Johann SORG

Johann SORG

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Johann SORG

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 11. Mai 1742 Mühlhausen nach diesem Ort suchen [1]
Tod 27. September 1804 Illertissen nach diesem Ort suchen [2]
Heirat 25. Februar 1794 Illertissen nach diesem Ort suchen [3]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
25. Februar 1794
Illertissen
M. Anna VOLLMAYR

Notizen zu dieser Person

Scharfrichter in Illertissen. Stammt aus Mühlhausen, Pfarrei Oberstadion. Starb mit 62 Jahren.
War bei der Heirat mit M. Anna Vollmayr, verw. Igel bereits zweimal verheiratet gewesen, zuletzt mit M. Anna Heim.

Aus: Illertissen - Im Zeichen des Flusses:

"... Da die Scharfrichter sich ja mit Tieren auskennen mussten, um deren Gesundheitszustand beurteilen zu können, betätigten sie sich auch als Tierheilkundige, was ihnen ausdrücklich gestattet war. Nicht dagegen die medizinische Behandlung von Menschen, die dem Bader oder Chirurgen vorbehalten war. Hielt sich der Scharfrichter nicht daran, kam er unweigerlich mit dem Bader ins Gehege, wie das Beispiel von Johann Sorg zeigt.

"Dieser hatte, wie ihm die Montfortische Regierung zu Tettnang bezeugte, am 20. September 1762 auf der Richtstatt daselbst eine arme Sünderin, mit einem Schwertstreich vom Leben zum Tod sehr glücklich und behend gebracht, somit sein Meisterstück und Probe ohne einigen Mangel und Gebrechen verrichtet (...). Dieses gute Zeugnis und die Heirat mit der Schwestertochter des 61jährigen Illertisser Scharfrichters Martin Aubele verschafften ihm am 25. Oktober 1765 die kurfürstliche Erlaubnis, den Scharfrichterdienst zu Illertissen zu übernehmen.

Seit 1768 behandelte Sorg nachweislich nicht nur Tiere, sondern auch Menschen, sehr zum Ärger des Illertisser Baders und Chirurgus Benedikt Bosch. Im Jahre 1781 eskalierte der Streit. Nachdem der Jedesheimer Bauer Joseph Aschmer ein halbes Jahr bei besagtem Illertisser Bader in Behandlung gewesen war und sich sein Gesundheitszustand trotzdem weiter verschlechtert hatte, überredete ihn seine Frau, sich an den Scharfrichter Johann Sorg zu wenden. Aschmer schickte Sorg ein Fläschchen mit Urin, worauf dieser dem kranken Bauern eine Mixtur und weitere Kräuter gab, die Aschmer in Wein gekocht trinken sollte. Und siehe da: Dem Bauern ging es gleich viel besser, was ihm einen Gulden wert war.

Als der Tiefenbacher Bauer Antoni Krakher an heftigen Zahnschmerzen und Fieber litt, ging dessen Frau ebenfalls mit einem Urin-Fläschchen zum Scharfrichter Sorg nach Illertissen, der bei Krakher die Diagnose Gallenfieber stellte und meinte, der Bauer könne dazu noch die Gelbsucht bekommen. Dieses Mal halfen Sorgs Tränklein und Kräuter freilich nicht, doch auch der Illertisser Bader konnte den Tiefenbacher nicht kurieren.

Schon früher hatte der Bader seinen unerwünschten Konkurrenten wegen Pfuscherei angezeigt, das diesem empfindliche Strafen einbrachte (1769: 30 Gulden, 1772: 15 Gulden). 1782 beschlagnahmten der Sohn des kranken Oberamtmanns von Paul, Franz Xaver Paul, der ein Jahr später die Nachfolge seines verstorbenen Vaters antrat, der Amtsschreiber, der Büttel und der Öschay, den Medizinkasten des Scharfrichters. Die Kräuter warfen sie zerstreut ins Wasser und deponierten "nasse" (Spiritus") und "trockene" Medizin (Süßholz) im Amtshaus. Dieses Mal bekam Johann Sorg hundert Gulden Strafe aufgebrummt, was ihn aber nicht daran hinderte, gleich wieder einen Viertelzentner Süßholz in Ulm zu beschaffen und einen neuen Medizinkasten zu kaufen. Der Knecht des Illertisser Hirschwirts, der den gefüllten Kasten zu Sorg bringen sollte, lieferte ihn aus Versehen ausgerechnet beim Bader ab.

