Johann Friedrich HOLLAND

Johann Friedrich HOLLAND

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Johann Friedrich HOLLAND
Beruf Stadt & Amtsschreiber Adjunkt Rosenfeld, Zollernalbkreis, Baden-Württemberg, Germany nach diesem Ort suchen

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 11. Juni 1676 Walheim, Ludwigsburg, Baden-Württemberg, Germany nach diesem Ort suchen
Taufe 11. Juni 1676 Walheim, Ludwigsburg, Baden-Württemberg, Germany nach diesem Ort suchen
Tod 27. Oktober 1722 Rosenfeld, Zollernalbkreis, Baden-Württemberg, Germany nach diesem Ort suchen
Heirat 10. Oktober 1699 Stuttgart, Baden-Württemberg, Germany nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
10. Oktober 1699
Stuttgart, Baden-Württemberg, Germany
Sofie Dorothea ROOS

Notizen zu dieser Person

Wertschätzung des Johann Friedrich

Johann Adams Sohn Johann Friedrich war 1676 in Wahlheim geboren. Er begegnet uns in den Geheimrats-Akten des Filialarchivs Ludwigsburg betr. "die Wiederherstellung der Stadt- und Amtschreiberei Rosenfeld". Die Ludwigsburger Akten besagen, daß Johann Friedrich neben seinem Schwiegervater, dem "älteren" Stadt- und Amtsschreiber Johann Baltasar Roos in Rosenfeld, der "jüngere" Stadt- und Amtsschreiber gewesen ist, daß er auf Grund Paktes vom 1.7.1699 mit dem Prädikat "adjunctus" angestellt war und daß er im Oktober 1722 "von 7 unerzogenen Kindern weg (...) wider alles Vermuten in seinen besten Jahren mit Tod abgegangen" ist.

Unaufgeklärt ist bis jetzt, welche Beziehungen den jungenJohann Friedrich Holland von Wahlheim nach Rosenfeld geführt haben. Trotz der Neigung auch jener Zeit, sich über Verstorbene, namentlich wenn sie in Amt und Würden standen, in ruhmredigen Nachrufen zu ergehen, läßt der im Rosenfelder Kirchenbuch einzigartige Todeseintrag: "exemplum verae pietatis, sapientiae et eruditionis, dexteritatis et modestiae aet: 46 Jahre"  darauf schließen, daß Johann Friedrich in 23 jähr. Tätigkeit in Rosenfeld als Stadt- und Amtsschreiber auch als Zugewanderter sich hohes Ansehen erworben hat.

Rosenfeld und die Familie Roos

So dürftig diese einzigen Nachrichten sind, die über die Familienverhältnisse des Johann Friedrich Holland auf uns gekommen sind, sie belehren uns darüber, daß der mit 7 Kindern begabte Adjunct nicht auf einem Platze saß, auf dem der Geist der Sittenlosigkeit und der selbstsüchtigen Überhebung Wurzel gefaßt gehabt hätte, der damals den württemb. Hof verwüstet hat und der auch auf das Beamtentum überzugreifen begann. Das Städtchen Rosenfeld war nicht der Platz zu üppigen Anwandlungen. Es war 1317 mit dem Heuberg durch Kauf an Herzog Eberhard den Erlauchten von Württemberg gekommen und bildete den militärischen Stützpunkt für das Gebiet des "Kleinen Heuberg's". Die Orte, die in engem Umkreis um das befestigte Städtchen, das durch seine Spornlage verhältnismäßig leicht verteidigunsfähig war, hier in kriegerisch bewegten Zeiten ihre Zufluchtsstätte suchten - die Orte Bickelsberg, Brittheim, Isingen, Leidringen, Rotenzimmer, Täbingen - bildeten auch das eng begrenzte Gebiet, das die Marktstadt Rosenfeld befruchtete. So ist Rosenfeld immer ein Zwerg- und Ackerbau-Städtchen gewesen, das zudem völlig entkräftet und verarmt aus dem 30jährigen Krieg hervorgegangen war. Hier hat das sonst so einträgliche Amt des Stadt- und Amtsschreibers (vgl. Von den Titeln und Bezeichnungen) den "jüngeren" Stadt- und Amtsschreiber sicher nicht zum üppigen Mann werden lassen, auch wenn der "ältere" Johann Baltasar Roos, dem angeheirateten Adjunkten wohlwollend gegenüber gestanden sein mochte. Von diesem bei Johann Friedrichs Tod 72jährigen Schwiegervater sprechen die Ludwigsburger Geheimratsakten gegnüber dem Herzog mit Achtung als von einem Manne, "der jederzeit den Ruhm eines treuen und fleißigen Mannes bei denen Amtsvorständen gehabt habe". Baltasar Roos stammte nach der Hess'schen Chronik aus Herrenberg, seine Familie weiter zurück aus Aalen. Sie ist bis heute eine württemb. Beamten- und Pfarrersfamilie geblieben. JohannFriedrich Hollands Schwager Christoph Friedrich Roos war in Sulz Kastenverwalter, dessen Sohn war der Prälat Magnus Friedrich Roos, dessen Sohn war Dekan in Marbach, dessen Sohn der GerichtsnotarMagnus Friedrich Roos in Reutlingen und dessen Sohn und Enkel sind heute noch Dekane in Calw.

