Ludmilla NN
Characteristics
Type | Value | Date | Place | Sources |
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name | Ludmilla NN |
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religion | RK. |
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Events
Type | Date | Place | Sources |
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death | 16. September 921 | Tetin/Tschechien
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burial | September 921 | Tetin/Tschechien
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birth | about 859 | Burg Melnik/Tschechien
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marriage |
Parents
Slavibor VON BÖHMEN | NN NN |
??spouses-and-children_en_US??
Marriage | ??spouse_en_US?? | Children |
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Borivoy I. VON BÖHMEN |
Notes for this person
Sie war die erste christliche Herrscherin und ist die erste Heilige des Landes. Während ihrer Lebenszeit wurde der Grundstein für die Christianisierung gelegt und die Machtbasis der Premysliden-Dynastie geschaffen. Das Leben der Großmutter und Erzieherin des heiligen Wenzel wurde in vielen Legenden beschrieben, die grundlegende Quellen zur Geschichte Böhmens im 9. und 10. Jahrhundert sind. Die Hauptquelle für ihr Leben ist die sogenannte Christianslegende, die in den Jahren 992 bis 994, möglicherweise im Kloster Brevnov, entstand. Der Legende wird eine hohe Glaubwürdigkeit zugesprochen. Ihr Verfasser ist wahrscheinlich identisch mit dem Prager Benediktinermönch Strachkvas, einem Angehörigen der regierenden Premysliden-Dynastie, der als solcher mit der Familiengeschichte vertraut war. Zudem will sie offensichtlich keine Heiligenvita im eigentlichen Sinne sein, sondern ist eher als eine Art Chronik angelegt. Sie verzeichnet als erste den Stoff von Premysl und Libue, die Gründungssage des Premysliden-Hauses, und schildert die Geschichte des Landes von den mythischen Anfängen bis ins 10. Jahrhundert. Außer dem Werk Christians gibt es eine Reihe weiterer Wenzels- und Ludmilla-Legenden, die zum Teil älter sind und Christian als Grundlage gedient haben, zum anderen Teil auf ihm und anderen, verlorenen schriftlichen Überlieferungen aufbauen. Neben lateinischen sind altkirchenslawische Legenden aus der Kiewer Rus und Böhmen erhalten. Die Auswertung von Legenden für historische Zusammenhänge ist schwierig; andere zeitgenössische Quellen sind jedoch nicht vorhanden. Für ihre Herkunft werden zwei Möglichkeiten in Betracht gezogen: zum einen die Gegend der heutigen tschechischen Stadt Melník und zum anderen das Gebiet des sorbischen Stammes der Milzener in der Oberlausitz. Für Melník spricht die Angabe Christians,sie stamme: ex provincia Sclavorum, que Psou antiquitus nuncupabatur, nunc a modernis ex civitate noviter constructa Mielnik vocitatur. (aus einer slawischen Provinz, die früher Pov hieß, heute aber nach der neu erbauten Burg Melník genannt wird). In der Gegend ist mit Hradsko bei Meno eine große befestigte Anlage bekannt, die vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts entstand. Einen Beweis für ihre Herkunft gibt es hier indes nicht. Auch für die Abstammung aus dem Gebiet der Sorben, die in der sogenannten Prolog-Legende überliefert ist, gibt es starke Anhaltspunkte. Zwischen Böhmen und den sorbischen Stämmen bestanden im 9. und 10. Jahrhundert intensive Kontakte. Vom Frankenreich und insbesondere von den östlichen Herzogtümern ging für beide Gebiete eine ernsthafte Bedrohung aus, es gab gemeinsame kriegerische Aktivitäten. Eine Heirat zur Bekräftigung eines antifränkischen Bündnisses liegt zumindest im Bereich des Möglichen. Auch Ludmillas Schwiegertochter Drahomíra kam nur wenig später aus dem westslawischen Stamm der Heveller als fürstliche Braut nach Böhmen. Wahrscheinlich im Jahr 874 heiratete Ludmilla im Alter von etwa 14 Jahren. Ob sie dessen einzige Ehefrau war, ist unbekannt. Beide waren zum Zeitpunkt der Eheschließung noch nicht christianisiert, und die Kirche in Böhmen kämpfte noch im 10. Jahrhundert relativ erfolglos gegen Polygamie in den höheren Schichten. 