Friedrich II.

Friedrich II.

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Friedrich II.

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 26. Dezember 1194 Jesi b. Ancona nach diesem Ort suchen
Tod 13. Dezember 1250 Fiorento / Italien nach diesem Ort suchen
Heirat 15. August 1209 Messina, , Sicilia, Italy nach diesem Ort suchen
Heirat
Heirat 9. November 1225
Heirat 1233 Gioia del Colle nach diesem Ort suchen
Heirat 15. Juli 1235 Worms, RP, D nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
15. August 1209
Messina, , Sicilia, Italy
Konstanze DE ARAGÓN
Heirat Ehepartner Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
9. November 1225
Isabella II. VON JERUSALEM
Heirat Ehepartner Kinder
1233
Gioia del Colle
Bianca LANCIA
Heirat Ehepartner Kinder
15. Juli 1235
Worms, RP, D
Isabelle PLANTAGENÊT
Heirat Ehepartner Kinder

Notizen zu dieser Person

Friedrich II. (* 26. Dezember 1194 in Jesi bei Ancona; † 13. Dezember 1250 in Castel Fiorentino bei Lucera) aus dem Haus der Staufer war von 1220 bis zu seinem Tod römisch-deutscher Kaiser. Er war der Sohn Kaiser Heinrichs VI. und Konstanzes von Sizilien. Es ist fraglich, ob die Kaiserin ihren Sohn zunächst Konstantin nannte, wie einige Quellen behaupten. Bei seiner Taufe (Ende 1196 oder Anfang 1197) erhielt er die Namen seiner Großväter Friedrich Roger (Fridericus/F[r]edericus Rogerius). Erstmals wurde er 1196 auf Wunsch seines Vaters Heinrichs VI. zum Rex Romanorum gewählt (siehe Erbreichsplan Heinrichs VI.). Die ungewöhnliche Wahl zum Kaiser im Jahre 1211 ebnete den Weg zu den Königskrönungen von 1212 und 1215. Seit dem Tode Kaiser Ottos IV. Welf im Jahr 1218 war er unangefochten, seit 1219 auch von den Welfen durch Übergabe der Reichsinsignien offiziell als König anerkannt. Friedrich II., oft auch stupor mundi – das Erstaunen der Welt genannt, war hochgebildet und beherrschte mehrere Sprachen, angeblich unter anderem Italienisch, Französisch, Latein, Griechisch, Mittelhochdeutsch und Arabisch. Er gilt allgemein als ein „Wunderwesen" unter den deutschen Herrschern des Mittelalters und wurde sogar als der „erste moderne Mensch auf dem Thron" (Jacob Burckhardt) bezeichnet. Der Grund für diese Einschätzung war vor allem, dass er teilweise mit modern anmutenden Mitteln versuchte, das universale Kaisertum zu behaupten. Mit seinem Tod wird in der modernen Forschung der Beginn des so genannten Interregnums von 1250 bis 1273 angesetzt. Friedrich II. wurde einen Tag nach der Krönung seines Vaters Heinrich VI. zum König von Sizilien geboren. Da seine Mutter bereits fast 40 Jahre alt und zuvor neun Jahre kinderlos geblieben war, wurden erhebliche Zweifel an ihrer Schwangerschaft laut, zumal der Sohn Heinrichs VI. als einziger legitimer männlicher Enkel Friedrich Barbarossas die Fortsetzung der sich genealogisch verengenden staufischen Hauptlinie darstellte. Allerdings ist umstritten, ob Friedrich tatsächlich "in der Öffentlichkeit" auf dem Marktplatz von Jesi geboren wurde. Der möglicherweise erst nachträglich verbreiteten Erzählung zufolge soll die Geburt in einem Zelt vor der Kirche von Jesi stattgefunden haben. 19 Bischöfe und Kardinäle seien Zeugen gewesen. Dennoch wurden bald Gerüchte laut, dass das Kind unterschoben sei und in Wirklichkeit von einem Metzger stamme. Auf dem Reichstag in Worms im Dezember 1195 designierte Heinrich seinen Sohn im Rahmen der Kreuzzugsvorbereitungen zu seinem Nachfolger als deutscher König. Im Februar 1196 schlug Heinrich auf dem Mainzer Hoftag den Fürsten seinen Erbreichsplan vor, nach dem sie ihr Wahlrecht verlieren sollten und das Königsamt erblich werden sollte. Als Gegenleistung zu Gunsten der Fürsten sollten auch die Reichslehen erblich werden und für den Episkopat die Spolien abgeschafft werden. Die Fürsten widersprachen diesem Plan zunächst, akzeptierten ihn aber nach massiven Drohungen Heinrichs im April auf dem Reichstag in Würzburg. Gleichzeitig verhandelte Heinrich mit Papst Coelestin III., um dessen Verzicht auf das Recht zur Kaiserkrönung zu erlangen. Der Papst ließ sich darauf nicht ein, und während dieser Verhandlungen widerriefen auch die Fürsten in Erfurt ihre Zustimmung, um am Weihnachtsfest 1196 doch noch endgültig einzuwilligen. Am 25. Dezember 1196, einen Tag vor seinem zweiten Geburtstag, wurde Friedrich in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen König gewählt. Als Heinrich im darauf folgenden Jahr während der Vorbereitungen eines Kreuzzuges starb, wurde Friedrich II. aufgrund seiner Jugend im Reich nicht anerkannt. Lediglich einige bereits im Heiligen Land befindliche Fürsten erneuerten ihren Treueeid auf ihn. Heinrichs VI. Bruder Philipp von Schwaben weigerte sich zunächst, für sich selbst um die deutsche Königskrone zu kämpfen, und wollte den Thron für seinen Neffen frei halten. Zuvor hatte Philipp versucht, Friedrich nach Deutschland zu holen, was misslungen war. Als jedoch die welfische Seite Otto IV. von Braunschweig als Nachfolger für Heinrich ins Spiel brachte und so zahlreiche Anhänger sammelte, ließ sich Philipp im März 1198 zum König wählen. Kurz darauf wurde auch Otto zum König gewählt, so dass es zwei konkurrierende Amtsinhaber in Deutschland gab, von denen sich zunächst keiner durchsetzte. In Sizilien übernahm Friedrichs Mutter Konstanze von Sizilien die Regentschaft, leistete den Lehnseid auf den Papst und verzichtete damit auch für ihren Sohn auf das deutsche Königtum. Damit waren Sizilien und das Reich wieder zwei getrennte Territorien. Am 17. Mai 1198 wurde Friedrich in Palermo zum König von Sizilien gekrönt. Im selben Jahr, am 28. November, starb seine Mutter, die testamentarisch den neu gewählten Papst Innozenz III. zu seinem Vormund bestimmt hatte. Innozenz nutzte diese Position, die er bis zu Friedrichs 14. Geburtstag 1208 inne hatte, um kaiserliche Rechte in Italien abzubauen und die päpstliche Macht zu stärken. In Palermo, wohin der Dreijährige nach dem Tod seiner Mutter gebracht worden war, wuchs er der Legende nach sehr freizügig und wie ein Gassenjunge auf, was heute aber sehr umstritten und auch wenig wahrscheinlich ist. Es wird jedoch gemutmaßt, das Klima der weltoffenen Hafenstadt mit ihren vielfältigen griechischen und arabischen Einflüssen habe zur Herausbildung der besonderen Persönlichkeit des späteren Kaisers beigetragen. In den folgenden Jahren stritten verschiedene Parteien um die Einflussnahme in Sizilien: von Konstanze entmachtete staufische Beamte und Würdenträger, Heerführer und päpstliche Legaten. 