Johann Friedrichs Enkel Georg Jonathan

 

Unter den sieben unversorgten Kindern, von denen Johann Friedrich weggestorben ist, sind fünf Söhne gewesen, von denen jeder das Geschlecht fortgesetzt hat. Die Nachkommenschaft der beiden Söhne Magnus Friedrich und Maximilian ist jedoch im Mannsstamm bald erloschen; heute leben männliche Nachkommennur noch von den 3 Söhnen: Christian Gottlieb, Christof Eberhard und 

 

Christof Ehrenreich. Der Stammvater des Probanden ist der letztere. Ich wende mich aber zunächst dem ältesten der drei Brüder zu, dem nachmaligen Stadt- und Amtsschreiber in Rosenfeld Christian Gott1ieb, dem Stammvater des Familienzweiges, der im Forstmeister Fritz Holland und seinem Bruder Amtsgerichtsdirektor Eugen heute fortlebt. Christian Gottlieb ist der Vater des 1742 geborenen Georg Jonathan Holland gewesen, des einzigen Glieds am württemb. Familienast, das fürseine Zeit geschichtliche Bedeutung erlangt hat. Von diesen Georg Jonathan, dessen Nachkommenschaft schon mit seinem Sohn Friedrich Eugen Paul Ferdinand erloschen ist, soll deshalb, obgleich er nichtin die Ahnenreihe des Probanden gehört, im nachfolgenden besonders die Rede sein. Sein Ölbild ist im Besitz des Forstmeisters Fritz Holland in Heimerdingen.

 

Die "Biographisch genealogischen Blätter" berichten Seite 392 über Georg Jonathan, daß er sich in den württemb. Seminarien und im Tübinger Stift dem Studium der Theologie und der Mathematik, welch letztere sein Lieblingsstudium war, gewidmet hat, und daß er dann 1765 von dem Prinzen Friedrich Eugen von Württemberg als Untergouverneur für seine ältesten vier Söhne Friedrich, Ludwig, Eugen und Wilhelm an seinen Hof nach Mömpelgard gezogen worden ist. Wir lesen über diese Berufung, die für Jonathans ganzen Lebensgang bestimmend geworden ist,auch in Prof. Dr. Otto Schanzenbach's "Stuttgarter Gymnasialprogramm von 1887" unter der Überschrift "aus Mömpelgards schönen Tagen":

 

"Nicht minder glücklich,als die Wahl des Erziehers, Friedrich v.Maucler, war die Wahl des ersten Lehrers. Der geistvolle Plouquet, Professor der Philosophie in Tübingen, hatte für den Posten eines sous-gouverneurseinen 23jähr. Kandidaten der Theologie vorgeschlagen, der eben das Stift verlassen hatte, Jonathan Holland von Rosenfeld, einen durchaus philosophisch gebildeten Kopf, welcher nur von der Verbindung der Philosophie mit der Mathematik einen ersprießlichen Fortschritt der Wissenschaft erwartete und sich bereits durch eine originelle in diesem Sinne verfaßte Schrift seine Sporen verdient hatte. Beide Erzieher schlossen sich eng aneinander an und es entwickelte sich namentlich zwischen dem Erbprinzen, dem nachmaligen König Friedrich I. von Württemberg, und Holland ein Verhältnis, das man sich nicht schöner denken konnte und das nur der Tod trennte. Ein vollgültiger Zeuge hierfür sind die etwa 120 von Holland an Herrn von Maucler und an den Erbprinzen geschriebenen Briefe. Vom letzteren eigenhändig geordnet, lagen sie bis zu König Wilhelms Tod versiegelt im Kgl. Haus und Staatsarchiv, von König Friedrich selbst mit der Aufschriftversehen: Briefe meines verstorbenen guten Freundes Herrn v.Holland."

 

Die nachstehenden Mitteilungen sind z.T. diesen Briefen und ihren von Dr. Paul Stark in den Württ. Jahrbüchern von 1875 erschienenen Begleitworten entnommen.

 

Die Arbeiten Hollands, die ihm neben der Empfehlung Prof. Plouquet's die Aufmerksamkeit Eugen Friedrichs zugewendet hatten, waren die 1764 gedruckten Abhandlungen über Mathematik und dann sein Briefwechsel mit dem berühmten Berliner Gelehrten Lambert, der neben dem 

Briefwechsel Kant's mit Lambert den ersten Teil des von Bernoulli herausgegebenen "Deutschen Gelehrten Briefwechsel, Berlin 1781", ausgemacht und eine ehrenvolle Stelle in der damaligen Literatur eingenommen hatte. In der Abhandlung von 1764 erörtert Holland den Entwicklungsgang der mathematischen Methode bis zur Erfindung der höheren Analysis und sieht den wahren Grund für die Evidenz der Mathematik nicht ausschließlich in ihrer Methode, sondern in ihrem Gegenstand, weil sie nicht sowohl eine Wissenschaft der Dinge, als vielmehr eine solche der Verhältnisse sei. Er erklärt "die Erfindung einer allgemeinen und reellen Rechnung, die ihr Absehen auf die reelle Beschaffenheit und nicht blos auf die logikalische Charakteristik der Dinge hat" für etwas Unmögliches; "zu dieser Erfindung würde kein geringerer als göttlicher Verstand gehören. Wir würden dadurch aber auch keine geringere als göttliche Einsichten erlangen."

 

Von Mömpelgard aus begleitete Holland seine Zöglinge in den Jahren 1769-72 nach Genf und Lausanne, wo diese den "akademischen Kurs" durchmachten. Er hat bei großer natürlicher Begabung diese Zeit zu seiner Weiterbildung auf den verschiedensten Gebieten des Wissens ausgenutzt, insbesondere erwarb er sich auch eine außerordentliche Kenntnis der französischen Sprache, die er mit einer Leichtigkeit und Reinheit des Ausdrucke beherrschte, die nach französischen Urteil den besten französischen Schriftstellern Ehre gemacht hätte. Er hat wohl sein Licht unter den Scheffel gestellt, als er 1775 von FN: Sanssouci, wo das Französische am Hofe die Verkehrssprache war, an Maucler "Et malheureusement je suis schwerer Zunge u. schwerer Feder." schrieb: "Pour les Francois je suis sans doute très allemand; et à berlin on a dit, que, pour un francois, je parlois L'allemand passablement bien."10

 

In Genf ist er dann auch mit der Herausgabe seines Hauptwerkes, der "Reflexions sur le système de la Nature" hervorgetreten. Er hat diese Arbeit, wie er in einem Briefe schreibt, "in einem greulichen Wirbel von Geschäften undZerstreuungen", in denen er "das ganze Jahr, einen Tag wie den anderen umgetrieben wurde", geschrieben und "damit die wenigen ihm noch gebliebenen Augenblicke angefüllt." 

