Karl August VON HASE

Karl August VON HASE

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Karl August VON HASE
Beruf Wirklicher Geheimer Rat
title Prof. Dr. phil. D. h.c. Dr. jur. h.c

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 25. August 1800 Niedersteinbach (Sachsen) nach diesem Ort suchen
Tod 3. Januar 1890 Jena, Thüringen nach diesem Ort suchen
Ehrenbürger Jena, Thüringen nach diesem Ort suchen
Sächsisch-Coburg-Gothaer erblichen Adelsstand erhoben 18. September 1883 Gotha nach diesem Ort suchen
Heirat 12. September 1831 Leipzig, Sachsen nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
12. September 1831
Leipzig, Sachsen
Pauline Amalie HÄRTEL

Notizen zu dieser Person

HASE, Karl August von (seit 1880), Theologe, * 25.8. 1800 als Pfarrerssohn in Niedersteinbach bei Penig (am Abhang des sächsischen Erzgebirges), ? 3.1. 1890 in Jena. - Am 28.3. 1803 starb H.s Vater im 52. Lebensjahr. Die 32jährige Witwe, eine Pfarrerstochter von Windischleuba, zog mit ihren sechs Kindern nach Penig an der Mulde. Ein Freund seines Vaters, ein angesehener Advokat, nahm Karl August zu sich. Nach sechsjährigem Witwenstand verheiratete sich seine Mutter mit einem Arzt in Penig, der selbst aus erster Ehe fünf Kinder hatte. Als preußischer Spitalarzt starb er kurz vor der Leipziger Schlacht und ließ seine Gattinin dürftigen Verhältnissen zurück. Mit zehn Jahren kam Karl August zueinem Onkel, einem Hofadvokaten in Altenburg, der aber bereits 1812 starb. Die Mutter ließ ihren Sohn in Altenburg, wo er von Ostern 1813 andas Gymnasium besuchte und recht bescheiden lebte. Als Primus des Gymnasiums bestand H. im Herbst 1818 das Abiturientenexamen und bezog dann als Student der Rechte die Universität Leipzig. Er studierte Philosophie und Geschichte, widmete sich staatsrechtlichen Forschungen, auchtheologischen, insbesondere exegetischen und dogmatischen Studien. Imzweiten Semester wurde H. in den Vorstand der "Burschenschaft" gewählt, der in Leipzig 300 bis 400 Studenten angehörten. Nach dem Verbot der"Burschenschaft" machte er sich auf die Wanderschaft und besuchte diesüddeutschen und rheinischen Universitäten, auch Berlin, um für den Herbst einen allgemeinen Burschentag nach Dresden heimlich zusammenzurufen. 1820 hielt H. seine Ansprachen gegen die herrschende Unfreiheit und Zerspaltung für ein freies und einiges Vaterland, seine zwölf "Reden an die Jünglinge der freien Hochschulen Deutschlands", die später inseine gesammelten Werke aufgenommen wurden (XII, 1891, 1 ff.). Am heimlichen Burschentag in Dresden nahm er mit zwei alten Freunden teil. Nach der Rückkehr wurde H. der Sprecher seiner "Burschenschaft" und wirkte als solcher, bis die Polizei eingriff. Die Weihnachtszeit 1820 unddie Jahreswende 1820/21 verbrachte er in einsamer Haft: "Es ist das erste Opfer, das ich der guten Sache bringe, und ich denke, es soll nicht das letzte sein; darum bring ichs mit heiterm Mut. Aus meiner schönen Bahn bin ich wahrscheinlich herausgerissen; doch mein Vaterland istgroß, nur um die Mutter ist's mir leid, tröste sie Gott!" Fast zwei Monate dauerte die Haft. Am 3.4. 1821 mußte H. wegen Teilnahme an unerlaubten Verbindungen die Universität Leipzig verlassen. Zum Sommersemester 1821 zog H. nach Erlangen, wo er sich eifrig dem theologischen Studium widmete und sofort in die "Burschenschaft" eintrat, die zwar verboten war, aber geduldet wurde. In seinem letzten Semester begann einelangwierige Untersuchung gegen ihn "wegen Teilnahme am Dresdener Burschentag und wegen starken Verdachts, an der Spitze der seit 1820 aufgehobenen Burschenschaft gestanden zu haben". Während seiner Vorbereitungauf das theologische Examen wurde am 21.8. das Urteil gesprochen; binnen 8 Tagen mußte H. die Universität Erlangen verlassen. Am 9.10. 