1201 wurde Palermo von Reichstruchsess Markward von Annweiler besetzt, der im Auftrag Philipps im Süden operierte. Friedrich wurde bis zum Tod Markwards 1202 von diesem erzogen, danach von Wilhelm Capparone. Papst Innozenz III. vermittelte dem 14-jährigen Staufer 1208 eine Ehe mit der 25-jährigen Konstanze, einer Schwester von König Peter II. von Aragon und Witwe des ungarischen Königs Emmerich. Friedrich musste allerdings zusichern, dass Sizilien an Aragon fallen würde, falls er ohne männlichen Erben sterben sollte. Die am 5./15. August 1209 in Messina geschlossene Ehe schien zu beiderseitigem Gefallen zu sein, und Konstanze gebar schon bald (1211) Friedrichs ersten Sohn Heinrich. Im gleichen Jahr wurde Friedrich aus der Vormundschaft entlassen und versuchte nun mit Hilfe der katalanischen Ritter, die als Konstanzes Mitgift nach Sizilien gekommen waren, Königsgüter wieder unter seine Kontrolle zu bekommen, die sich die Adligen Siziliens angeeignet hatten. Dies löste einen umfassenden Aufstand des sizilianischen Adels aus. Als Reaktion auf die Herrschaftsübernahme Friedrichs II. zog Otto IV., der nach dem Tod Philipps 1208 schließlich uneingeschränkt herrschte, nach Süden. Innozenz schwankte zu diesem Zeitpunkt zwischen einer Unterstützung für Friedrich oder für Otto. Sein Ziel war es, Sizilien auf Dauer vom deutschen Reichsteil zu trennen. Als Otto nach seiner Kaiserkrönung 1209 jedoch eine entsprechende Zusage dem Papst gegenüber brach und eine Invasion des sizilianischen Königreiches vorbereitete, bannte Innozenz ihn und schlug sich, auch auf den entsprechenden Rat des französischen Königs Philipp August, auf die Seite Friedrichs. Nachdem Philipp IV. tot und Otto IV. gebannt war, wurde Friedrich II. im Sommer 1211 auf Betreiben des Papstes von einem anti-welfisch gesinnten Kreis süd- und mitteldeutscher Fürsten in Nürnberg zum Kaiser gewählt. Die ungewöhnliche Verwendung dieses Titels bei der sonst üblichen Wahl des Königs durch deutsche Fürsten geht wohl direkt auf Innozenz III. zurück. Friedrich nahm die Wahl an, obwohl viele Verbündete in Sizilien ihm abrieten. Vermutlich wollte der junge König durch diesen Schritt in erster Linie die drohende Invasion Siziliens durch Otto abwenden. Obwohl der Papst Friedrichs Erfolgsaussichten gering eingeschätzt haben dürfte, da er ja im Erfolgsfall die Umklammerung des Patrimonium Petri durch die Verbindung zwischen Kaisermacht und Königreich Sizilien erneut heraufbeschwor, verlangte er trotzdem, dass Friedrichs Sohn Heinrich – wohl Anfang März[3] 1212 – zum König von Sizilien gekrönt wurde, bevor Friedrich II. nach Deutschland aufbrach, und betonte so die Unabhängigkeit des Königreichs Sizilien. In Rom wurde Friedrich von der Bevölkerung mit Begeisterung empfangen. Mit geliehenem Geld aus französischen Quellen und ohne große Gefolgschaft reiste Friedrich weiter. Erst ab Chur hatte er eine militärische Eskorte. Nachdem Friedrich mit großer Mühe die Alpen überwunden hatte – der Brennerpass war von feindlichen Truppen besetzt – kam er in Konstanz an. Die Stadt bereitete sich gerade auf den Empfang Ottos IV. vor und wollte den jungen Staufer nicht einlassen. Nach feierlichem Verlesen der Bannbulle des Papstes durch Legat Erzbischof Berard von Bari wurden ihm jedoch die Tore der Bischofsstadt geöffnet. Otto, der inzwischen in Überlingen auf die Fähre gewartet hatte, kam drei Stunden später vor die Stadttore und wurde zurückgewiesen. In Konstanz begann der Siegeszug Friedrichs durch das Oberrheintal. Mit großzügigen Versprechungen und Schenkungen eroberte er den Süden des Reiches, der ohnehin staufisch gesinnt war. Zahlreiche Fürsten wechselten auf seine Seite. Im August 1212 starb Ottos Frau, Friedrichs Cousine Beatrix, die der Welfe erst drei Wochen zuvor geheiratet hatte und die seinen Anspruch auf das Staufer-Erbe gestützt hatte. Daraufhin zog sich Otto nach Köln zurück, um neue Kräfte zu sammeln. Am 5. Dezember 1212 ließ sich Friedrich II. in einer Nachwahl in Frankfurt von einer größeren Anzahl Fürsten als König bestätigen. Am 9. Dezember wurde er im Mainzer Dom durch den Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein gekrönt – allerdings mit nachgebildeten Insignien. In der Folgezeit wurde Friedrich, dem chint aus Pulle (Kind aus Apulien), vorgeworfen, er sei bloß ein Pfaffenkönig, also ein vom Papst abhängiger Monarch, zumal er dem Papst die Wiederherstellung und den Erhalt der Rechte der Kirche zugesichert hatte. Wichtigstes Dokument dieser Zugeständnisse war 1213 die Goldbulle von Eger. Als Gegenleistung sagte der Papst zu, Friedrichs Herrschaftsanspruch auch in den Gebieten durchzusetzen, die noch auf der welfischen Seite standen. Der Machtkampf zwischen dem Staufer und dem Welfen wurde 1214 durch die Schlacht von Bouvines entschieden, in der ein welfisch-englisches Heer den Franzosen unterlag. Grund für die Einbeziehung der Engländer und der Franzosen war ein Streit zwischen Innozenz III. und dem englischen König Johann Ohneland. Innozenz hatte den französischen König beauftragt, England zu erobern, worauf sich Johann mit den Welfen verbündete, um Friedrich, den Verbündeten des Papstes und der Franzosen, militärisch zu schlagen. Philipp August schickte Friedrich die erbeutete goldene Kaiserstandarte. Nach der Ausschaltung Ottos ging Friedrich II. verstärkt gegen die Städte am Niederrhein vor, die ihn zum Teil nicht anerkannten. Am 23. Juli 1215 wurde er in Aachen wiederum durch den Mainzer Erzbischof zum römisch-deutschen König gekrönt. Gleichzeitig ließ er die Gebeine Karls des Großen umbetten und gab gegenüber Hugo von Ostia ein Kreuzzugsversprechen für Anfang 1219 ab. Otto IV. hatte nicht nur eine militärische Niederlage erlitten, sondern nach der Unterstützung vieler Reichsfürsten auch die der Engländer verloren. Auf dem Vierten Laterankonzil bestätigte Innozenz die Wahl Friedrichs zum Kaiser. Friedrich selbst holte seine Frau und seinen Sohn nach Deutschland nach, entzog ihnen den sizilianischen Königstitel und nahm ihn selbst an. Der fünfjährige Heinrich (VII.) erhielt das Herzogtum Schwaben und das Rektorat über Burgund. Mitte 1219 begann der neue Papst Honorius III., mit Friedrich über den Beginn des verschobenen Kreuzzugs zu verhandeln. Der Termin wurde schließlich auf den 21. März 1220 festgesetzt. Doch Friedrich hielt diesen Zeitplan nicht ein, zumal es weitere langwierige Verhandlungen zwischen ihm und dem Papst über den Status Siziliens gab. Ende April 1220 ließ Friedrich seinen Sohn Heinrich in Frankfurt gegen den Willen einer starken Adelsopposition zum König der Römer wählen. Im Gegenzug musste er den deutschen Bischöfen eine Reihe von Regalien zugestehen; diese wurden in der Confoederatio cum principibus ecclesiasticis festgelegt. Honorius erkannte diese Wahl nicht an und sprach Heinrich auch den sizilianischen Königstitel ab. Friedrich brach im August nach Italien auf. Seine Kaiserkrönung erreichte er gegen das Versprechen, zwar Sizilien und das Reich zu