Richard LÖWENHERZ

Richard LÖWENHERZ

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Richard LÖWENHERZ
Beruf König von England

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 8. September 1157 Oxford, ENGLAND nach diesem Ort suchen
Tod 6. April 1199 Châlus, Département Haute-Vienne, Region Nouvelle-Aquitaine, FRANKREICH nach diesem Ort suchen
Heirat 12. Mai 1191 Sankt Georg Kapelle, Limassol, ZYPERN nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
12. Mai 1191
Sankt Georg Kapelle, Limassol, ZYPERN
Berengaria VON NAVARRA

Notizen zu dieser Person

Richard Löwenherz (französisch Richard Cœur de Lion, englisch Richard the Lionheart; * 8. September 1157 in Oxford; † 6. April 1199 in Châlus) war von 1189 bis zu seinem Tod als Richard I. König von England.

Richards Lebensjahre bis zu seinem Regierungsantritt waren von Konflikten mit seinem Vater Heinrich II. und mit seinen Brüdern um das Erbe überschattet. Erst durch den Tod seines älteren Bruders Heinrich und ein Bündnis mit dem französischen König Philipp II. konnte er sich den englischen Königsthron sichern. Sein ererbter Herrschaftskomplex, das „angevinische Reich“, umfasste neben England die Normandie und weite Teile Westfrankreichs. Als Herrscher musste Richard ein wirtschaftlich und kulturell sehr heterogenes Konglomerat unterschiedlicher Territorien zusammenhalten. Während seiner Regierungszeit hielt er sich insgesamt nur sechs Monate in England auf.

Auf einem gemeinsam mit Philipp unternommenen Kreuzzug, der heute als Dritter Kreuzzug gezählt wird, eroberte Richard 1191 Zypern. Dann setzte er ins Heilige Land über, wo er erfolgreich die bereits zwei Jahre andauernde Belagerung Akkons beendete. Das eigentliche Ziel des Unternehmens, die Rückeroberung Jerusalems, konnte jedoch nicht erreicht werden. Noch auf dem Kreuzzug kam es zwischen Richard und dem französischen König zum Zerwürfnis. Während seiner Rückkehr auf dem Landweg wurdeRichard 1192 vom österreichischen Herzog Leopold V., mit dem er sich gleichfalls überworfen hatte, festgesetzt und Kaiser Heinrich VI. übergeben. Damit rächte sich Leopold für eine Verletzung der Ehre (honor), die ihm der englische König während des Kreuzzugs zugefügt hatte. Rund 14 Monate verbrachte Richard in der Region am Oberrhein in Gefangenschaft. Der französische König nutzte dies aus und eroberte eine Reihe von Burgen und Gebieten. Für Richards Freilassung musste aus dem ganzen angevinischen Reich die enorme Summe von 100.000 Mark Silber durch Besitzverkauf und besondere Besteuerung beschafft werden. Den Ertrag verwendete Heinrich VI. vor allem zur Finanzierung der Eroberung Siziliens. Nach seiner Freilassung versuchte Richard die von Philipp II. besetzten Gebiete zurückzuerobern. Er starb kinderlos bereits am 6. April 1199 bei der Belagerung von Cabrol bei Limoges.

Richards Bild als idealer Ritter und tatkräftiger König ist bis in die Gegenwart in Literatur, Musik und darstellender Kunst legendenhaft verklärt worden. Die zeitgenössische Legendenbildung wurde vor allem vom Dritten Kreuzzug inspiriert. Im 16. Jahrhundert wurde dieser Stoff mit den Geschichten um den englischen Dieb Robin Hood verwoben. Zu einer völlig anderen Einschätzung gelangten die Historiker im protestantischen Großbritannien ab dem 18. Jahrhundert; für sie war Richard ein verantwortungsloser und egoistischer Monarch, der das Inselreich vernachlässigt habe. In der breiteren Öffentlichkeit hingegen galt er ab dem 19. Jahrhundert als ein Symbol nationaler Größe. Die neuere Forschung bemüht sich um ein differenzierteresBild, wobei die Tendenz zu einer positiven Einschätzung überwiegt.

