Albert HAHL

Albert HAHL

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Albert HAHL
Beruf Dr. jur., Kolonialbeamter, Gouverneur von Deutsch-Neuguinea

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 10. September 1868 Gern (Ornbau, Landkreis Ansbach) nach diesem Ort suchen
Tod 25. Dezember 1945 Eggenfelden (Rottal-Inn) nach diesem Ort suchen
Heirat 1. Februar 1903 Genua (Ligurien, Italien) nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
1. Februar 1903
Genua (Ligurien, Italien)
Luise Bertha Marie VON SECKENDORFF ABERDAR

Notizen zu dieser Person

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Freising studierte er ab 1887 in Würzburg Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft. Nach seiner Ernennung zum Regierungsassessor 1894 arbeitete er im bayrischen Innenministerium in Bayreuth. 1895 kam Hahl in dieKolonialabteilung des Auswärtigen Amtes. Von Januar 1896 bis Dezember 1898 war er kaiserlicher Richter und Beamter im Bismarck-Archipel (Herbertshöhe), sowie gleichzeitig Verwaltungsbeamter in Stephansort im damaligen „Schutzgebiet“ der Neuguinea-Kompagnie. Nach dem plötzlichen Tod von Curt von Hagen amtierte Albert Hahl vom 15. August 1897 bis 11. September 1897 als geschäftsführender kommissarischer Landeshauptmann der Neuguinea-Kompagnie. Nach kurzer Beschäftigung in der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts wurde er 1899 als Vizegouverneur der Ostkarolinen mit Sitz in Ponape mit der Verwaltung des mit dem Deutsch-Spanischen Vertrag 1899 neu erworbenen Inselgebiets Deutsch-Mikronesien östlich des 148. Längengrads einschließlich der Marshallinseln und Nauru betraut.

Nach dem Rücktritt Rudolf von Bennigsens versah Albert Hahl zunächst ab 10. Juli 1901 das Gouverneursamt als stellvertretender Gouverneur kommissarisch. Er kehrte im Juni 1902 wegen einer Erkrankung an Schwarzwasserfieber nach Deutschland zurück, wo er am 20. November 1902 endgültig zum Gouverneur von Deutsch-Neuguinea bestellt wurde. Er übte dieses Amt bis zum 13. April 1914 aus. Hahl beteiligte sich an der Erforschung des Landes und durchquerte 1908 in Begleitung zweier anderer Europäer zuerst Bougainville. Bereits kurz nach seiner Ankunft in Neuguinea hatte er unter dem Volk der Tolai gelebt und ihre Sprache erlernt.

Während seiner Zeit als Gouverneur in Neuguinea führte Hahl eine Beziehung mit einer einheimischen Frau der Tolai, mit der er ein gemeinsames Kind hatte.

Um eine effektive und konfliktfreie Verwaltung einzuführen, ernannte Hahl indigene Ortsvorsteher („Luluai“), die die Brücke zwischen deutscher Verwaltung und den Einheimischen darstellen sollten. Den Luluai oblag die lokale Verwaltungstätigkeit.Rechtsprechungen zu Landfragen etc. fanden nur durch die kaiserlichen Richter statt. Die Luluai verdienten bis zu 300 Mark im Monat. Als Gegenleistung hatten sie Quoten von unbezahlter Arbeit zu erfüllen und die Kopfsteuer (seit 1906) einzusammeln, von der sie 10 % für sich verwenden durften.[3] Durch diese Form der indirekten Verwaltung wurde der Einfluss traditioneller Mächte reduziert und die einheimische Bevölkerung an das koloniale Wirtschaftssystem gebunden. Das Luluai-System konnte aber wegen seiner Privilegien für Einzelne und der Außerkraftsetzung der vormaligen dörflichen Ordnung nicht ohne Konflikte betrieben werden. Bei der Etablierung halfen u. a. Herz-Jesu-Missionare, die wegen ihrer Landeskenntnisse dem Prozess der Kolonisierung dienlich sein konnten, dabei aber auch in Konflikt mit Einheimischen gerieten, was unter anderem zum „Baining-Massaker“ 1904 führte. Die spätere Ergänzung des Luluai-Systems durch mehrere Regierungsstationen sollte Strafexpeditionen, wie sie bei Hahls Vorgänger Rudolf von Bennigsen üblich waren, vermindern.