regieren, Sizilien aber lediglich mit der Legitimation durch das Erbe seiner Mutter und nicht durch den Kaisertitel. Am 22. November 1220 wurde Friedrich II. schließlich in Rom von Honorius zum Kaiser gekrönt. Der Überlieferung zufolge trug er bei der Krönung zum Kaiser einen roten Krönungsmantel. Diesem Krönungsbericht zufolge, der allerdings nicht von allen Historikern als authentisch angesehen wird, stammte der Mantel aus der Zeit seines Großvaters Roger II. und zeigte einen Dattelbaum und zwei Kamele, die von den Pranken von Tigern niedergehalten wurden. An seinem Rand soll ein arabischer Segensspruch zu lesen gewesen sein, der auszugweise wie folgt lautete: hier, wo die Tage und Nächte im Vergnügen dahingehen mögen, ohne Ende und Veränderung; im Gefühle der Ehre, der Anhänglichkeit und fördernden Teilnahme im Glück und in der Erhaltung der Wohlfahrt, der Unterstützung und gehörigen Betriebsamkeit. Der Krönungsmantel befindet sich heute in der Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien. Heinrich (VII.), seine Vormünder sowie Reichsministeriale übernahmen während Friedrichs langer Aufenthalte in Italien die Verwaltung Deutschlands. Ein Reichsverweser wurde nicht eingesetzt, obwohl Erzbischof Engelbert I. von Köln eine zentrale Rolle einnahm. Weitere wichtige Vertreter Friedrichs waren die Erzbischöfe von Mainz und Trier sowie Bischof Konrad von Metz und Otto von Würzburg, später auch Leopold VI. von Österreich, der Schwiegervater Heinrichs (VII.). Bereits während seines ersten Aufenthalts in Deutschland bemühte sich Friedrich II., das Reichsgut wieder herzustellen, das während des Thronstreits stark geschrumpft war. Diese Politik setzte er auch später fort. Große Territorialgewinne machte er durch das Erbe der ausgestorbenen Zähringer, das unter anderem die Alpenübergänge in Süddeutschland in königliche Hand brachte. Darüber hinaus gründete Friedrich 39 Städte, vor allem im Südwesten Deutschlands. Durch mehrere Stadtgründungen auf kirchlichem Territorium versuchte Friedrich außerdem die Macht des jeweiligen klerikalen Landesherren auszuhöhlen. Trotz seiner Titel als rex Romanorum und als römisch-deutscher Kaiser hielt sich Friedrich die meiste Zeit seines Lebens in Apulien und Sizilien auf, so von 1221 bis 1235 und von 1237 bis 1250. Während dieser Zeit ließ er sich in Deutschland durch seine Söhne vertreten. In Sizilien und Apulien organisierte er den ersten modernen Beamtenstaat und zentralisierte die Verwaltung nach byzantinischem Vorbild. Unmittelbar nach seiner Kaiserkrönung zog Friedrich II. 1220 mit nur kleinem Gefolge nach Sizilien. Durch die geringe Zahl seiner Begleiter hielt er sein Versprechen, in Sizilien keine landesfremden Gefolgsleute einzusetzen. In Capua erließ er Assisen, Gesetze, die die Adelsfehden beenden und den Landfrieden herstellen sollten. Darüber hinaus erklärte er alle Schenkungen und Privilegien für ungültig, die seit 1189 erteilt worden waren. Alle übrigen Privilegien mussten durch die königliche Kanzlei neu bestätigt werden. Sämtliche in den zurückliegenden 20 Jahren erbaute Burgen zog der König ein. Dadurch erhielt Friedrich eine Reihe befestigter Stützpunkte in seinem Königreich und seine Verwaltung einen Überblick über die Kronrechte in Sizilien. Insgesamt wurden die Entscheidungsmöglichkeiten der Barone stark eingeschränkt, vor allem was das Heirats- und Erbrecht sowie die Vergabe von Afterlehen betraf. Den daraus erwachsenden Widerstand der Adligen zerschlug Friedrich II. im Verlauf der folgenden zwei Jahre mit der Unterstützung kleinerer Landadliger, die er danach in einem zweiten Schritt ebenfalls in ihren Rechten einschränkte. Honorius III., der sich als Lehnsherr Siziliens sah, protestierte gegen dieses Vorgehen Friedrichs, konnte sich aber nicht durchsetzen. Im Mai 1221 erließ Friedrich eine weitere Assise, die die Bevorzugung auswärtiger Händler verbot, was vor allem die Seemächte Genua und Pisa traf. Zugleich startete er ein Flottenbauprogramm und weitete die königliche Kontrolle über den sizilianischen Handel aus. 1222 bis 1224 besiegte er die letzten Sarazenen in den zentralen Gebieten der Insel. Sie wurden nach Nordapulien umgesiedelt, wo sie als Arbeitskräfte auf den Krongütern und als Kämpfer in den Auseinandersetzungen mit dem Papst eingesetzt wurden und in Lucera bis 1300 ein Zentrum des Islam in Italien bildeten. Friedrich ließ in Nordapulien das Castel del Monte bauen und gründete 1224 die Universität in Neapel, die heutige Università Federico II, die die Aufgabe hatte, Beamte für den Staat auszubilden. Einwohner des Königreichs wurden verpflichtet, nur in Neapel zu studieren. 1226 erfolgte die Gründung der Universität für Apotheker (Pharmacognosia) in Salerno, die zusätzlich die Aufsicht über das Medizin- und Arzneiwesen übernahm. 1246 schrieb er Über die Kunst mit Vögeln zu jagen, ein Buch über die Falkenjagd; außerdem führte er das Rechnen mit der Null ein. Friedrichs Versuche, auch die Kirche in Sizilien unter seine Kontrolle zu bringen, blieben weitgehend erfolglos. Mit einer weiteren Assise wollte er das Ansammeln von Landbesitz in der "toten Hand" zurückdrängen. Auf massiven Widerstand, nicht nur aus der Kirche, stieß sein Vorhaben, auch das Recht der Besetzung der 150 Bistümer im Königreich an sich zu ziehen. Die darauf folgenden Auseinandersetzungen wurden immer schärfer und fielen mit dem Streit über den Kreuzzug zusammen, der schließlich zur Exkommunikation Friedrichs führte. Ein Schwerpunkt von Friedrichs II. Politik in Deutschland war der Norden. Nachdem Heinrich der Löwe seine Macht verloren hatte, war es Knut von Dänemark gelungen, seinen Einflussbereich vor allem in Richtung Baltikum zu vergrößern. 1223 setzte Heinrich von Schwerin den dänischen König Waldemar II. gefangen. Das nutzte Friedrich II. aus, um gegen Dänemark vorzugehen: Er verbündete sich mit Bremen und Adligen aus dem Hinterland der Stadt. Darüber hinaus stellte er 1224 die gerade erst christianisierten Balten unter seinen Schutz. Dieser Schritt stieß auf Widerstand von Honorius III., der die Schutzherrschaft über die Balten für sich beanspruchte. Als Reaktion auf den Protest des Papstes ermächtigte Friedrich 1226 den Deutschen Orden unter dessen Hochmeister und seinem Vertrauten, Hermann von Salza, mit der Goldenen Bulle von Rimini, im Baltikum aktiv zu werden und dort die vordringenden Pruzzen zu bekämpfen. Dieses Vorhaben unterstützte der polnische Herzog Konrad von Masowien, indem er dem Orden das Kulmer Land als Basis zur Verfügung stellte. Damit durchkreuzte der Kaiser erneut die Absichten des Papstes in der Region. Friedrich hatte sich selbst gegenüber dem Papst zum Kreuzzug in das Heilige Land verpflichtet. Am 9. November 1225 hatte er in Brindisi die