Der Scharfrichter bat nun, wenigstens außerhalb der Herrschaft Illertissen wohnende Personen kurieren zu dürfen. Ob ihm diese gestattet worden war, läßt sich nicht nachweisen, auch nicht, ob Sorg seine Kurpfuscherei weiter betrieben hat. ...


Aus: "Der Heimatfreund", eine Beilage der Illertisser Zeitung 1967

Letzte Hinrichtung in Illertissen

Unter ungeheuerem Volkszulaufe fand am 3. Januar 1807 die letzte Hinrichtung in Illertissen statt. Sie wurde auf einem Feld westlich vom Weiher vorgenommen und kostete dem Taglöhner Lorenz Simler aus Kirchdorf/Iller "Kopf und Kragen". Er wurde vom Hofgericht zu Memmingen wegen Brandstiftung verurteilt. Wegen der Schwere des Delikts war das damalige Landgericht Illertissen nicht mehr zuständig, sondern durfte nur Untersuchung und Vollstreckung vornehmen.

Die öffentliche Hinrichtung führte der Scharfrichter Röhrle aus Erolzheim aus. Er vollstreckte das Urteil mit einem Richtschwert. Der Kopf des zum Tod Verurteilten ruhte auf einem von Zimmermeister Joseph Aichner hergestellten Schafott aus Eichenholz.

An die vielfach scheu gemiedene Person des Scharfrichters wurden einst hohe Anforderungen gestellt. Verpflichtet war der "unheimliche Mann" zu einem ehrbaren, stillen, frommen und christlichen Lebenswandel. Ohne Erlaubnis der Herrschaft durfte der Illertisser Scharfrichter keiner anderen Exekution beiwohnen, "noch sonst aus der Herrschaft verreisen, besonders wann allhier einige um Leib und Leben gefangen sitzen ..."

Außer als Scharfrichter fungierte der gestrenge Mann, der als "unehrlich" galt und aus der Stadtgemeinschaft ausgeschlossen blieb, als Aufseher beim Pferdehandel, als Wasenmeister, als Hundehalter und zur Jagd Verpflichteter. In der Regel waren die Scharfrichter wohlhabende und mitunter gar reiche Leute. Die Entlohnung war für die damalige Zeit nicht schlecht. Von der Gemeinde erhielt der Scharfrichter ein Wartgeld von jährlich 15 Gulden, freie Wohnung im Wasenmeister-Haus, von jedem Haus in der Herrschaft drei Kreuzer und die Haut des Viehs. Von der Herrschaft erhielt er für eine Exekution mit Schwert oder Strang 25 Gulden, "wann einer durch das Schwert hingerichtet und sodann verbrannt wird, 35 Gulden", für eine Exekution mit dem Rad 40 Gulden, "für einen Kopf auf den Galgen zu spitzen", 2 Gulden, für das Herunterlassen eines Gehenkten 3 Gulden, für das Begraben eines toten Sünders 1 Gulden und für das "Hinwegtun" eines Selbstmörders 10 Gulden.

Ungeachtet der guten Entlohnung für die blutige Arbeit war das Dasein eines Scharfrichters nicht leicht. Er war im Wesentlichen darauf angewiesen, mit seinesgleichen zu verkehren. Er galt als unfähig, einer Zunft anzugehören oder ein Amt zu bekleiden. Im Gasthaus hatte der Scharfrichter an einem besonderen Tisch zu sitzen und aus einem eigenen Krug ohne Deckel zu trinken. Die Trennung wirkte sich bis zum Friedhof hinaus aus, wo es eigene Ruhestätten für die Scharfrichter gab. In Illertissen waren sie zwischen Gruftkapelle und Kirchturm.

