiter, als die päpstlichen Gesandten Barbarossa einen Brief überreichten, in dem Hadrian IV. gegen die Gefangennahme des schwedischen Erzbischofs Eskil von Lund protestierte und der Kaiser auch aufausdrücklichen Wunsch des Papstes nichts für seine Befreiung unternommen habe. Der Vorwurf, der Kaiser vernachlässige mit der Rechtswahrung die vornehmste Herrscherpflicht, löste in der großen Fürstenversammlung starke Empörung aus. Doch erklärte der Papst sich bereit, trotz der Kaiserkrönung dem Kaiser maiora beneficia zu gewähren. Friedrichs Kanzler Rainald von Dassel übersetzte den Begriff beneficia vor der Fürstenversammlung mit „noch größere Lehen“. Dadurch entstand der Eindruck,der Papst sehe den Kaiser als Lehnsmann und sich selbst als Lehnsherrn. Diese Neubewertung des Verhältnisses zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt rief heftigen Widerstand von Kaiser, Fürsten und auch Bischöfen hervor, denn nach Meinung der Fürsten wurde der künftige Kaiser durch ihre Wahl bestimmt. Die sakrale Legitimation des Kaisers wurde seit Barbarossa enger als zuvor mit den Fürsten verknüpft. Nicht mehr der Papst, sondern das fürstliche Votum war demnach entscheidend.[37]Ohne feierliche Verabschiedung und ohne Geschenke mussten die Legaten den Hof verlassen. Barbarossa beklagte in einem Brief, dass die „Ehre des Reiches“ durch eine so unerhörte Neuerung verletzt sei.[38] Er ließ reichsweit verlauten, dass er „Königtum und Kaisertum durch die Wahl der Fürsten allein von Gott empfangen“ habe.[39] Die Beleidigung des Herrschers hatte den Huldverlust und den Abbruch der Kommunikation zur Folge. In der schmachvollen Behandlung seiner Gesandten sah der Papstden honor Dei (Ehre Gottes) verletzt. Auf Vermittlung Heinrichs des Löwen und Bischof Eberhards von Bamberg konnte die Konfrontation beigelegt werden. Im Juni 1158 erörterten in Augsburg zwei Kardinäle die schriftliche Erklärung: Der Papst habenicht beneficium im Sinne von Lehen (feudum) gemeint, sondern im Sinne von Wohltat (bonum factum).[40] Der Entschuldigungsbrief war als satisfactio (Genugtuungsleistung) zur Wiederherstellung des in Besançon verletzten honor imperii ausreichend, jedoch blieben zwischen Kaiser und Papst andere Probleme, wie etwa der Vertrag von Benevent oder die Nutzung der Petrusregalien, ungelöst.[41]
Jahre im nördlichen Reichsteil (1155–1158)

In den Jahren nördlich der Alpen gelang die Lösung des Konflikts zwischen Heinrich dem Löwen und Heinrich Jasomirgott um das Herzogtum Bayern, Barbarossas Heirat mit Beatrix von Burgund und der Kriegszug gegen die Polen. Dadurch waren die Machtverhältnisse im Reich längerfristig so weit konsolidiert, dass Planungen für einen zweiten Italienzug beginnen konnten.
Vergabe des bayerischen Herzogtums an Heinrich den Löwen (1156)