Herkunft und Jugend
Das Geschlecht der Plantagenets: Heinrich II. (oben links), Richard I. (oben rechts), Heinrich III. (unten links), Johann Ohneland (unten rechts), Heinrich der Jüngere (Mitte). Buchmalerei in der Historia Anglorum des Matthew Paris. HandschriftLondon, British Library, Royal MS 14 C VII, fol. 9r (1250–1259).
Richards Mutter Eleonore von Aquitanien beim Gebet. Grandes Chroniques de France, Handschrift Paris, Bibliothèque nationale de France, Ms. fr. 2813, fol. 223r (14. Jahrhundert)

Richard Löwenherz entstammte dem adligen Geschlecht der Plantagenets. Dieser Name wurde jedoch als Dynastiebezeichnung erst ab dem 15. Jahrhundert verwendet, erstmals 1460 durch Herzog Richard von York. Er geht auf König Richards Großvater Gottfried V. zurück, der Graf von Anjou, Tours und Maine war. Der Legende nach trug er einen Ginsterbusch (planta genista) als Helmzier oder pflanzte in seinen Ländereien Ginsterbüsche zum Sichtschutz bei der Jagd.[1]

Der englische König Heinrich I. starb 1135 ohne männliche Erben. Daher sollte ihm seine Tochter Mathilde auf den Thron folgen. Gegen sie und ihren Ehemann Gottfried V. formierte sich aber eine Opposition, die Stefan von Blois zum König erhob. Der Konflikt führte zu einem Bürgerkrieg. In dieser angespannten Lage wurde am 5. März 1135 der spätere König Heinrich II. als Sohn Mathildes und Gottfrieds geboren. Er hatte durch seine Eltern nicht nur Anspruch auf das Herzogtum Normandie und die Grafschaft Anjou, sondern auch auf den englischen Thron. Im Mai 1152 heiratete er Eleonore von Aquitanien. Sie hatte von ihrem Vater Wilhelm X. das reiche südwestfranzösische Herzogtum Aquitanien geerbt. Eleonore hatte im Juli 1137 den Sohn des französischen Königs geheiratet und war dadurch zur Königin von Frankreich gekrönt worden. Sie trennte sich 1152 mit kirchlicher Billigung von ihrem königlichen Ehemann Ludwig VII. Durch die Heirat mit Eleonore wurde Richards Vater Heinrich zueinem der mächtigsten Fürsten in Europa und zum größten Rivalen des französischen Königs. Im Mai 1153 wurde der Bürgerkrieg mit dem Vertrag von Winchester beendet. Der gesundheitlich geschwächte Stefan von Blois blieb König bis zu seinem Lebensende, akzeptierte aber Mathildes Sohn, den späteren Heinrich II., als Nachfolger.[2]

