Johann Michael Friedrich RÜCKERT

Johann Michael Friedrich RÜCKERT

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Johann Michael Friedrich RÜCKERT
Religionszugehörigkeit ev

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 16. Mai 1788 Schweinfurt nach diesem Ort suchen
Bestattung Neuses (Coburg) nach diesem Ort suchen
Tod 31. Januar 1866 Neuses (Coburg) nach diesem Ort suchen
Heirat 26. Dezember 1821 Coburg nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
26. Dezember 1821
Coburg
Anna Luise Magdalene WIETHAUS-FISCHER

Notizen zu dieser Person

Dichter und Gutsbesitzer, vordem Prof. der morgenländischen Sprachen an der Universität zu Erlangen

Friedrich Rückert (* 16. Mai 1788 in Schweinfurt; ニ 31. Januar 1866 in Neuses (heute Teil von Coburg); Pseudonym Freimund Raimar, Reimar oder Reimer) war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik. Er ist Namensgeber des Friedrich-Rückert-Preises und des Coburger Rückert-Preises. Rückert beherrschte mindestens 45 Sprachen und galt als Sprachgenie.

1788 bis 1818

Friedrich Rückerts Vater Johann Adam Rückert (* 3. Januar 1763 in Schwarzbach; ニ 30. Dezember 1835 in Schweinfurt), ein Rentbeamter, wurde 1792 nach Oberlauringen in Unterfranken versetzt. Die Eindrücke seiner dort verlebten Frühjugend hat Rückert in dem 1829 entstandenen Zyklus Erinnerungen aus den Kinderjahren eines Dorfamtmannssohns in poetisch-humoristischen Genrebildern dargestellt.

Nachdem er auf der Lateinschule in Schweinfurt die akademische Vorbildung erhalten hatte, begann er 1805 zunächst ein Studium der Rechte an der Universität Würzburg, wandte sich jedoch bald bis 1809 ausschließlich dem Studium der Philologie und Ästhetik zu. Während dieser Zeit war er auch beim Corps Franconia Würzburg aktiv. Die Familie zog 1809 nach Ebern, wo Rückert im kommenden Jahrzehnt häufig zu Besuch war.

1810 wurde er in Hildburghausen in die Freimaurerloge Karl zum Rautenkranz aufgenommen. Nach einer kurzen Anstellung 1811 als Dozent in Jena und einer darauffolgenden, ebenfalls kurzen Beschäftigung als Gymnasiallehrer zog sich Rückert für eine Weile ganz von amtlicher Tätigkeit zurück und ließ sich als Privatgelehrter in Würzburg nieder. In den folgenden Jahren wechselte er seinen Wohnsitz häufig zwischen Würzburg, Hildburghausen und dem Elternhaus in Ebern.

Populär wurde Rückert zunächst mit seinen Geharnischten Sonetten, die er unter dem Pseudonym Freimund Raimar gegen die napoleonische Besatzung schrieb. Diese Sonette in vier Abteilungen wurden 1814 ohne Angabe von Verlag und Druckort veröffentlicht.

1815 ging Rückert auf Anregung des Ministers von Wangenheim nach Stuttgart, wo er die Redaktion des poetischen Teils des Cottaメschen Morgenblatts für gebildete Stände übernahm, den Kranz der Zeit (1817) und Napoleon, eine politische Komödie in zwei Stücken (1816-1818) erscheinen ließ. Er trug sich mit dem Plan einer Reihe von Hohenstaufenepopöen, den er später jedoch fallenließ.

Im Herbst 1817 reiste Rückert nach Italien, wo er den größten Teil seiner Zeit Kontakt mit deutschen Künstlern pflegte, die sich in Rom aufhielten. Seit dem Italienaufenthalt war Rückert mit dem Zeichner und Kupferstecher Carl Barth befreundet. Die Redensart "Mein lieber Freund und Kupferstecher" ist ein Rückert-Zitat. Im Oktober 1818 fuhr er nach Wien, wo er bei Joseph von Hammer-Purgstall (1774-1856) Persisch lernte.

1819 bis 1866

Im Februar 1819 traf Rückert wieder in Ebern ein. Bis 1826 lebte er als Privatgelehrter vornehmlich in Ebern und Coburg. In dieser Zeit beschäftigte er sich unter anderem mit Teilübersetzungen des Koran, der Übersetzung der Hamasa des Abu Tamman (788-845) sowie der Herausgabe seines ersten großen Gedichtbandes Oestliche Rosen. Die mit Bezug auf den großen persischen Dichter Hafis entstandenen Gedichte erschienen 1822 als Antwort Rückerts auf Goethes West-östlichen Divan.

1821 zog er nach Neuses bei Coburg ins Haus des Archivars Fischer. Am 26. Dezember 1821 heiratete er dessen Tochter Luise Wiethaus-Fischer. Das Paar hatte zehn Kinder.