921 starb Vratislav, vielleicht am 13. Februar. Sein Sohn Václav war zu diesem Zeitpunkt etwa 13 Jahre, Boleslav etwa 7 bis 8 Jahre alt. Die Großen des Landes ernannten Václav trotz dessen Minderjährigkeit zum Nachfolger seines Vaters, betrauten aber Ludmilla mit der Erziehung der Kinder. Drahomíra musste in diesem Schritt eine entscheidende Schwächung ihrer Machtstellung als faktische Regentin befürchtet haben. Spätestens im Sommer 921 kam es zum offenen Konflikt beider Frauen, in dem sie unterlag. Sie ließ ihrer Schwiegertochter ausrichten: Ich will nicht über dich herrschen. Nimm deine Söhne, wie es dir beliebt, regiere mit ihnen, gewähre mir aber die Freiheit, dem allmächtigen Christus zu dienen, an einem dir genehmen Ort. Sie übergab die Enkel an deren Mutter und begab sich mit ihrem Gefolge nach Tetín, einer der Premysliden-Burgen, die auf dem Weg nach Regensburg lag. Sie verließ also die Domäne nicht und stellte damit offenbar weiterhin eine Gefahr für Drahomíra dar. Im September beschloss die Regentin jedenfalls, die Schwiegermutter töten zu lassen, und sandte einen Teil ihres Gefolges unter dem Befehl zweier Männer namens Tunna und Gommon mit einem eindeutigen Auftrag aus. Am 15. September trafen die Krieger in Tetín ein. Nach den Worten Christians ahnte sie, was passieren würde, ließ ihren Priester Pavel eine Messe lesen und legte die Beichte ab. Nach Anbruch der Dunkelheit, nach damaliger Zeitrechnung also bereits am 16. September, brachen die Eindringlinge das Tor auf und einige, darunter Tunna und Gommon, drangen in das Haus ein. Bewaffneten Widerstand gab es nicht, nur die Fürstin versuchte noch, mit ihren Mördern zu reden. Vergeblich: Die Männer rissen sie aus dem Bett, ließen sie ein letztes Gebet sprechen und erwürgten sie mit einem Strick, nach einer anderen Lesart mit einem Schleier. Ihre Bitte, mit dem Schwert enthauptet zu werden, wurde verwehrt. Die Todesart galt den Hagiographen als besonders grausam, da sie ohne Blutvergießen stattfand. Dies war aber für einen Märtyrer eine der Voraussetzungen für die Heiligsprechung. Gleichzeitig wird daraus auf die Herkunft Tunna und Gommons geschlossen. Die Erdrosselung und anschließende Verbrennung von Witwen in der Kiewer Rus beschrieb für den genannten Zeitraum Ahmad Ibn Fadlan, und so wird vermutet, die beiden Männer seien Waräger in böhmischen Diensten gewesen. Gegen diese These gibt es ein gravierendes Gegenargument: Zur Vollziehung einer derartigen Opferhandlung hätte sie ihrem Tod zustimmen müssen, was sie eindeutig nicht getan hatte. Ebenso möglich ist daher, dass Drahomira die Erdrosselung befohlen hatte, um einen Märtyrerkult um ihre Schwiegermutter zu verhindern. Für Tunna und Gommon hatte sich die Tat nicht ausgezahlt. Sie wurden zwar reich belohnt und stiegen in der Folgezeit zu einer fürstengleichen Stellung auf, doch bald ließ Drahomíra die Täter bestrafen: Tunna konnte zwar fliehen, aber Gommon und alle Angehörigen beider Krieger wurden auf Geheiß der Fürstin getötet. Nach ihrem Tod erhielt sie ein rasches Begräbnis an der Mauer ihres Hauses in Tetín. Noch in den Jahren 921 bis 924 ließ Drahomíra über dem Grab eine Kirche errichten und dem Erzengel