Königin von Jerusalem, Isabella II. (Jolande) geheiratet und sich selbst am gleichen Tag zum König von Jerusalem erklärt. Isabella starb bereits 1228 bei der Geburt des späteren Konrad IV., hatte aber damit den Anspruch auf Jerusalem an die staufische Dynastie weitergegeben. Als Friedrich II. den Kreuzzug wegen einer Seuche im August 1227 abermals verschob, wurde er in Berufung auf den Vertrag von San Germano von Papst Gregor IX. gebannt. Allerdings waren der verzögerte Kreuzzug und sein Vorgehen im Baltikum nicht die ausschließlichen Gründe für den Bruch zwischen Papst und Kaiser. Mindestens ebenso bedeutsam waren Friedrichs Versuche, in die Kirchenstruktur Siziliens einzugreifen, und der Versuch, einen Reichstag zu Ostern 1226 nach Cremona einzuberufen, der aber nie stattfand. Im Vorfeld dieses Reichstages hatte Friedrich mehrere päpstliche Territorien zu Reichslehen erklärt und war mit sizilianischen Truppen in Oberitalien aktiv geworden. Ungeachtet des Bannes brach er 1228 zum Fünften Kreuzzug auf, was ihm als Gebanntem eigentlich verboten gewesen wäre. Der Papst verschärfte daraufhin den Bann, indem er den Adel in Sizilien und im Reich von seinem Treueeid entband. Im Sommer 1228 stellte Friedrich die Reichslehenschaft über Zypern wieder her. Im Heiligen Land fand Friedrich nur wenig Unterstützung, gleichzeitig bereitete der Papst einen Einmarsch in Reichsgebiet in Oberitalien vor. Damit waren militärische Operationen für Friedrich unmöglich und seine Rückkehr nach Italien dringend nötig. Allerdings scheint er Kämpfe gegen die Muslime auch gar nicht angestrebt, sondern frühzeitig mit Sultan Al-Kamil von Kairo diplomatischen Kontakt aufgenommen zu haben. Statt durch Waffengewalt erreichte Friedrich in fünfmonatigen Verhandlungen mit dem Sultan einen Friedensvertrag, den Frieden von Jaffa und damit die christliche Hoheit über weite Teile der Stadt. Während der Verhandlungen lud ihn der Sultan nach Jerusalem ein. Als der Muezzin aus Rücksicht auf Friedrich II. seinen morgendlichen Ruf zum Gebet nicht erschallen ließ, stellte ihn der Kaiser angeblich mit den Worten zur Rede: Ich habe in Jerusalem übernachtet, um dem Gebetsruf der Muslime und ihrem Lob Gottes zu lauschen. Die Stadt wurde mit Ausnahme des alten Tempelbezirks, aber unter Einschluss von Betlehem und Nazaret per Vertrag den Christen übergeben, die außerdem einen Korridor zur Küste erhielten. Darüber hinaus wurde ein zehnjähriger Waffenstillstand vereinbart. Sowohl auf christlicher als auch auf muslimischer Seite stieß das Abkommen auf breite Ablehnung. Der lateinische Patriarch Gerold verhängte das Interdikt über ganz Jerusalem, für den Fall, dass Friedrich II. die Stadt betreten würde. Davon ließ der Kaiser sich nicht abhalten: Obwohl gebannt, setzte er sich am 18. März 1229 in der Grabeskirche die Krone des Königreichs Jerusalem auf das Haupt. Der rechtliche Charakter dieser Selbstkrönung ist nicht zweifelsfrei geklärt und war auch unter den Zeitgenossen umstritten. Die sonst erforderliche Mitwirkung von Geistlichen war wegen des Interdikts unmöglich, so dass es sich bei dem Akt kaum um eine übliche Krönung als Herrschaftsbeginn gehandelt haben kann (Lit.: vgl. Humpert 2003, S. 357). Es spricht dagegen einiges dafür, dass Friedrich dieses "Gehen unter der Krone" eher als symbolische Bestätigung seiner Herrschaft über das Königreich Jerusalem verstand. Die Krönung wurde von den einheimischen Baronen nicht anerkannt, da Friedrich aus ihrer Sicht höchstens als Regent für seinen Sohn Konrad hätte tätig werden dürfen. Es dauerte allerdings bis zum 17. Juli 1245, bis der Papst Friedrich für abgesetzt erklärte. Der Kaiser selbst verließ nach der Krönung schleunigst das Heilige Land, wo er zu diesem Zeitpunkt keinerlei Rückhalt mehr hatte. In Akkon brachte er den Kreuzfahrer-Adel nach zähen Verhandlungen dazu, Konrad als König anzuerkennen, bevor er eilig nach Brindisi aufbrach. Nach seiner Rückkehr aus Palästina bekämpfte er die päpstlichen Truppen, die in das sizilianische Regnum eingefallen waren, und sicherte sein Territorium vergleichsweise schnell wieder ab. Noch während der Kämpfe nahm Hermann von Salza Vermittlungsgespräche mit dem Papst auf, um die Lösung des Banns zu erreichen. Im zweiten Vertrag von San Germano vom Juli 1230 machte Friedrich dem Papst eine Reihe von Zugeständnissen, unter anderem die Freiheit kirchlicher Wahlen, die Wiedereinsetzung von kirchlichen Amtsträgern, die Friedrich gebannt hatte, die Unantastbarkeit von Klerikern durch die weltliche Rechtsprechung, die Steuerbefreiung der Kirche und einen Verzicht auf alle Ansprüche im Kirchenstaat. Dafür sagte Gregor IX. die Aufhebung des Banns zu, was er im Folgejahr auch ausführte. Friedrich missachtete allerdings weitgehend die Vertragsvereinbarungen, was neues Konfliktpotential mit dem Papst barg. Zu Friedrichs Anhängern in Deutschland zählten auch die Bischöfe Ekbert von Bamberg und später dessen Neffe Poppo von Bamberg, in deren Dom wohl kurz vor oder um 1237 der waffenlose Bamberger Reiter aufgestellt wurde. In diesem Reiterstandbild vermuten Forscher ein Krypto-Porträt Friedrichs II., wobei der Reiter wohl hauptsächlich den wiederkehrenden Messias nach der Offenbarung des Johannes 19,10– 16 darstellen sollte, der allein mit dem Hauch seines Mundes, also mit Gottes Wort, die Feinde des Christentums vernichtet. Mehrere Theologen hatten sich bereits gegen bewaffnete Kreuzzüge gewandt (dazu: Lit.: Hannes Möhring: König der Könige. S. 41-57.). 1231 überwarf sich Friedrich endgültig mit seinem Sohn, Heinrich (VII.). Grund war das Vorgehen Heinrichs gegen die Fürsten. Es ähnelte zwar in weiten Teilen dem seines Vaters während des ersten Aufenthalts in Deutschland und danach in Sizilien, zu diesem Zeitpunkt und angesichts der Auseinandersetzung mit dem Papst stand es aber im Widerspruch zu Friedrichs Versuchen, das Einvernehmen der Fürsten zu gewinnen. Heinrich hatte ihnen auf Druck von Gregor IX. 1231 weitreichende Rechte verbriefen müssen, die Friedrich notgedrungen im Rahmen der Verhandlungen um den Frieden von San Germano bestätigte (so genanntes Statutum in favorem principum). Heinrich betrieb jedoch weiter eine harte Politik den Fürsten gegenüber, auf die Friedrich reagierte, indem er mehrmals Erlasse seines Sohnes für ungültig erklärte. Doch auch der Kaiser selbst schuf sich in dieser Zeit neue Feinde unter den Adligen, vor allem, als er 1232 das Reichskloster Lorsch dem Mainzer Erzbistum schenkte und so den Lorscher Vogt Otto II. und mit ihm die Familie der Wittelsbacher gegen sich aufbrachte. Heinrich verbündete sich schließlich mit den lombardischen Städten und mehreren kaiserfeindlichen deutschen Adligen, unter anderem den Bischöfen von Augsburg, Würzburg, Worms, Speyer