Eines guten Rufes als Scharfrichter erfreute sich Johann Sorg, der 1765 die Erlaubnis erhielt, den Scharfrichterdienst in Illertissen zu übernehmen. Die Montfort´sche Regierung zu Tettnang bezeugte ihm, dass er 1762 auf der Richtstatt in Tettnang eine arme Sünderin "mit einem Schwertstreich vom Leben zum Tod sehr glücklich und behend gebracht" habe. Damit sei von Sorg sein "Meisterstück" vollbracht worden.


Aus: 1000 Jahre Illertissen I. Teil Geschichte und Kunst, II. Teil Aus dem Leben der Vereine, Teil III Schaffende Hände und Maschinen, Illertissen 1954 von G. Nebinger und A. Rieber (Hrsg.):

Seite 325: "Als den Schlossherren zu Illertissen 1430 die Hohe Gerichtsbarkeit verliehen wurde, - oder spätestens bei der Bestätigung des Blutbanns 1516 - wurde westlich der Landstrasse das Hochgericht (Galgen und Richtstatt) errichtet. Unweit davon, weit westlich vom Markt, bekam der Scharfrichter seine Behausung (Haus Nr. 166, dann Nr. 107, jetzt Jahnstraße 15)."

Seite 172 ff: "Scharfrichter und Hochgericht
Wenn auf Grund der kaiserlichen Privilegien von 1430 und 1516 in Illertissen ein Todesurteil ausgesprochen war, folgte der Vollzug auf dem Hochgericht. Dieses befand sich auf der flachen Bodenerhebung zwischen der Landstraße und Binsengraben, wo auf einer mannshohen gemauerten Steinunterlage der hölzerne Galgen errichtet war. Ebendort wurden auch die Hinrichtungen mit dem Schwert vorgenommen. Das Illertisser Richtschwert aus dem 17. Jahrhundert war ein Meisterwerk der Waffenschmiedekunst. Die spiegelblanke, zweischneidige, spitz zulaufende Klinge war mit kunstvollen Ornamenten geschmückt, zwischen welchen sinnreiche nachdenkliche Sprüche eingeätzt waren, welche sich auf die ernste Aufgabe des Schwertes bezogen. Der Schwertgriff war mit polierter Haifischhaut überzogen. Der letzte Besitzer, Spenglermeister Jakob Neumeier, verkaufte bedauerlicherweise das wertvolle Stück im Jahre 1888 um 25 Mark an einen israelischen Handelsmann. Als mit der Neuordnung des bayerischen Gerichtswesens zu Anfang des letzten Jahrhunderts den damaligen Landgerichten die Zuständigkeit für todeswürdige Verbrechen entzogen wurde, waren Galgen und Richtstatt in Illertissen überflüssig geworden. Sie wurden 1812 beseitigt. Nochmals wurde man an die Existenz erinnert, als beim Eisenbahnbau 1861 die Flur Hochgericht durchstoßen wurde. Dabei fand man viele menschliche Gebeine. Überbleibsel der Gerichteten der früheren Jahrhunderte, welche ja stets in nächster Nähe der Richtstatt verscharrt wurden.

Die letzte Hinrichtung in Illertissen wurde am 3.Januar 1807 in Illertissen auf dem Felde westlich vom Weiher unter ungeheurem Volkszulaufe öffentlich vorgenommen. Für die Verurteilung des der Brandstiftung angeklagten Taglöhners Lorenz Simler aus Kirchdorf a. d. Iller war damals bereits das Landgericht Illertissen nicht mehr zuständig. Sie wurde vom Hofgericht von Schwaben zu Memmingen, als peinlichem Halsgericht, vorgenommen. Das Landgericht Illertissen war lediglich mit der Untersuchung und Vollstreckung beauftragt worden. Die Hinrichtung führte der Scharfrichter Röhrle aus Erolzheim auf dem vom Zimmermeister Joseph Aichner aus Eichenholz errichteten Schafott mit dem Schwerte aus.