Nach dem Tod Stefans im Oktober 1154 wurde Heinrich zwei Monate später zum englischen König gewählt. Er ließ sich in Westminster mit Eleonore krönen. Aus der Ehe gingen fünf Söhne (Wilhelm, Heinrich, Richard, Gottfried und Johann) und drei Töchter (Eleonore, Johanna und Mathilde) hervor. Als drittgeborener Sohn war Richard zunächst nicht für die Thronfolge vorgesehen. Heinrich II. übertrug die Erziehung seiner Söhne seinem Kanzler Thomas Becket, an dessen Hof die Kinder von verschiedenen kultivierten Geistlichen unterrichtet wurden. So wurde Richard gründlich in der lateinischen Sprache ausgebildet. Heinrich versuchte durch Heiratsbündnisse Einfluss auf den südfranzösischen Raum zu nehmen. Für Richard wurde 1159 eine Verlobung mit der Tochter von Raimund Berengar IV., Graf von Barcelona beschlossen. Dadurch wollte Heinrich einen Bündnispartner gegen die Grafschaft Toulouse gewinnen. Die geplante Ehe kam jedoch nicht zustande, da Raimund 1162 überraschend starb. Richard hielt sich in der Umgebung seiner Mutter auf. Er reiste im Mai 1165 mit ihr in die Normandie. Über seine weitere Ausbildung und auch über seine Aufenthaltsorte sind bis 1170 keinerlei Angaben überliefert.[3] Mit seiner Mutter war er 1171 imSüden Frankreichs unterwegs. Dabei lernte er die Sprache und Musik Aquitaniens kennen.[4] Sein Vater verlieh ihm bereits in frühen Jahren die Grafschaft Poitou und übertrug ihm die Verwaltung des Herzogtums Aquitanien.
Kampf um die Thronfolge und Krönung
Richards Krönung in den Flores Historiarum des Matthew Paris. Handschrift Manchester, Chetham’s Library, ms. 6712 (A.6.89), fol.141r (Mitte 13. bis Anfang 14. Jahrhundert)
Richard wird vor der brennenden Stadt Gisors gekrönt. Grandes chroniques de France, London, British Library, Royal MS 16 G VI, fol. 347v (1332/1350)

Heinrich II. entschloss sich, das angevinische Reich als ungeteiltes Erbe weiterzugeben. Er sah seinen ältesten überlebenden Sohn Heinrich – Wilhelm war schon 1156 gestorben – als Nachfolger in der Königswürde vor. Im Januar 1169 traf er in Montmirail zu Friedensverhandlungen mit dem französischen König Ludwig VII. zusammen. Dort erneuerte er am 6. Januar 1169 die Lehenshuldigung für den Festlandbesitz und ließ zugleich seine Söhne Heinrich und Richard als Erben der französischen Lehenvon Ludwig anerkennen. Der älteste Sohn Heinrich leistete Ludwig den Lehenseid für die Normandie, Anjou und Maine, Richard für Aquitanien. Gottfried wurde als Herzog der Bretagne bestätigt und erhielt die Grafschaft Mortain. Johann blieb zunächst ohne Ausstattung.[5] Mit 14 Jahren wurde Richard volljährig.

Bereits im Juni 1170 ließ Heinrich seinen gleichnamigen Sohn zum Mitkönig krönen. Im Juni 1172 wurde Richard im Alter von 14 Jahren in der Abtei St. Hilaire in Poitiers feierlich als Herzog von Aquitanien investiert.[6] Heinrich versprach im Frühjahr 1173 seinem jüngsten Sohn Johann die Burgen von Chinon, Loudun und Mirebeau in der Normandie. Heinrich der Jüngere fasste dies als Beeinträchtigung seiner Rechte auf. Dies war der Anlass einer Revolte der Königssöhne gegen ihren Vater. Wegen des jugendlichen Alters der Prinzen Richard und Gottfried ist anzunehmen, dass sie unter dem Einfluss ihrer Mutter Eleonore handelten. Als eigene Motive der beiden kommen ein ausgeprägter Machtwille und die Einschränkung ihrer Rechte im Herzogtum Aquitanien in Betracht.[7] Richard belagerte im Frühjahr und Sommer 1174 königstreue Städte wie La Rochelle, doch im September 1174 musste er gegenüber seinem Vater kapitulieren. Am 29. September 1174 kam es in Montlouis bei Tours zu einemAusgleich. Richard erhielt die Hälfte der Einnahmen von Aquitanien und zwei Residenzen.[8] Die Söhne hatten eigenes Einkommen und Ländereien, blieben jedoch weiterhin ohne Einfluss auf die Politik ihres königlichen Vaters. Ebenfalls 1174 wurde Richards Heirat mit Alice, der wohl 1170 geborenen Schwester Philipps II., vereinbart. Sie wurde an den Hof Heinrichs II. geschickt und sollte dort auf ihre Rolle als spätere Gemahlin Richards vorbereitet werden. Den jüngsten Sohn Johann wollte der König mit Aquitanien versorgen, doch weigerte sich Richard, das Herzogtum seinem Bruder zu überlassen.

