Matthias CLAUDIUS

Matthias CLAUDIUS

Eigenschaften

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Name Matthias CLAUDIUS

Ereignisse

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Geburt 15. August 1740 Reinfeld nach diesem Ort suchen
Tod 21. Januar 1815 Hamburg nach diesem Ort suchen

Notizen zu dieser Person

Dichter

Genealogie Aus holsteinischer Pastorenfamilie (6 Generationen); V Matthias († 1773), Pastor in Reinfeld, S des Pastors zu Süderlügum Nic. (1656–1720) u. der Anna Marg. Johannsen; M Marie (1718–80), T des Jeß Lorenzen Lorck (1667–1746), Kaufm. u. Ratsherr in Flensburg, u. der Brigitta v. Lutten; ⚭ Barnbeck 1772 Rebekka (1754–1832), T des Zimmermeisters Joachim Frdr. Behn; 5 S, 6 T, u. a. Johannes (1783–1859), Pastor zu Sahms b. Schwarzenbeck, →Frdr. (1789–1862), Bgm. v. Lübeck, Ernst Carl (1792–1854), Pastor in Blekendorf, Franziskus (1794–1866), Pastor in Segeley, Carol. (1774-1821, ⚭ →Frdr. Perthes [† 1843], Verlagsbuchhändler in Hamburg), Anna (1777–1856, ⚭ 1798 →Max. Karl Wigand Jacobi [1775–1858], Geh. Obermedizinalrat [s. ADB XIII]), Rebekka (1784–1835, ⚭ 1819 Jac. Schröder [1770–1831], Pastor zu Wandsbek); Enkel (Sohn v. Frdr.) →Frdr. Matthias (1822–68), Prof. der Anatomie in Kiel u. Marburg, Schwager v. →Emanuel Geibel († 1884); Urenkel Herm. (1878-1980), Dichter; Urgroßneffe→ Wilh. (1854–1942), Landschafts- u. Porträtmaler, Prof. an der Dresdner Kunstakademie (s. ThB). Biographie C. besuchte, nachdem er bis zur Konfirmation vom Vater unterrichtet worden war, die Lateinschule zu Plön; 1759-63 studierte er in|Jena erst Theologie, dann Rechts- und Kameralwissenschaften, von J. C. Davies und J. A. Schlettwein freigeistig beeinflußt. Nach dem Vorbild H. W. von Gerstenbergs schrieb er anakreontische Verse (Tändeleyen und Erzählungen, Jena 1763). Ohne das Studium abzuschließen, kehrte er ins Vaterhaus zurück, blieb dort, abgesehen von einem Jahr, das er als Sekretär in Kopenhagen im Kreis um Klopstock verbrachte, bis 1768 und nahm dann eine Stelle bei den hamburgischen „Adreß-Komptoir-Nachrichten“ an. In Hamburg trat er Lessing und Basedow nahe, lernte Herder kennen und freundete sich mit dem Übersetzer und Verleger J. Bode an, auf dessen Wunsch er Anfang 1771 die Redaktion einer schlecht beleumundeten Dorfzeitung in Wandsbek übernahm. Er nannte sie „Der Wandsbecker Bothe“, ab 1773 „Der Deutsche, sonst Wandsbecker Bothe“. Das bescheidene Blättchen errang dank der Beiträge der besten Autoren aus den Kreisen der Stürmer und Dränger und des Göttinger Hainbundes, nicht minder aber durch die eigenen Arbeiten des Redakteurs bald eine besondere Stellung in der literarischen Welt. In Vers und Prosa wurde C. zum Anwalt der Natur, der Menschenliebe, Gerechtigkeit und Duldsamkeit, des Glaubens und des Friedens. Die ewigen Fragen wie die des Tages behandelte er in einer volkstümlichen, humorvollen, oft absichtlich naiven Sprache, die seine persönlichste Ausdrucksform wurde. Ostern 1775 gab er eine Sammlung seiner Gedichte und Prosa „Asmus omnia sua secum portans, oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Boten, I. und II. Theil“ im Selbstverlag in Hamburg heraus, ein nur scheinbar willkürliches Nebeneinander von Ernst und Scherz, Gedichten und Rezensionen, Traktaten und Epigrammen. Kurz nachher ging die Zeitung ein; durch Herders Vermittlung wurde C. in die vom Präsidenten Karl Friedr. von Moser gegründete Landkommission nach Darmstadt berufen, wo er die „Hessen-Darmstädtische privilegierte Land-Zeitung“ redigieren sollte. Aber weder der Beamtenstand noch die Luft behagten ihm; er erkrankte schwer, und im Frühling 1777 kehrte er mit der Familie nach Wandsbeck zurück. „Was in Wandsbeck anfangen?