und Straßburg sowie mit dem Abt von Fulda. Wie zuvor für den Fall des Ungehorsams vereinbart, bannte Gregor IX. den Kaisersohn, und Friedrich zog von Italien zurück nach Deutschland. Der Aufstand brach in sich zusammen, sobald Friedrich im Land war. Fast ohne Kämpfe strömten dem populären Kaiser Unterstützer zu. Über Heinrich saß Friedrich 1235 in Worms zu Gericht. Seine Verbündeten wurden begnadigt, der Kaisersohn selbst aber abgesetzt und in Sizilien eingekerkert. Im August des gleichen Jahres verkündete Friedrich auf dem Reichstag von Mainz einen Landfrieden. Der Reichstag sollte dazu dienen, die Zerrüttung durch den Aufstand Heinrichs (VII.) zu beheben. Zentraler Punkt aller Beschlüsse war die Betonung der königlichen Hoheit über alle Regalien, um der fürstlichen Aneignung dieser Rechte einen Riegel vorzuschieben. Außerdem betonte Friedrich seine Position als oberster Gerichtsherr und richtete das Amt eines Reichshofrichters ein. Vorbild für die Reorganisation im Reich waren Friedrichs Neuerungen in Sizilien. Allerdings konnte er seine Vorstellungen gegen die machtbewussten deutschen Fürsten nur zum Teil durchsetzen. Zumindest beeideten sie ihre Teilnahme an einem geplanten Italienzug. Die im folgenden Jahr entworfene zentrale Finanzverwaltung wurde nie real umgesetzt. Neben dem Landfrieden und seinen Regelungen für die Reichsstruktur war die Aussöhnung mit den Welfen die wichtigste Konsequenz des Reichstags. Friedrich nahm Otto von Lüneburg in den Reichsfürstenstand auf und rief damit das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg ins Leben. Friedrich II. ließ schließlich seinen Sohn, Konrad IV., 1237 in Wien zum neuen römisch-deutschen König und zum zukünftigen Kaiser wählen, nachdem ein erster Versuch dazu auf dem Mainzer Hoftag gescheitert war. Während Friedrich in Deutschland mit dem Einvernehmen des Papstes gegen Heinrich (VII.) vorging, gerieten beider Interessen in den sizilianischen Angelegenheiten wieder in Konflikt. Gregor IX. plante, eine Gesetzessammlung für Sizilien erstellen zu lassen. Dem wollte Friedrich zuvorkommen, um die eigene Macht über Sizilien zu stützen und sich als Gesetzgeber zu profilieren. Deshalb ließ er hastig ein Gesetzeswerk erstellen, das 1231 als die Konstitutionen von Melfi verkündet wurde, wegen der kurzen Vorbereitungszeit aber in den beiden Folgejahren jeweils einmal ergänzt wurde. Als Gesetzgeber stellte Friedrich sich in die Tradition antiker römischer Herrscher, ebenso durch die Prägung von Augustalen. Der Anspruch Friedrichs auf die Lombardei und Mailand läutete die letzte heiße Phase im Konflikt zwischen dem Kaiser und der Kurie ein, die stark eschatologische Züge trug. 1236 erklärte Friedrich II. den Reichskrieg gegen die Kommunen. Die Lombarden wollten ihren Bund nicht, wie vom Kaiser gefordert, auflösen. Bis in den Herbst 1237 erreichte keine der beiden Kriegsparteien eine militärische Entscheidung. Am 27. November kam es dann zu einer großen Feldschlacht bei Cortenuova, die der Kaiser für sich entschied. Von Mailand, der wichtigsten Stadt im Lombardenbund, verlangte Friedrich die bedingungslose Unterwerfung, was verweigert wurde. Obwohl sein Heer nach dem Schlachtensieg durch zahlreiche hinzuströmende Söldner verstärkt worden war, konnte Friedrich Mailand und die übrigen Städte nicht abschließend bezwingen. In dieser Phase verschärfte sich der Konflikt mit dem Papst weiter: Enzio, der älteste uneheliche Sohn Friedrichs, heiratete im Oktober 1238 die Erbin des größten Teils Sardiniens und nahm den Königstitel über die Insel an. Der Heilige Stuhl, der die Lehnshoheit über Sardinien beanspruchte, erkannte Enzio in dieser Funktion nicht an. Weit schwerer wog aber der Interessenkonflikt in der Byzanz-Politik. Zur Unterstützung des lateinischen Kaisers Balduin II. in seinem Kampf gegen die Griechen warb der Papst ab 1237 für einen Kreuzzug. Friedrich verhandelte gleichzeitig mit dem byzantinischen Kaiser Johannes III., dem Gegner Balduins. Nachdem Friedrich für seine Feldzüge in Italien byzantinische Söldner gestellt bekommen hatte, sperrte er im Gegenzug mehrere Häfen und ließ eine Kreuzzugs-Vorhut gefangen setzen, was den Aufbruch des Heeres deutlich verzögerte. Der Papst ging dagegen vor. Er unterstützte eine Propaganda-Kampagne, die Friedrich als den Antichristen darstellte, vermittelte ein Bündnis zwischen Genua und Venedig, wodurch eine Flotte entstand, die Sizilien hätte bedrohen können, und besiegte die kaisertreue ghibellinische Adelspartei in Rom. In dieser angespannten Situation starben Anfang 1239 kurz hintereinander Hermann von Salza und Kardinal Thomas von Capua, die bis dahin als Vermittler zwischen Kaiser und Papst gedient hatten. Weiter verschärft wurde die Auseinandersetzung durch einen Brief Friedrichs vom 10. März 1239 an das Kardinalskollegium, in dem er Gregor IX. offen des Bündnisses mit den aufständischen Lombarden beschuldigte. Der Papst veröffentlichte darauf eine erneute Bannbulle. Diese wurde, wohl um ein gegenteiliges Urteil der Kardinäle zu verhindern, schon kurz nach dem Eintreffen des Briefes des Kaisers bereits am Palmsonntag, dem 20. März 1239, und nicht, wie üblich, erst am Gründonnerstag veröffentlicht. Das Anathema listet unter vielen Vorwürfen auch den besonders schweren der Ketzerei auf, aber auch die angebliche Zugrunderichtung des päpstlich beanspruchten Sizilien durch Friedrich. Friedrich reagierte auf den Bann, indem er jegliche Rücksicht auf den päpstlichen Anspruch auf Sizilien fallen ließ, eine große Streitmacht aufstellte und die Verwaltung grundlegend umstrukturieren ließ: Die Insel Sizilien erhielt einen Generalkapitän und der festländische Teil einen Hofjustiziar als oberste zivile und militärische Beamte. Friedrich baute ein umfangreiches Spitzelsystem auf, ließ die Grenzen sperren und die dem Papst ergebenen Bettelorden ausweisen. Den einheimischen Geistlichen wurde untersagt, dem Interdikt Folge zu leisten, darüber hinaus besetzte Friedrich die Bischofsstühle komplett in eigener Entscheidung. Nach dem sizilianischen Vorbild organisierte der Kaiser auch Reichsitalien um. Es wurde in zehn Generalvikariate aufgeteilt und Enzio als Stellvertreter eingesetzt. Die Verwaltung übernahmen größtenteils Beamte aus Süditalien. Die kaiserliche Kanzlei entwickelte in dieser Situation eine außergewöhnliche Aktivität. Nicht nur an die Kardinäle, sondern auch an die Bürger Roms und vor allem die Fürsten der Christenheit gingen pathetische Aufrufe in großer Zahl hinaus. Friedrich betonte dabei immer wieder deutlich, dass er der eigentlich Friedliebende sei. Nach einer auf verschiedene Stellen des Alten Testaments Bezug nehmenden Einleitung und einer sehr ausführlichen und tatsachenbezogenen Darstellung der