1822bestand er vor dem Oberkonsistorium in Dresden die theologische Prüfung und lebte nun als Kandidat in Penig. Im Frühjahr 1823 zog H. nach Tübingen, wo er am 4.7. Magister wurde und sich in der Philosophischenund Theologischen Fakultät als Privatdozent habilitierte. H. begann mit Vorlesungen über den Hebräerbrief und das Leben Jesu, dann über Dogmatik und Apostelgeschichte und plante die Herausgabe eines Lehrbuchs der Dogmatik und seiner Vorträge über das Leben Jesu. Als erste größereschriftstellerische Arbeit erschien der Roman "Des alten Pfarrers Testament", der ihn in literarische Kreise einführte und ihm viel persönliches Wohlwollen erwarb. Eine Anzeige aus Sachsen weckte den Verdachtder württembergischen Regierung gegen H. als alten Burschenschaftler und einstiges Mitglied des Jugendbundes. Die ihm gebotene Gelegenheit zur Flucht in die nahe Schweiz oder nach Straßburg nutzte er nicht. Sowurde H. am 29.9. 1824 verhaftet und nach dem Hohenasperg, der kleinenwürttembergischen Festung, gebracht. An die Schwestern schrieb er: "Eine Revolution habe ich nie gewollt, so wenig wie die meisten meiner Gefährten, aber dazu beitragen, daß nach drei Jahrhunderten des Verfalls die politische Größe Deutschlands sich erneue durch Ausbildung einesgroßen Nationalgeistes." Die Untersuchung über den Hochverrat endeteam 24.5. 1825 mit dem Urteil des Eßlinger Gerichtshofes, das auf Amtsentsetzung und zweijährige Festungsstrafe lautete. H. nahm das Urteil an und richtete ein Gnadengesuch an den König von Württemberg, der aberverreist war, so daß sich die Antwort verzögerte. Während seiner Haftauf dem Hohenasperg schrieb er "Die Proselyten" (Briefwechsel zweierBrüder aus gemischter Ehe) und sein "Lehrbuch der evangelischen Dogmatik". Am 8.8. 1825 wurde H. freigelassen. Eine rege schriftstellerischeTätigkeit entfaltete er in Dresden und seit Oktober 1826 in Leipzig.Am 3.5. 1828 habilitierte sich H. in der Philosophischen Fakultät undhielt Vorlesungen über den ersten Teil der Dogmatik unter dem Titel "Christliche Philosophie" und über das "Leben Jesu". Am Schluß des Sommersemesters 1829 erhielt er einen Ruf als ao. Professor nach Jena, dener unter der Bedingung annahm, daß ihm vor Antritt seines Amtes ein einjähriger bezahlter Urlaub gewährt würde für die schon vorbereitete Italienreise mit seinem Freund Dr. Hermann Härtel, dem Leiter der Verlagsbuchhandlung Breitkopf und Härtel. Das Ministerium in Weimar ging darauf ein. So siedelte H. am 15.7. 1830 nach Jena über und vermählte sich am 12.9. 1831 mit Pauline Härtel, der Schwester seines Freundes. 1833 wurde er o. Honorarprofessor und 1836 o. Professor. H. blieb bis ansein Lebensende in Jena und wurde, wenn auch nie liberaler Parteimann,doch das Haupt der liberalen Jenaer Theologischen Fakultät. Man kannihn keiner bestimmten Partei zurechnen und in keine bestimmte Schule einordnen. Er war und blieb ein reger Mitarbeiter der "ProtestantischenKirchenzeitung", ließ aber schon 1857 seinen Namen aus der Reihe derMitherausgeber streichen, um "nicht für alles verantwortlich zu sein,was mitunter recht trivial oder ungeschickt darin steht". Gegen den nach Leipzig berufenen August Hahn (s. d.), der in seiner aufsehenerregenden Antrittsdisputation vom 4.4. 