Otto Hermann Wolfgang JAHREIS

Otto Hermann Wolfgang JAHREIS

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Otto Hermann Wolfgang JAHREIS
Ausbildung Schriftsetzer
Beruf Leutnant
Religionszugehörigkeit ev.

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 23. Oktober 1919 Wunsiedel nach diesem Ort suchen
Bestattung 20. Juli 1944 Minsk /Belarus nach diesem Ort suchen
Tod 20. Juli 1944 gefallen b. Minsk / Weißrußland nach diesem Ort suchen
Heirat 22. Dezember 1943 Memmingen nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
22. Dezember 1943
Memmingen
Lieselotte Victoria SAUMWEBER

Notizen zu dieser Person

Ausbildung zum Schriftsetzer bei der Druckerei-& Verlagsgenossenschaft Allgäuer Beobachter in Memmingen vom 4.5.1935 - 4.5.1939, Prüfung wurde in Kempten abgelegt.

Adresse bei Heirat: Memmingen, Seyfriedstr. 4

zuletzt in Memmingen, Dickenreiserweg 11 1/2.

2. Weltkrieg. Bericht eines Augenzeugen bei der Gefangennahme in Weißrußland:

Horst Hübel, (16) Trubenhausen, Berlinerstr. 50

Trubenhausen, den 1. Nov. 1950

Sehr geehrter Herr Jahreis!

Es ist nicht meine Art, Briefe solchen Inhalts, wie der Ihrige, unbeantwortet zu lassen. Aber gerade die moralische Inhaltsschwere dieser Zeilen, erfordern eine vollkommene innere Ruhe.

Es war vor etwa 7 Jahren, als 2 Männer, vom rauhen Kriegerlärm der Zeit gekennzeichnet, schwer verwundet sich ein Treuewort gelobten. "Du oder ich", jeder von uns verspricht die Angehörigen des anderen von diesem Beisammensein am 17. Juni 1944
vormittags südwestl. Vor Brest Litowsk zu unterrichten. Ja, so oder ähnlich gelobten wir uns. Nur die Verbindungsaufnahme mit Ihnen gibt mir die Möglichkeit dieses für mich heilige Versprechen einzulösen.

Vielleicht darf ich Ihnen, Herr Jahreis, in kurzer Form das Zusammentreffen mit Ihrem Herrn Sohn schildern. Verzeihen Sie mir bitte, meine offene vielleicht zu drastische Darstellung dieser letzten Momente, die eine neue Epoche auch für mein so
schicksalschweres folgendes Gefangenleben einleitete.

Es war etwa am 7. oder 8. Juli 1944 in der Nähe südl. von Minsk. Geschlossene milit. Einheiten existierten nicht mehr. Im mörderischen Kesseltreiben wurden sie total vernichtet. Nur eine Parole kannten diese angeschlagenen Krieger. Nur raus aus
dem Dreck. Ich selbst befehligte auch einen kleinen versprengten Trupp (ca.40 Mann waren noch als Restteil verblieben). Unter dem Schutze der Nacht, auf von Toten u. Verwundeten gekennzeichneten Wegen u. Morastsumpfpfaden, zogen wir westwärts.
Irgendwo in der russ. Steppe, den genauen Stand wußte keiner mehr, etwa südl. von Minsk sprengte ein Offizier und mit zerschlissener Kleidung mit ein paar Männern durch ein vorspringendes kleines Waldgestrüpp und kreuzte unsere Marschroute.
Einer versuchte vom anderen genaueres über die Lage zu erfahren, doch stets mit dem gleichen nichtssagenden Resultat - Passagiere eines steuerlosen Bootes.- Da das von uns zu passierende Gelände wenig waldreich war, und geschickte Ausnutzung
sich bietender Deckung als oberster Grundsatz galt, konnte ein Mitführen von Pferden nur die eigene Person aufs äußerste gefährten. Die feindl. Truppenmassierung, insbesondere der Panzer, nahm ständig zu. Wir dagegen waren ohne Nahrung, ermüdet
von den harten Strapazen. Außerdem, was wohl das Grundübel der Sache war, die Kampfmoral war bis aufs Tiefste gesunken. Wir westwärts Strömenden schlossen uns zu kleinen noch bewegungsfähigen Trupps zusammen und suchten moralischen Schutz beim
nächsten Schicksalskameraden.

