Georg Michael BACMEISTER

Georg Michael BACMEISTER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Georg Michael BACMEISTER
Beruf Hof- Hof- und Kanzleirat, Vizegouverneur des Prinzen Georg August von Hannover

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 19. Dezember 1663 Hannover nach diesem Ort suchen [1]
Taufe 22. Dezember 1663 Hannover nach diesem Ort suchen
Tod 1723 Stade nach diesem Ort suchen

Notizen zu dieser Person

Kanzleirat, Unt.Gouverneur d.Kurprinzen Georg August v.Hannover


Sein Vater starb, als er 15 Jahre alt war. Die Erziehung der neun Geschwister,
von denen zwei als kleine Kinder starben und der Jüngste beim Tode seines
Vaters zwei Monate alt war, lag in den Händen der Mutter, die es verstand,
allen Kindern eine sorgfältige Ausbildung zu geben und Ehen in den besten
Beamtenfamilien zu vermitteln. G.M. stand in hannoverschen Diensten. 1687 war
er Vizearchivar in Hannover, 1692-93 Geheim-Sekretär in Wien, 1693-96 Geschäftsträger
in Berlin, 1669-1704 Vizegouverneur (Lehrer und Erzieher) des Prinzen Georg
August (später Georg II. in England), 1704 schied er mit dem Titel eines Hof-
und Kanzleirates aus. Er bewohnte danach das elterliche Haus in Celle, Rundestr. 11,
ist aber in Stade gestorben, wo sein Bruder Generalsuperintendent war.


Erhalten ist der Briefwechsel zwischen G.M.B. und G.W.Leibniz. Diese Korrespondenz
dreht sich naturgemäss um dessen Forschung über die Welfengeschichte, zu der
er Unterlagen aus verschiedenen Archiven brauchte. Er bat G.M. um Akten aus den
Wiener, Berliner und schwedischen Archiven. G.M. hatte viel Mühe,
den jeweiligen Archivar zu bewegen, die Unterlagen zu suchen, einen
Kopisten oder Übersetzer zu finden,
die Bezahlung für diese Leute aus der Hannoverschen Kasse zu erreichen
und die Papiere mit einem zuverlässigen Boten nach Hannover zu schicken. Er
urteilt auch gelegentlich selber, ob sich die Unterlagen verwerten lasen, ob es
nicht zu anderer Stelle bessere historische Berichte gibt. Er aüsserte sich
zu einem zeitgenössischen Gedicht und ermutigt Leibniz zu seinem grossen Werk.
Er berichtet von einem Pamphlet gegen Spener (``Vater des Pietismus''), das dieser
ihm voll Empörung in Berlin zeigt, und wir stehen mitten drin in den Ereignissen
jener Zeit.


Wir lesen von dem Kommen und Gehen der verschiedenen Diplomaten am Wiener Hof,
von Gerüchten über politische Heiraten, die geplant werden. Er rät dringend dazu, eine
Braunschweiger Prinzessin mit dem Kurfürsten Max Emanuel von Bayern zu verloben
(tatsächlich gelang es schliesslich der hannoverschen Diplomatie, ihre Ehe mit
Kaiser Franz Joseph I. zu erreichen). Ein grosses Thema ist die 9. Kurwürde, die
der hannoversche Herzog Ernst August mit vielen Opfern beim Kaiser erreicht hat,
und die nun von seinen Standesgenossen nicht voll anerkannt wird. Da wird lobend
festgestellt, dass der König von Spanien in aller Form gratuliert hat, dass der
König von Polen dies zwar auch tut, aber die Anrede ``Bruder'' versäumt. Der
Papst hat die neue offizielle Anrede missachtet -- sein Brief muss natürlich an
den Absender zurückgeschickt werden. Es gibt Streit um das mit der Kurwürde
verbundene Erzamt: Die Württemberger im Besitz der Reichssturmfahne wehren sich
dagegen, dass dem neuen Kurfürstentum das Reichsbanner zugesprochen werden soll
(tatsächlich erhielt Hannover dann das Erzschatzmeisteramt). Es gab einen gelehrten
Disput über die Bedeutung des Württemberger Amts, das nicht einem Erzamt gleichzusetzen
sei: Leibniz lieferte die Argumente.