Dinge aus Friedrichs II. Sicht heißt es in einem Brief an die Hohen des Reiches vom 20. April 1239: Du also, geliebter Fürst, und mit Dir alle Fürsten des Erdkreises, beklage nicht nur Uns, sondern die Kirche, die die Gemeinschaft aller Gläubigen ist! Ihr schlaffes Haupt, ihr Fürst, steht wie ein brüllender Löwe da, ihr Prophet ist rasend (Off. 19,20), ein ungetreuer Mann, ein Priester, der sein Heiligtum besudelt, der ohne Gerechtigkeit gegen das Gesetz handelt. Hierauf antwortete der Papst mit einem Rundschreiben an alle Könige, Fürsten und Bischöfe der Christenheit. Dieser Brief vom 21. Mai 1239 bedient sich farbiger Bilder der Apokalypse des Johannes und bezeichnet Friedrich als den wahrhaftigen Antichristen: Es steigt aus dem Meere die Bestie voller Namen der Lästerung, die mit den Tatzen des Bären und dem Rachen des Löwen wütet und mit den übrigen Gliedern wie ein Leopard ihren Mund zu Lästerungen des göttlichen Namens öffnet, die nicht aufhört, auf Gottes Zelt und die Heiligen, die in den Himmeln wohnen, die gleichen Speere zu schleudern. Erklären kann man den Einfluss solcher Briefe nur durch die damaligen chiliastischen Vorstellungen. Joachim von Floris (Joachim von Fiore), sagte für die Jahre vor 1260 Vorläufer des Antichristen und schließlich diesen selbst voraus. Von der einen Seite wurde Friedrich als der Messiaskaiser, der Papst hingegen als die große Hure Babylon dargestellt. Die andere Seite meinte, den Kampf zwischen Antichrist und Engelpapst mitzuerleben. Nach der Niederlage des Lombardenbundes 1237 bei Cortenuova hatte sich die Lage in Oberitalien keineswegs entspannt. Die neue Verwaltungsstruktur mit den Beamten aus dem sizilianischen Reichsteil sahen die Lombarden als Tyrannei des Kaisers und als Verletzung der städtischen Autonomie an, während Friedrich in Mittelitalien auf eine positivere Stimmung stieß. 1238 scheiterte Friedrich vor Brescia, im September 1239 vor den Mauern Mailands. Er versuchte daraufhin, die mittelitalienischen Städte, besonders im Herzogtum Spoleto und in den Marken Ancona, für sich zu gewinnen. Seit dem Sommer 1239 marschierte in Friedrichs II. Auftrag sein unehelicher Sohn Enzio in die beiden Provinzen ein. Die Eroberung Jesis, des Geburtsortes des Kaisers in den Marken, war nicht nur von symbolischer Bedeutung, sondern auch deswegen, weil es im strategisch wichtigen Raum an der nördlichen Grenze des Königreichs Sizilien lag. Bald darauf erschien Friedrich II. selbst, aber nicht als Eroberer, sondern als Befreier und ließ sich als Heiland darstellen. Am Weihnachtsfest 1239 predigte er in der Kathedrale von Pisa. Es folgte die Eroberung Viteas 1240 und ein gescheiterter Versuch, Rom einzunehmen. 1241 vereitelte Friedrich durch die Gefangennahme mehrerer Bischöfe ein von Papst Gregor IX. für Ostern nach Rom einberufenes Konzil. Dadurch verhinderte er, dass sich eine Versammlung von Kirchenfürsten gegen ihn aussprach, und nicht nur wie bisher lediglich der Papst. Der Tod Gregors Ende August 1241 unterbrach zunächst den Konflikt, da Friedrich die Wahl eines neuen Papstes abwartete, die sich allerdings bis Juni 1243 hinzog. Der aus einer ghibellinischen Familie stammende neue Papst, Innozenz IV., galt als kaiserfreundlich, wurde aber, als er im Amt war, zu einem entschiedenen Verfechter des päpstlichen Machtanspruchs. Friedensverhandlungen wurden auf Drängen deutscher Fürsten und Ludwigs IX. von Frankreich aufgenommen und führten auch im März 1244 zu einem Vorvertrag. Darin verpflichtet Friedrich sich zum Rückzug aus dem Kirchenstaat, während der Papst den Bann aufheben sollte. Der wirkliche Friedensschluss scheiterte jedoch am Streit um die Lehnshoheit über Sizilien und die Lombardei sowie an der Frage, ob die lombardischen Städte in den Frieden mit einbezogen werden sollten. Innozenz IV. erneuerte daraufhin zu Ostern 1245 den Bann. Dennoch ergab sich noch einmal eine kurzfristige Annäherung: Als die Nachricht von der Eroberung Jerusalems durch den ägyptischen Sultan As-Salih in Europa eintraf, bot Friedrich dem Papst an, sofort zum Kreuzzug aufzubrechen, mindestens drei Jahre auf dieser Mission zu verbringen, den Kirchenstaat zu räumen und dem Papst die Regelung der Lage in der Lombardei zu überlassen. Ob diese Angebote ernst gemeint waren, lässt sich heute nicht mehr sagen. Innozenz IV. stellte am 6. Mai 1245 Friedrich die Absolution in Aussicht, widerrief dies jedoch sofort wieder, als ihn Berichte von Übergriffen kaiserlicher Truppen auf den Kirchenstaat erreichten. Darauf floh der Papst von Genua nach Lyon, wohin er ein Konzil einberief und am 17. Juli 1245 den Kaiser und Enzio für abgesetzt erklärte. Als Gründe gab er Friedrichs Untreue als Lehnsmann, Friedensbruch, Gotteslästerung und Häresie an. Friedrich erkannte seinerseits die Absetzung nicht an. In Deutschland versuchte der Kaiser unterdessen das seit 1232 gespannte Verhältnis zu den Wittelsbachern zu verbessern. Dabei verletzte er aber territoriale Interessen des Mainzer Erzbischofs Siegfried III. Der bis dahin kaisertreue Erzbischof wechselte auf die päpstliche Seite. Zusammen mit dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden wurde Siegfried so der wichtigste Vertreter päpstlicher Interessen in Deutschland. Nach der Absetzung des Kaisers wurde in Deutschland 1246 Heinrich Raspe auf Betreiben Siegfrieds von Mainz zum Gegenkönig gewählt. Siegfried selbst hoffte, dadurch die an Heinrich Raspe vergebene Grafschaft Hessen wieder zurück zu bekommen. Nachdem Heinrich Raspe schon im folgenden Jahr gestorben war, setzte Herzog Heinrich II. von Brabant 1247 die Königserhebung seines Neffens Wilhelm von Holland durch. Dadurch wechselten die Fürsten am Unterrhein einheitlich in das stauferfeindliche Lager. Andererseits verheiratete Otto II. von Bayern seine Tochter mit Konrad IV. und wurde so der mächtigste Verbündete der Staufer. In Italien ging Friedrich II. gegen die aufständischen Städte militärisch vor, betrieb aber gleichzeitig Verhandlungen mit dem Papst. Als er sich 1247 bereits auf dem Weg zu einem Treffen befand, fiel die strategisch wichtige Stadt Parma von ihm ab. Die Belagerung Parmas endete 1248 mit einer Niederlage für den Kaiser. Kurz darauf verbuchte er jedoch wieder militärische Erfolge. Eines wurde immer deutlicher: Militärisch war der Kaiser, anders als sein Großvater Barbarossa, nicht zu schlagen, zumal er noch immer auf die Einkünfte seines zentralisierten Königreiches Sizilien zählen konnte und es in den Kommunen zur Spaltung in kaisertreue (Ghibellinen) und kaiserfeindliche (Guelfen) Fraktionen kam. In dieser Lage versuchten seine Gegener 1246 ein Attentat, das aber scheiterte. Mehrere Vertraute des Kaisers, darunter auch Petrus von Vinea, wurden daraufhin hingerichtet. Im