Hier traf ich dann näher mit Ihrem Herrn Sohn zusammen. Er schilderte mir dann im großen Rahmen seinen Leidensweg. Am Rande seines Berichtes erwähnte er flüchtig seine Verwundung und zwar handelte es sich um einen glatten Bauchdeckendurchschuß.
Die Wunde hatte schon eine sonderbare Färbung angenommen. Nur ein jugendl. Körper mit eiserner Energie, unerbittlichen harten Willen gehört dazu um das, neben den ungewöhnlichen körperlichen Anforderungen zu leisten, was Ihr Herr Sohn für die
Ehre seines Vaterlandes tat. So gut ich bei meiner Fußverwundung helfen konnte, half ich. D.h., wir hatten kein Verbandszeug, überhaupt nichts mehr zum Verbinden.

In dieser Verfassung schleppten wir uns buchstäblich unter starken Kameradeneinbuße täglich ca. 15 km westwärts.

Sehr geehrter Herr Jahreis, Ihnen alle Einzelheiten dieses Leidensweges zu schildern, hieße die menschl. Gefühlswelt zu quälen.

So verging Tag und Tag, wie die Tiere im Walde lebten wir. Durchnässt von nicht enden wollenden nächtlichen Regen und ohne ordentliche Nahrung, Waldbeeren waren unsere Vitamine, ging es weiter westwärts, dem Ziel unseres Hoffens entgegen.

Langsam aus der Abenddämmerung erhob sich der sommerliche Morgen des 17. Julis. Unser starke Glaube sollte doch noch belohnt werden. Immer mehr rückten wir in die deutsche Frontnähe. Deutlich erkennbar ist das nächtliche Mündungsfeuer der
Geschützrohre. Unser Häuflein zählt noch 9 Mann. Unter Weidengebüsch auf einer großen Wiese hatten wir Rast gemacht zur letzten großen Lagebesprechnung: Wir hatten uns geeinigt in 2er Gruppen zu trennen und in der kommenden Nacht die Stellung
der Russen zu durchbrechen um unsere Linie zu erreichen.

In diesen Minuten kam Ihr Herr Sohn zu mir. Wir wollten gemeinsam das letzte Stück gehen, bis aufs Kleinste besprachen wir alles. Er plauderte vom Wiedersehn mit seiner jungen Frau, auch zeigte er mir wohlverwahrte Bilder, die er in der
Brusttasche im Soldbuch trug. Ein großes (so viel ich mich entsinne) von seiner Frau u. eins von seiner Eltern, einige von ihm in Soldatenuniform. Als wir gesprächsweise auf eine evtl. Gefangennahme kamen, wehrte er entschieden ab. Lieber,
nein, eine Gefangenschaft wäre für ihn unausdenkbar. Während wir so plauderten kam ein kl. Schafhirte des Weges gezogen. Durch ihn erfuhren wir dann näheres über die derzeitige Lage. So verging eine gewisse Zeit des Plauderns, wo insbesondere
Ihr Herr Sohn, viel von der Heimat sprach, bis ich vor Müdigkeit einschlief. Diese, unsere Müdigkeit sollte uns kurz vor dem großen Schlag zum Verhängnis werden.

Plötzlich durch lautes fremdartiges Gebrüll und MP-Feuer wurde ich geweckt. Um mich herum nur Russen. Vor uns ca. 6m mit gezogener Pistole Ihr Herr Sohn. Ich weiß nicht welche Motive ihn leiteten, die Pistole gegen sich selbst zu erheben.
Vielleicht das hoffnungslose unserer Lage oder das große Ahnen um die dornenreiche Zukunft. Bei dem Durcheinander wurde ich an der Hand verwundet, sofort suchte man mich nach brauchbaren Gegenständen ab. Vor mir das Gesicht zur Erde, lag Ihr
Herr Sohn. 2 Russen zerrten ihn an den Stiefeln und durchsuchten ebenfalls seine Taschen.

