Notizen zu dieser Person
genannt "Der Schreiber", Gründer des Dominikaner-Klosters zu Ulm
Scriba Craffto, Krafft von Ulm
Obwohlen dieſes Geſchlecht ſeit mehr als einem Jahrhundert, unter den Ulmiſchen eines der berühmteſten geweſen, ſo iſt es doch in Augsburg eines derjenigen, von welchen ſehr wenig zu melden iſt. Der Name Kraft oder Crafto wird zwar in ſehr altenDocumenten gefunden, und es hat nicht nur in Augsburg Dom-Herren dieſes Namens gegeben, ſondern es ſoll auch anno 1280 ein Crafto Abt zu Hirſchau geweſen ſeyn. Man berichtet aber von dem Herkommen dieſer Familie, daß ſie vor Zeiten den Namen von Semita geführet, insgemein aber von Steeg genannt worden ſey, in dem ſie Beſitzer des Flecken Scharrenhaußens und des dazu gehörigen Schloßes der Steeg genannt geweſen ſeyen. Als aber dieſes Schloß und Dorf in Kriegs-Zeiten verwüſtet worden, haben ſie ſich in die Stadt Ulm begeben. Den Namen Kraft ſollen ſie durch folgende Begebenheit erhalten haben. Ein Edelmann, deſſen Wappen dem von Steegiſchen gleich geweſen, habe nicht leiden wollen, daß dieſe ſich deſſelben bedienten, und daherdaſſelbe, wo er es gefunden beſchimpfet und entehret haben. Die von Steeg haben ſich darüber bey dem Kaiſer beklagt, und den Ausſpruch erhalten, daß die Sache durch einen Zweykampf ausgemacht werden ſolle. In dieſem Gefecht habe der von Steeg ſich immer mit den Worten hie Kraft, da Kraft ermuntert; und nachdem er ſeinen Gegner überwunden, den Namen Kraft auf ſeine Nachkommen gebracht.
Auſſer dem iſt ihnen auch der Name Scriba (Schreiber) von einem ehemahls getragenen Amt her, eigen geweſen. Ich finde ſchon anno 1239 einen Conradum de Ulma aulae noſtrae (nemlich Kaiſer Conrads IV.) Notarium, doch nach dem Zeugnuß der Genealogiſchen Urkunden, iſt der älteſte, der ſür den Stamm-Vater dieſes Geſchlechts angegeben wird, Dominicus. Er war Kaiſer Albrechts des I. Canzler und Stifter des Predigerkloſters zu Ulm, in welchem er auch begraben liegt. Sein ſehr altes mit dem Kraftiſchen Wappen geziertes Epithaphium, hat die Aufſchrift A. D. 1298. in die Epiphanie obiit, Dominus Äantiquus Scriba fundator noſter.
Aus: Geſchichte der adelichen Geſchlechter in der freyen Reichs - Stadt Augsburg ſowohl in Anſehung ihres beſondern Standes als auch - in Anſehung einer jeden einzlen Familie beſchrieben und aus bewährten Geſchicht - Schreibern und Urkunden gezogen durch Paul von Stetten, jünger. 1762.