Am interessantesten ist aus dem Heutigen aber, was über die politische Situation
berichtet wird. G.M. drückt sich sehr vorsichtig aus und nie erwähnt er seine
Funktion bei den hannoverschen Gesandtschaften in Wien und Berlin. Das ist kein
Wunder: Die Post, damals noch in privaten Händen, pflegt alle Briefe zu öffnen.
Thurn und Taxis soll sich ein Vermögen hauptsächlich durch den Verkauf von
Privatgeheimnissen an gekrönte Häupter verdient haben. Die hannoversche Post
lag in den Händen der Familie von Platen. Ihr Spitzeldienste, verbunden mit
Dechiffrierexperten und der Nachahmung vieler fürstlicher Siegel, soll ``vorbildlich''
-- und entsprechend einträglich -- gewesen sein. In der damaligen Situation
gefährlichster diplomatischer Umtriebe konnte es existenzentscheidend sein, die
neuesten Pläne frühzeitig zu erfahren: Der französische König Ludwig XIV.
versuchte, alle Nationen mit grossen Geldzuwendungen zu bewegen, die Macht des
deutschen Kaisers zu brechen. So beeinflusste er die Türkei zu immer neuen Überfällen,
wiegelte Ungarn zu Aufständen auf, veranlasste die Schweden zum Krieg und unterstützte
viele Staaten durch ``Subsidien'', damit sie neutral blieben, während er in die
Nachbarländer einfiel. Damals gab es allein im Reichsverband an die 400 selbstständige
Fürsten, die ihre eigenen Interessen verfolgten, und ihre Diplomaten reisten
von einem Hof zum anderen. Das Bestechungswesen jener Zeit muss ein unglaubliches
Ausmass erreicht haben. Unter diesen Umständen kann es uns heute mit Genugtuung
erfüllen, dass die Bacmeisters trotz ihrer hohen Stellungen im hannoverschen
Staatsdienst nie zu den Wohlhabenden gezählt haben!
Diese Kenntnisse hat der Autor B. dem ausführlichen Werk von G,Schnath entnommen:
``Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession
1694-1714''. Ohne diese Lektüre hätte ich manche Andeutungen in G.M.s Briefen
kaum verstanden. Aber vieles wird erwähnt:


Der Kurfürst von Brandenburg hat Frieden mit dem Kaiser geschlossen und
schickt deshalb 6000 Mann nach Ungarn, um bei der Bekämpfung der Türken zu helfen.
Die österreichischen und brandenburgischen Regimenter müssen durch aufgeweichte
``Wege'' marschieren, und es steht zu befürchten, dass sie nach den Strapazen
nicht mehr kampffähig sind. (Bei diesem Marsch war auch Matthäus Diederich B. dabei,
kam aber wegen Krankheit nur bis Pressburg...) Immer wieder wird von einem etwaigen
Frieden mit den Türken gesprochen, der so viel diplomatisches Geschick der
Alliierten erfordert: Wenn die Pforte merkt, wie sehr man an einem Frieden
interessiert ist, wird sie zu hohe Bedingungen stellen oder erst recht ihr
Kriegsglück versuchen. Dabei sind alle Reichstruppen im Einsatz, man hat keine
Reserven mehr. -- Die Bestürzung über die Einnahme Heidelbergs durch die
Franzosen kommt in den Briefen zum Ausdruck, und G.M.B. vermerkt, dass der
kaiserliche Hof zwar die Gefahr gesehen, aber nichts unternommen hat, sie zu
verhindern.


Schliesslich geht G.M.B. noch darauf ein, dass der Kaiser viele merkwürdige
neue Titel schafft und dazu Herzogtümer und ein Erzherzogtum in Italien
beschliesst, um entsprechende Standeserhöhungen aussprechen zu können. (Um diese
Zeit beginnen ja auch die vielen Adelserhebungen verdienter bürgerlicher Familien,
durch die der Kaiser eine interessante Einnahmequelle erhält. Die Bacmeisters
haben auch hierauf verzichtet, obgleich sie zu den berechtigsten Familen gehörten.)


Die Briefe sind in französischer Sprache geschrieben. das ist nicht erstaunlich,
denn die deutsche Sprache war damals ein Kauderwelsch und so umständlich mit
ihren Schachtelsätzen, die manchmal eine ganze Druckseite einnahmen, dass man
grosse Mühe hatte, ihren Sinn zu verstehen. Die Kinder gebildeter Familien
wurden darum gleich mit Französisch erzogen. -- Der Briefstil von G.M.B. besticht durch
seine klaren, kurzen Sätze. Sein Ton gegenüber dem berühmten und gelehrten
Leibniz ist beinahe kollegial, die Ansichten des 30jährigen Diplomaten sprechen
von einem geschulten, klaren Verstand. Dem Autor fällt auch die korrekte
Orthographie auf, die damals durchaus nicht selbstverständlich war. Der Autor hat
französische Briefe jener Zeit von fürstlichen Personen gelesen, deren Sinn man
wegen der ``individuellen'' Orthographie oft nur raten konnte.


-- Lebenslauf S.III-2

Quellenangaben

1

Identische Personen

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Datenbank

Titel LUCAS
Beschreibung

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1.  GEDBAS.genealogy.net

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Hochgeladen 2023-07-09 08:54:58.0
Einsender user's avatar Christian W. Heermann
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