Mai 1249 wurde Enzio von den Bolognesern gefangengenommen. In dieser Phase schien alles auf eine Niederlage Friedrichs hinzudeuten, doch Anfang 1250 wendete sich das Blatt: In Deutschland hielt Konrad den Feldzug des Gegenkönigs Wilhelm auf, mehrere oberitalienische Städte wechselten auf die kaiserliche Seite. Der Papst geriet in eine bedrängte Lage und bot auf Anraten Ludwigs IX. Verhandlungen an. Friedrich zog auf die Residenz Innozenz' IV. in Lyon zu, starb aber, in eine Zisterzienserkutte gekleidet, am 13. Dezember 1250 auf Castel Fiorentino (Gargano/Apulien) wahrscheinlich an der Ruhr. Friedrichs Sarkophag aus rotem Porphyr steht im Dom von Palermo. Dort ruht er neben seinen Eltern (Heinrich VI. und Konstanze) sowie seinem Großvater, dem Normannenkönig Roger II., König von Sizilien. In Sizilien und Süditalien konnte Friedrich II. zwar bis zu seinem Tode 1250 unangefochten seine Position verteidigen, in Deutschland gelang dies seinem Sohn Konrad gegen die genannten Gegenkönige jedoch immer weniger, obwohl noch bis zu Friedrichs Tod Süddeutschland von den Staufern gehalten wurde. Mit dem Tod Konrads vier Jahre später in Süditalien war die Zeit der Staufer in Deutschland endgültig vorbei. In Sizilien hingegen hielten sich seine Enkel noch bis 1268. Mit dem Tod Kaiser Friedrichs II. begann das so genannte Interregnum, in dem das Königtum noch mehr an Macht einbüßte. Das Rechtssystem erhielt durch Friedrich II. entscheidende reformerische Impulse, die in die neuzeitliche Zukunft verwiesen, aber ganz der Idee des mittelalterlichen Universalherrschers verpflichtet waren: Die Assisen von Capua von 1220, aufbauend auf die unter seinem Großvater Roger II. begonnene Rechtsreform (Assisen von Ariano 1146), und die Constitutionen von Melfi aus dem Jahr 1231 trugen entscheidend zur normativen Positivierung von Recht und Staatsordnung bei und wirkten im europäischen Vergleich beispielgebend. In Sizilien hatten ihre Vorschriften mit zeitbedingten Modifikationen bis 1819 Geltung. Ihre volle Wirkung entfalteten diese Neuerungen jedoch nur auf sizilianischem Territorium: Nur dort stand dem Kaiser nach der Schaffung eines eigenen Beamtenstandes die Möglichkeit offen, seine Reformen ohne Rücksichtnahme auf die Interessen einer alteingesessenen Aristokratie umzusetzen. Insgesamt spielte das römische Recht in der Politik Friedrichs II. eine überragende Rolle: Friedrich fügte neue Gesetze in das spätantike Corpus iuris civilis ein und machte so deutlich, dass sich seine Vorstellungen vom Kaisertum den als vollkommen empfundenen antiken Traditionen verpflichtet sahen, aber auch, dass sich die Herrschaft auf dem Recht gründen muss. Friedrich II. erließ darüber hinaus strenge Gesetze zur Erhaltung der Natur und zum Schutz von Frauen und Minderheiten. Obwohl die Fortsetzung der Herrschaft über das gesamte Reich seines Vaters unwahrscheinlich erschien, wurde bereits der junge Friedrich nicht nur als zukünftiger König Siziliens, sondern in der Kontinuität seines kaiserlichen Vaters und Großvaters erzogen. Nicht zuletzt wegen seiner Jugend in Sizilien nahmen die Stadt Rom und die Anerkennung durch ihre Bevölkerung in seinem Verständnis des Kaisertums einen hohen Stellenwert ein. Darüber hinaus war dafür die Taktik des Ausspielens der Stadtrömer und des Papstes gegeneinander der Grund. Allerdings spielte auch der Papst eine wichtige Rolle für die kaiserliche Legitimation Friedrichs II. Schließlich hatte Innozenz III. ihn zumindest inoffiziell als Kaiser anerkannt, bevor er von den Reichfürsten gewählt worden war. Damit war die Bedeutung des Wahlakts deutlich zurückgegangen, allerdings wohl auch, weil die Reichsfürsten ebenso wie Friedrich selbst davon ausgingen, dass die Krone mangels ernstzunehmender Konkurrenten von nun an im Haus der Staufer bleiben würde. Insgesamt war die Hochachtung des Kaisertums im deutschen Reichsteil durch die Thronstreitigkeiten nach dem Tod Heinrichs VI. gesunken. Die häufige Abwesenheit Friedrichs II. und die krisenhafte Regentschaft Heinrichs (VII.) trugen nicht dazu bei, das Ansehen des Kaisertums zu steigern. Analog zur Entwicklung in Territorien außerhalb des Reichs und in einzelnen Fürstentümern nahmen auch unter Friedrich II. die Rechtsprechung und überhaupt das Vorhandensein eines kodifizierten Rechtskanons eine wichtigere Stellung ein. Dies galt auch für seine Rechte als Herrscher. So wurde das Regalienrecht zum wichtigsten Machtinstrument des Kaisers. Mit dieser Rechtsgrundlage gründete Friedrich Städte oder verlegte Handelswege, um angrenzende fürstliche Territorien zu entvölkern oder Fürsten Zolleinnahmen zu entziehen. Zudem vermehrte er die staufische Hausmacht, um diese ebenfalls für seine Ziele einzusetzen. 1231 dämmten die Fürsten dieses kaiserliche Vorgehen mit dem Statutum in favorem principum ein. Um Einfluss auf kirchliche Territorien zu erlangen, berief Friedrich sich auf seine Stellung als Vogt für die gesamte Kirche. Das Städtegründungsrecht auf kirchlichem Land wurde 1220 durch die Confoederatio cum principibus ecclesiasticis festgeschrieben, wobei den kirchlichen Herren der Besitz verschiedener Regalien zugesichert wurde. Einen Höhepunkt erreichte die Regalienpolitik Friedrichs 1235 mit dem Mainzer Landfriedensgesetz, in dem im Prinzip alle fürstlichen Rechte als lediglich vom Kaiser ausgegebene Regalien dargestellt wurden. Gegenüber dem Papst bestand Friedrich auf Gleichberechtigung (Sonne-Mond-Gleichnis). Seine „Kaiseridee" war zudem universal ausgelegt und stand ganz in der staufischen Tradition, wobei auch das spätantike Kaiserbild eine wichtige Rolle spielte. So ließ Friedrich Gold-Augustalen nach antikem Vorbild prägen. Auf diesen war er mit Tunika und Lorbeerkranz, ganz den römischen Kaisern nachgebildet, dargestellt. Des weiteren setzte er biblische Elemente ein: Seit seinem Kreuzzug umgab er sich mit dem Hauch eines messianischen Kaisertums, wobei auch die Äußerungen des Nikolaus von Bari eine Rolle spielten; demnach sei das Haus Staufen das Endkaisergeschlecht. Insgesamt flossen in Friedrichs Kaiseridee, die äußerst vielgestaltig war und teils äußerst übersteigert wirkte, mehrere Elemente ein: staufische, römisch-spätantike, byzantinische, biblische und normannische (Lit.: Hans Martin Schaller: Die Kaiseridee Friedrichs II. in: Wolf: Stupor mundi, S. 494ff.), verbunden mit einem bis dahin noch nicht da gewesenen, intensiven Einsatz kodifizierten Rechts. Friedrich II. war eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten der Geschichte. Seine Zeitgenossen nannten ihn „stupor mundi", worin insbesondere die Verblüffung – nicht selten auch das Befremden – der im gottbezogenen Universalismus des Mittelalters verankerten Beobachter über das hoch entwickelte