Heinrich I.

Heinrich I.

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Heinrich I.

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt etwa 876
Bestattung Quedlingburg Stiftskirche nach diesem Ort suchen
Tod 2. Juli 936 Memleben/Thüringen nach diesem Ort suchen
Heirat 909 Wallhausen bei Sangerhausen nach diesem Ort suchen
Heirat 906

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
909
Wallhausen bei Sangerhausen
Mathilde VON RINGELHEIM
Heirat Ehepartner Kinder
906
N. HATHEBURG

Notizen zu dieser Person

HEINRICH I. Deutscher König (919-936) ----------------- Herzog von Sachsen (912-936) ca 876-2.7.936 Memleben
Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche
3. Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte von Sachsen und der BABENBERGERIN Hadwig, Tochter von Graf Heinrich
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2036 ******************** HEINRICH I., König des ostfränkisch-deutschen Reiches ------------------ * um 876, + 2. Juli 936 Memleben
Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche
Stammte aus der sächsischen Familie der LIUDOLFINGER.
Eltern: -------- der sächsische Herzog Otto der Erlauchte (+ 912) Hadwig
1. oo Hatheburg
2. oo Mathilde
Kinder: --------- von 1.: Thangmar
von 2.:
OTTO I. Gerberga 1. oo Giselbert, Herzog von Lothringen, 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich Hadwig (oo Hugo von Francien) Heinrich der Jüngere Brun, Erzbischof von Köln
Die Ehe mit Hatheburg (Zugewinn ostsächsischer Güter) wurde 909 zugunsten derjenigen mit Mathilde, Nachfahrin Herzog Widukinds, aufgelöst (Einflußgewinn in Ostfalen und Engern). Nach dem Tode des Vaters trat HEINRICH I. die Nachfolge im Herzogtum Sachsen an und kam schnell in Konflikt mit den KONRADINERN (KONRAD I., dessen Bruder Eberhard und dem Mainzer Erzbischof Hatto), wobei er seine Stellung behaupten und ausbauen konnte. Nach dem Tode KONRADS wurde HEINRICH I. aufgrund von dessen Designation und wohl nach erfolgreichen Verhandlungen über ein umfassendes konradinisch-liudolfingisches Bündnis im Mai 919 in Fritzlar zunächst durch die fränkischen Großen zum König gewählt, es folgte die Akklimation durch die fränkisch-sächsische Heeresversammlung. Die vom Mainzer Erzbischof Heriger angebotene Weihe (Salbung und Krönung) lehnte HEINRICH ab, ohne damit die politisch-rechtliche Bedeutung eines solchen Akts in Frage zu stellen. Die Geste, die unter anderem den Verzicht auf den Anspruch auf zentrale Kirchenhoheit signalisiert haben dürfte, richtete sich wohl seinerseits auf eigene Ansprüche verzichtenden Eberhard von Franken und an die anderen Herzöge, deren Anerkennung noch gewonnen werden mußte. Die Durchsetzung dieser fränkisch-sächsischen Königsherrschaft bei den Herzögen Burchard II. von Schwaben und Arnulf von Bayern gelang bis 921. Letzterer hatte zuvor selbst schon sehr weit gediehene Königspläne, über deren Konkretisierung (reale Erhebung?) die Quellen aber letztlich keine eindeutige Auskunft geben. Der Preis für seine Unterwerfung war unter anderem die herzogliche Kirchenhoheit in Bayern. Dieser politische Kompromiß sorgte wie die mit den anderen Herzögen geschlossenen Bündnisse über den Tod HEINRICHS I. hinaus bis in die zeit unmittelbar nach dem Herrschaftsantritt OTTOS I. für stabile Verhältnisse, wobei der prägende Begriff für diese und weitere Abkommen die "amicita" ('Schwurfreundschaft') war, die eine gleichberechtigte Einigung zwischen dem König und seinen Partnern umschreibt und als politisches Konzept durch den relativen Frieden im Innern viel zur erfolgreichen Konsolidierung und beginnenden Expansion des ottonischen Reichs beigetragen hat. Zielpunkte der von König und