 

Das "Systeme de la nature", ein Werk des Barons von Holbach, war kein System im eigentlichen Sinn, sondern mehr eine Häufung dreister Behauptungen, geistreicher Spielereien und blendender Witze, die dem französischen Publikum die Materie als Herrscherin des Weltalls schlechthin verkündet hat. Diesem Materialismus des vorigen Jahrhunderts gegenüber vertrat Holland mit seinenim klarsten französisch und für das französische Publikum geschriebenen "Reflexions" den Standpunkt des Theismus. Die "Reflexions" stellen, wie ihr Gegenüber, kein geschlossenes System dar, sondern sind eine zu Papier gebrachte Kontroverse, die aus mündlichen Besprechungen und Äußerungen über das v.Holbach'sche Buch entstanden ist. Holland war dem Verfasserdes "Systeme de la nature" an tiefgründigem Wissen in allen Stücken überlegen - v.Holbach's Buch hatte bei seinem Erscheinen in ganz Europa, insbesondere aber in Frankreich einen ganzunbeschreiblichen Eindruck gemacht. Daß Holland dem Wortführer des Materialismus nun mit gutem Erfolg den Standpunkt der geoffenbarten Religion entgegensetzen konnte, das verdankte er nebenseinem überlegenen Wissen im Einzelnen der persönlichen Wärme und Überzeugungstreue, mit der er gegen den Versuch des Materialismus auf den Plan tritt, nicht bloß das Christentum sondern das Wesen aller Religion zu entwurzeln; das verdankt er seiner schlichten und klaren Ausdrucksweise, der Anmut seiner Schreibart und seinem sachlichen und maßvollen Urteil.

 

Goethe hat von Holland's "Reflexionen" gesagt: "gegen einen leicht geschürzten Franzosen tritt hier ein schwer bewaffneter Deutscher, gegen einen Parteigänger ein regulierter Krieger auf". Er rühmt weiter die "Billigkeit" Holland's, die er seinem Gegner gegenüber zeigt. Dann sagt er: "Man muß niemanden, der zu irren scheint, Gefühl für Tugend und Rechtschaffenheit absprechen und Eigensinn und Tücke aufbürden, solange man nicht weiß, ob der Gegner mit Vorsatz Irrtümer lehre."

 

Der alte Stiftler, Theologeund Mathematiker und neuestens auch Schriftsteller ist neben seinem wissenschaftlichen Können und neben dem, daß er ein begabter gewandter und liebenswürdiger Mensch gewesen ist, auchein suchender und treuer Mensch gewesen. Äußerem Glanz war er abgeneigt. Als er seine "Reflektionen" fertig hatte, schrieb er von Lausanne im Juli 1772 an seinen Freund Fischhaber unter anderem: "Meine Lage ist also immer die nämliche. Das einzige, was sie mir noch etwas erträglich macht, ist der Umgang mit einigen Freunden, davon aber doch keiner Dir gleichkommt und die Zerstreuung, der ich mich fast alle Tage in den hiesigen zahlreichen Gesellschaften überlassen kann. Das Schlimmste ist, daß ich nicht allein mit meinem Zustand sehr oft unzufrieden bin, sonderndaß ich auch überdies nicht sehe, was sonst aus mir werden kann. Als ein Mensch, der absolument von keiner Fakultät ist und der auch sogar seine ehemals so brünstig geliebte Mathematik seit geraumer Zeit mit dem größten Kaltsinn behandelt, bin ich ein so zweideutiges Geschöpf, daß ich mir selbst eigentlich gar keinen Endzweck vorzusetzen weiß. Meine Gedanken, meine Lektüren, alle meine tausendfältigen studia machen in meinem Kopf einen solchen pot-pourri aus, daß ich eigentlich zu gar nichts mehr tauge. Alles, wonach ich seufze,ist Ruhe, Apathie, Untätigkeit. Es scheint aber nicht, daß ich diesen Wunsch anderswo als im Grabe erreichen werde." 

 

Auch das äußere Leben des Prinzenerziehers ist ein äußerst bewegtes gewesen. Von 1769-73 treffen wir ihn in der französischen Switzerland, 1773 wieder in Mömpelgard, dann in Braunschweig, wo die Prinzen das Karolinum besuchten, dann 1775-78 in Potsdam, Berlin und Petersburg (s.Von Mömelgard nach Potsdam). Dann folgt er den preußischen Truppen auf ihren verschiedenen Standquartieren im bayrischen Erbfolge-Krieg, im Juli 1779 ist er in Brandenburg, wo er sich verlobt, den Winter 1779 auf 1780 ist er mit dem Erbprinzen in St.Petersburg. Im Frühjahr 1780 hat er sich in Brandenburg vermählt und erlebt in Lüben, wo auch König Wilhelm I. von Württemberg geboren ist, Vaterfreuden. Im November 1781 soll er zusammen mit dem Erbprinzen Friedrich den Russischen Großfürsten Paul und seine junge Gattin - sie war Friedrichs Schwester - auf einer Reise nach Italien begleiten. Er trifft zu diesen Zweck in Troppau mit dem jungen Paar und dem Österreichischen Kaiser Joseph II. zusammen. Aber schon wankt seine Gesundheit. Im Januar und Februar 1782 ist er in Wien, im März in Venedig. Immer deutlicher zeigt es sich, daß er krank ist, er hat die Schwindsucht. Er reist im Herbst 1782 auf Wunsch des Erbprinzen nochmals, von seiner Krankheit behindert, nach St.Petersburg, wo er bis zum Frühjahr 1783 verweilt. Dann reist er in das Schwabenland zurück und stirbt in Stuttgart am 11.4.1784.

