Jerg VIVELL (FIVEL)

Jerg VIVELL (FIVEL)

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Jerg VIVELL (FIVEL)

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 1618 Passy (Savoyen) nach diesem Ort suchen
Tod 1653 Passy (Savoyen) nach diesem Ort suchen
Heirat 1650 Passy (Savoyen) nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
1650
Passy (Savoyen)
Aloysia GEE (GEX)

Notizen zu dieser Person

"George"
Die Familie Vivell. (Quelle Frank Schrader Familienbuch)
Die Auswanderung nach Wolfach.
Die Einwohnerschaft der Stadt Wolfach bestand früher aus Bürgern und "Beywohnern" oder Hintersassen. Die Bürger hatten besondere Rechte und Pflichten, insbesondere durften sie selbstständig ein Gewerbe oder eine "Handtierung" treiben und waren wählbar für städtische Ämter und Dienste. Als Kind eines Bürgers erlangte man das Bürgerrecht mit seiner Verheiratung. Orstfremde mußten dagegen genau festgelegte Bedingungen erfüllen, um als Neubürger aufgenommen zu werden. Neben der Zahlung eines hohen Geldbetrages (ab 1669: 150 fl) mußten sie ihre eheliche Abstammung nachweisen und eine hiesige Bürgerstochter oder Bürgersohn heiraten. Ledigen Standes gab es nur unselbstständige Arbeiter oder Knechte. Über die Bürgeraufnahme eines Ortsfremden berichtet ein Wolfacher Ratsprotokoll vom 7.September 1684:
"Peter Vifel (Pierre Fiuel) aus Rassi (Passy) in Savoien gebürtig, thuet gebührend umb das Burgerrecht anhalten, mit Vermelden, daß er sich einer ehrlichen Burgertochter (Katharina Armbruster) allhier verheurathen, zumalen auch seiner künftigen Schwiegermutter, Ursula Losinger, das halbe Haus abkaufen wolle. Ist diesmalen zur Geduld gewiesen, jedoch mit dem Anhang, daß wenn er sein ehrlich Geburtsbrüeff und das zue Erlangung allhiesigen Burgerrechts erforderliche Geld aufweisen werde, soll ihmem, in einem und anderm guter Beschaidt erteilt werden".
Vier Monate später, am 8.Januar 1685, steht geschrieben:
"Heundt dato hat Peter Fivel, Cramer auß Savoien gebürtig, seine zur Erlangung allhiesigen Burgerrechts erfordernden 150 fl neben seinem Gebuhrtsbrief und daß derselbe keinen nachjagenden Herrn habe, sondern totaliter frey seye, vor einem ers. Rat erlegt, warüberhin gedachter Peter Fivel zur einem Burger auf- und angenommen und angelobt, daß solches Gelt sein aigen und ohnbekhümmert Guth seye".
Das von Peter Vivell von seiner Schwiegermutter abgekaufte "halbe Hasu (Hauptstraße 22) brannte in den Jahren 1695 und 1799 ab. Der 1801 erstellte Neubau blieb bis 1970 im Besitz der Linie "Eisen-Vivell". Peter war der erste Vivell in Wolfach. Von ihm stammen alle heute in Deutschland lebenden Vivells ab. Über 200 Jahr nach Peters Einwanderung besucht sein Nachfahre Joseph Vivell, Ingenieur in Berlin (Linie Eisen-Vivell), den Ort Passy, wo damals noch eine Anzahl Familien Fivel und Fivel-Demoret lebten. Auf dem Friedhof fanden sich 12 Grabsteine mit diesem Namen (u.a. Thâeodore Fivel (1828-94) aus Abbiez-le-Vieux, Architekt, seit 1868 Mitglied der Acadâemie de Savoie, entwarf u.a. die Pläne der Kirche von Thonon). Da die Kirchenbücher von Passy aus dem 17.Jahrhundert bei einem Kirchenbrand vernichtet wurden kann die Ahnenreihe Vivell nicht weiter verfolgt werden.
Passy liegt 700 m hoch in der Nähe von St.Gervais (Haute-Savoie) und der Montblanc-Kette. das Herzogtum Savoyen war bis 1796 politisch selbstständig und gehörte zum Heiligen Römischen Reich. Savoyen wurde u.a. durch die Hochgebirgslage und das Klima zu einem Auswanderungsland, zumal in wirtschaftlichen Notzeiten. In den angrenzenden Gebieten waren die auswandernden Savoyarden nicht immer willkommen. Allerdings profitierte die Gemeinde auch von den abgewanderten Bewohnern, denn sie unterstützten ihre Heimat finanziell. So konnte Passy Ende des 17.Jahrhunderts mithilfe eines Geldkredits von 28 000 sav.fl eines in Bayern tätigen Handelsmannes die lehenspflichtigen herzoglichen Domänen aufkaufen und sich zudem von der Lehensherrschaft des Kloster Peillonex freikaufen. Die Gemeinde war reich genug, diesen Geldkredit in einigen Jahren abzutragen, wodurch die Einwohner schon sehr früh leibfrei wurden.
