J. Georg Friedrich BELTHLE

J. Georg Friedrich BELTHLE

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name J. Georg Friedrich BELTHLE

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 27. Februar 1757 Tübingen nach diesem Ort suchen [1]
Tod 21. März 1824 Tübingen nach diesem Ort suchen [2]
Heirat 5. Mai 1777 Tübingen nach diesem Ort suchen [3]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
5. Mai 1777
Tübingen
M. Christina PFEIFER

Notizen zu dieser Person

GT #164,Georg Friedrich Beltlen. Abdecker und Scharfrichter in Tübingen.

Nach Abschaffung der Todesstrafe wurde er zum Gemeindeinspektor ernannt und hat u.a. die Katharinen- u. Platanenallee angelegt. Wurde im alten Botanischen Garten beerdigt, der früher Friedhof von Tübingen war. Sein Grabstein soll die Inschrift haben "Dem Gemeindeinspektor Belthle von mehreren Bürgern, welche seine vielfältigen Verdienste um die Stadt dankbar anerkennen."
Aus der 1. Ehe starben 4 Kinder klein (*1779,1780,1783,1787), aus der zweiten 2 (*1798, 1805).

Das Karlsruher Richtschwert: Legende und Wahrheit
von Helmut Belthle, Ludwigsburg

Der Scharfrichter hatte die peinlichen Strafen zu vollziehen. Zum Enthaupten verwendete er dabei ein Richtschwert, das charakteristische Merkmale aufwies. So war die Klinge in der Regel nicht spitz, sondern abgerundet. Die Schwerter waren häufig verziert mit unterschiedlichen Symbolen (Rad, Galgen). Bei vielen Richtschwertern findet man zudem eingravierte Sprüche. Das Schwert wurde mit beiden Händen geführt, was eine größere Durchschlagskraft zur Folge hatte, denn das Opfer sollte ja möglichst mit einem Streich enthauptet werden.

Um das Richtschwert ranken sich häufig Sagen. So heißt es bisweilen, ein Schwert, das hundertmal gebraucht sei, müsse vergraben werden. In Bremen soll sich 1539 folgendes zugetragen haben: Der Scharfrichter Adelarius hörte seine Schwerter klingen, "achtzigmal hintereinander, so dass es klang wie Glockenläuten. Dann klang es einmal ganz schrill". Der letzte Laut galt ihm, vorher musste er 80 Seeräuber vom Leben zum Tode bringen. Adelarius wurde später als Zauberer mit dem Schwerte hingerichtet.

Das Karlsruher Richtschwert aus dem Jahre 1772 wurde erstmals in "Blick in die Geschichte", Nr. 10 vom 8. März.1991, S. 1-2, vorgestellt. Es ist 1,15 m lang. Mit ihm sollen der Legende nach 50 Hinrichtungen vollzogen worden sein. Seine Inschriften lauten wie folgt: "o herr nimm dießen armen Sünder auff in dein reich Damit er kan selig werden vor einen glücklichen Streich" und "Ich stehe Ich hoffe nebst Gott zu richten Recht Jesus Christus du bist der Richter und ich der Knecht".

Von besonderem Interesse ist die angebliche "Legende" vom Karlsruher Richtschwert, denn sie enthält, wie erst jetzt bekannt wurde, eine Reihe von Tatsachen, aus denen eindeutig geschlossen werden kann, dass dieses Richtschwert ursprünglich dem Tübinger Scharfrichter Georg Friedrich Belthle gehört haben muss.

Laut "Legende" des französischen Waffensammlers Rasp, der das Richtschwert von den Erben des Scharfrichters Kratt in Kork 1884 erworben hatte, soll das Richtschwert vom letzten Tübinger Scharfrichter Georg Friedrich Belte (1757-1824) nach einer misslungenen Hinrichtung seinem Ziehsohn und Nachfolger Johannes Kratt (1783-1862) von Reutlingen vermacht worden sein.

Wie bereits erwähnt, war Rasp Franzose. Das erste Wort der Überschrift " "Legende" du Glaive de l'executeur des hautes oeuvres Belte se trouvant dans ma salle d'armes " wurde später wohl irrtümlich mit dem Wort "Legende" übersetzt. Tatsächlich aber muß es korrekterweise "Beschreibung" heißen, also "Beschreibung des Schwertes vom Scharfrichter Belte, welches sich im meiner Waffenkammer befindet".