Der Streit um das bayerische Herzogtum zwischen Heinrich dem Löwen und Heinrich Jasomirgott war eine Hinterlassenschaft von Barbarossas Vorgänger Konrad III., der dem Vater Heinrichs des Löwen das bayerische Herzogtum abgesprochen und später demBabenberger zugesprochen hatte. Mit beiden Streitparteien war Barbarossa eng verwandt. Über seine Großmutter, die Salierin Agnes, war er Neffe der babenbergischen Brüder und über seine Mutter, der Welfin Judith, ein Vetter von Heinrich dem Löwen. Die Verhandlungen zwischen Barbarossa und Heinrich Jasomirgott zogen sich bis 1156 hin. Nach beiden Seiten musste Barbarossa Rücksicht auf Rang, Status und Ehre nehmen. Dabei wechselte Barbarossa in seinen Maßnahmen zur Lösung des Problems zwischen einem öffentlichen Verfahren vor dem Königsgericht mit dem Urteil durch die Fürsten (iudicium) und einer gütlichen Einigung zwischen den Beteiligten (consilium) im kleinen Kreis.[42] Der Babenberger wurde mehrmals von Barbarossa zu Verhandlungen vorgeladen: im Oktober 1152 nach Würzburg, im Juni 1153 nach Worms, im Dezember 1153 nach Speyer. Angesichts des bevorstehenden Italienzuges zur Kaiserkrönung änderte Barbarossa jedoch sein Verhalten. Im Juni 1154 wurde Heinrich Jasomirgott das Herzogtum Bayern durch ein iudicium der Fürsten entzogen und Heinrich dem Löwen zugesprochen. Eine Investitur in das bayerische Herzogtum unterblieb jedoch. Die königliche Kanzlei führte ihn weiterhin nur als „Herzog von Sachsen“ (dux Saxonie).[43] Durch dieses Vorgehen wollte sich Barbarossa den Verhandlungsweg mit Heinrich II. Jasomirgott bewahren und gewalttätige Handlungen während seiner Abwesenheit in Italien verhindern. Im Privilegium minus von 1156 wurde die Markgrafschaft Österreich in ein Herzogtum (ducatus Austrie) umgewandelt und an Heinrich Jasomirgott vergeben, damit „die Ehre und der Ruhm unseres überaus geliebten Onkels (honor et gloria dilectissimi patrui nostri) in keiner Weise gemindert erscheinen.“[44] Durch diesen Kompromiss gelang es Barbarossa, Rang und Ansehen (honor) der beiden rivalisierenden Großen in der Öffentlichkeit zu wahren.
Heirat mit Beatrix von Burgund (1156)
Der thronende Kaiser Friedrich Barbarossa mit Bügelkrone, Reichsapfel und Szepter zwischen seinen Söhnen Heinrich VI., der bereits die Königskrone trägt (links), und Friedrich von Schwaben mit Herzogshut. Miniatur aus der Historia Welforum, zwischen 1185 und 1195. Fulda, Hessische Landesbibliothek, Cod. D. 11, fol. 14r.

Im Juni 1156 feierte Barbarossa in Würzburg seine Hochzeit mit Beatrix, der sehr jungen Erbtochter des Grafen von Burgund. Aus der 28 Jahre dauernden Ehe gingen acht Söhne und drei Töchter hervor (darunter der nächste römisch-deutsche Kaiser Heinrich VI., der schwäbische Herzog Friedrich V., der spätere Pfalzgraf Otto von Burgund, Konrad von Rothenburg und der spätere römisch-deutsche König Philipp von Schwaben). Die gebildete und standesbewusste Beatrix scheint die Hofkultur gefördertund für französische Einflüsse geöffnet zu haben.[45] Sie starb 1184 und wurde in Speyer bestattet.

In Würzburg beklagten sich zugleich Gesandtschaften aus Como, Lodi, Bergamo und Pavia über die Bedrückungen Mailands. Barbarossa seinerseits beklagte sich auf den Hoftagen von Fulda und Worms 1157 vor den Fürsten über die Verletzung der Ehre desReiches. Damit konnte sich Barbarossa die Unterstützung der Fürsten sichern, denn diese hatten die Verpflichtung zum Schutz der kaiserlichen Ehre in ihrem Treueid beschworen. Vor dem Italienzug wurden Otto von Wittelsbach und Rainald von Dasselnach Italien geschickt. Sie sollten das Fodrum, eine Abgabe zur Versorgung des Heeres, und die Regalien geltend machen.
Kriegszug gegen Polen (1157)

Unter der Herrschaft Konrads III. hatte Bolesław seinen Bruder Wladyslaw II. von Polen als Herzog von Polen vertrieben. Wladyslaw II. war mit der Babenbergerin Agnes verheiratet. Ihre Mutter war Agnes, die Schwester Kaiser Heinrichs V. und Großmutter von Barbarossa. Bolesław weigerte sich nun, dem Kaiser den üblichen Jahrestribut zu zahlen. Barbarossa war vor allem in Sorge, dass die Vertreibung seiner Verwandten das Ansehen des Reiches beschädigt hatte.[46] Gemäß der üblichen Kriegsführung verwüstete Barbarossa im Sommer 1157 die Diözesen Breslau und Posen. Auf Vermittlung Wladislaws von Böhmen und anderer Fürsten unterwarf sich Bolesław barfuß. Erstmals werden dabei blanke Schwerter im Nacken als Attribut der Unterwerfung nördlich der Alpen überliefert.[47] Bolesław musste schwören, dass „sein exilierter Bruder nicht zur Schmach des Römischen Reiches vertrieben worden war“.[48] Er leistete den Treueid, zahlte dem Kaiser beträchtliche Summen und versprach, sich mit300 Panzerreitern am nächsten Italienzug zu beteiligen.
Zweiter Italienzug (1158–1162): Papstschisma und Zerstörung Mailands
Erste Unterwerfung Mailands (1158)