“, schrieb er an Herder. „Übersetzen, Asmus herausgeben, und - befiehl Du Deine Wege!“ In den folgenden Jahrzehnten erschienen weitere sechs Bändchen seines „Asmus“, anspruchlose Dokumente einer vollkommenen Identität von Mensch und Schriftsteller. C. wurde berühmt, sein Haus das Ziel vieler Besucher von nah und fern. Herz der zahlreichen Familie war seine Frau, deren Anmut und Liebenswürdigkeit jedermann bezauberte. Wenn die Not groß war, halfen wohlhabende Freunde; später verlieh ihm der dänische Kronprinz eine bescheidene Sinekure. C. übersetzte Bücher von J. Terrasson, A. M. Ramsay, Fénelon und St. Martin. Mit den Jahren prägte sich seine konservative und christliche Gesinnung stärker aus. Sie trug ihm Angriffe der „Xenien“ und der Rationalisten ein, alte Freunde fielen von ihm ab, aber Geister wie Hamann, F. H. Jacobi, Graf F. L. zu Stolberg, J. G. Schlosser und dessen Schwiegersohn G. H. L. Nicolovius verstanden ihn; den Weg zu ihm fanden auch Johannes von Müller, F. Schlegel, Ph. O. Runge, B. G. Niebuhr und andere Romantiker. - Die Kriegsereignisse von 1813 trieben C. und Rebekka in die Emigration. Sie konnten zwar im nächsten Jahr nach Wandsbek zurückkehren, aber die Gesundheit des Dichters war erschüttert. Im Haus seiner Tochter Caroline starb er - „der reinste Mensch, den ich … gekannt habe“ (Herder). C. Schriften verbergen hinter dem ursprünglichen Volkston eine hohe und bewußte Kunst. Viele seiner Gedichte gehören zum ewigen Schatz deutscher Poesie, einige sind zu Volksliedern geworden. Aber sein eigentliches Anliegen war nicht das Kunstwerk; sondern als Dichter, Christ und Zeitkritiker an die wahre Bestimmung des Menschen zu erinnern und „durch Scherz und Ernst, durch gut und böse, schwach und stark und auf allerlei Weise an das Bessere und Unsichtbare zu erinnern … und mit gutem Beispiel voranzugehen“. Werke Sämtl. Werke, 2 Bde., hrsg. v. C. Redlich. 141907, 3 Bde., hrsg. v. B. Adler, 1924 (P), 1 Bd., hrsg. v. U. Roedl, 1954; zahlr. Ausw.ausgaben. Literatur ADB IV; J. H. Deinhardt, Leben u. Charakter d. Wandsbecker Boten M. C., 1864; C. Mönckeberg, M. C., Ein Btr. z. Kirchen- und Lit.gesch. seiner Zeit, 1869; W. Herbst, M. C., der Wandsbecker Bote, ⁴1878; W. M. Stammler, M. C., 1915; Goedeke IV/1, 1916, S. 973-83 (W, L); U. Roedl, M. C., 1950; Kosch, Lit.-Lex. I (W, L); Körner, S. 271 (W, L); Frels. Porträts Ölgem. 1804 (Mus. f. Hamb. Gesch., Hamburg), Abb. b. Rave, S. 110; Bleistiftzeichnung (im Bes. v. Pfarrer Ernst Schroeder, Altona-Othmarschen); Silhouette (Slg. Kippenberg Düsseldorf); Singer I, 1931, Nr. 15 257-260. Autor/in Urban Roedl Zitierweise Roedl, Urban, "Claudius, Matthias" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 266-267 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118521098.html#ndbcontent

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Titel Stammbaum Claussen
Beschreibung
Hochgeladen 2024-03-15 23:53:04.0
Einsender user's avatar Jan Claussen
E-Mail claussen.schieren@gmail.com
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