Als Herzog von Aquitanien fiel ihm die Aufgabe zu, gegen die dort opponierenden Adligen vorzugehen. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Belagerung und Zerstörung einer Vielzahl von Burgen. In der einzigen Feldschlacht besiegte er Ende Mai 1176 Vulgrin von Aimar.[9] Bis Ende 1176 konnte er unter anderem Aixe und Molineuf einnehmen. Im Januar 1177 eroberte er Dax und Bayonne. Doch bereits 1178 brachen neue Revolten aus. Im Mai 1179 nahm Richard die als uneinnehmbar geltende Festung Taillebourg ein. Vor allem dadurch erwarb er sich einen Ruf als brillanter Kriegsherr. Mit der Einnahme der Festung Taillebourg erreichte Richard, dass die Opponenten zeitweise ihren Widerstand einstellten. Nach Dieter Berg beschränkte sich Richard aufmilitärische Aktionen gegen aufständische Barone und unterließ es, eine politische Lösung zu suchen. Die Quellen geben keine Hinweise, dass Richard unter den Großen seiner Territorien eine Klientel von herzogstreuen Gefolgsleuten aufbaute. Ebenfalls nahm er keine Reformen im Bereich des Verwaltungs- und Rechtswesens vor.[10] Von Sommer 1179 bis Sommer 1181 ist über die Aufenthalte Richards nichts bekannt.[11] Im Mai 1182 fanden in Anwesenheit Heinrichs II. Verhandlungen in Grandmont in La Marche statt. Bei den Grafen von Aquitanien war Richard als Herzog wegen seines brutalen Vorgehens und seiner ständigen Rechtsverstöße verhasst. Die persönlichen Verfehlungen Richards griffen auch englische Chronisten auf. Nach Roger von Howden machte Richard die Frauen, Töchter und Verwandten der Unterworfenen zu seinen Konkubinen. Nach Befriedigung seiner Lust habe er sie dann an seine Soldaten weiter gegeben.[12] Die militärischen Auseinandersetzungen wurden in der Folgezeit fortgesetzt.

Nach dem Tod des ältesten Sohnes Heinrich im Juni 1183 war die Thronfolge wieder völlig offen. Bei einer Einigung Heinrichs II. mit Richard im Jahr 1185 blieb Johann weiterhin „ohne Land“. Ein Jahr darauf starb Gottfried bei einem Turnier in Paris. Heinrich II. weigerte sich jedoch, Richard als alleinigen Erben anzuerkennen, und forderte weiterhin von ihm, Aquitanien für Johann Ohneland aufzugeben.[13]