 

Folgende nähere Mitteilungen mögen sich in den über sein äußeres Leben gegebenen Überblick einfügen:

 

Über die Tätigkeit als Erzieher, zu der er ein ausnehmendes Geschick besessen zu haben scheint, wissen wir aus der Zeit des Aufenthaltes in der französischen Switzerland, daß die vier Prinzen Unterricht in Religion, Moral, Philosophie, Logik, Mathematik, den alten und neuen Sprachen in täglich sechsstündigen Lektionen erhalten haben. Hollandteilte sich mit einem ihm sympathisch gewesenen Kollegen G. Pfleiderer in diese Stunden. Große Aufmerksamkeit wurde der Erholungszeit geschenkt. Sie war dazu bestimmt, die Zöglinge zur Gesellschaft zu gewöhnen, zur Freimütigkeit zu bilden, ihre Munterkeit zu erhalten, und ihre Gesundheit und physische Kraft zu befestigen. Im Sommer wurden häufige Spaziergänge in dieherrliche Umgebung gemacht und benachbarte Landgüter besucht.

 

Nach der Rückkehr der Prinzen nach Mömpelgard im Jahre 1773 erhielt Holland den Titel eines Professorsder Mathematik.

 

Friedrich der Große hat sich Holland, den er an seinem Hofe sah, dazu erbeten, an Stelle des Prinzenerziehers M.Behmisch vorübergehend die Erziehung des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm zu übernehmen. Holland hat in einem Brief an Friedrich d.Großen datiert mit Potsdam 24.11.1776 versucht, sich diesem Ansinnen zu entziehen. Er schrieb: 1 

 

 "Sire, Je me sens honoré, au de là de toute expression, des intentions gracieuses que votre Majesté veut bien avoir à mon sujet. --- Ayant déjà parcouru cette carrière pendant douze ans, je crois pouvoir dire, a Votre Majesté que je ne me trouve ni assez de forces, ni assez de courage pour la recommencer. J'y ai gagné ce qu'on y gagne immanquablement; je veux dire un fonds d'hypocondrie, incompatible avec les fonctions d'une charge, qui demande surtout une grande sérénité d'âme et une patience sans bornes. Une santé abîmée m' avoit fait demander ma démission au Prince Frédéric - Eugêne de Württemberg qui eût souhaité de m'employer plus longtemps à l'éducation de sa famille. Il y consentit à regret, en exigeant cependant pour dernière preuve de mon attachement, queje restasse encore deux ans avec le prince Louis, son fils et que je me chargeuse de la direction de ses études, aussi bien que de ce qui concerne ses dépenses. --- Pardonnez Sire, que j'ose écrire a V.M. ce que ma timidité m'empêcherait de lui exposer de bouche, si j'avais le bonheur de lui faire ma cour. Je suis avec le plus profond respect, Sire, de Votre Majesté etc." 

 

Holland fühlt sich also nach 12jähriger Tätigkeit als Prinzenerzieher abgespannt und gesundheitlich verbraucht. Mit dem zunehmenden Alter seiner Zöglinge beginnt seine Tätigkeit als Lehrer sich zu der des Gesellschafters und Privatsekretärs zu erweitern. Er überwacht jetzt ihren Bildungsgang und ihren Haushalt.

 

Trotz seiner ablehnenden Antwort ist Holland von Friedrich d. Großen mit der Vertretung des Erziehers Behnisch vertraut worden. Friedrich ließ sich von Holland häufig über den Prinzen berichten und zog beide öfters zur Tafel. Dabei fehlte es nicht an heiteren Szenen, wenn dem König im Hinblick auf die roten Haare Hollands ein anerkennendes Scherzwort über die Eigenschaften rothaariger Personen einfiel, oder wenn der junge Prinz zu Friedrich d. Großen sagte: "Pfuy, cher Grand-Papa, was haben sie für schlechtes Essen? Das kann kein Mensch geniessen."

 

Als Behnisch am 13 Aug.1776 nach Potsdam zurückkehrte berichtet Holland von sich: 

 

 "Le même jour arrive M. Behnisch. J'écrivis donc tout de suite à S.M. pour la supplier de trouver bon, que je me retire maintenant du poste, qu'elle avait daigné confier en attendant; et voici la réponse du Roi: Le retour de L'Instituteur Behnisch n'exigeant plus votre présence auprès de mon cher petit Neveu, le prince Frédérice, Je vous en dispense et Je vous remercie de toutesle peines que vous avez eues et de tout les soins que vous avez pris pour veiller à l'éducation de ce Prince. Je vous en conserverai toujours un souvenir très reconnaissant; et sur ce je prie Dieu etc. Frédéric."

 

Um eben diese Zeit hat Großfürst Paul, der nachmalige Kaiser Paul I., sich mit der Mömpelgarder Prinzessin Sophia Dorothea von Württemberg vermählt und deren Bruder Erbprinz Friedrich, der seitherige Zögling Hollands, tritt in russische Dienste. Auch Holland, der ihn nach Petersburg zu begleiten hat, fand dort bei Katharina II die gnädigste Aufnahme. Er erhält dort das Patent eines russischen Hauptmanns und wird dem Kaiser Josef II. von Katharina zur Erhebung in den Adelsstand empfohlen. Diese Erhebung wird 1780 ausgesprochen. Zuvor aber hat der im Gefolge seines Herrn ruhelos umgetriebene Mann zu Brandenburg in der Tochter Caroline Henriette des dortigen chirurgienmajor du regiment de Kleist Kühn seine Liebe gefunden.

 

Er schrieb darüber mit Datum vom 25.7.1779 an den Erbprinzen: "Le ciel m'a fait rencontrer une bonne enfant, qui réunit, età un degré très supérieur, tout ce qui peut me charmer et me ravir. Ses grâces ses talents, son humeur, sa façon de penser, tout en elle me la fait chérir au de là de l'expression. C'est elle que tiendra désormais le bonheur ou le malheur de mes jours; mais dans ce moment ci la seule espérance de la posséder bientôtme ranime, me rattache à l'existance et me fait bénir ma destinée."