Herzögen teils gemeinsam, teils selbständig organisierten militärisch-politischen Unternehmungen waren die westlich und südlich angrenzenden Bereiche des alten KAROLINGER-Reiches ebenso wie die heidnischen Gebiete im Norden und Osten. Bayerische und schwäbische Interessen richteten sich auf Italien und Burgund, HEINRICHS Westpolitik vor allem, begünstigt durch die Schwäche der westfränkischen Zentralgewalt, auf Lotharingien. Nachdem er noch 921 (Vertrag von Bonn) die Hoheit Karls III. dort gegen die eigene Anerkennung als ostfränkischer König bestätigt hatte, gewann er bis 926 das Land für seine Herrschaft. Zugleich konnte er nach dem Tod Burchards II. den KONRADINER Hermann zum schwäbischen Herzog erheben und ein Abkommen mit Rudolf II. von Burgund schließen. Im Norden und Osten kamen militärische Erfolge gegen Dänen und slawische Völker mit ersten Ansätzen einer Missionspolitik hinzu. Entscheidende Erfolge für die Konsolidierung von HEINRICHS Herrschaft waren der 9-jährige Waffenstillstand mit den Ungarn, der zur Errichtung einer Kette von befestigten Plätzen genutzt wurde (Burgenbauordnung), und der anschließende Sieg (933 bei Riade) über ein Heer der Reiternomaden. Unter HEINRICH I. kam es 929 erstmals zur Regulierung der Thronfolge mit bewußter Individualsukzession zugunsten des Erstgeborenen aus zweiter Ehe (Bruch mit der fränkischen Teilungstradition). Damit und mit der Übertragung der Königswürde an einen Sachsen wurde in wesentlichen Elementen bereits das hochmittellaterliche "Imperium Romanorum" mit einem Kern konstituiert, der auch in formaler Hinsicht eine supragentile (nicht mehr allein fränkische) Identität besaß, und den ca. ein Jahr später die Zeitgenossen endgültig als "deutsch" zu nennen begannen.
Quellen: ---------- MGH DD H I. - Die Sachsengesch. des Widukind v. Korvei, hg. P. Hirsch - H.-E. Lohmann (MGH SRG, 1935) - Liudprand v. Cremonas Antapodosis (Die Werke Liutprands, hg. J. Becker [MGH SRG], 1915) - RI II, 1 [Neudr. 1967]
Literatur: ----------- J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, II (MGH Schr. 16/2, 1966) - W. Schlesinger, Die Kg.serhebung H.s I. zu Fritzlar i. J. 919 (Fschr. 1974), 121ff. - G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, MMS 47, 1984 - E. Karpf, Kg.serhebung ohne Salbung, HJL 34, 1984, 1ff. - G. Althoff-H. Keller, H. I. und Otto d. Gr., 1985 - E. Karpf, Herrscherlegitimation und Reichsbegriff in der otton. Geschichtsschreibung des 10. Jh., 1985 - H. Beumann, Die Ottonen, 1987.

Althoff Gerd: Seite 367 *********** "Adels- und Königsfamilien"
K 24
Lü: 2.7. Heinricus rex + 936 König Heinrich I. Me: 2.7. Heinricus rex pater magnis Oddonis
Zu den Einträgen ins Lüneburger Necrolog aus der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, die weitgehend vom Verwandtenkreis der Königin Mathilde bestimmt sind, und zu den Konsequenzen dieses Befundes für die Frühgeschichte der BILLUNGER siehe ausführlich oben Seite 69ff. Im Gebetsgedenken der Zeit HEINRICHS I. spiegelt sich eine neue Form der Herrschaftspraxis der ersten sächsischen Königs, siehe dazu oben Seite 204. Allg. vgl. Waitz, Jbb Heinrichs I.; NDB 8, s. 307ff, Biogr. Wörterbuch 1, Sp. 1062ff.; FW K 35

Glocker Winfrid: Seite 263 ************** "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
III, 3 HEINRICH I. ------------------------- * c 876, + 936 VII 2
912 dux; 919 V 12/24 König im ostfränkischen Reich
900/07 1. oo 2. Hatheburg, Tochter des "senior" Erwin - 909 * vielleicht c 876, + nach 909 möglicherweise am VI 21
909 2. oo Mathilde, Tochter des Grafen Dietrich und der Reinhilde * 994/97, + 968 III 14 "stirpis magni ducis Widukindi"