1827 Christentum und Rationalismus für Gegensätze, Lehrer der Vernunftreligion für nicht mehr christlich erklärte, verteidigte H. in einer anonymen Schrift das Recht des Rationalismus, den er "mit dem Schwung der Phantasie und der Wärme des Herzens zu verbinden" suchte, bekämpfte aber in seinen "Theologischen Streitschriften" scharf den vulgären Rationalismus und wurde durch seine Auseinandersetzung mit dessen Hauptvertreter, dem Weimarer Generalsuperintendenten Johann Friedrich Röhr (s. d.; "Anti-Röhr", 1837), "der wissenschaftliche Totengräber des Rationalismus vulgaris". In seinem in seiner Art unübertreffbaren Meisterwerk "Hutterus redivivus" (s. Hutter,Leonhard) gab H. eine objektive Darstellung der altprotestantischen Dogmatik. Als protestantische Antwort auf die "Symbolik der Darstellungder dogmatischen Gegensätze der Katholiken und Protestanten nach ihren öffentlichen Bekenntnisschriften" des Johann Adam Möhler (s. d.) schrieb H. "als ein Buch zum Frieden, zu dem kirchlichen Frieden, dessenunser Vaterland so sehr bedarf", ein "Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche". Das Werk behandelt in drei Büchern die Kirche (Klerus und Papsttum), das Heil (Glauben und Werke, Sakramente) und Beisachen (Kultus, Kunst, Wissenschaft und Literatur, Politik und Nationalität). H. ist der Bahnbrecher auf dem Gebiet der Bearbeitung des Lebens Jesu geworden. Sein Buch "Das Leben Jesu" istdie erste rein wissenschaftliche und gelehrte Darstellung dieser theologischen Disziplin. Seinen Ruhm begründete H. durch seine kirchenhistorischen Arbeiten; er ist der glanzvollste Kirchengeschichtsschreiberdes 19. Jahrhunderts. Im Sommer 1831 las H. zum erstenmal über Kirchengeschichte. "Da im erfreulichen Gedeihn", so erzählt er später selbst,"ergriff mich der Gedanke sofort, auch eine Kirchengeschichte zu schreiben. Sie stand vor mir vor meinem Geistesauge, wie sie werden sollte, und mit einer Begeisterung wie vielleicht ein Dichter für seine Schöpfung warf ich mich in die mühsam strenge Arbeit... und nach drei Jahren lag das Werk fertig vor mir wie eine Statue aus einem Guß." H. istein Meister der kirchengeschichtlichen Monographie. Um "an einem Beispiel zu zeigen, wie die mittelalterliche Heiligen-legende auf dem Gebiet unbefangener Geschichtsforschung und in der protestantischen Kirchezu betrachten sei", schrieb er "Franz von Assisi, ein Heiligenbild". "Ich habe meinem Heiligen alles abgetan, was sich nicht geschichtlich erweisen läßt, ich habe ihn in aller Nacktheit und Naivität dargestelltwie er sich selbst seinen Zeitgenossen: und doch welche welthistorische Persönlichkeit, welche wunderbare Kreatur Gottes ist übriggeblieben! " Angeregt durch eine neue Ausgabe der Briefe der Caterina von Siena(s. Katharina von Siena), schuf H. in seinem neuen Heiligenbild ein Seitenstück zu Franz von Assisi. "Nachdem alle die glänzenden Schleierhinweggezogen sind, mit denen die Phantasie ihres Zeitalters, sogar auch ihre eigene, dieses holdselige Antlitz verhüllt hatte, welche wunderbare Kreatur Gottes ist doch übriggeblieben oder vielmehr nun erst inihrer vollen menschlichen Schönheit anschaulich geworden!" An der Schwelle des Greisenalters schrieb H. in sein Tagebuch: "Für eine wissenschaftliche Betrachtung des Lebens Jesu habe ich die Bahn gebrochen undbin der weiteren Entwicklung selbständig gefolgt. Für die Kirchengeschichte habe ich einen reicheren Inhalt, eine edle Form und freie Anschauung angegeben und darin am ersten Nachfolger gehabt. In der Glaubenslehre habe ich eine Schule nicht gegründet und keiner der herrschendenParteien angehört. Daher war ich nie von einer Partei getragen, abermit