... Schon die bloße Tatsache des gesellschaftlichen Verkehrs mit den Scharfrichtersleuten oder etwa ein Trunk aus des Meisters Bierkrug genügte vollkommen, um "unehrlich" zu werden, was nur durch schwere Buße wieder getilgt werden konnte. Ein Protokolleintrag vom 13. April 1758 aus Illertissen illustriert das. Es hatte sich üble Nachrede gegen eine Anzahl im Wirtshaus des Posthalters trinkende Metzger, Becken, Müller und Bräuer erhoben, dass sie aus des Illertisser Meister-Knechts Dose Tabak geschnupft hätten. Die Zunftmitglieder, welche im Wirtshaus nicht dabei gesessen haben, gaben keine Ruhe, bis die schnupfenden Sünder von dem Handwerk abgestraft wurden, denn sonst hätten sie in ihrem Handwerke lauter Schindersknechte. Mitunter war es für die anderen Illertisser schwer, den Scharfrichter zu meiden, wie es die "Ehrlichkeit" verlangte. Denn diese waren meist recht wohlhabende Leute.

... Eine reiche Einnahmequelle für die Scharfrichter war ihre Betätigung auf dem Gebiet der Tiermedizin. Diese war ihnen ausdrücklich gestattet. Sie genügte ihnen aber nicht und sie versuchten sich daher auch in der Behandlung von Menschen. Am bekanntesten wurde hier der aus Warthausen, Gräflich Stadion'scher Herrschaft stammende Scharfrichter Johann Sorg. Dieser hatte, wie ihm die Montfortische Regierung zu Tettnang bezeugte, am 30. September 1762 auf der Richtstatt daselbst eine arme Sünderin "mit einen Schwertstreich vom Leben zum Tode sehr glücklich und behend gebracht, somit sein Meisterstück und Probe ohne einigen Mangel und Gebrechen verrichtet, wofür er wegen seiner in diesem einschlagenden Wesen bezeigten sonderbaren Fertigkeit von jedermänniglich belobt wurde". Dieses gute Zeugnis und die Heirat mit der Schwestertochter des 61jährigen Illertisser Scharfrichters Martin Aubele verschafften ihm am 25. Oktober 1765 die kurfürstliche Erlaubnis, den Scharfrichterdienst in Illertissen zu übernehmen, worauf er am 7.April 1766 um 2.100 fl. von Aubele dessen eigene Grundstücke (7 3/11 Jauchert Acker, 3 Tagwerk Mad), 2 Roß, 4 Stück Vieh, die Fahrnis (u.a. zwei angerichtete Ehehalten-Betten), Heu, Stroh, samt dem Bauholz und Bausteinen, so am Hause liegen, und die Hälfte des vorhandenen Brennholzes kaufte.

Das Wasenmeister-Anwesen selbst gehörte ja der Landschaft Illertissen, bzw. sämtlichen Gemeinden der Herrschaft. Eigenes Vermögen und Nebenverdienst war für den Illertisser Scharfrichter bittere Notwendigkeit. Dies ergibt sich aus einem Bericht des Oberamtmanns Paul vom 28 Juli 1783, der u.a. ausführt: Sorg ist ein wohlbemittelter Mann, welcher ein ziemliches Quantum Geld anhero gebracht hat. Er hat nur zwei Kinder zu ernähren. Als Wasenmeister hat er alles in sämtlichen Ortschaften der Herrschaft gefallende Vieh. Als Scharfrichter hat er eine sehr geringe Besoldung und an Bargeld von der Herrschaft gar nichts. Wenn er kein eigenes Vermögen hätte, könnte er sich mit dem Gehalte nicht fortbringen. Der Oberamtmann schlug vor, dem Sorg daher jährlich 40 fl. Zulage in bar zu gewähren. Die wurde völlig unverständlicher- und ungerechterweise von der Münchner Zentralstelle mit dem Hinweise auf Sorgs Privatvermögen abgelehnt. So brauchte man sich auch nicht zu wundern, daß Sorg, welcher sein Privatvermögen nicht zusetzen wollte, seine medizinische Praxis schon von 1768 an nachweisbar betrieb.