 

Welche Wertschätzung Holland auch bei den russischen Herrschaften gewonnen hat, daserfahren wir aus einem seiner Briefe aus Troppau vom November 1781. Dort begegneten sich damals der Großfürst Paul und Kaiser Joseph II. In dem Brief heißt es:

 

 C'est là que le grand duc me présenta en disant à l'empereur: "Sire, voila un homme que je ne veux pas Vous présenter en cérémonie, mais je vous prie de le regarder comme un de mes meilleurs amis et de ceux que j'estime le plus."

 

Sein letzer Brief an den Erbprinzen Friedrich ist vorn 30.12.1783 und aus Stuttgart, wo damals eine Typhus-Epidemie geherrscht haben muß. Er schreibt unter anderem:

 

 "La belle saison touche à sa fin; le temps s'enfuit à tire d'ailes, et d'époque je me trouve toujours au même point. M.Hopfengaertner (sein Arzt) ne saurait qu'y faire. L'hiver est à la porte; et ce n'est pas la partie de l'année ou les malades se remettent. Toutes mes espérances s'en vont donc en fumée, il parait, que je suis l'homme le plus incorrigible de l'univers. Du reste, je ne vois plus mon Esculape. Une épidémie affreuse ravage et dépeuple notre pauvre ville de Stouttgardt. Les médecins ne savent ni ou donner de la tête, ni à quel soint se vouer. C'est une dysenterie dégénèrent fièvre chaude bilieuse, On compte, dans ce moment-ci, plusieurs milliers de malades (dont 150 à l'Académie) et les enterrements n'ont ni fin, ni trêve. Ma maison est encore exempte de ce terrible fléau; mais en pareille situation le présent est empoisonné par les appréhensions pour l'avenir. Quoique sans force et sans vigueur, je compteme mettre demain en voiture pour changer un peu d'air; je verrai jusque où ma maladie me permettra de pousser. ---- Nous sommes si ennuyés, ma femme et moi, de ne voir que des enterrements, qu'une distraction nous est devenue très nécessaire. Je tâche de faire bonne mine à 'très mauvais jeu; ma philosophie y sue à grosses gouttes; mais souventje pense succomber sous les poids des maux qui me rendent l'existence si extrêmement dure."

 

Unter dem 13. April 1784 hat die Witwe Caroline de Holland aus Stuttgart an denErbprinzen geschrieben:

 

 "Il n'a pas plu au ciel de réaliser les espérances que l'amitié pour mon mari a dictées à V.A.S. dans la dernière lettre qu'elle a eu la bonté de lui écrire. Hélas! Monseigneur, il ne vit plus, cet homme, qui vous aimait tant, et que vous daigniez appeler votre ami; il est mort dans mes bras le II. de ce mois à quatre heures du matin après une maladie longue et douloureuse."

 

Die Witwe Caroline ist hierauf zunächst in ihre Heimatstadt Brandenburg gezogen und hat unter dem 24.6.1784 das Anerbieten des Erbprinzen Friedrich, in St. Petersburg in seinem Hause "wie vormals" zu wohnen, dankbar angenommen. Für sein Anerbieten ihren Sohn mitseinen beiden Söhnen Wilhelm und Paul zusammen erziehen zu lassen, hat sie bei der schwächlichen Gesundheit ihres Sohnes mit Rücksicht auf die Prinzen gedankt. Dieser Sohn Paul Friedrich Engen soll später als Diplomat in russischen Diensten frühzeitig in Neapel gestorben sein. 

 

Die folgenden Zeilen sind entnommen aus Böckmann, Joh.Lorenz, Prof. in Karlsruhe, "Journal einer im Gefolge der Durchlaucht Prinzen Friederichs von Baden gemachten Reise von Carlsruhe nach Deinach vom 4. August bis 12. September 1785":

 

"7. Sept. .... Während dem, dass der Prinz ausgeritten war, machten wir eine Promenade mit der Madame Holland, die Stadtschreiberin zu Rosenfeld ist. Der verstorbene Herr von Holland war Bruder ihres Mannes und aus Rosenfeld gebürtig. Er starb an der Schwindsucht. Die Großfürstin schätzte ihn ganz ungemein. Sie ließ ihn von Berlin nach Wien kommen und veranlasste, dass er die gantze Reise durch Italien und Frankreich mit machen musste. Sie sagte einst: Sein Leben ist mir nach dem meinigen am werthesten. Der Grossfürst stellte ihn dem Kaiser vor mit dem Ausdruck: Sehen Sie hier meinen Freund Holland. Als der Grossfürst mit seiner Gemahlin einstmals einen Zwist hatte, so ward Holland zum Schiedsrichter vom Grossfürsten gewählt und dieser sagte, dass der Grossfürst Unrecht habe.

 

Er bekam dafür eine Pension von 2000 fl vom Grossfürsten, dann sagte er: Nun habe ich doch einen ehrlichen Mann gefunden, der Muth hat,mir ins Gesicht zu sagen, dass ich nicht Recht habe. Diese 2000 fl geniesst nach Hollands Tod dessen einziges Kind bis ins 25. Jahr fort und Printz Friedrich von Württemberg ist Vormund davon.Als er sich den Adel, den die württembergtischen Prinzen ihrem ehemaligen Lehrer verschafft hatten, sich deswegen verbat, weil seine Umstände nicht reich genug wären, demselben gemäss zu leben, so antworteten sie ihm: Er solle sie dafür sorgen lassen. Er erhielt von Printz Friedrich und seiner Gemahlin ausser der freien Tafel bei dem jüngsten Printz Friedrich gegen 7000 fl Gehalt, und da er sich heirathete, schenkten sie seiner Braut einen reichen Schmuck. Und wie er in petersburg unpässlich ward, so gab ihm der Grossfürst die Reise Chaise, worin er selbst die grosse Reise gemacht hatte, und die 8000 fl zur Reise nach Stuttgart, um sich dort curiren zu lassen. Wie er nach Rosenfeld, seiner Vaterstadt kam, so wollte jeder Bürger diesen itzt grossen Landsmann sehen. Die Frau des seligen Hollands ist die Tochter eines Regiments Feldscheeres aus Neu Brandenburg. Sie hat nach seinem Tode gegen 3 1/2 1000 Gulden Pension erhalten und lebt in Petersburg. Er soll eine sehr sonderbare Physiognomie gehabt haben. Seine Schwägerin sprach immer mit einer Art Respect von ihm.