Um eine Enterbung zugunsten seines Bruders Johann abzuwenden, verbündete Richard sich mit dem französischen König und besuchte Philipp II. im Juni 1187 in Paris. Der Kapetinger speiste nicht nur mit Richard aus der gleichen Schüssel, sondern beide teilten auch das Bett. Das gemeinsame Essen und Schlafen in einem Bett waren in der Kultur des hochmittelalterlichen Adels geläufige Rituale, mit denen Freundschaft und Vertrauen visualisiert wurde. Die demonstrativ inszenierte Nähe wurde im20. Jahrhundert als Zeichen für Homosexualität gedeutet.[14] Solche Verhaltensweisen werden jedoch in der neueren Forschung als demonstrative Gesten der Verbundenheit und des Vertrauens gedeutet.[15] Mit dem Bündnis versuchte Richard Druck auf seinen Vater aufzubauen, ihn als Erben anzuerkennen. Er konnte seine Hoffnungen auf das angevinische Erbe weniger durch seinen Vater als durch den Kapetinger verwirklichen. Am 18. November 1188 leistete Richard demonstrativ das homagium für die Normandie und Aquitanien. Der französische König forderte von Heinrich, dass dieser die Großen Englands sowie die der Festlandsbesitzungen veranlassen sollte, Richard als Erben den Lehnseid zu schwören. Heinrich weigerte sich, Richard endgültig als Erben seines Reiches anzuerkennen. Es kam zum offenen Konflikt. Am 4. Juli 1189 musste Heinrich im Vertrag von Azay-le-Rideau das Homagium für seine Festlandsbesitzungen leisten, eine feste Zusage für die Ehe zwischen Richard und Alice nach dem Kreuzzug geben, zu dem er sich Ende 1187 verpflichtet hatte, und Richard als alleinigen Erben anerkennen. Außerdem musste er 20.000 Mark als Entschädigungszahlung leisten. Zwei Tage später starb Richards Vater in Chinon. Am 20. Juli 1189 konnte Richard in Rouen offiziell die Herrschaft der Normandie antreten. Bei einem Treffen mit dem französischen König zwischen Chaumont-en-Vexin und Trier erkannte er den Friedensvertrag von Colombières vom 4. Juli 1189 an. Er erklärte sich auch zuzusätzlichen Kriegsentschädigungen und zur baldigen Hochzeit mit Alice bereit.

Richard versicherte sich der Loyalität wichtiger Barone, darunter der Ritter Maurice von Craon und Wilhelm Marshal. Für seine Krönung kam er für vier Monate nach England. Am 13. August traf er in Portsmouth ein. Sein Ansehen versuchte er zunächst durch einen großen Triumphzug durch England aufzubessern. Am 3. September wurde Richard in Westminster in einer aufwändigen Zeremonie von Erzbischof Balduin von Canterbury gesalbt und daraufhin gekrönt. Beim anschließenden Festbankett übernahmen die Grafen und Barone Aufgaben entsprechend ihren Hofämtern. Bürger aus London und Winchester dienten im Keller und in der Küche. Nahezu alle Großen des angevinischen Reiches waren zur Krönung erschienen. Im Zusammenhang mit der Krönung kam es zu Judenverfolgungen, die später wegen unzulänglicher Strafmaßnahmen zu Pogromen eskalierten, nachdem der König ins Heilige Land aufgebrochen war.[16]
Dritter Kreuzzug

Nach der Niederlage des Königs von Jerusalem, Guido von Lusignan, gegen Saladin am 4. Juli 1187 in der Schlacht bei Hattin und der Einnahme Jerusalems am 2. Oktober 1187 rief Papst Gregor VIII. am 29. Oktober 1187 zum Kreuzzug auf. Richard verpflichtete sich im November 1187 zur Kreuzzugsteilnahme. Er war persönlich von der Kreuzzugsbewegung ergriffen. Seine Mutter hatte 1147 bis 1149 am Zweiten Kreuzzug teilgenommen. Außerdem war Guido von Lusignan für seinen angevinischen Besitz einLehensmann Richards. Das erste Heer war im Mai 1187 unter Führung Kaisers Friedrichs I. Barbarossa aufgebrochen. Bei der Überquerung des Flusses Göksu ertrank Friedrich am 10. Juni 1190. Der Großteil seines Heeres kehrte daraufhin in die Heimatzurück. Die verbliebenen Kreuzfahrer wurden vom Sohn des verstorbenen Kaisers, Friedrich von Schwaben, angeführt. Dieser erlag jedoch am 20. Januar 1191 einer Krankheit. Ranghöchster Kreuzfahrer war fortan der österreichische Herzog Leopold V. Die beiden anderen Hauptheere sollten dann von König Philipp II. von Frankreich und Richard Löwenherz angeführt werden. Lange vor dem Eintreffen der beiden westeuropäischen Monarchen war Leopold an der Belagerung Akkons beteiligt. Er verfügte aber nur über geringe Ressourcen und konnte damit kaum etwas durchsetzen.
Vorbereitungen