Zwei Beispiele aus dem Jahre 1781 mögen diese belegen. Der Bauer Joseph Aschmer von Jedesheim war ein halbes Jahr beim Illertisser Bader und Chirurgus Benedikt Bosch in Kur, wurde aber immer matter. Sein Weib beredete ihn, dem Scharfrichter ein Fläschchen mit Urin zu schicken. Dieser gab dann dem Bauern eine Mixtur und weiter Kräuter, welche der Bauer in Wein gesotten trinken musste. Es wurde darauf dem Bauern gleich besser. Preis der Behandlung 1 fl. Der Bauer Antoni Krakher in Tiefenbach litt an heftigem Zahnweh und Hitze. Sein Schwager aus Attenhofen empfahl ihm, die Hilfe des Scharfrichters zu suchen, dieser habe ihm auch schon geholfen. Krakhers Frau ging mit dem Urinfläschchen zum Scharfrichter Sorg. Dieser erklärte, der Mann habe hitziges Gallenfieber und könne noch die Geldsucht bekommen. Sorg gab ihr um 24 Kreuzer ein Bündel Kräuter, welche aber dem Kranken nichts halfen. Als dann der Bader die Behandlung übernahm, wurde es auch nicht besser.

Der Illertisser Bader war also kein Freund des Scharfrichters, welcher ihm erhebliche Konkurrenz machte. Anzeigen des Baders und Bestrafungen des Scharfrichters (1769: 30 fl; 1772 15 fl) füllen die Akten. Am 18.Dezemberg 1782 wurde gar vom Sohn des kranken Oberamtmanns mit dem Amtschreiber, dem Amtsknecht und dem Öschay im Scharfrichterhaus der Medizinkasten beschlagnahmt. Dabei wurden die nassen Medizinen (Spiritus) dem Scharfrichter abgenommen, die Kräuter zertreut ins Wasser geworfen und das Süßholz samt trockener Medizin im Amthaus sichergestellt. Sorgs Reaktion darauf war trotz der über ihn verhängten Strafe von 100 fl. die Beschaffung von einem Viertelzentner Süßholz in Ulm, sowie die Bestellung eines gefüllten Medizinkästls bei dem sogenannten sächsischen Krämer, Johann Nikolaus Beyer aus Königsee. Das Unglück wollte es, dass der Knecht des Hirschwirts, welcher das Kästl zu Sorg bringen sollte, es aus Dummheit dem Bader überlieferte. Dadurch kam alles auf und dem Scharfrichter wurde am 11. Februar 1783 Pfändung angedroht, wenn er nicht alsbald die 100 fl. zahle. Dass Sorg zahlen könnte, daran hatte der Oberamtmann gar keine Zweifel. Der Scharfrichter hatte ja Barvermögen und Grundbesitz und zudem hatte er erst kurz vorher sich und seine ganze Familie prächtig porträtieren lassen. Sorg machte nun die Eingabe, man möchte ihm wenigstens erlauben, die medizinische Behandlung von außerhalb der Herrschaft wohnenden Personen erlauben. Der Bescheid ist nicht erhalten, aber es ist sicher, dass Sorg trotz der Verbote des (übrigens mit dem Bader verwandten) Oberamtmanns seine Kurpfuscherei fortsetzte.

Das Scharfrichteranwesen wird im Kataster von 1835 beschrieben als "Wohnhaus mit realer Wasenmeistergerechtigkeit, Stadel, Stallung und Hofraum." Weiter gehörten dazu Garten, 1 Gemeindeteil und eine Wiese. Es wird ausdrücklich vermerkt, dass es keine Gemeinde (Nutzungs-)Rechte besitze, jedoch ist aus der Bestallung ja bekannt, dass der Scharfrichter berechtigt war, 1 Roß und 2 Kühe kostenfrei auf die Gemeindeweide treiben zu lassen.