 

Der Herzog läßt sich noch immer schatoullieren. Ein Oberamtmann, dessen Dienst ihm 1000 fl verschafft, muss 4000 fl geben. Der Stadtschreiberdienst zu Rosenfeld, welches so hoch und einzeln wie Zafelstein liegt, kostete ihren Mann 1000 fl.Der Brunnenmeister Dienst zu Deinach kostete 600 fl. Es muss indessern das Chatoullieren doch auf eine gewisse Art incognito geschehen, weil die Landschafft es durchaus abgeschafft wissen will. Man gibt dem Herzog das Geld unmittelbar in die Hände."

Georg Jonathan Holland zum 250. Geburtstag

Heute vor 250 Jahren wurde Rosenfelds größter Sohn geboren - Ein genialer Philosoph, Mathematiker und Erzieher zweier Könige

Von unserem Mitarbeiter Pfarrer Werner-Ulrich Deetchen, Rosenfeld

ROSENFELD. "Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und Zuhause!" Dieses bittere Wort Jesugilt auch für jenen Mann, der vor 250 Jahren, am 6. August 1742, als Sohn des Stadt- und Amtsschreibers Christian Gottlieb Holland und der Maria Elisabeth (geb. Drescher) in Rosenfeld geboren wurde. Nichts und niemand erinnert in seiner Heimatstadt an jenen universalgelehrten Theologen, den einst das ganze gebildete Europa kannte, und dessen Freundschaft und Rat ebenso die Großen des Geistes wie die Mächtigen der Weit suchten. Georg Jonathan von Holland gehörte zu jenen geistesmächtigen Gestalten der Aufklärungszeit, die das moderne Europa in vielem vordachten und vorlebten, zugleich heimatverbunden und weltoffen waren. Holland entstammte einer alten steiermärkischen Familie, die Ende des 16. Jahrhunderts wegen ihres evangelischen Glaubens nach Württemberg emigrierte. Dort wurde die alte Amtsstadt Rosenfeld bis ins 19. Jahrhundert der neue Familienstammsitz. Die Hollands fanden rasch Anschluß an die bürgerliche Oberschicht der altwürttembergischen Ehrbarkeit und dienten dem Lande mit zahlreichen guten Beamten und Theologen. Der bekannteste Namensvertreter heute ist der einstige württembergische Synodalpräsident undjetzige Dekan Martin Holland. Es war wohl der Rosenfelder Diakon und Lateinschulrektor Gottlieb Adam Holland der seine Neffen schulisch bildete und dafür sorgte, daß gleich drei von ihnen Stipendiaten württembergischer Klosterschulen und danach Tübinger Stiftler wurden. Zwei der Brüder von Georg Jonathan traten in den evangelischen Kirchendienst; der Älteste, Christian Gottfried, wirkte 14 Jahre als Pfarrer in Täbingen und vier Jahre lang in Bickelsberg-Brittheim (1771-1789). Georg Jonathan absolvierte von 1759-1763 das philosophisch-naturwissenschaftliche Grundstudium in Tübingen; anschießend wandte er sich der Theologie und der Mathematik zu. Ähnlich wie bei seinem etwas älteren Mitstudenten von der Zollernalb, Philipp Matthäus Hahn, zeigte sich auch bei Holland früh das Genie. Bereits 1764 erschien "G.J. Hollands Abhandlung über die Mathematik, die allgemeine Zeichenkunst und die Verschiedenheit der Rechenarten", ein mathematisch, geometrisch-technisches Lehrbuch. Hohe wissenschaftliche Beachtung fand seine nur ein Jahr später erschienene selbständige Untersuchung "Inhalt des Kästnerschen Vertrage vom Newtonschen Parallelogramms". Damit und besonders mit seinen bedeutend bleibenden Abhandlungen über die "Begründung der Differentialrechnung" sowie über eine "mathematische Darstellung der Philosophie" befestigte Holland seinen Ruf als glänzender Mathematiker und Logiker. Zu intellektuellem Ruhm gelangte er außerdem, als er ab 1773 am kritischen Grenzgespräch zwischen Philosophie und Theologie teilnahm. Leider gibt es bisher über ihn keine Biographie oder Edition seiner Schriften und Korrespondenzen. Sie würde zeigen, weiches Format dieser Mannhatte.

Erzieher von Prinzen

Noch vor Ablegung seines theologischen Examens empfahlen seine Hochschullehrer den Hochbegabten an Herzog Friedrich Eugen von Württemberg als Erzieher von dessen Söhnen. Von 1765 bis 1774 hatte Holland dann das Amt eines "Informators" und "Gouverneurs" der Prinzen Friedrich, Ludwig, Eugen und Wilhelm inne. Stationen seines Dienstes waren die preußische Garnisonstadt Treptow/Pommern (1765-1769), Genf und Lausanne (1769-1772) sowie die württembergische Nebenresidenz Mömpelgard/Montbéliard (1772-1774). In Anerkennung seiner Verdienste als Erzieher seiner Neffen ernannte Herzog Carl Eugen 1773 Holland zum außerordentlichen Professor der Philosophie an der Universität Tübingen, wo der so Geehrte aber nielehrte.

Umfassender Erziehungsauftrag

Hollands Erziehungsauftrag bei den meist getrennt von ihren Eltern lebenden Prinzen umfaßte deren gesamte Charakter- und Wissensbildung. Er teilte den Alltag und die Freizeit seiner Zöglinge und war ihnen zugleich Erzieher, Lehrer, Budgetverwalter und dann auch wachsend väterlicher Freund und engster persönlicher Vertrauterbei allen Problemen.