Rückert folgte 1826 einem Ruf als Professor der orientalischen Sprachen und Literaturen nach Erlangen.

Erschütternd sind seine Kindertodtenlieder, in denen er den frühen Tod (Winter 1833/1834) seiner beiden Lieblingskinder beklagt.

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen berief ihn 1841 nach Berlin und verlieh ihm am 31. Mai 1842 den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste. Dort wohnte er bis 1848 mit häufigen Unterbrechungen, da er sich dort wenig heimisch fühlte. Der König entließ ihn und gewährte ihm für den Rest seines Lebens die Hälfte seines bisherigen Gehaltes. Ab 1848 wählte er seinen Ruhesitz in Neuses bei Coburg, wo er ein Gut besaß. Dort schuf er sich ein Refugium auf dem nahegelegenen Goldberg.

In den Jahrzehnten vor und nach der Berufung nach Berlin blieb Rückert gleich produktiv, wovon seine Haus- und Jahreslieder zeugen. 1846 erschien nach langjährigen Vorarbeiten die Hamasa.

Friedrich Rückerts Grab befindet sich neben der Dorfkirche von Neuses.

Sein umfangreicher Nachlass ist auf mehrere Standorte verstreut (z. B. Münster, Schweinfurt, Erlangen, Berlin, Weimar).

Sprachen

Mit folgenden 44 Sprachen hat sich Friedrich Rückert übersetzend, lehrend oder sprachwissenschaftlich beschäftigt:

Afghanisch, Albanisch, Altkirchenslawisch, Arabisch, Armenisch, Altäthiopisch, Avestisch, Azeri, Berberisch, Biblisch-Aramäisch, Englisch, Estnisch, Finnisch, Französisch, Gotisch, Griechisch, Hawaiisch, Hebräisch, Hindustanisch, Italienisch, Kannada, Koptisch, Kurdisch, Latein, Lettisch, Litauisch, Malaiisch, Malayalam, Maltesisch, Neugriechisch, Persisch, Pali, Portugiesisch, Prakrit, Russisch, Samaritanisch, Sanskrit, Schwedisch, Spanisch, Syrisch, Tamil, Telugu, Tschagataisch, Türkisch.

Auszeichnungen

1826 Ehrenbürger von Coburg
1838 bayerischer Michaelsorden I. Klasse
1841 Regierungsrat
1842 Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (1842 gestiftet)
1853 Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1853 gestiftet)
1859 Ehrenmitglied des Pegnesischen Blumenordens
1863 Ehrenmitglied des Freien Deutschen Hochstifts, Frankfurt/M.
1865 Ehrenbürger von Schweinfurt und im selben Jahr Kommandeur des Ordens Unserer Lieben Frau von Guadalupe

Rückert war außerdem ab 1832 korrespondierendes und ab 1859 auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Vertonungen

Sehr bekannt ist die Vertonung der Kindertotenlieder und der Fünf Rückertlieder durch Gustav Mahler. Bereits 1859 vertonte Robert Radecke das bekannte Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit.

Auch andere Komponisten wie Franz Schubert, Robert Schumann, Clara Schumann, Johannes Brahms, Carl Loewe, Heinrich Kaspar Schmid, Richard Strauss und Felix Draeseke vertonten Texte von Rückert. Der Komponist Heinrich Kaspar Schmid vertonte in op. 8 So wandl' ich in Gedanken für Bariton und Klavier. Im Liederspiel zur Laute, oder auch Klavier op. 31 vertonte er sieben Lieder (Hüter, spät und früh; Im Frühling; Die nickende Mutter: Liebe im Kleinen; Lockvogel; All Liebe; Herbsthauch). 1993 vertonte Anne Clark mehrere Gedichte Rückerts (u. a. Ich bin der Welt abhanden gekommen) in ihrem Album The law is an Anagram of Wealth.

Bildnisse

Bildnisse von Friedrich Rückert haben unter anderem Carl Barth, Bertha Froriep und Carl August Hohnbaum (1825-1867) angefertigt.

Denkmäler

Es existieren mehrere öffentliche Denkmäler des Dichters an den Orten seiner Lebensstationen, z. B. in Coburg und Schweinfurt. Das Brunnen-Denkmal im Erlanger Schlossgarten wurde 1904 in gedrungenen Jugendstilformen errichtet.

Berlin

Auf dem Berliner Kreuzberg ist eine Herme Rückerts zu finden, die der Berliner Bildhauer Ferdinand Lepcke gepickelt hat. Der Kopf des Dichters ist ein wenig nach rechts gewandt. In der linken Hand hält er ein offenes Schreibheft, in der rechten einen Federkiel. Am Fuße des Sockels steht ein Leier spielender Putto. Dem Gedenken Rückerts war auch der Name einer Straße in Berlin-Köpenick gewidmet (um 1892 bis 1939). Seitdem heißt sie in ganzer Länge Wendenschloßstraße.