Aus Widukind I c. 17, S. 27, und von Hrotsvith, Primordia coem. Gandeshem. v. 69 f., kennen wir König HEINRICH I. als Sohn des Herzogs Otto der Erlauchte. Die Abstammung des ersten Sachsenkönigs von Otto und dessen Gemahlin Hadwig bezeugen des weiteren Thietmar I c. 3, S. 6, und die Vita Mathildis posterior c. 1, SS IV 284. Die übrigen Belege sind zusammengestellt bei Waitz S. 13 und bei BO. a. HEINRICHS ungefähres Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe Widukinds I c. 41, S. 60, König HEINRICH I. sei im Alter von "fere LX" verstorben. Tag und Jahr des Todes sind bezeugt durch den Continuator Regiononis a. 936, S. 159; die weiteren Belege sind von BO. 55b zusammengestellt. HEINRICH folgte seinem Vater, Herzog Otto dem Erlauchten, nach dem Zeugnis Widukinds I c. 21, S. 30, im "ducatus" nach; zur Königserhebung vgl. Waitz S. 37-41. Nur durch Thietmar I c. 5, S. 8/10, und I c. 9, S. 14, sind wir offenbar aus lokaler Tradition über die 1. Vermählung HEINRICHS I. mit Hatheburg unterrichtet; der Sohn des Sachsen-Herzogs bemühte sich um diese Dame "ob huius pulchritudinem et hereditatis divitiarumque utilitatem". Hatheburgs Vater war Erwin, der den größten Teil der Altenburg in Merseburg besaß und bei Thietmar als "senior" bezeichnet wird, aber offenbar keine Grafenrechte ausübte (vgl. Schölkopf, Grafen S. 35 f.). Der zitierten Thietmar-Stelle können wir weiter entnehmen, dass Erwin söhnelos verstarb und somit seinen Besitz Hatheburg und deren namentlich unbekannten Schwester hinterließ. Diese Schwester war die Mutter des Legaten und "a rege secundus" namens Siegfried, der 936 während der Krönungsfeierlichkeiten für OTTO I. dessen Bruder, den jungen Heinrich, "beaufsichtigte" (Widukind I c. 2, S. 67); vgl. hierzu im 1. Teil S. 57.Aus der Ehe HEINRICHS mit Hatheburg ging ein Sohn mit Namen Thankmarhervor, der nach dem Tode König HEINRICHS I. sein Muttergut einforderte. Vgl. zu Merseburg allg. Schlesinger, Merseburg. Hatheburg scheint nach der Trennung von ihrem zweiten Gemahl wieder in eine Frauengemeinschaft zurückgekehrt zu sein. Für diese Vermutung spricht nicht nur unser Wissen von der standesüblichen Versorgung der Witwen, sondern auch der Eintrag einer "Hadeburg abb" im Merseburger Nekrolog, die wohl mit der ersten Gemahlin König HEINRICHS I. zu identifizieren ist; vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar A 40, und im 1. Teil S. 47. Die zweite Gemahlin HEINRICHS, die Königin Mathilde, gehörte zur sogenannten widukindisch-immedingischen Verwandtengruppe, zu der an der Literatur neben Krüger, Grafschaftsverfassung S. 90-93, v. a. der Aufsatz von Schmid, Nachfahren zu nennen ist. Diese Verwandtengruppe der Nachkommen Widukinds leitete sich von Widukind, dem charismatischen Führer der Sachsen in ihrem Kampf gegen KARL DEN GROSSEN, her. Diese Verwandtengruppe wird im 9. und 10. Jahrhundert nochmals für uns faßbar bei den Inhabern der kirchlichen Stiftung Wildeshausen, bei dem Enkel Widukinds namens Waltbert und dann bei der Vermählung des späteren Königs HEINRICH I. mit Mathilde, die der "stirps magni ducis Widukindi" entstammte, worauf uns nicht nur die Sachsengeschichte Widukinds von Corvey I c. 31, S 44, sondern auch die Vita Mathildis antiquior c. 2, SS X 576, und Thietmar I c. 9, S. 14, stolz hinweisen. Die genealogischen Konstruktionen der älteren Forschung einschließlich derjenigen von Krüger, die auf der Basis der bekannten Angehörigen dieser Verwandtengruppe eine direkte Nachkommensfolge zu erstellen versucht, hat Schmid, Nachfahren S. 73 ff., zurückgewiesen. Schmid betont, daß das auf uns gekommene Wissen über die einzelnen Angehörigen zu fragmentarisch und lückenhaft sei, als daß man diese Lücken mit genealogischer