einzelnen aus allen drei theologischen Hauptparteien im freundlichen Verkehr, und nicht wenige sind aus meiner Schule hervorgegangen oder doch durch mich angeregt worden, welche christliche Begeisterung, freies Denken und moderne Bildung vereinten. Als Schriftsteller habe ichwohl großen Einfluß geübt, als mündlicher Lehrer war ich fast nur aufJena beschränkt und habe da auch gedrückte Zeiten durchlebt. Große Ereignisse, denen ich vielleicht gewachsen gewesen wäre, sind nicht an mich gekommen zur Entwicklung verborgener Kräfte." Sein bekanntester Schüler war Gustav Krüger (s. d.). Nach Abschluß seines 60. Dozentenjahres nahm H. vom Lehramt Abschied. Die Stadt Jena verlieh ihm das Ehrenbürgerrecht. Die drei Ernestinischen Höfe sandten das Großkreuz ihres Hausordens, mit dem der erbliche Adel verbunden war, nachdem ihm 1880 zum SOjährigen Jubiläum seiner Jenaer Lehrtätigkeit der persönliche Adel verliehen worden war. Der Großherzog ernannte ihn zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Ehrenprädikat "Exzellenz". Am 20.3. 1885 starb H.s Gattin: "Wir haben zusammengelebt 53 Jahre in reichgesegneter Ehe, undnäher besehen die schönen zwei Vorjahre. Wem der gütige Gott und einefreundliche Natur ein solches Kleinod 55 Jahre lang in geistigen und leiblichen Armen gelassen, soll sich zufriedengeben, und ich will es."

Karl August Hase, ab 1883 von Hase (* 25. August 1800 in Niedersteinbach bei Penig, Sachsen; ? 3. Januar 1890 in Jena, Thüringen), Dr. phil.D. h.c. Dr. jur. h.c., war evangelischer Theologe, Professor der Theologie an der Universität Jena und großherzoglich sächsischer Wirklicher Geheimrat. Familie Hase heiratete am 12. September 1831 in Leipzig Pauline Härtel (* 12.April 1809 in Leipzig; ? 20. März 1885 in Jena), die Tochter des Verlegers und Gutsbesitzers Gottfried Christoph Härtel, Inhaber des Leipziger Musikverlags Breitkopf & Härtel und Gutsherr auf Cotta, und der Amalie Klötzer. Am 18. September 1883 wurde er in Gotha in den sächsisch-coburg-gothaer erblichen Adelsstand erhoben. Auf den ältesten Sohn, den Juristen Victor von Hase (* 1834), wird dieRedensart ?Mein Name ist Hase? zurückgeführt. Hases jüngster Sohn Oskar (1846?1921) war Teilhaber des Verlagsgeschäfts von Breitkopf und Härtel in Leipzig. Seine Enkelin Paula von Hase, Tochter seines mit Sohnes Karl Alfred von Hase (1842?1914), eines Konsistorialrates und Professors für Praktische Theologie in Breslau, und der Clara Gräfin von Kalckreuth, einer Tochter des Stanislaus von Kalckreuth, war mit Karl Bonhoeffer verheiratet. Ihre Schwester Hannah Caroline von Hase (1873?1941) heiratete denOffizier und späteren General Rüdiger Graf von der Goltz. Die Enkel Hellmuth (1891?1979) und Martin von Hase (1901?1971) waren Mitinhaber des Musikverlags Breitkopf & Härtel. Leben Hase studierte in Leipzig, wo er wegen Teilnahme an der Burschenschaftverwiesen wurde, sowie in Erlangen und hatte sich bereits 1823 als Privatdozent der Theologie in Tübingen habilitiert, als er in eine neueUntersuchung wegen seiner Teilnahme an der Erlanger Burschenschaft geriet und zehn Monate auf der Festung Hohenasperg zubringen musste. Er habilitierte sich erneut 1829 in Leipzig, folgte aber schon im folgenden Jahr einem Ruf als Professor der Theologie mit Schwerpunkt Kirchengeschichte nach Jena. In seiner Jenaer Zeit war Hase mehrfach Rektor der Universität Jena und Dekan der Theologischen Fakultät. 