Aufschlussreich für die Rechtsverhältnisse des Anwesens ist ein Protokolleintrag vom 14. Juli 1766:

"Zu wissen, dass des Scharfrichters Wohnung allhier jederzeit von dem Gemein schäftlich unterhalten worden. Nachdeme aber damaliger Scharfrichter Johannes Sorg zu seinem besseren Unterkommen einen Nebenbau aufzurichten, auch in diesen das Wagenhaus und den Bachofen darein zu stellen und zu bauen gedenkt, als haben beide Bürgermeister nebst dem Gemeindsführer und Gemeindsuntergänger Simon Porth mit gedachtem Scharfrichter sich dahier von jetzt und in Zukunft verglichen, dass sie ihme aus der gemeinschaftlichen Steuer-Cassa einen Beitrag von 30 fl. verwilligt, mit der reciprocierlichen Verbindlichkeit, dass ein jeweiliger Scharfrichter diesen Neunbau eigens und ohne künftig-einigen Beitrag zu unterhalten und zu bauen habe. Womit auch die Bürgermeister ihm zur Erweiterung dieses Nebenbau ein Stücklein Boden zugestanden, wie dieser bereits ausgezeigt. Neben deme will Johannes Sorg das alte Städele abbrechen und den Platz zu einem Wurzgärtle anlegen, woraus er der allhiesigen Gemeind, wie es vorhero im Brauch gewesen, jährlich 30 Kreuzer zu entrichten hat".

Das Anwesen wurde am 21. Juli 1828 von den sechs Gemeinden Illertissen, Jedesheim, Betlinshausen, Tiefenbach, Emershofen und Vöhringen um 200 fl. an den damaligen Wasenmeister Jakob Igl zu Eigentum verkauft. Es führte zunächst die Haus Nr. 166, dann 107, heute Jahnstrasse 15."

Quellenangaben

1 R. Riepl Neue Liste 3/2007, ListenNr. 295 nach Kuisl/Liedke
2 R. Riepl Neue Liste 3/2007, ListenNr. 295 nach Matschek
3 R. Riepl Neue Liste 3/2007, ListenNr. 295 nach Matschek

Datenbank

Titel Nachlass Johann Ritzer
Beschreibung
Johann Ritzer wurde am 01.02.1942 als Sohn von Michael Ritzer und dessen Ehefrau Anna geb. Obermayr in Pliening (Lkr. Ebersberg) geboren.

Er wuchs zunächst in Pliening, dann in Feldkirchen bei München auf. Er war in seiner Berufslaufbahn Studiendirektor (B, Ch, Ek) am Klenze-Gymnasium München, Leiter der Regionalen Lehrerfortbildung in Oberbayern-West sowie Leiter des Praktikumsamts. Er wohnte zuletzt in Walpertskirchen (Lkr. Erding).

Nach kurzer, schwerer Krankheit starb er am 4.5.2018.

Herr Ritzer begann mit seinen genealogischen Forschungen nach seiner Pensionierung.
Seine Hauptforschungsgebiete waren vor allem die Wasenmeister und Scharfrichter, zu der auch seine direkte männliche Ahnenlinie gehören.
Mütterlicherseits stammen seine Ahnen überwiegend aus dem nördlichen Landkreis Ebersberg und dem südlichen Landkreis Erding. Hier bestehen viele Ahnengemeinschaften mit mir.
Johann Ritzer war auch Gründungsmitglied des seit 2008 bestehenden Forschertreffens im Münchener Ostens.
Seit September 2020 arbeite ich nach und nach den genealogischen Nachlass von Herrn Ritzer auf, der mir dankenswerterweise von der Familie überlassen wurde.
Die vorläufige Präsentation auf GEDBAS soll vor allem eine Sicherung dieses Forscherlebenswerks sein.

Gerne nehme ich die Berichtigungen bei Fehlern bzw. Ergänzungen zu bereits in der Datenbank vorhandenen Personen vor. Eine Erweiterung der Datenbank wird nach aktuellem Stand nicht erfolgen!
Hochgeladen 2020-09-10 20:29:34.0
Einsender user's avatar Anton Andreas Huber
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