Kombination zu einer direkten Nachkommenstafel Widukinds ergänzen könnte. Man müsse sich vielmehr damit begnügen, von einem Geblütsbewußtsein der Nachfahren Widukinds zu sprechen, das sich in den verschiedenen Zweigen dieser Verwandtengruppe fortpflanzte und am Leben blieb. Mathilde wurde zu der Zeit, als HEINRICH, der Sohn des Sachsen-Herzogs, um sie warb, nach dem Zeugnis der Vita Mathildis antiquior c. 1, SS X 575, noch in einem Kloster erzogen. Doch zeigt sich bereits bei diesem Zeugnis die Problematik, die Mathildenviten für die Rekonstruktion des historischen Faktenablaufs zu verwerten, könnte sich hinter einer Werbung aus dem Kloster auch ein hagiographischer Topos verbergen! Unter der Annahme, die angesprochene Angabe sei glaubhaft und trüge nicht nur funktionellen Charakter im Rahmen des Werbungsromans der Vita, müßte Mathilde zur Zeit der Eheschließung mit HEINRICH 13 bis 15 Jahre alt gewesen sein; vgl. Köpke-Dümmler S. 5. Der Todestag ist überliefert bei Widukind III c. 74, S. 151, das Jahr in den Nekrologannalen von Fulda (vgl. FW Kommentar K 41). Die übrigen Belege bringt Köpke-Dümmler S. 440, Anm. 1. Allgemein informieren aus der älteren Literatur Büsing und Lintzel (in den "Westfälischen Lebensbildern").

Schwennicke Detlev: Tafel 10 ***************** "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
HEINRICH I., Fritzlar 6.V 919 DEUTSCHER KÖNIG ------------------ * 876, + Memleben 2. VII 936
Begraben: Quedlinburg Stiftskirche
I oo 906, getrennt 909 HATHEBURG
Witwe von N.N., Tochter von Erwin senior
II oo Wallhausen 909 MATHILDE, Laien-Äbtissin von Nivelles * 896, + Quedlinburg 14. III 968
Tochter von Graf Dietrich (Theoderich) (IMMEDINGER) und Reginlind
Begraben: ibid Stiftskirche

Hlawitschka; Eduard: Seite 111 ***************** "König Heinrich I." in: Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.
KÖNIG HEINRICH I. ----------------------------- * ca. 876 + 2.7.936 in Memleben
Grabstätte: Vor dem Altar der damaligen St.-Peter-Kirche (späteren Stiftskirche St. Servatius, Dom) auf dem Burgberg in Quedlinburg
Eltern: Graf (Herzog/dux) Otto der Erlauchte (* ca. 836/40, + 30.11.912) und Gräfin Hadwig (* ca. 850/55, + 24.12.903) aus der Familie der BABENBERGER
Eine Quellen und Literatur gleichermaßen auswertende Untersuchung über die Vorfahren HEINRICHS I. liefert E. Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, in: ders., Stirps regia, Forschungen zu Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter, hg. von G. Thoma und W. Giese (9188) Seite 313-354 (mit Stammtafel auf Seite 351)
Geschwister: Thankmar und Liudolf (beide + vor 912) sowie Liudgard, Äbtissin von gandersheim (+ 21.1.923), und Oda (+ 956?), Gemahlin 1. König Zwentibiools von Lotharingien, 2. Graf Gerhards; Halbschwester NN, Gemahlin eines Thüringers Wido
1. oo ca. 906; Ehetrennung ca. 908/09 HATHEBURG, Tochter des (Grafen) Erwin von Merseburg
2. oo 909 in Wallhausen MATHILDE * um 895, + 14.3.9068
Grabstätte: neben HEINRICH I. in Quedlinburg
(aus dem Geschlecht des Sachsen-Herzogs Widukind), Tochter des Grafen Dietrich (Theoderich) in Westfalen und seiner Frau Reinhild; beide * nach 929
Zur Herkunft Dietrichs vgl. K. Schmid, Die Nachfahren Widukinds, DA 20 (1964) Seite 1-47; zur Seitenverwandtschaft Mathildes auch E. Hlawitschka, Kontreverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in: ders., Stirps regia (wie oben) Seite 355-376