Nach der Krönung Richards zum englischen König hatte der Kreuzzug oberste Priorität. Für dessen Durchführung waren vor allem die Sicherung der Herrschaft während seiner Abwesenheit und die Finanzierung des Unternehmens entscheidend. Zeitgenössische Chronisten klagten, dass für den König alles verkäuflich sei – Ämter, Baronien, Grafschaften, Sheriffbezirke, Burgen, Städte, Ländereien. Nach Dieter Berg setzte Richard bei der Ämtervergabe vorrangig auf Kontinuität. Bei der Besetzung der Spitzenämter wurden vor allem erfahrene Funktionsträger seines Vaters berücksichtigt. Neben Wilhelm Longchamp, einem Vertrauten Richards, wurde mit Hugo du Puiset ein erfahrener Gefolgsmann Heinrichs als chief justiciar eingesetzt. Richard Fitz Neal behielt sein Amt des treasurers. Die Kontinuität setzte sich auch im Bereich der earldoms fort. Neu ernannt wurden lediglich der Königsbruder Johann für Gloucester, Roger Bigod für Norfolk und Hugo du Puiset für Northumberland sowie König Wilhelm von Schottland für Huntingdon.[17]

Innerhalb weniger Monate konnte Richard im englischen regnum enorme Geldsummen und Transportschiffe für den Kreuzzug beschaffen. Im Abrechnungsjahr 1190, dem Jahr der Vorbereitung auf den Kreuzzug, wurde eine erhebliche Steigerung der Einnahmendes Schatzamts festgestellt. Wichtige Barone konnten sich gegen Gebühren von ihrem Kreuzzugsgelübde lösen. Dazu kamen einmalige Zahlungen von Baronen bei Heirat oder Erbschaft und Sonderzahlungen der englischen Judenschaft für den königlichen Judenschutz. Nach dem Chronisten Richard von Devizes hätte Richard sogar London für den Kreuzzug verkauft, wenn er dafür einen Käufer gefunden hätte. Die Flotte konnte er zunächst durch Aktivitäten bei den Cinque Ports, Shoreham und Southampton auf 45 Schiffe ausbauen und dann durch Kauf bzw. Miete auf über 200 erweitern.[18]

Parallel zu den Kreuzzugsvorbereitungen verfolgte Richard eine eheliche Verbindung mit Berengaria von Navarra. Das angestrebte Ehebündnis war Bestandteil seiner aquitanischen Politik.[19] Wohl schon 1188 hatte er Kontakte zum Königshof von Navarra aufgenommen. Die Ehe mit Berengaria entsprach seinen außenpolitischen Zielen besser als die Verbindung mit der kapetingischen Prinzessin Alice. Die angestrebte Heirat mit Berengaria sollte vielleicht auch für einen Nachkommen sorgen und dadurch die Regelung der Nachfolge angesichts des gefährlichen Kreuzzugsunternehmens gewährleisten. Mit Berengarias Vater Sancho VI. von Navarra wurde auch der letzte iberische Monarch, dessen Territorien an den angevinischen Besitz angrenzten, an Richard gebunden. Zu Alfons II. von Aragón hatte Richard bereits seit einiger Zeit gute Kontakte aufgebaut, zum kastilischen Hof hatte er durch die Heirat seiner Schwester Eleonore mit Alfons VIII. verwandtschaftliche Beziehungen. Mit der Pflege der Beziehungen zu den iberischen Herrschern wollte Richard auch möglichen Angriffen von deren Seite auf das aquitanische Herzogtum vorbeugen.[20]
Reise
Philipp II. Augustus und Richard Löwenherz auf dem Dritten Kreuzzug. Buchmalerei in der Historie de la Terre d’Outremer Wilhelms von Tyrus. Handschrift Paris, Bibliothèque nationale de France, Ms. fr. 24209, fol. 272v (13./ 14. Jahrhundert)