Der Rest Überlebender wurde in Gefangenschaft geführt. Weiteres über Ihren Sohn zu berichten, wäre vermessen von mir. Auch meinerseits angestellte Ermittlungen blieben ergebnislos.

Sehr geehrter Herr Jahreis, so schwer der Hammerschlag des Schmerzens den Ihnen meine Zeilen brachten auch sein mag - doch eines seine Sie gewiß, er lebt ich uns weiter - der Leutnant und Kamerad Otto Jahreis. Ich ließ meinen besten Kameraden
zurück, er der trotz Jugend und Verwundung Vorbild der Treue und deutscher Ehre bis zu letzt war.

Ihnen sehr geehrter Herr Jahreis gilt schmerzverbunden meine Händedruck Ihr Horst Hübel

PS.Bitte Ihrer Schwiegertochter in traulicher Milde davon Kennntnis geben zu wollen.

Laut www.Volksbund.de wurde ein Grab noch nicht gefunden. Seine Personalien und Sterbedaten sind im Gedenknamenbuch des Soldatenfriedhofes Berjosa (Beresa), Belarus, verzeichnet.

Angaben im Bundesarchiv Berlin, Abteilung PA:

Name: Otto Jahreis

Dienstgrad: Leutnant

geboren: 23.10.1919, Wunsiedel

Truppenteil: Stb.I.Gr.R.199

Erkennungsmarke: -303-N.E.Btl.7

Todestag: 20.07.1944

Todesort: Raum Minsk

bestattet: Minsk

Der Einsender hat festgelegt, dass für diese Datenbank keine Quellenangaben angezeigt werden sollen.

Datenbank

Titel Genealogie trifft Mythologie.
Beschreibung

SPUREN! Reise weit in die Geschichte und Welt der Vorfahren meiner Familie: Bauern - Bürger - Grafen - Könige - Kaiser - Klostergründer - Heilige - Märtyrer - Ehebrecher - Kriegsherren - Eroberer - Mörder und Ermordete.

Quellen: Soweit die Kirchenbücher bei Archion und Matricula veröffentlicht wurden, habe ich sie eingesehen und die Texte, soweit lesbar, mit ihren Originaltexten übernommen. Wo kein Kirchenbuchvermerk aufgeführt ist, stammen die Daten aus Datenbanken im Internet oder von anderen Forschern, allerdings dann ungeprüft. Bitte Fehler oder Ergänzungen mir unbedingt mitteilen! Wenn jemand Quellen im Detail einsehen will oder auch geschichtlich interessiert ist, empfehle ich bei WIKIPEDIA weiter nachzulesen! Hier gibt es noch so viel zu entdecken. Ich habe erst im Juni 2023 meine Daten bei GEDBAS eingestellt und bin total überrascht über die vielen Kontakte, die ich bei bereits weit über 100.000(!) Seitenaufrufen erhalten habe, mit Korrekturen, Ergänzungen und Ratschlägen. Selbst hätte ich dies nie in so kurzer Zeit erforschen können, wenn überhaupt und woher auch immer! An die Anwender, die noch zögern ihre Daten einzustellen: Auch euch wird geholfen werden, schon deshalb, stellt eure gedcom-Dateien in GEDBAS ein. Es ist ganz einfach und kostet nichts! Oder wollt Ihr eure Daten mit ins Grab nehmen?

Hochgeladen 2024-05-21 22:51:43.0
Einsender user's avatar Jürgen W.
E-Mail juergen.westhaeuser@s-surf.de
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Herunterladen

Der Einsender hat das Herunterladen der Datei nicht gestattet.

Kommentare

Ansichten für diese Person