HEINRICH geriet bei der Übernahme der Regierung im Herzogtum mit Erzbischof Hatto I. von Mainz in Konflikt wegen der Mainzer Besitzungen in dem 908 weitgehend unter sächsische Herrschaft gebrachten Thüringen. 915 schlug er den in Sachsen eingedrungenen Eberhard, Bruder König KONRADS I., bei der Eresburg vernichtend und drang im Gegenzug in Franken ein. KONRAD I. war nicht in der Lage, die Herzogsmacht HEINRICHS zu gefährden. Die 919 in Fritzlar versammelten sächsischen und fränkischen Großen wählten den von KONRAD I. designierten Heinrich von Sachsen zum König. HEINRICH I. lehnte die geistliche Salbung ab, um seine auf einen Kompromiß mit den Herzögen orientierte Politik nicht durch eine Festlegung zugunsten der Kirche zu gefährden. Das historische Verdienst HEINRICHS ist es, auf den Trümmern des von einer tiefgehenden Krise zerrütteten Ostfrankenreiches den Grundstein für eine starke Zentralgewalt gelegt und den Zusammenhalt zwischen den deutschen Stämmen entscheidend gefördert zu haben. HEINRICH setzte sich 919 gegen den Schwabenherzog und 921 gegen den von schwäbischen und bayrischen Feudalherren in Forchheim zum Gegen-König erhobenen Herzog Arnulf von Bayern durch Zugeständnisse hinsichtlich der Verfügungsgewalt über die Kirche durch. Im Vertrag von Bonn (7.11.921) erkannten sich HEINRICH I. und Karl III. der Einfältige gegenseitig an. HEINRICH erreichte nach verheerenden Einfällen der Magyaren (Ungarn) in Sachsen, Schwaben und Bayern gegen Freilassung eines ungarischen Großen und Zahlung eines Tributes einen 9-jährigen Waffenstillstand. Um diese Einfälle wirkungsvoll abwehren zu können, stellte HEINRICH I. ein gepanzertes Ritterheer auf und legte Befestigungen, besonders in Sachsen und Thüringen, aber auch in Schwaben, Bayern und Hessen, an. In O-Sachsen wurde das Land in kleine Bezirke mit einer Burg (Burgwarde) aufgeteilt. Unter Ausnutzung der innenpolitischen Auseinandersetzungen des französischen Königs mit dem Feudaladel gelang es HEINRICH I. nach zwei Feldzügen, 925 Lothringen einzugliedern, das er 928 Giselbert, Sohn des Grafen Reginar, übergab. Mit einem Eroberungszug gegen die Heveller, deren Hauptort Brandenburg erobert wurde, begann 928/29 die erste Phase der Ostexpansion des frühfeudalen Staates, die durch brutale Raubzüge gegen die Elbslawen gekennzeichnet war. HEINRICH I. zog gegen die Daleminizer, deren Festung Gana (südlich von Riesa) erobert wurde. 929 zog HEINRICH I. nach Prag und veranlaßte Herzog Wenzel von Böhmen zur Huldigung. Der Aufstand der Redarier, Obodriten und Wilzen wurde von deutschen Feudalherren am 4.9.929 bei Lenzen an der Elbe brutal niedergeschlagen. Am 15.3.933 schlug HEINRICH I. mit einem Heer, an dem alle deutschen Stämme beteiligt waren, bei Riade (Kalbsrieth an der Helme ?) die nach Ablauf des Waffenstillstandes wieder in Sachsen und Thüringen eindringenden Ungarn in die Flucht. Dieser entscheidende Erfolg stärkte die Autorität HEINRICHS I. Nach einem erfolgreichen Kriegszug gegen die Dänen eroberte er 934 Haitabu, stellte die dänische Mark zwischen Eider und Schlei wieder her und zwang König Knuba zur Taufe. 935 erwarb er von Rudolf II. von Hoch-Burgund gegen die Abtretung von Basel die angeblich einst Konstantin gehörige Heilige Lanze als Symbol der Herrschaft über Italien. Er plante wahrscheinlich einen Romzug und den Erwerb der Kaiserkrone, um unter anderem eine Italienpolitik der süddeutschen Herzöge und die damit verbundenen Absonderungsbestrebungen der Herzöge aus dem entstehenden frühfeudalen Staat zu verhindern. In Bodfeld am Harz erlitt er einen Schlaganfall. Ihm folgte sein 936 in Erfurt designierter ältester Sohn OTTO. HEINRICH errichtete mit Tatkraft und Spürsinn für das Machbare ein unter dem Zepter des Herrschers geeintes Reich. Er sicherte und erweiterte die Reichsgrenzen und brachte Ruhe und Ordnung in das Land. Der erfolgreiche und hochangesehene Sachsen-König schuf die Voraussetzungen für die späteren Erfolge seines Sohnes.