Zu dem Lern- und Erziehungsprogramm der Fürstenkinder gehörten neben dem Unterricht in Religion, Philosophie, Mathematik, Militärwissenschaften, klassischenund modernen Sprachen, Geschichte, Recht und Staatslehre auch die Unterweisung in höfischem Benehmen, Sport, Reiten, Tanzen, Fechten und Schießen. Viele dieser Fächer unterrichtete derebenso gebildete wie weltgewandte Holland selber oder nahm doch als "Prinzengouverneur" daran teil. Dabei war der perfekte fließend mehrsprachige Kavalier Holland alles andere als ein oberflächlicher Höfling, vielmehr ein Charakter von seltener Lauterkeit, Treue, Offenheit und Kritikfähigkeit, der nie nach dem Munde redete und gerade deshalb das höchste Vertrauen nicht nur seiner Zöglinge, sondern ebenso von Friedrich dem Großen, Zarin Katharina und Kaiser Josef II. besaß, aber auch genug Esprit hatte, um Voltaire zu gefallen.

Wegbereiter desSozialstaates

Hollands Weltbild gründete auf einem vernünftigen, ethisch überzeugungskräftigen Christentum, das privates und öffentliches Leben in gleicher Weise durchdringen sollte. Als Fürstenerzieher bemühte er sich bei seinen Schutzbefohlenen vor allem darum, ihnen die sittliche Natur des Staates und ihre hohe Eigenverantwortung nahezubringen. In seinen staatsrechtlichen Vorträgen vertrat er den Standpunkt Montesquieu´s, daß die Macht der Regenten sich auf die Einwilligung der Völker gründe, die nicht Eigentum der Herrschenden seien. Als gehorsame Diener Gottes und väterliche Fürsorge ihrer Untertanen hätten die Fürsten ihre Macht auszuüben. Endzweck des Staates sei die Sicherheit und das Wohldes Staatsvolkes, nicht aber schrankenlose Regentenallmacht und Selbstverherrlichung. Mit diesen aufklärerischen Grundsätzen gehört Holland zu den Wegbereitern des neuzeitlichen Rechts- und Sozialstaates, auch wenn er den Fürstenvorrang noch nicht demokratisch in Frage stellte, wie das sein Briefpartner J. J. Rousseau und dann die Französische Revolution prinzipiell tat.

 

Verteidiger des Christentums gegen den Atheismus

Persönlich und in seinem Denken war Holland zeitlebens ein überzeugter Christ, aber zugleich auch (wie wir meinenmit allem Recht) zutiefst von der Notwendigkeit des kritischen Aufklärungsdenkens überzeugt. Jene Vertreter des Fundamentalismus, die die Aufklärungstheologen darum bis heute als Glaubensabtrünnige und Ketzer schmähen, vergessen zweierlei:

Zum einen mußte sich das Christentum dieser geistesgeschichtlich unausweichlichen, schmerzlichen "Roßkur" unterziehon ihr mitgeprägt. Ohne diesen insgesamt kritischen Dialog mit Wissenschaft und Welt wäre die Theologie in der Gefahr gestanden zur Winkelwissenschaft zu verkümmern, der christliche Glaube aber, in der Sicht der Gebildeten, zu einem Refugium des Aberglaubens abzusinken.

 

Dieser Gefahr in ihrer Zeit denktapfer begegnet zu sein und die bleibende Weltmächtigkeit und Bedeutung des Glaubens offensiv verteidigt zu haben, ist das Verdienst von Aufklärungstheologen wie Holland, die nicht klagend im frommen Winkel sitzen blieben und die böse Welt zum Teufel wünschten, vielmehr als denkend überzeugende Missionare sich mutig den Kritikfluten stellten und so auch angefochtener Mitchristen annahmen.

Werk erregte Aufsehen

Hollandwar davon überzeugt, daß Glauben und Wissen vereinbar seien, daß Wissenschaft und vernunftbezogene Religion eine gemeinsame Aufgabe haben. Dabei kam es ihm darauf an, die guten Fundamente der Aufklärung vor unwissenschaftlichem, oberflächlichem und unchristlichem Geist zu bewahren, dem Glauben in und jenseits alles Wissens seinen bleibenden Rang zu bewahren. Sein diesbezn Frankreich ungeheures Aufsehen. In diesem philosophischen Meisterstück führte Holland einen äußerst wirksamen Generalangriff gegen die "Philosophiebibel" der radikalen Materialisten und Gottesleugner um den deutsch-französischen Baron Holbach, aus deren Kreis 1770 das berühmt-berüchtigte Werk erschien: "Systeme de la nature oÙ des bois de la mende physique et moral". In seiner glänzend geschriebenen Kampfschrift versetzte der unbekannte, 31jährige schwäbische Magister dem philosophischen Abgott der radikalen Aufklärer wirksame denkerische Schläge. Mit äußerster Logik und Leidenschaft trat Holland den Ansichten Holbachs entgegen: "es gibt nichts als Materie und Bewegung...; der Mensch ist ausschließlich Materie". Der Glaube an Gott, Auferstehung und menschliche Freiheit zum sittlich guten existiere nicht und sei nur ein Denkfehler; die ganze soziale Welt beruhe nur auf Eigenliebe und Eigennutz. Holland argumentierte dagegen so: Tiefe Kenntnisse der Naturwissenschaften seien für den Philosophen und Theologen "höchstnötig". Die Mathematik schärfe deren Verstand, die Physik "benimgswürdigsten Lichte". In seiner Zeit und in ihrem Denkhorizont hat Holland versucht, noch einmal Glauben und Wissen zu verbinden.

