Hermine MANDEL

Hermine MANDEL

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Hermine MANDEL
Beruf Apothekenhelferin

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 10. Juli 1888 Frankfurt (am Main) nach diesem Ort suchen
Tod 4. April 1969 Fußbach nach diesem Ort suchen

Notizen zu dieser Person

Lebensbild nach mündlichen Angaben: Bei den Eltern unserer Patentante "Mimi" gab es einige merkwürdige Übereinstimmungen mit den Eltern unserer Mutter, ihrer Cousine Bertha. Der Vater war ein Postbeamter, ebenfalls aus einer Handwerkerfamilie (Sch reinerei) stammend und er heiratete in den Armbruster-Clan in Wolfach ein! Das junge Paar zieht nach der Hochzeit nach Frankfurt a.M., zum Dienstort des Bräutigams. Der war für die Bahnpostlinie Frankfurt-Basel verantwortlich, wie mir einmal sein e Witwe, meine Großtante Bertha erzählte. Dort in Frankfurt a.M. ist unsere "Gotte-Mimi" auch geboren wie ihre ältere Schwester "Liesel". Mit 12 Jahren verlor sie ihren Vater und die Mutter stand mit den beiden Kindern allein in der fernen Großsta dt. Sie gingen nach Wolfach zurück und alle drei wohnten in dem Haus Vorstadtstr. 27 bis zu ihrem Tod. Über Mimis Schulbesuch ist wenig bekannt. Sie hat mir erzählt, daß sie in Wolfach noch in der Bürgerschule war. Als sogenannte "Höhere Tochter " mußte sie natürlich Klavier spielen, aber ihre späteren Kunst-Darbietungen in unserer Kinderzeit auf diesem Gebiet waren nicht allzu anspruchsvoll. Ich erinnere mich nur noch an den "Flohwalzer", den sie oft auf dem im "Salon" der Wohnung im 2.S tock (badisch!) stehenden Flügel herunterklimperte. Unsere Patin war bis fast ins hohe Alter ein fröhliches und lachendes Menschenkind, den ganzen Tag sang oder trällerte sie vor sich hin. Viele Lieder sind mir heute noch geläufig, die ich imme r wieder von ihr hörte. Zu ihrem Repertoir gehörten außer Heimatliedern aus dem badischen Raum auch solche aus anderen Landschaften Deutschlands. So hörte ich von ihr oft: "An der Saale hellem Strande, wo die vielen Burgen steh'n...", "Es wa r im Böhmerwald..." und sogar "Wir sind die Sänger von Finsterwalde...". Bei den beiden erstgenannten erklärte sie mir auch, wo der Böhmerwald und die Saale in Deutschland zu finden wären. Aber die Frage nach dem Ort Finsterwalde hat sie mir ni e beantwortet, sicher wußte sie es nicht. Als ich viele Jahre später als Soldat in Berlin war, kamen wir einmal nach Finsterwalde. Gleich fiel mir meine "Gotti" wieder ein. Ich befragte dort einen Gastwirt wegen dem Lied, er wußte Bescheid: es se i aus einem damals sehr bekannten Singspiel lange vor dem 1.Weltkrieg. Ob Mimi einmal in Frankfurt im Theater war? Aber auch sonst hat sie sich mit uns Kindern immer beschäftig, es war ihr nie zuviel, unsere Fragen zu beantworten oder irgendetwa s aus irgendeinem Schrank herauszukramen, um uns zu beschäftigen. Manchmal schickte sie mich, vielleicht um etwas Ruhe zu haben, zu der Statue des Hl.Nepomuk. Diese stand damals auf dem Brückengeländer zwischen "Schütte" und Stadtmühle, nicht wi e heutzutage auf dem "Gassensteg". Ich sollte ihn dann gleich fragen, ob er schon etwas gegessen hätte. Ich rannte hin, fragte ihn und kam natürlich ohne Antwort wieder zurück. "Na was hat er gesagt?" war ihre Frage. "Nichts hat er gesagt" mein e Antwort. "Also siehst Du, dann hat er auch nichts gegessen!" dazu lachte sie wie so oft recht herzhaft. Auch einem "Grammophon-Apparat" Marke "Die Stimme seines Herrn" hatte sie ihn Gebrauch, den ihr Vetter Fritz Armbruster geschenkt hatte . Er stand auf dem besagten Flügel, der Plattenvorrat war nicht allzu umfangreich. Außer einigen Schlagern der Zeit wie "Was macht der Maier.." und der "Bummelpetrus" waren es meist "Straußwalzer". Auch Stücke aus wie Opern "Dichter und Bauer" ode r gar "Aida" tönten blechern aus dem Holzkasten, wenn man das Federwerk mit der Kurbel aufgezogen und eine neue Nadel in die Dose am blechernen Tonarm eingesetzt hatte. Ab und an gab sie dazu ein Solo zur Begleitung der dargebotenen Musik: wie sch on gesagt, Musik war ihr Leben! Das wirkte sich natürlich auch bei ihrer religöse Betätigung aus: viele Jahre war sie im Kirchenchor. Ich glaube mich zu erinnern, sie hatte eine Urkunde über 60 Jahre Mitgliedschaft. Und die Wolfacher sagten von ih r, daß der Pfarrer erst anfangen würde, wenn das "Fräulein Mandel" da wäre. Das stimmte auch. Sie war nämlich ihr Leben lang immer etwas locker mit ihrer eigenen Zeit umgegangen. So mußte sie meist in einem leichten Trab zur Kirche eilen, aber: do rt sang man schon. Sie