1883 trat er in den Ruhestand. Gleichzeitig wurde er zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt und in den Adelsstand erhoben. Seine Theologie erstrebte die Versöhnung des kirchlichen Christentumsmit der modernen Bildung, wobei im Gegensatz zur Orthodoxie auf das religiöse Bewusstsein des Subjekts, und im Gegensatz zum Rationalismus das Hauptgewicht auf die historische Bedeutung der christlichen Kirchegelegt wurde. Als sein Hauptwerk gilt die lutherische Dogmatik Hutterus redivivus. Das Grabmal Karl von Hases und seiner Ehefrau befindet sich auf dem Johannisfriedhof in Jena (geschmückt mit einem Relief der beiden Toten),seine Büste am Fürstengraben, sein Rektorenbild in der Aula der Universität. Die Nachfolgeeinrichtung des Theologenkonvikts der evangelisch-lutherischen Kirche Thüringens, das Karl-von-Hase-Haus,[1] ist nach ihm benannt. Ehrungen [Bearbeiten] * Großkreuz des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens (18.September 1883) * Ehrenbürger der Stadt Jena (15. Juli 1880) Literatur * Friedrich Wilhelm Bautz: Hase, Karl August von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 581?586. * Gustav Frank: Hase, Karl von. In: Allgemeine Deutsche Biographie(ADB). Band 50. Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 36?47. * Karl Alfred von Hase: Unsere Hauschronik: Geschichte der FamilieHase in 4 Jahrhunderten; Leipzig: Breitkopf & Härtel 1898 * Bernd Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker; Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus Mohn 1990 ISBN 3-579-00128-0 * Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band VII, Seite 134, Band 36 der Gesamtreihe; Limburg / Lahn: C. A. Starke, 1965;ISSN 0435-2408 * Kurt Nowak: Karl von Hase. Liberales Christentum zwischen Jena und Rom; in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 55 (2001), S. 229-259

Karl von Hase war die führende Gestalt der Theologischen Fakultät undeiner der maßgeblichen Repräsentanten der Universität Jena im 19. Jahrhundert. Angeregt von der Romantik und Gedanken des deutschen Idealismus entwickelte er ein eigen geprägtes Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung und gehörte zu den bedeutendsten Kirchenhistorikern seinerZeit. Karl von Hase 1838Als Hase im Juli 1830 als junger Theologieprofessornach Jena kam, blickte er auf eine bewegte Jugend zurück. Am 25. August 1800 im sächsischen Niedersteinbach geboren, bezog er im Jahr 1818 die Universität Leipzig. Sein Engagement bei der Burschenschaft in Leipzig und Erlangen führte zu einem Verweis von beiden Universitäten. Nach bestandenem Examen habilitierte er sich 1823 in Tübingen und beganndort seine neutestamentliche und dogmatische Lehrtätigkeit. Unterbrochen wurde die begonnene akademische Laufbahn durch eine fasteinjährige Haftstrafe, die er wiederum wegen burschenschaftlicher Aktivitäten zu verbüßen hatte. Er lebte danach in Dresden und ab Oktober 1826 in Leipzig. Hier habilitierte Hase sich vor der Theologischen Fakultät und war seit 1828 außerordentlicher Professor der Philosophie. Hase war zunehmend literarisch tätig, vor allem als produktiver Lehrbuchautor. Zu nennen sind sein "Lehrbuch der evangelischen Dogmatik" (bereits 1826 erschienen), das dogmatische Repetitorium "Hutterus redivivus" (1829) sowie ein "Leben Jesu" (1829). Im September 1829 nahm er denRuf auf eine außerordentliche Professur der Theologie an die Universität Jena an. Karl von Hase 1852Von Juli 1830 bis zu seinem Tode 1890 wirkte Hase inJena und entfaltete hier eine breite Tätigkeit als Lehrer und Forscher. 