Das Heer wurde, um Versorgungsschwierigkeiten beim Zug über die Alpen zu vermeiden, in vier Heersäulen geteilt. Anfang August 1158 erschien das Heer vor den Toren Mailands. Vor den Toren entwickelten sich während der Belagerung durch den Ausfallder Mailänder oder das Bestreben ehrbewusster Fürsten um eine ruhmreiche Kriegstat kleinere Gefechte. Die Kriegsführung war ansonsten vielmehr vom Verwüsten und Belagern des Mailänder Umlands geprägt. Der Feind sollte in seinen Lebensgrundlagengeschädigt und ihm dadurch eine Fortführung des Krieges unmöglich gemacht werden. Eine größere Feldschlacht wurde aufgrund des unkalkulierbaren Risikos vermieden. Mailand geriet infolgedessen zunehmend in Versorgungsnot. Eine langfristige Aushungerung der Stadt konnte sich Barbarossa aufgrund logistischer Probleme sowie der Unzufriedenheit vieler Fürsten über Krankheiten und drückende Hitze nicht erlauben. Friedensverhandlungen lagen daher in beiderseitigem Interesse, jedoch befand sich Barbarossa in einer besseren Verhandlungsposition. Eine Unterwerfung Mailands war für den Kaiser aufgrund der fortgesetzten Ehrverletzungen, die ihm Mailand zugefügt hatte, unausweichlich.

Die Demütigung der Unterworfenen und die Überordnung des Kaisers mussten in aller Öffentlichkeit verdeutlicht werden. Die verletzte Ehre von Kaiser und Reich konnte nur durch eine symbolische Unterwerfung in größtmöglicher Öffentlichkeit wiederhergestellt werden. Zwölf Konsuln sollten als symbolische Strafe für ihren Ungehorsam barfuß vor dem auf dem Thron sitzenden Kaiser erscheinen und über ihren gebeugten Nacken Schwerter tragen. Der demütigenden Unterwerfung versuchte sich Mailandvergeblich mit großen Geldsummen zu entziehen, indem man das Unterwerfungsritual wenigstens mit Schuhen an den Füßen vollziehen wollte. Eine Geldzahlung Mailands als Zeichen der Anerkennung der Herrschaft und für das eigene Sündenbekenntnis warfür Barbarossa bei Verletzung des kaiserlichen honor jedoch nicht ausreichend.[49] Immerhin mussten die Konsuln sich nicht mit ausgestrecktem Körper vor den Füßen des Kaisers zu Boden werfen. Im Friedensvertrag musste sich Mailand verpflichten,Como und Lodi zur „Ehre des Reiches“ beim Wiederaufbau nicht zu behindern und „zur Ehre des Herrn Kaisers“ (ad honorem domini imperatoris) in Mailand eine Pfalz zu errichten. Die usurpierten Einkünfte aus königlichen Rechten (Regalien), u. a. Münze, Zoll oder Hafenzoll, musste Mailand zurückgeben. Die Stadt durfte jedoch die bisherigen Städtebündnisse aufrechterhalten. Die Unterwerfung Mailands wurde mit einer Festkrönung in Monza verbunden, mit der Barbarossa die verhältnismäßig kleine Stadt am 26. Januar 1159 als „Haupt der Lombardei und Sitz des Königreichs“ (caput Lombardie et sedes regni) besonders ehrte.[50]
Beschlüsse von Roncaglia (1158)

Nach dem Sieg über Mailand wollte Friedrich durch eine umfassende Neuordnung der kaiserlichen Herrschaftsrechte die machtpolitischen und finanziellen Ressourcen in der lombardischen Städtelandschaft nutzbar machen. Seit den drei Ottonen war es nur noch zu kurzen Aufenthalten der Herrscher südlich der Alpen gekommen. Den Kommunen machte es diese Tatsache einfacher, die königlichen Rechte an sich zu ziehen, die von den abwesenden Herrschern nicht eingefordert wurden. Die aus BarbarossasSicht entfremdeten Reichsrechte versuchte er wieder zur Geltung zu bringen. Seine strittig gewordenen Ansprüche erforderten jedoch einen enormen juristischen Legitimationsbedarf, um sie bei den tatsächlichen polit

Quellenangaben

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(HRR)

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