Michael weihen. Dass ausgerechnet die heidnische Fürstin einen Sakralbau befahl, erschien den Legendisten unglaubwürdig. Nach Aussage Christians sollte dadurch die sich bereits abzeichnende Verehrung gestoppt und umgelenkt werden. Kultbauten über den Gräbern Verstorbener sind allerdings keine christliche Erfindung: Auch andere frühe west- und mitteleuropäische Memorialkirchen weisen Verbindungen zum vorchristlichen Totenkult auf. Die Berichte können somit auf einen alten Brauch hinweisen, der in Drahomíras Zeit noch lebendig und akzeptiert. Ihr Tod fiel jedenfalls nicht dem Vergessen anheim: einer der ersten selbständigen Amtshandlungen ihres Enkels Václav nach dem Regierungsantritt war 925 die Übertragung der Gebeine seiner Großmutter nach Prag und ihre Umbettung in die Basilika des heiligen Georg. Mit der feierlichen Translatio war ihr Status als Heilige begründet; eine offizielle Heiligsprechung war im 10. Jahrhundert noch nicht üblich und nötig. Die kirchliche Bestätigung erteilte erst 11431144 der päpstliche Legat Guido di Castello während eines Besuches in Prag. Der Kult war von Beginn an der einer dynastischen Heiligen und sollte die Macht des Premysliden-Hauses unterstreichen. Im Gegensatz zum Kult ihres Enkels setzte er sich nur zögerlich durch. Die Verehrung war zunächst auf das Benediktinerinnenkloster beschränkt, dem um 970 die Georgskirche zufiel, und noch zu Beginn des 12. Jahrhunderts lehnten die Prager Bischöfe eine Anerkennung ab. Nach Cosmas von Prag wollte die Äbtissin von St. Georg im Jahr 1100 ein Stück von Ludmillas Schleier bei einer Kirchenweihe als Reliquie verwenden, Bischof Herman war jedoch dagegen. Der Stoff wurde daraufhin einer Feuerprobe unterzogen und bestand, womit die Heiligkeit zweifelsfrei bewiesen war. Den Bericht der Chronik unterstützt ein archäologischer Fund: Als 1981 ihr Grab geöffnet wurde, fand man eine weiße Textilie mit eingewebtem geometrischen Muster, die offenbar von Beginn an dort gelegen hatte. Erst am Ende des 12. Jahrhunderts stieg sie in den Kreis der Schutzpatrone Böhmens auf. In der Prager Kapitular-Handschrift des Augustinus-Werkes De civitate dei, die zwischen 1197 und 1214 entstand, steht sie in einer Reihe neben Václav, Vojtech und Prokop und ist damit eine der vier Hauptpatrone des Landes. Besonderen Aufschwung nahm ihre Verehrung, als mit Kunigunde eine Tochter des Königs Ottokar II. Premysl Äbtissin des Georgs-Klosters wurde (13021321). Im Laufe des 14. Jahrhunderts entstanden die wertvollsten Darstellungen der Heiligen. Theoderich von Prag, Hofmaler Kaiser Karls IV., bildete sie in einigen seiner Fresken in der Kapelle der Burg Karltejn ab. Bekannt sind die Bilderzyklen zur Wenzels- und Ludmilla-Legende in zwei illustrierten Prachthandschriften, der um 1350 entstandenen Velislaus-Bibel und der lateinischen Übersetzung der Dalimil-Chronik vom Anfang des 14. Jahrhunderts. Neben ihrer Funktion als Schutzheilige des Landes und der Premysliden diente sie als Patronin der Winzer, der Großmütter, Mütter und der christlichen Erzieher. Die bildlichen Darstellungen zeigen sie im langen Kleid mit einem Schleier oder einer fürstlichen Kopfbedeckung, ihr Attribut ist meist ein Schal oder ein Strick. Oft wird sie mit dem heiligen Wenzel als dessen Lehrerin abgebildet. Als Gedenktage werden der Todestag am 16. September und die Übertragung am 10. November gefeiert. Das Leben der heiligen Ludmilla wurde 1886 von Antonín Dvorák in dem gleichnamigen Oratorium vertont.
Sources
1 | aus Wikipedia |
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Description | Stand 17.5.2025 |
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