Die Fivel in Passy zählten zu einer kleineren Handelsgesellschaft, die über mehrere Generationen, politische Ereignisse und Grenzen hinweg tätig war. Das Geschlecht geht zurück auf den in einer Besitzstandsaufnahme von 1635 erwähten Petrus Bochardi alias Fivel de Muret.
Der Salzhändler und Zeugkrämer Joseph Fivell, geboren am 3.4.1661 in Passy als Sohn von Nicolas Fivell und Andrâea Gouche, kam 1686 nach Offenburg, wo er als Bürger angenommen wurde, er war verheiratet mit Maria Magdalena Rotmann. Sein Sohn Franz Leonhard Fivell wurde am 22.Oktober 1699 in Offenburg geboren, ging seit 1715 in Gengenbach bei dem bekannten Bildhauer Philipp Winterhalder in die Lehre, heiratete am 14.Mai 1723 in Offenburg Anna Maria Sibert und starb dort am 9.Januar 1737. Franz Leonhard fertigte u..a. die Dekorationen eines um 1730 entstandenen Orgelprospekts der ehemaligen Abteikirch in Gengenbach an, die Figuren stammen von Matthias Hirschfeld aus Bergzabern. Dieser Prospekt befindet sich heute im Freiburger Augustinermuseum. On und wie die Offenburger Vivell mit den Wolfachern verwandt sind, ist nicht bekannt.
Weitere gegen Ende des 17.Jahrhunderts in einem Umkreis von 30 Kilometer um Offenburg in Baden und im Elsaß Handel treibende Fivels sind im Sterbebuch von Passy verzeichnet. Daraus läßt sich schließen, daß sie dort möglicherweise eine Handelsgesellschaft auf Familienbasis organisiert hatten, jeoch wieder nach Passy zurückkehrten.
Ausgehend von Peter Vivell verzweigt sich das Geschlecht in viele Linien und immer wieder waren die Vivells als Kaufleute tätig, ergriffen aber auch andere Berufe. Obwohl in Wolfach keine Zunft der Kaufleute bestand, gab es bei ihnen eine genaue Abgrenzung der Arbeitsfelder. Handelsleute handelten hauptsächlich mit Tuch, die Cramer waren Kleinhändler in den verschiedensten Artikeln, die Cremppen verkauften vornehmlich Salz, Tabak, Lebensmittel sowie von ihnen meist selbst hergestellte Lichter und Seife. Überschreitungen des vorgeschriebenen Bereichs und gegenseitige Eingriffe in ihre Rechte waren bei den Kaufleuten viel häufiger als bei den Handwerkern. So erfolgte nach etlichen Klagen vor dem Wolfacher Rat im Jahr 1700 eine offizielle Aufteilung der Kaufleute: Als Handelsleute wurden bestimmt Johann Neff und Jacob Bruzetto, zu den Cramern zählten Peter Vivell und Hans Jerg Schilling, Cremppen warenGeorg schmid, Franz Neff udn Zachar Beck.
Peters Sohn Johannes Vivell (1688-1756) belieferte im Polnischen Erbfolgekrieg die einquartierte Kavallerie mit Heu. Als vom 19. zum 20.Oktober "Schier ganz Hausach verbrannt", fielen auch "110 Zentner Hew umb 105 fl" den Flammen zum Opfer, die "Johannes Fivell lifferant und Consorten (Rotgerber Joseph Willmann und Sonnenwirt Johannes Müller), so die Cavallerie mit dem rauen Futter versehen, gekauft haben". Daraus entstand ein Rechtsstreit, wer nun den Schadenzu tragen habe. Die Wolfacher Brand-"Societät" behauptet, "das Hew gehöre erst ihnen, wenn es ihnen unter die Handt gebracht", während Hans Jörg Waidele aus Hausach darauf besteht, "der Kauf sei abgeschlossen gewesen". Es wird entschieden, daß die "Wolfacher Societät (....) den eingeklagten Kaufschilling von 105 fl zu zahlen schuldig" ist. Nach altem Wolfacher Herkommen hatte der Verkäufer eines Hauses dieses noch 4 Wochen vom Kauftag an "in seiner Gefahr". "Fahrnisse" dagegen standen gleich nach abgeschlossenem Verkauf für den Käufer in Gefahr, auch wenn dieser davon noch nicht Besitz genommen hatte.

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Hochgeladen 2006-02-10 17:29:17.0
Einsender user's avatar Friedrich Mußler
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