 

Konflikt heute radikaler

Dieser Konflikt ist inzwischen noch wesentlich radikaler geworden, da jede Revision des Wissens eine Revision des Glaubens zur Folge hatte; das aber, was "gewußt" wird, braucht nicht "geglaubt" zu werden und drängt für viele das Metaphysische immer mehr an den Rand. In Fortsetzung von Holland müßten wir heute verstärkt dagegenfragen: Wissen wir wirklich absolut autonom oder glauben wir nur zu wissen? In dieser philosophischen Beweisnot des Glaubens liegt heute freilich die große Chance, den Glauben wieder ganz aus sich selbst, aus seinen Offenbarungsursprung, seinem radikal anderen Wesensgehalt zu verstehen. Es wäre an der Zeit den Begründungszusammenhang umzukehren und darauf festzustehen, daß sich das entscheidende "Wissen" im Glauben darstellt.Denn dort, wo die Welt im Blick auf das offene Zukünftige zur absoluten Grenze des Fragens wird, bilden Offenbarung und Glauben die einzige Brücke zum Nicht-Wißbaren unserer menschlich-irdischen Endlichkeit.

 

Freund der Mächtigen

Besonders herzlich gestaltete sich das Vertrauensverhältnis Hollands zu seinem ältesten Zögling, Erbprinz Fsen umstrittenen "Schwäbischen Zaren" jüngst in einer beeindruckenden Biographie als bedeutenden Herrscher in schwierigster Umbruchzeit sehr gerecht charakterisiert und dabei auch gezeigt, wie sehr das erzieherische Vorbild, das christliche Ethos und das aufklärerische Weltbild den künftigen König prägten; auch wie umfassend die Freundschaft beider war. Bis zum frühen Tode des Rosenfelder Universalgelehrten und Philosophen besaß dieser durch 20 Jahre das völlige Vertrauen des reizbaren, mißtrauischen Fürsten, dem er in allen persönlichen, politischen und Finanzfragen engster und selbstlosester Ratgeber und Intimus war.

 

Am Potsdamer Hof

Holland begleitete den Erbprinzen auch 1774 an den preußischen Hof nach Potsdam, wo Friedrich der Große seinen Großneffen bis 1781 zur militärisch-politischen Regentenschulung in seiner Nähe behielt und ihm dann Truppenkommandos in Belgrad und Lübben übertrug. Dabei blieb Holland ein wachsamer Kritiker, der seinem fürstlichen Freund manche Charakterschwäche mahnend vorhielt und ihn vor vielerlei politischen, höfischen und privaten Fallstricken warnte. Der Preußenkönig schätzte den schwäbischen Professor so hoch, daß er ihn oft an den erlesenen Kreis seiner Tafelrunde in Sanssoucind 1779/80 an einer Reise des Prinzen nach St. Petersburg teil. Zarin Katharina hätte Holland sehr gerne in ihren persönlichen Dienst gezogen und zeichnete ihn für seine wissenschaftlich-diplomatischen Verdienste mit dem Rang eines kaiserlichen Gardehauptmanns aus. Auch das Thronfolgerpaar schätzte Holland als klugen, verläßlichen Ratgeber so hoch ein, daß es sich bei seiner Reise an die westlichen Herrscherhöfe (1780/81) von ihm begleiten ließ. Dabei diente Holland, wie schon seit Jahren, als ehrlicher diplomatischer Makler zwischen den russisch-österreichisch-preußischen und auch württembergischen Interessen.

 

In Anerkennung all dieser Verdienste erhob Kaiser Josef II. darum 1780 den Rosenfelder Beamtensohn in den Reichsadelsstand. In diesem Jahr verheiratete sich Holland auch mit der Brandenburger Regimentschirurgentochter Charlotte Henriette Kühn. Aber über diesem Glück lag bereits der Schatten jener beginnenden Lungentuberkulose, die den früherschöpften Körper des rastlos Tätigen befallen hatte. So konnte er auch nicht der Bitte Erbprinz Friedrichs folgen unddiesen in sein neues Amt als russischer Gournerneur von Finnland begleiten. Aber auch nach Hollands Rückkehr in die württembergische Heimat 1763 blieb die Briefverbindung zwischen beiden sehines liebsten Freundes holte Erbprinz Friedrich Hollands Familie fürsorglich nach Petersburg und übertrug der Witwe die Erziehung seiner Kinder, darunter der künftige König WilhelmI. Hätte Holland die Thronbesteigung seines Schützlings Friedrich I. noch erlebt, so wäre der Rosenfelder gewiß zu den höchsten Staatsämtern, Adelstiteln und Vermögen aufgestiegen. Aber auch so hat er als Königserzieher die Neugestaltung Württembergs bedeutend mitgeprägt. Darüber hinaus blieb sein hoher Rang als Philosoph und Mathematiker.

Quellenangaben

1 Koch Family Site
Autor: Eric Koch
 MyHeritage.com family tree Family site: Koch Family Site Family tree: 236413271-1
2 FamilySearch Family Tree, https://www.myheritage.com/research/collection-40001/familysearch-family-tree?s=228435931&itemId=233032837&action=showRecord&indId=individual-228435931-3500693
Angaben zur Veröffentlichung: MyHeritage
 The FamilySearch Family Tree is published by MyHeritage under license from FamilySearch International, the largest genealogy organization in the world. FamilySearch is a nonprofit organization sponsored by The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints (Mormon Church).
3 Germany, Births and Baptisms, 1558-1898, https://www.myheritage.com/research/collection-30037/germany-births-baptisms-1558-1898?s=228435931&itemId=17130945-&action=showRecord&indId=individual-228435931-3500693
Angaben zur Veröffentlichung: MyHeritage
4 Germany, Births and Baptisms, 1558-1898, https://www.myheritage.com/research/collection-30037/germany-births-baptisms-1558-1898?s=228435931&itemId=21029760-&action=showRecord&indId=individual-228435931-3500693
Angaben zur Veröffentlichung: MyHeritage
5 Webseite der Familie Manfred Frank, Johann Friedrich Holland
Autor: Hans-Peter Frank
 MyHeritage family tree Family site: Webseite der Familie Manfred Frank Family tree: 77806293-1
6 My Family Tree, https://www.myheritage.com/person-1679688_77619023_77619023/johann-friederich-holland
Autor: Peter Holland
 MyHeritage family tree Family site: My Family Tree Family tree: 228435931-3

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Titel 2022
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Hochgeladen 2022-09-28 15:41:41.0
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