1834 erschien seine "Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen", die Hases Bekanntheit als Kirchenhistoriker begründete. Alle Lehrbücher Hases sind in hoher Auflagenzahl gedruckt worden, alleindie "Kirchengeschichte" hat 12 Auflagen erlebt. Hase entwickelte sichzu der überragenden Figur der Theologischen Fakultät, die er jahrzehntelang inhaltlich und durch personelle Entscheidungen prägte. Hase nahm eine liberale Position ein, wollte sich selbst allerdings in keine theologische Schulrichtung einordnen. Für ihn prägend waren Schleiermacher und Herder, die er seine "theologischen Heiligen" nannte. Hase führte seine literarisch produktive Tätigkeit bis ins hohe Alter fort undergänzte sein Oeuvre u. a. um eine Reihe historischer Monographien zuGestalten der Kirchengeschichte und ein "Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche" (1862). Generationen von Theologiestudenten sind durch seine Lehrbücher geprägt worden. Die zweite Hälfte seines Lebens brachte für Hase auch eine zunehmendegesellschaftliche Anerkennung. Auch international fand er große Beachtung. Unter seinen zahlreichen Ehrungen und Abzeichen ist besonders derihm 1880 verliehene Adel hervorzuheben. Von seinem akademischen Lehramt trat Hase im Juli 1883 aus Altersgründen zurück. Am 3. Januar 1890 starb er nach kurzer Krankheit in Jena und wurde am 6. Januar beerdigt. Das Grabmals Hases und seiner Frau Pauline, mit einem Portraitmedaillon geschmückt, befindet sich auf dem heutigen Jenaer Johannisfriedhof. Seine Büste steht am Fürstengraben, sein Porträt hängt in der Aula der Universität. Werke Hases Hases Schriften sind fast vollständig in den von seinen Söhnen und Schülern herausgegebenen "Gesammelten Werken" (1890-1893) erschienen: von HASE, Karl: Gesammelte Werke/hrsg. von Gustav Frank; Karl Alfred von Hase; Oskar von Hase; Gustav Krüger. 12 Bde in 24 Halbbde. Leipzig1890-1893. Karl von Hase als Prorektor (1875/76)Besonders lesenswert ist die Autobiographie "Ideale und Irrthümer" (GW; 11,1), in der Hase seine Jugendzeit bis zum 30. Lebensjahr reizvoll schildert. Eine spannende Lektüre, der man sich kaum entziehen kann! Eine umfassende Bibliographie kann nachgeschlagen werden bei: JAEGER, Bernd: Karl von Hase als Dogmatiker, 201-222. Literatur über Hase (Auswahl) * BÜRKNER, Richard: Karl von Hase: ein deutscher Professor. Leipzig 1900. * HASE, Karl Alfred von: Unsre Hauschronik: Geschichte der FamilieHase in vier Jahrhunderten. Leipzig 1898. * HEUSSI, Karl: Geschichte der Theologischen Fakultät zu Jena. Weimar 1954 (Darstellungen zur Geschichte der Universität Jena; 1). * JAEGER, Bernd: Karl von Hase als Dogmatiker. Gütersloh 1990 (DieLutherische Kirche. Geschichte und Gestalten; 12). (Lit.) * DERS.: Nationalliberale Geschichtstheologie: Karl August von Hase (1800-1890). In: Profile des neuzeitlichen Protestantismus/hrsg. vonFriedrich Wilhelm Graf. Bd. 2/1. Gütersloh 1992, 118-145. * KRÜGER, Gustav: Hase, Karl August von. RE3 7 (1899), 453-461. * NIPPOLD, Friedrich: Karl von Hase: Gedächtnißrede. Berlin 1890. * NOWAK, Kurt: Karl von Hase - liberales Christentum zwischen Jenaund Rom. In: DERS.: Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär/hrsg.von Jochen-Christoph Kaiser. Stuttgart 2002 (KoGe; 25), 80-100. * PÄLTZ, Eberhard: "Für Recht und Freiheit", "Aufrichtigkeit und Treue": zum Lebenswerk und Vermächtnis des Jenaer Theologen Karl Augustvon Hase (1800-1890). In: Beiträge zur Hase'schen Familiengeschichte/hrsg. vom Vorstand des Familienverbandes von Hase. Bd. 1. Mainz 1994,9-46. Magdalena Herbst

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Hochgeladen 2016-04-10 10:00:36.0
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