Individualitätsbewusstsein des Staufers, seinen temperamentvollen Eigensinn und seine unorthodoxe, schier nicht zu bremsende Wissbegierde zum Ausdruck kam. Ein Beispiel dafür, wie sehr sich Friedrich von seinen Zeitgenossen unterschied, war der Kreuzzug in das Heilige Land. Als intimer Kenner der arabischen Mentalität „eroberte" er Jerusalem durch langwierige Verhandlungen und einen Vertragsschluss. Dass in der christlichen Welt friedliche Verhandlungen anstelle einer kriegerischen Eroberung als Hochverrat betrachtet wurden, war Friedrich gleichgültig. Seither betonten Friedrich und seine zahlreichen Anhänger, darunter auch Theologen, den messianischen Charakter seines Kaisertums, was im Kampf mit dem Papsttum dahingehend umgedeutet wurde, Friedrich sei der Kaiser der Endzeit, der Friedenskaiser. Den Überlieferungen zufolge war Friedrich II. von Wissensdrang und unbändiger Neugier erfüllt. Dinge, die sich nicht mit Vernunft erklären ließen, glaubte er zum Entsetzen seiner Zeitgenossen nicht. So verbot er z.B. die sogenannten Gottesurteile, da er der Meinung war, dass in einem Zweikampf immer der Stärkere, nicht zwangsläufig der Unschuldige gewinnen werde. Am Hof des Kaisers wirkten zahlreiche Dichter, Wissenschaftler und Künstler, so dass von einem Musenhof gesprochen wurde. Friedrich II. schrieb neben seinem Falkenbuch auch ein wissenschaftliches Werk über Vögel (De arte venandi cum avibus, Über die Kunst der Jagd mit Vögeln). Seine Gegner nutzten das allgemeine Wissen über seine wissenschaftliche Neugier, um eine für die Zeit plausible Propaganda zu entwickeln, die ihn diskreditieren sollte. Sie behaupteten, er litte unter Wahnideen. So schreibt ihm zum Beispiel Salimbene von Parma, ein Franziskanermönch, in seiner Chronik derer sieben zu. Eine der hier beschriebenen behandelt die sogenannte „Suche nach der Ursprache", die, schon seit der Antike nachweisbar, vor Friedrich II. bereits verschiedenen anderen Herrschern zugeschrieben worden war. Salimbene schreibt, Friedrich habe zum Zwecke dieser Suche mehrere Säuglinge von der Außenwelt isoliert und ihren Ammen befohlen, die Kinder zwar zu säugen und sauberzuhalten, aber weder mit ihnen zu sprechen noch sie zu liebkosen, oder ihnen sonstige Zuwendung zuteil werden zu lassen. Auf diese Weise habe er – so Salimbene – herausfinden wollen, in welcher Sprache Kinder ihre ersten Worte von sich geben. Die Kinder hätten dann aber gar nicht gesprochen, sondern seien aufgrund der mangelnden menschlichen Zuwendung frühzeitig gestorben. Solche und ähnliche Propagandaberichte trugen mit zur Verzerrung der Persönlichkeit Friedrichs in der Nachwelt bei. Friedrich II. gilt als „Wunderwesen" unter den europäisch-christlichen Monarchen des Mittelalters. Bereits seine Zeitgenossen sahen dies so. Allerdings erblickten viele in ihm auch den "Hammer der Christenheit" und sahen in seinem Interesse am Islam, mit dem er sein Leben lang in Verbindung stand, einen Verrat am Christentum. So führte seine tolerante Einstellung gegenüber der Religion später zu der Behauptung, Friedrich habe die Religionsgründer Jesus, Moses und Mohammed als „drei Betrüger" bezeichnet. Dies ist, so weit ist sich die moderne Mediävistik einig, nicht glaubwürdig und der päpstlichen Propaganda zuzuschreiben. Ob dieses Motiv bereits vorher zur Verdammung antikirchlicher Ideen verwendet wurde, ist nicht geklärt, allerdings ist dies nicht auszuschließen, wurde dieselbe Aussage später doch auch Petrus von Vinea, Arnaldus de Villanova, Boccaccio, Petrus Aretinus, Machiavelli, Pietro Pomponazzi, Gerolamo Cardano, Tommaso Campanella, Giordano Bruno, Baruch de Spinoza und schließlich sogar noch Thomas Hobbes angedichtet. Auch mittelalterliche Autoren sahen schon den Widerspruch mit früheren Aussagen, speziell des Papstes, der doch behauptet hatte, dass Friedrich "dem sarazenischen Gesetze mehr zustimme als Christus und dem christlichen Glauben; jetzt aber wirft er ihm in seiner Schmähschrift vor, dass er sowohl Mohammed wie auch Jesus und Moses (...) Betrüger nenne." Friedrich verstand sich als christlicher Monarch, allerdings im Sinne eines byzantinischen Kaisers, also als Gottes Stellvertreter auf Erden. Eine Unterordnung unter den Papst kam für ihn nicht in Frage. Dabei fällt auf, dass er, anders als sein Großvater Barbarossa, nie einen Gegenpapst aufstellen ließ. Denn Friedrich verstand sich weiterhin auch als mittelalterlicher Universalherrscher und keineswegs als ein Renaissancefürst, wie ihn manche spätere Historiker sehen wollten. Es ging ihm nicht um eine völlige politische Entmachtung des Papsttums, sondern vielmehr um einen weitgehenden Ausgleich, wobei er freilich, nicht zuletzt aufgrund seiner persönlichen Vorstellungen vom Kaisertum, den politischen Ambitionen der Päpste, das Kaisertum dem Papsttum nachzuordnen, entgegentrat. Mit dem Machtverlust des Königtums im Interregnum nach Friedrichs Tod entstand in Deutschland die Legende vom Kaiser Friedrich, der im Kyffhäuser-Gebirge schlafe (in Sizilien schlief er allerdings im Ätna) und nach seinem Aufwachen das Reich zur Größe zurückführen werde. Erst im 16. Jahrhundert wurde diese Legende auf seinen Großvater, Friedrich I. Barbarossa, übertragen. Diesen Volksglauben nutzten mehrere Menschen aus und gaben sich für den zurückgekehrten Kaiser aus, so z.B. Tile Kolup (auch Dietrich Holzschuh genannt) 1284 in Köln. (Quelle: Wikipedia.de)

Quellenangaben

1 Die Nachkommen Karls des Großen, XIV.524
Autor: Brandenburg, Erich
Angaben zur Veröffentlichung: Verlag Degener und Co, Neustadt an der Aisch, 1995, Bibliothek Klassischer Werke der Genealogie, Herausgegeben von Manfred Dreiss
Kurztitel: Die Nachkommen Karls des Großen
2 Die Vorfahren der Familie Steinlin von St. Gallen, 1-4, 297, 308, 309.
Autor: Uli W. Steinlin
Angaben zur Veröffentlichung: Basel, Schweiz: Kommisonsverlag Krebs AG, 2008.
Kurztitel: Die Vorfahren der Familie Steinlin von St. Gallen
3 GÉNÉALOGIES - 30000 ancêtres de Henri d'Orléans comte de Paris (1908-1999), 22-171, 25-93.
Autor: André de Moura
Angaben zur Veröffentlichung: Paris, Frankreich: L'Harmattan, 2001.
Kurztitel: GÉNÉALOGIES - 30000 ancêtres de Henri d'Orléans comte de Paris (1908-1999)
4 Nachkommen Gorms des Alten (König von Dänemark -936-) I.-XVI. Generation, 410.
Autor: S. Otto Brenner
Angaben zur Veröffentlichung: Lyngby: Dansk Historisk Haandbogsforlag, 2. Auflage 1978.
Kurztitel: Nachkommen Gorms des Alten

Datenbank

Titel Familienforschung Peters
Beschreibung
Hochgeladen 2023-04-12 20:31:06.0
Einsender user's avatar Dirk Peters
E-Mail mail@dirkpeters.net
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Herunterladen

Der Einsender hat das Herunterladen der Datei nicht gestattet.

Kommentare

Ansichten für diese Person