Am 30. Dezember 1189 und am 16. März 1190 traf Richard zu Gesprächen mit dem französischen König in Nonancourt bzw. Dreux zusammen. Die beiden Herrscher verpflichteten sich eidlich, keinen Krieg zu führen, bis sie sich nach der Rückkehr vom Kreuzzug vierzig Tage friedlich in ihren Reichen aufgehalten hätten. Falls einer von ihnen während des Unternehmens ums Leben kam, sollte der andere die Kriegskasse und die Truppen des Verstorbenen übernehmen.[21] Am 4. Juli 1190 brachen die Königein Vézelay zusammen auf, weil keiner dem anderen soweit vertraute, dass er vor ihm aufbrechen wollte.[22] Aufgrund der Versorgungslage konnten die beiden Heere jedoch nicht gemeinsam ziehen.

Richard traf am 23. September 1190 auf Sizilien ein. Seine Einfahrt in den Hafen Messina inszenierte er als ein feierliches Ereignis, während der Ankunft des französischen Königs eine Woche vorher kaum jemand größere Beachtung geschenkte hatte.[23] Auf Sizilien überwinterte er. Dort waren, nachdem König Wilhelm II. von Sizilien, ein Schwager Richards, kinderlos gestorben war, Nachfolgekämpfe ausgebrochen. Die Großen hatten Tankred von Lecce erhoben, der aus dem Geschlecht der normannischen Könige von Sizilien stammte, aber von unehelicher Geburt war. Am 18. Januar 1190 wurde er von Erzbischof Walter von Palermo zum König gekrönt. Tankred hatte Richards Schwester Johanna, die Witwe Wilhelms II., inhaftiert und ihr das Wittum verweigert. Zwischen den englischen und französischen Kreuzfahrern und der einheimischen Bevölkerung kam es zu Konflikten. Richard eroberte daraufhin Messina. Unter dem Eindruck dieses Ereignisses ließ Tankred Johanna umgehend frei und schlug demenglischen König 20.000 Unzen Gold als Kompensation für das Wittum vor. Außerdem bot er an, eine seiner Töchter mit Richards Neffen Arthur von der Bretagne zu verheiraten und eine Mitgift von 20.000 Unzen Gold zu zahlen. Richard erklärte sich wohl im Oktober 1190 bereit, Tankreds Königtum zu unterstützen.

Für den Fall eigener Kinderlosigkeit setzte Richard im Oktober 1190 in Messina seinen Neffen Arthur von der Bretagne als Erben ein. Der dreijährige Arthur war damit auch als potentieller Thronfolger in England vorgesehen. Verlierer dieser Regelung war Richards Bruder Johann, der sich bei Kinderlosigkeit Richards als Alleinerbe und damit Thronerbe in England ansah. Johann nutzte nach Bekanntwerden dieser Abmachungen Richards Abwesenheit zum Versuch, auf der Insel seine eigenen Thronansprüche durchzusetzen.[24]

Richard hatte parallel zu seinen Kreuzzugsvorbereitungen seine Mutter Eleonore in das Königreich Navarra geschickt, um dort sein Heiratsprojekt voranzutreiben. Dem französischen König erklärte er, dass er Alice nicht heiraten könne. Sein Vater Heinrich II. sei für seine außerehelichen Affären bekannt. Alice sei Heinrichs Geliebte gewesen und habe von ihm einen Sohn. Das Kirchenrecht erlaube ihm nicht, eine Frau zu heiraten, die mit seinem eigenen Vater Verkehr gehabt habe. Diese Beschuldigung stellte für den Kapetinger eine große Erniedrigung dar. Richard zahlte Philipp für die Auflösung des Eheversprechens 10.000 Mark Silber. Eilig verließ der französische König Messina am 30. März mit dem Ziel Outremer, nur wenige Stunden vor der Ankunft Eleonores und Berengarias[25] – sonst hätte er womöglich an der Hochzeit teilnehmen müssen. Er kam am 20. April in Akkon an. Die Fastenzeit verhinderte jedoch eine Heirat in Sizilien. Am 10. April 1191 verließ Richard Messina miteiner Flotte von mehr als 200 Schiffen.[26] Einige Schiffe kamen durch einen heftigen Sturm vom Kurs ab und strandeten an der Küste Zyperns, darunter auch das Schiff von Johanna und Berengaria. Dort wurden sie von den Zyprioten entwaffnet und unter Bewachung gestellt.
Eroberung Zyperns und Heirat mit Berengaria von Navarra
Während der Eroberung Zyperns wurde in der Festung Kyrenia die Tochter des Isaak Komnenos gefangen genommen.
Philipp II. empfängt Richard und dessen Schwester Johanna. Buchmalerei in der Historie d’Outremer des Wilhelm von Tyrus. Handschrift London, British Library, Yates Thompson MS 12, fol. 188v (13. Jahrhundert)