Hahl hatte bereits 1899 dafür gesorgt, dass das Recht, Land von den lokalen Dorfgemeinschaften zu erwerben oder unbewohntes Gebiet einfach in Besitz zu nehmen, ausschließlich beim Gouvernement lag, das beim Weiterverkauf genau darauf achtete, dass keine Besitzrechte der Einheimischen verletzt wurden. Seit 1903 wurden darüber hinaus die bestehenden Besitzverhältnisse auf ihre Richtigkeit überprüft. So wurden zwischen 1903 und 1914 über 5.740 ha, die bereits in den Besitz europäischer Pflanzer übergegangen waren, wieder an die Dorfgemeinschaften zurückgegeben und insgesamt 70 unveräußerliche Reservate mit einer Gesamtgröße von 13.115 ha geschaffen. Eigentliches Konfliktpotenzial lag aber bei den riesigen Gebieten, die durch dieNeuguinea-Kompagnie erworben worden waren und die nie offiziell vermessen wurden oder bewertet wurde, inwiefern die Erwerbung Einheimischenrechte beschnitten hatten.

Jedem Neuguineer musste mindestens ein Hektar Land zum Siedeln und Bebauen zur Verfügung stehen. Auf diesem Land sollte dann vornehmlich sogenannte „Cash Crops“, v. a. Kokosnusspalmen, angebaut werden. Auf diese Weise wollte Hahl erreichen, dassdie Neuguineer selbst am kolonialen Wirtschaftssystem teilhaben konnten und nicht gezwungen waren, auf europäischen Plantagen zu arbeiten. 1914 kam fast die Hälfte des Kopra-Exportes aus Anbau der Einheimischen von der Gazelle-Halbinsel, während die Festland-Bevölkerung um Madang durch den Verlust ihrer Ländereien zur Arbeit auf den Plantagen der Neuguinea-Kompagnie gezwungen war.

Hahl konnte jedoch die detaillierten Bestimmungen, welche für einheimische Arbeiter hinsichtlich Lohn, Dauer der Arbeit und medizinischer Versorgung aufgestellt worden waren, sowie die Abschaffung weiblicher Zwangsarbeit gegenüber der Neuguinea-Kompagnie und anderen deutschen Plantagenbesitzern nie vollständig durchsetzen.

Unter Hahls Regierungszeit entstanden drei Regierungs- und zwei Missionshospitäler, in denen neben der Versorgung der Bevölkerung junge Einheimische eine medizinische Grundausbildung erhielten und nach einigen Monaten als medizinische Luluais inihre Dörfer zurückkehrten.

Auch das Bildungswesen wuchs stark, und als Hahl 1914 Neuguinea verließ, gab es über 600 Grundschulen, sechs Handwerkerschulen und eine Dolmetscherschule. Die Einschulungsrate von 3,2 % war höher als in den meisten afrikanischen Kolonien.

Nach seiner Pensionierung wurde er 1918 Direktor der Neuguinea-Kompagnie, nach dem Verlust der Kolonien durch den Ersten Weltkrieg eine eher formale Position.

In der Zeit der Weimarer Republik war Hahl ein starker Vertreter des Kolonial-Revisionismus. In der Zeit des Nationalsozialismus unterhielt Hahl Kontakt zum Solf-Kreis, der sich um die Witwe des ehemaligen Gouverneurs von Deutsch-Samoa, WilhelmSolf, gebildet hatte und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus zuzuordnen ist.

In der modernen Belletristik kommt mein Großonkel Hahl auch vor: In "Imperium" einem 2012 erschienenen Roman des Schweizer Schriftstellers Christian Kracht. Er erzählt die Geschichte des deutschen Aussteigers August Engelhardt, der sich nach Deutsch-Neuguinea aufmacht, um dort eine Kokosplantage zu betreiben. Als fanatischer Vegetarier verehrt Engelhardt die Kokosnuss als eine göttliche Frucht und strebt danach, seine Ideologie des Kokovorismus missionarisch zu verbreiten. Da Engelhardts exzentrische Lebensweise beim Gouverneur der Kolonie Albert Hahl nach anfänglicher Sympathie auf Unbehagen stößt, engagiert dieser den Kapitän Slütter zur Ermordung des Einsiedlers. Als Slütter auf Engelhardt trifft, sieht er davon ab, ihnzu erschießen, und lässt ihn laufen.

Datenbank

Titel Günter Henzler Familienstammbaum
Beschreibung Die Datei enthält meine direkten Vorfahren und zahlreiche Seitenlinien. Fast alle meine Vorfahren stammen aus Alt-Württemberg. Der Stammvater Henzler kommt aus Raidwangen, die Familie meiner Mutter Ruth Schmalzriedt aus Münchingen. Die Vorfahren meiner Frau stammen überwiegend aus dem württembergischen Unterland.
Seitenlinien führen zu schwäbischen Geistesgrößen, zu "Promis" aus Wirtschaft, Politik und in viele Adelshäuser.
Hochgeladen 2024-06-03 18:49:20.0
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