Notizen zu dieser Person
Sohn des fränkischen Adligen Eberhard (Familie der UNRUOCHINGER), Markgraf von Friaul, und der Gisela, Tochter Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN, übernahm nach 874 das Amt des friaulischen Markgrafen und unterstützte die Ansprüche der ostfränkischen KAROLINGER auf die italienische Königswürde. BERENGAR, führender Parteigänger Kaiser KARLS III., ging 883 in kaiserlichen Auftrag erfolglos gegen Herzog Wido von Spoleto vor. Die Schwächung der karolingischen Herrschaft in Italien gewährte BERENGAR Freiraum zum Ausbau seiner Macht in Nordosten. Nach der Absetzung KARLS III. durch seinen Neffen ARNULF ("VON KÄRNTEN") ließ sich BERENGAR von seinem Anhang im Januar 888 in Pavia zum König erheben. Der Adel überging, wie in Burgund und in Westfranken, das Thronrecht der verbliebenen KAROLINGER, was indessen nicht als Negierung der Reichsordnung zu werten ist: So anerkannte BERENGAR 888 die Oberhoheit ARNULFS. Rasch entstand BERENGAR in der Person WIDOS VON SPOLETO ein überlegener Rivale. Nach einem Sieg über BERENGAR ließ sich WIDO 889 in Pavia zum senior et rex proklamieren, 891 von Papst Stephan V. zum Kaiser krönen, doch außerhalb der karolingischen Reichsordnung verharrend. Papst Formosus krönte WIDOS Sohn LAMBERT zum Mit-Kaiser. BERENGAR blieb in der Folge auf NO-Italien östlich der Adda beschränkt; seine Lage änderte sich erst mit dem Tod der Kaiser WIDO (894), LAMBERT (898) und ARNULF (899). Der Ungarneinfall 899/900, dem BERENGAR nicht gewachsen war, zog eine Erschütterung seiner Herrschaft nach sich: Die Großen riefen König Ludwig von der Provence ins Land und erhoben ihn 900 in Pavia zum König; doch glückte es BERENGAR 905, den Gegenspieler zu verdrängen. Damit war BERENGAR endlich alleiniger Herr in N-Iitalien; freilich beeinträchtigte der weit fortgeschrittene Feudalisierungsprozeß in seinem Regnum die Herrschaft. BERENGARS Bemühungen um die Kaiserkrone führten jedoch erst 915 zum Erfolg. Obwohl sich 915 der Herrschaftsbereich BERENGARS nicht erweitert hatte, hob die Zusammenarbeit mit dem neuen Papst Johannes X. BERENGARS politische Bedeutung auf eine höhere Ebene (Eingriff als Sachwalter karolingischer Interessen in Lüttich 920). Der Aufgabe des advocatus ecclesiae in karolingischer Tradition war sich BERENGAR wohl bewußt; er trachtete nach Erfüllung dieses Anspruchs, war diesem jedoch nicht wirklich gewachsen. Seine Stellung in N-Italien blieb gefährdet, zumal ihm König Rudolf II. von Burgund 922 das Regnum streitig machte (923 Sieg Rudolfs bei Fiorenzuola). Nach BERENGARS Ermordung in Verona fand das Kaisertum des Westens erst 962 mit OTTO I. eine Fortsetzung.