Und nun zu den erwähnten Scharfrichtern Belte und Kratt:

Einen Scharfrichter Georg Friedrich Belthle von Tübingen gab es tatsächlich (die Schreibweise Belte bei Rasp ist unvollständig). Er wurde dort am 27.2.1757 geboren und verstarb ebd. am 21.3.1824. Seine Vorfahren hatten bereits das blutige Amt ausgeübt, so der Vater Georg Adam Belthle (1697-1766) in Tübingen ab 1733 und der Großvater Ottmar Belthle (1671-1738) in Leonberg. Der Urgroßvater Johann Belthle (1649-1725) war der erste Scharfrichter in der Familie. Er wurde 1682 in Weil der Stadt als Scharfrichter angenommen.

Johannes Kratt (1783-1862) entstammte einer alten Wasenmeisterfamilie aus Trossingen. Er wurde dort am 1.1.1783 als Viertes von 10 Kindern der Eheleute Christian Kratt, Kleemeister in Trossingen, und der Christina, geb. Hohner, geboren. Johannes Kratt starb am 7.6.1862 in Reutlingen. Er soll von Georg Friedrich Belthle erzogen worden sein. Darüber gehen die Meinungen auseinander, denn Belthle hatte genug eigene Kinder zu versorgen. Wahrscheinlich ist es aber so gewesen, dass Kratt bei Belthle eine Ausbildung zum Scharfrichter erhalten hatte.

Die Familie Kratt wohnte tatsächlich auch in dem o.g. Ort Kork (bei Kehl). Dort heiratete um das Jahr 1825 ein Wasenmeister Andreas Kratt von Trossingen (!) die Wasenmeisterstochter Marie Arbogast. Er war bis 1860 Wasenmeister von Kork. Andreas Kratt war wohl der jüngere Bruder von Johannes Kratt und wurde am 1.7.1799 in Trossingen geboren. Das Amt des Wasenmeisters von Kork ging 1868 an seinen Sohn Christian Kratt über, der das Anwesen (die Wasenmeisterei) schließlich 1876 an den Landwirt Jakob Heitz verkaufte.

Im Ergebnis lassen sich also beide Scharfrichter Belthle und Kratt historisch einwandfrei nachweisen.

Doch wie steht es um die angeblich letzte Hinrichtung Belthles, die er noch in hohem Alter vollzogen haben soll und die ihm angeblich so gründlich daneben ging, dass er fünf Mal zuschlagen musste und bei der sein Gehilfe Johannes Kratt eingriff ?

Diese Hinrichtung fand tatsächlich am 5. Juni 1820 in Münsingen auf der Schwäbischen Alb statt. Belthle war damals 63 Jahre alt und es sollte auch seine letzte Hinrichtung sein. Doch lassen wir die Akten sprechen:

"Er (Starkmann, ein Raubmörder) setzte sich auf den Stuhl hin und fragte den Scharfrichter (Belthle) ob er so recht sitze und bat ihn nur schnell und gut zu richten. Der Scharfrichter Beltlin von Tübingen, ein allgemein bekannter, sehr geschickter und geübter, freylich aber schon sehr bejahrter Mann, den ich nach der bisherigen Einrichtung des Scharfrichterinstituts zu requirieren hatte, führte den ersten Schwertstreich so schlecht, daß kaum der dritte Theil des Halses durchhauen war. Ein zweiter, gleichfalls mißlungener Hieb stürzte den Delinquenten vom Stuhl herab zu Boden, und hier auf dem Boden liegend suchte der ihm noch 3 Hiebe beyzubringen, bey welchen das Schwert jedesmal in die Bretter des Schaffotts eindrang, statt dass sie den Delinquenten berührten, so daß ich dem nächststehenden Scharfrichter Kratt von Reutlingen eiligst befahl, dieser schändlichen Metzeley ein Ende zu machen, der dann dem Scharfrichter Beltlin das Schwert entriß, und in aller Schnelligkeit den Rumpf vollends abnahm und die Exekution beendigte."

Belthle wurde daraufhin verhört und nach dem Grund seiner Fehlrichtung befragt. Er entschuldigte sich damit, "daß die Knochen des Delinquenten pferdsmäßig gewesen seyen", so daß das Schwert nicht habe eindringen können, was auch der Scharfrichter Johannes Kratt von Reutlingen bezeugte, mit der Bemerkung übrigens, dass der erste Hieb doch zu schwach gewesen sei.