Neuses

Bereits im Jahre 1844 stellte der Bildhauer Carl Ernst Conrad aus Hildburghausen in der Berliner Akademieausstellung das Modell einer Friedrich-Rückert-Büste aus, die in den Besitz des bayerischen Königs gelangte.

Der Hofbildhauer Ferdinand Müller aus Meiningen schuf nach diesem Modell eine überlebensgroße Büste aus Carrara-Marmor. Auf einen Syenitsockel gestellt, wurde dem Dichter im Garten seines Hauses zu Neuses, dem späteren Rückert-Park, dergestalt ein Denkmal errichtet, das am 28. Oktober 1869 enthüllt wurde.

Schweinfurt

In dem Geburtsort des Dichters wurde auf dem Marktplatz am 18. Oktober 1890 ein Denkmal enthüllt, das Rückert in einem Lehnstuhl sitzend darstellt. Zu seinen Füßen ruhen zwei weibliche Figuren, die als Allegorien für Rückerts Gedichtzyklen Geharnischte Sonette und Die Weisheit des Brahmanen stehen.

Die architektonischen Teile entwarf Prof. Friedrich Thiersch, die plastischen Teile sind von Bildhauer Prof. Wilhelm von Rümann gestaltet. Der Bronzeguss wurde von der Münchener Erzgießerei Wilhelm Rupp ausgeführt.

(Angaben zu den Denkmälern aus dem Denkmal-Zentralregister des Preußischen Denkmal-Institutes e. V.)

Weitere Ehrungen

In vielen Städten in ganz Deutschland wurden Straßen nach Rückert benannt, so z. B. in Berlin, Bremen, Düsseldorf, München, Stuttgart u. v. a. In Berlin-Schöneberg trägt das Rückert-Gymnasium seinen Namen und in Ebern das Friedrich-Rückert-Gymnasium. Seit 2008 vergibt die Stadt Coburg den nach ihm benannten Coburger Rückert-Preis.

Werke (Auswahl)

Geharnischte Sonette [unter dem Pseudonym Freimund Raimar], 1814 [Heidelberg, Engelmann].
Kranz der Zeit, Stuttgart 1817.
Napoleon, eine politische Komödie in zwei Stücken, Stuttgart 1816-1818.
Oestliche Rosen, Leipzig: Brockhaus, 1822.
Die Verwandlungen des Ebu Seid von Serûg oder die Makâmen des Hariri, in freier Nachbildung. Teil 1. Stuttgart und Tübingen: Johann Friedrich Cotta 1826.
2., vervollständigte Auflage, 2 Bde., Stuttgart und Tübingen: Johann Friedrich Cotta 1837.

Die Weisheit des Brahmanen. Ein Lehrgedicht in Bruchstücken (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv: Band 1, 1836, Band 2, 1837, Band 3, 1837, Band 4, 1838, Band 5, 1839, Band 6, 1839)
Rostem und Suhrab. Eine Heldengeschichte in 12 Büchern, Erlangen: Theodor Bläsing 1838.
Hamâsa oder die ältesten arabischen Volkslieder, gesammelt von Abu Temmâm, übersetzt und erläutert von Friedrich Rückert, 2 Bde., 1846.
Firdosiメs Königsbuch (Schahname) / übers. von Friedrich Rückert. Aus dem Nachlass hrsg. von E. A. Bayer
Sage I-XIII Berlin: Reimer, 1890 LII, 439 S.
Sage XV-XIX Berlin: Reimer, 1894 X, 590 S.
Sage XX-XXVI. Nebst einem Anhang: Rostem und Suhrab im Nibelungenmaß. Alexander und der Philosoph. Reimer, Berlin 1895, XI + 367 S.

Der Koran, in der Übersetzung von Friedrich Rückert, herausgegeben von Hartmut Bobzin, mit erklärenden Anmerkungen von Wolfdietrich Fischer. Ergon, Würzburg 2000.
Im Evangelischen Gesangbuch (Nr. 14) ist das Adventslied Dein König kommt in niedern Hüllen abgedruckt. Das Lied wurde 1834 erstmals veröffentlicht. Die Melodie stammt von Johannes Zahn.
Gedichte (Auswahl):
Abendlied (Ich stand auf Berges Halde)
Vom Bäumlein, das andre Blätter hat gewollt
Childher (Childher, der ewig junge, sprach)
Herbstlieder 2 (Herz, nun so alt und noch immer nicht klug)
Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit
Kehr bei mir ein (Du bist die Ruh, der Friede mild)
Alles Klagen frommt nicht (aus den Kindertotenliedern)
Mitternacht (Um Mitternacht hab ich gewacht)

Siehe auch: Ghasel

Ausgaben

Im 19. Jahrhundert sind mehrere Auswahlausgaben erschienen, die als Leseausgaben noch immer eine gewisse Bedeutung haben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind einige seiner Übersetzungen aus dem Nachlass herausgegeben worden.

Seit 1998 erscheint die Historisch-kritische Ausgabe in Einzelbänden.

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