Im April 1191 wandte sich Richard gegen Zypern, wo sich vor sechs Jahren ein Spross der 1185 in Byzanz gestürzten Komnenendynastie, Isaak Komnenos, als Kaiser unabhängig gemacht hatte. Binnen eines Monats konnte Richard die Insel erobern und Isaak gefangen nehmen. Er nahm dabei Rücksicht auf den Rang des Gefangenen, denn die Haft in Ketten galt als besondere Demütigung. Nach verschiedenen Quellen hatte sich Isaak nur unter der Bedingung ergeben, dass ihm keine eisernen Ketten angelegtwürden. Richard hielt sich daran und legte ihm silberne statt der üblichen eisernen Ketten an.[27] Über den Anlass der Eroberung Zyperns herrscht in der Forschung keine Einigkeit. Nach einer älteren Forschungsmeinung war die Eroberung eine Folgezufälliger Ereignisse. Nach John Gillingham hingegen verfolgte Richard mit der Einnahme Zyperns einen spätestens im Winter 1190/91 gefassten strategischen Plan. Richard habe die Absicht verfolgt, die gefährdete Position der Kreuzfahrer im Heiligen Land durch eine ungefährdete rückwärtige Basis abzusichern.[28] Gemäß Dieter Berg wollten die Kreuzfahrer einfach Beute machen und sich ein strategisch wichtiges Territorium sichern.[29] Oliver Schmitt zufolge lässt sich die These von einemvorher gefassten Plan in den Quellen nicht nachweisen.[30] Laut Michael Markowski ging es Richard weniger um langfristige strategische Ziele, sondern vor allem um die Herausstellung der eigenen Person als Idealtyp des abendländischen Ritters.[31]

In Limassol heiratete Richard am 12. Mai 1191 seine Verlobte Berengaria von Navarra. Als Königin hatte Berengaria für die weitere Herrschaftszeit Richards keine besondere Bedeutung.[32] Anfang Juni 1191 verließ Richard Zypern. Auf der Insel ließer nur ein sehr kleines Aufgebot zurück. Mit Richard von Camville und Robert von Turnham hatte er dort zwei seiner Befehlshaber als Gouverneure eingesetzt. Wenige Wochen später wurde Zypern für 100.000 Golddinare an den Templerorden verkauft.[33] Richards Eroberung war folgenreich, denn Zypern blieb für fast vier Jahrhunderte unter lateinischer Herrschaft.

Quellenangaben

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_L%C3%B6wenherz

Datenbank

Titel Ahnen Jürgen Bosch
Beschreibung Ahnenstamm mit Daten meiner Familie und derer mit denen ich in Verbindung stehe. Sicherlich ist dieser Baum mit Fehlern behaftet, über Hinweiße und rege Diskussionen, würde ich mich sehr freuen. Schreibt einfach, ich werde auf jeden Fall, Antworten.
Hochgeladen 2021-05-27 08:23:33.0
Einsender user's avatar Jürgen Bosch
E-Mail juergenbosch1966@web.de
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Kommentare

Ansichten für diese Person