Fazit: die Beschreibung der Hinrichtung stimmt in wesentlichen Teilen mit der "Legende" des Waffensammlers Rasp überein. Wir fassen noch einmal zusammen: das hohe Alter von Belthle, die Teilnahme von Kratt und die Anzahl von fünf Fehlhieben.

Bleiben schließlich nur noch zwei Dinge übrig die einer Erklärung bedürfen, nämlich, die Jahreszahl "1772" sowie die Gravur "Carlsruh" auf dem Richtschwert.

Die Jahrszahl 1772 mag bei näherer Betrachtung ebenfalls kein Zufall sein, denn Georg Friedrich Belthle erhielt seine Anstellung als Scharfrichter von Tübingen um das Jahr 1772. Nachdem sein Vater Georg Adam Belthle 1766 verstorben war, wurde der Scharfrichterspross Georg Friedrich Belthle kurzerhand in die Obhut seines Schwagers, des Scharfrichters Bück von Eppingen, gegeben. Dieser sollte ihn zum Scharfrichter ausbilden.

Das Meisterstück, d.h. die kunstgerechte Enthauptung eines Delinquenten, muss Georg Friedrich Belthle zwischen 1772 und 1775 absolviert haben. Es war damals durchaus keine Seltenheit, dass 16-Jährige zum Vollzug einer Hinrichtung herangezogen wurden. Im Falle des jungen Belthle kommt hinzu, dass er in Tübingen dringend gebraucht wurde, obwohl sein Stiefvater (Scharfrichter Hartmann) seine Rückkehr torpedierte. Die Regierung in Stuttgart, die die Genehmigung zur Vornahme der Hinrichtung erteilen musste, hatte hier wohl die besondere Dringlichkeit des Falles erkannt und dem jungen Belthle keine Steine in den Weg gelegt. Es erscheint daher naheliegend, dass sich Georg Friedrich Belthle 1772 ein Richtschwert in Karlsruhe anfertigen ließ, mit dem er dann das Meisterstück absolvierte.

Allerdings: Mit dem Schwert können unmöglich 100 Menschen enthauptet worden sein, denn dann, und hier lassen wir ausnahmsweise eine alte Legende wieder aufleben, wäre es heute irgendwo tief in der Erde vergraben.

Quellenangaben

1 Riepl-Datei, Liste Menzinger Nr. 34 nach Belthle
2 Riepl-Datei, Liste Menzinger Nr. 34 nach Belthle
3 Henker, Schinder und arme Sünder, # 164
Autor: Glenzdorf/Treichel
Angaben zur Veröffentlichung: Bad Münster 1970

Datenbank

Titel Nachlass Johann Ritzer
Beschreibung
Johann Ritzer wurde am 01.02.1942 als Sohn von Michael Ritzer und dessen Ehefrau Anna geb. Obermayr in Pliening (Lkr. Ebersberg) geboren.

Er wuchs zunächst in Pliening, dann in Feldkirchen bei München auf. Er war in seiner Berufslaufbahn Studiendirektor (B, Ch, Ek) am Klenze-Gymnasium München, Leiter der Regionalen Lehrerfortbildung in Oberbayern-West sowie Leiter des Praktikumsamts. Er wohnte zuletzt in Walpertskirchen (Lkr. Erding).

Nach kurzer, schwerer Krankheit starb er am 4.5.2018.

Herr Ritzer begann mit seinen genealogischen Forschungen nach seiner Pensionierung.
Seine Hauptforschungsgebiete waren vor allem die Wasenmeister und Scharfrichter, zu der auch seine direkte männliche Ahnenlinie gehören.
Mütterlicherseits stammen seine Ahnen überwiegend aus dem nördlichen Landkreis Ebersberg und dem südlichen Landkreis Erding. Hier bestehen viele Ahnengemeinschaften mit mir.
Johann Ritzer war auch Gründungsmitglied des seit 2008 bestehenden Forschertreffens im Münchener Ostens.
Seit September 2020 arbeite ich nach und nach den genealogischen Nachlass von Herrn Ritzer auf, der mir dankenswerterweise von der Familie überlassen wurde.
Die vorläufige Präsentation auf GEDBAS soll vor allem eine Sicherung dieses Forscherlebenswerks sein.

Gerne nehme ich die Berichtigungen bei Fehlern bzw. Ergänzungen zu bereits in der Datenbank vorhandenen Personen vor. Eine Erweiterung der Datenbank wird nach aktuellem Stand nicht erfolgen!
Hochgeladen 2020-09-10 20:29:34.0
Einsender user's avatar Anton Andreas Huber
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