Notizen zu dieser Person
Info von Heinrich Zimmermann (226):
Gemäß den Vorstellungen des 19. Jahrhunderts als Stammhalter geboren zu werden, zeichnete aus, v. a. die Mutter, zumalals jüngstes von drei Kindern. Dass diese Gelegenheiten auch zu Privilegien geführt hätten, ist zwar nicht nachgewiesen,aber dennoch wurde davon gesprochen. Er war, so die Ausführungen seiner Frau, Idealist und Optimist, was auchLeidensgefährten aus späterer Zeit (sowjetische Gefangenschaft 8.5.1945 - 17.12.1955) bestätigen! Er war Patriot(Idealist) und glaubte stets an das Gute, auch wenn ihm Böses widerfuhr (Optimist)! 1904 kam er zunächst in dieVolksschule und anschließend in das humanistische Gymnasium, Francisceum, in Zerbst, das er bis zur Obersekundabesuchte. Als Patriot, und das ist wohl nur aus der Denkweise dieser Zeit heraus zu verstehen, meldete er sich alsFreiwilliger zum Militär. Und zog, nachdem er im Halberstädter Dom vereidigt worden war, ins Feld. In Flandern wurde erdurch einen Granatsplitter schwer verwundet (re. Schulterblatt). Von Ereignissen, (Plage von Ratten imSchützengraben-Krieg/den Folgen - Diarrhoe - der mangelhaften Ernährung bei dauerndem feindlichen Artilleriebschuss/dieBeachtung hierarchischer Ordnungen u. v. m.), die er während des I. Weltkrieges erlebt hatte, erzählte er in brillianterArt, ohne dabei die Grausamkeiten der Ereigisse zu verharmlosen, so dass immer etwas Optimistisches übrigblieb. Aus demKrieg schied er 1918 als königlich preußischer Leutnant, mit dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse geehrt, aus.
Auch das ist heute kaum noch nachzuvollziehen, dass das vom Vater Begonnene vom Sohn selbstverständlich fortgesetztwird. Dazu erfolgte die Ausbildung zum Großhandelskaufmann bei der Firma Kretschmann & ... in Magdeburg und anschließenddie Tätigkeit im elterlichen Geschäft, das er nach dem Tod des Vaters im März 1933 übernahm.
Mit Beginn des II. Weltkrieges zog er die feldgraue Uniform an, um wieder dem Vaterland zu dienen. Er war in Bielefeldbei der Aufstellung der 83. Infanteriedivision beteiligt, nahm am Frankreichfeldzug teil, wobei er in Valenciennesverwundet wurde. Bis zur Verlegung an die Ostfront 1942 war er zwischenzeitlich Kommandant eines Gefangenenlagers inBiarritz. An der Ostfront oblag ihm im Nordabschnitt (Ilmenseegebiet) die Bekämpfung von Partisanen-Einheiten, außerdemmusste die russische Verwaltung betreut werden. Im Rahmen des Rückzugs, 1944, kam er mit seiner Einheit nach Kurland undhatte in den sechs Kurlandschlachten bis zur Kapitulation Dienst bei der 420. Infanteriedivision in Tallin geleistet.Er ging als Major der Reserve, obwohl ihm vorher die Übernahme als aktiver Offizier angeboten war, in sowj.Gefangenschaft bis zu seiner Entlassung im Dezember 1955. Auch in Gefangenschaft wurde ihm und uns im nachhinein dasbestätigt, was seine Frau zu seiner Charakterisierung gesagt hatte: Idealist und Optimist, der treu zu seinem Wortstand. Er nahm in Bielefeld, wo für ihn der II. Weltkrieg sinen Anfang nahm, nach der Gefangenschaft sinen Wohnsitz.Hier wohnte er zunächst in Untermiete (1 Zimmer), danach in einer Wohnung in der Teutoburger Str. beim Schwiegervaterseines Schulkameraden Männe (Hermann) Prieß und schließlich in der Wohnung Karl-Strunkmann-Weg 6, in der er acht Jahrenach seiner Heimkehr durch Herzinfarkt plötzlich und unerwartet starb.
Berthold
Prunzel