setzte, schon ab der untersten Treppe mit lauter Sopranstimme die Orgel begleitend, zum Endspurt an: die Stufen hinauf zur "Empore", an ihren Platz gleich neben der Orgel. In unserer Kinderzeit war sie daheim und führte ihre r Mutter und der berufstätigen Schwester "Liesel" den Haushalt, wie man so sagt. Aber ich hörte einmal, wie meine Großmutter sagte: "Der Mimi geht halt nichts so gut aus der Hand!". Den Sinn dieses Ausspruchs habe ich erst später begriffen, sie wa r eben nicht die schnellste, aber dafür die fröhlichste Verwandte, die ich hatte. In ihrer Jugendzeit war sie auch berufstätig, in der Wolfacher Apotheke als Helferin. Eine unglückliche Liebe zu einem "Provisor" hat ihr anscheinend das Heiraten ve rgällt, sie blieb deswegen ihr Leben lang ein "Single", wie man heute sagt. Aber irgendwo mußte ihre Liebe ja hin, sie schenkte diese uns Kindern und vor allem allen ihren Katzen, nicht nur den eigenen, sondern auch denen ihrer Nachbarn. Und wi e hat sie alle betreut und gefüttert, ihnen Körbe für's "Wochenbett" gerichtet und ist mit ihnen zum Tierarzt marschiert. Ihre eigenen "Stubentiger" hatten allein schon im Haus ein großes Reich. In der Speichertür ein kleines Türle zum Schieben re gelte den Zugang dorthin, aber auch die Rückkehr in Mimis Wohnung von der zweistöckigen "Bühne" des hohen Giebelhauses, das heute unsere Cousine 2.Grades Annemarie Bröker allein bewohnt (auch sie ist wieder eine Katzennärrin!). Mimis Katzen hieße n Mohrle, Tiger oder Päber, aber es gab auch Mausel, Baschker und sogar Mops, letztere wurd einmal vom Pfarrhund gebissen! Eine habe ich noch in guter Erinnerung: steinalt, mit fast haarlosem Fell und blind. Jeden Tag bei gutem Wetter trug sie die se Matrone über die Straße auf C.F.Armbrusters Wäschehängplatz. Dort wurde sie liebevoll und behutsam auf einem der Sandsteinpfähle in der Mittagssonne abgesetzt und abends wieder heimgeholt. Später, mit zunehmendem Alter, wurde es reht schlimm mi t unserer Mimi. Sie wurde "wiislos", wie man in "Wolfe" sagt, ihre Gehirn verkalkte mehr und mehr. Sie kaufte bei's "Thedore" gegenüber Unmengen Nudeln und Reis, kochte Brei und bedeckte alle Fensterbretter ihrer ebenerdig gelegenen Räume auße n am Haus mit dieser Schmiere, um damit die Nachbarskatzen zu verpflegen. Bald darauf brachte man nach Fußbach. Dort starb sie nach einigen Jahren bettlägerig und umnachtet, zuletzt hat sie nur noch mit Stoffpuppen gespielt. Eine Pflegerin hat mi r dort einmal anläßlich eines Besuches gesagt, daß sie diese für ihre Kinder halten würde, ihnen aber Katzennamen gegeben hätte. Im Pflegeheim hätte es ihr sicher auch gutgetan, wenn sie von einer mitleidigen Seele zu einer Sandsteinbank getrage n worden wäre, um sich über die wärmenden Strahlen der Mittagssonne zu freuen! Rückblickend will ich nicht vergessen, sie zu nochmals zu loben. Wieviele "Osterhaasen" hat sie uns geschenkt in unserer Kinderzeit, alles was so ein Kinderherz begehrt e, lag oder stand beim Osterkorb (das "Christkindle" gab's von unserm Götte Josef Roberz). Da gabs Farbstifte, Malbücher, Bälle und auch später Bücher, Reifen, Tanzknöpfe und sogar einmal einen Holzroller Marke "Steiff". Dazu natürlich jede Meng e Schleckereien, aber auch Orangen und farbige Eier. Ich habe manches über Mimi in meinen Lebenserinnerungen geschrieben. Nachtragen muß ich heute noch, daß sie mir immer wieder von der "Altweibermühle" in Tripstrill erzählt hat, sie meinte jedoch , daß es diesen Ort nicht gäbe. Auch wieder erst nach Jahren habe ich festgestellt, daß ihn im Schwäbischen doch gibt. Ich konnte es ihr nicht mehr sagen! Weiter fiel mir noch ein, daß sie mich immer auffforderte, am Festtag des Hl.Laurentius (Wol facher Kirchenpatron), welcher angeblich auf einem Rost verbrannt wurde (in der Wolfacher Kirche ist eine Bild, das ihn im Feuer zeigt), auf dem "Damm" oder im "Gärtele" ein kleines Loch in den Boden zu graben. Dort, und nur an dem Tag, wäre noc h Holzkohle von seinem Feuer zu finden. Jedesmal fand ich sie und war erstaunt darüber. Als ich etwas älter war, habe ich auch mal an einem anderen Tag gegraben. Ich fand wieder die kleinen Holzkohle-Stückchen und war um eine Illusion ärmer. Di e Erklärung ist einfach: die Vorstadt und damit auch dieses Haus sind in den früheren Jahrhunderten mehrfach abgebrannt und der Brandschutt ist heute noch in der Erde.

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Hochgeladen 2006-02-10 17:29:17.0
Einsender user's avatar Friedrich Mußler
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