900/07 1. oo 2. Hatheburg von Merseburg, Tochter des "senior" Erwin ca 876-21.6. nach 909
909 2. oo Mathilde von Ringelheim, Tochter des Grafen Dietrich 894/97-14.3.968
Kinder: 1. Ehe
Thankmar 900/05-28.7.938
2. Ehe
OTTO I. 23.11.912-7.5.973 Wallhausen
Heinrich I. Herzog von Bayern 4.919/22.4.922-1.11.955 Nordhausen
Brun Erzbischof von Köln 1. Hälfte 5.925-11.10.965
Gerberga ca. 913/14-5.5. nach 968 (984?) Nordhausen
929 1. oo Giselbert Herzog von Lothringen ca 880-2.10.939
939 2. oo Ludwig IV. König von Frankreich 10.9.920/10.9.921-10.9.954
Hadwig ca 922-9.1. nach 958
14.9.937 oo Hugo der Große Herzog von Franzien ca 895-16./17.6.956
Literatur: ------------ Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gers: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 2,27,68,79,131,35,139,157,161,168, 203,226,367 K 24 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23-80,83,87,106,202,233,235,246 - Althoff, Gerd/Keller, Hagen: Heinrich I. und Otto der Große, Muster-Schmitt Verlag Göttingen 1994 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39-174 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 9,21-23,26-29,32-56,58,61, 68,78,80,100, 107,115,157,168 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 160,161,167,169,280,315 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 22,26,34,39,65 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 13,26,106,175,184,222 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 26,46,49, 57,104,153,171,175,225,228,273,360,375/Band II Seite 374,388,393,397,470,482/Band III Seite 10, 480-482,485-488,491,500,515,539 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 14,22,28 - Eibl, Elfie-Marita: Heinrich I., in Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 20-33 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 22-479 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 13,25,33, 195,208 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 19-24,46,60-64,66-68,70-73,75,77-97,99-101,104,107, 113,117,120-124,129,132,138,148,164,198-202,222 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 7-356 - Goez, Werner: Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen Salier und Staufer. Primus Verlag Darmstadt 1998, Seite 9-28 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. 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Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 19,31,37,62-109,112,133,161,169,214,218,228-232,365,393,399,457,497 - Höfer, Manfred: Die Kaiser und Könige der Deutschen, Bechtle Verlag Esslingen 1994, Seite 21-24 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 49-51- Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 8-10,15,22-31,36,55 - Kimpen, Emil: Die Abstammung Konrads I. und Heinrichs I. von Karl dem Großen. In: Historische Vierteljahresschrift 29, 1935 Seite 722-767 - Köpke, Rudolf/ Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 1,8-12,18,22,58 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 9,12,40,34,37,43, 48,52,54,149,171,265,431 - Metz, Wolfgang: Die Abstammung König Heinrichs I. In: Historische Jahrbücher 84, 1964, Seite 271-287 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 - Plischke, Jörg: Die Heiratspolitik der Liudolfinger, Inaugural-Dissertation Universität Greifswald 1909 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 43,53,59,63 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 11A-395 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 3-367 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den St
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Quelle: wikipedia
Heinrich I. (Ostfrankenreich)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Heinrich wird beim Vogelstellen im Wald die Königskrone angetragen (nach einem Gemälde von Hermann Vogel, um 1900)
Heinrich I. (* 876; † 2. Juli 936 in Memleben in Sachsen-Anhalt) aus dem Geschlecht der Liudolfinger, auch Heinrich der Vogler oder Heinrich der Finkler genannt, war seit 91 Herzog der Sachsen und von 919 bis 936 König des Ostfrankenreichs.
Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bilanz der Herrschaft des ersten Ottonen 3 Nachkommen 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks

Leben
Heinrichs Vater war Herzog Otto (der Erlauchte) von Sachsen, seine Mutter die Bebenbergerin Hadwig. Um 906 heiratete Heinrich Hatheburg, die verwitwete Erbtochter des Grafen von Merseburg, und gewann so beträchtlichen Besitz an der [Saale]]. Kurz darauf löste er gegen den Protest des Bischofs von Halberstadt die Ehe auf und heiratete 909 die wesentlich jüngere Mathilde aus der Familie der Immedinger. Das brachte ihm und den Liudolfingern einen beträchtlichen Prestigegewinn, war Mathilde doch entfernt verwandt mit Herzog Widukind, dem Anführer der Sachsen und Gegenspieler Karls des Großen, so dass sich eine Abstammungslinie konstruieren ließ. Darüber hinaus stärkte die Heirat Heinrichs Position im Westen Sachsens. In der Forschung wird diese Verbindung als Ausdruck der engeren Bindung der Liudolfinger an Sachsen gewertet, die die bis dahin bevorzugte verwandschaftliche Anbindung an den fränkischen Adel ablöste.
Bereits zum Zeitpunkt der Herrschaftsübernahme in Sachsen kam es zu ersten Auseinandersetzungen mit Konrad I., der seit dem Tod des letzten Karolingerherrsches Ludwigs des Kindes 911 ostfränkischer König war. Die Liudolfinger hatten unter den Karolingern durch ihre enge Verwandschaftsverbindung zum Herrscherheus eine herausgehobene Stellung inne. Zu Konrad bestand keine ähnliche Verbindung. Zudem bedeutete das mächtigste Adelshaus Sachsens eine Gefährdung seiner gerade erst errichteten Herrschaft. Als Heinrich 912 seinem Vater als Herzog folgte, verweigerte Konrad ihm die Einsetzung in alle Rechte, die Otto der Erlauchte innegehabt hatte. Auf der anderen Seite erkannte Heinrich keine königliche Gewalt über seinen Herrschaftsbereich an, der neben Sachsen große Teile Thüringens umfasste. Schnell entwickelten sich Fehden mit verschiedenen Feldzügen gegeneinander. 915 unterwarf sich Heinrich schließlich bei Grone (Göttingen) formell dem König. Konrad verzichtete im Gegenzug auf die Herrschaftsausübung im Machtbereich Heinrich. Möglicherweise wurde bereits zu diesem Zeitpunkt die Vereinbarung geschlossen, dass Heinrich zum Nachfolger des kinderlosen Königs werden sollte.
Konrad starb am 23. Dezember 918. Im Mai 919 wählten die Großen Frankens und Sachsens Heinrich in Fritzlar zum ostfränkischen König. Ottonischen Überlieferungen zufolge handelten die Franken dabei entsprechend dem ausdrücklichen letzten Willen Konrads I. Damit war die Herrschaft aus fränkische in sächsische Hand gelangt.
Heinrich I. fehlte jedoch zunächst die Zustimmung der Schwaben und Bayern. Er war der einzige König seiner Zeit, der keine Salbung erhielt. Dafür wurde er später von vielen Quellen kritisiert. Es gibt verschiedene Erklärungen für den Salbungsverzicht: Heinrich verzichtete bewusst, um den kirchlichen Einfluss auf den König zurückzudrängen und wollte kein „Pfaffenkönig“ sein (Georg Waitz 1863). Er verzichtete, um sich bewusst gegen die karolingische Tradition zu wenden. Heinrich I. wollte das sakral legitimierte „Priesterkönigtum“ durch ein sächsisches „Heerkönigtum“ ersetzen (Carl Erdmann 1938). Er verzichtete bewusst, um den Herzögen, die z. T. seiner Erhebung noch nicht zugestimmt hatten, ein demonstratives Verständigungssignal zu geben: er wollte als primus inter pares herrschen (Althoff-Keller 1985). Schließlich war die Königssalbung noch nicht üblich, sie wurde erst unter Otto I. 936 eingeführt (Carlrichard Brühl 1990) bzw. war in Ostfranken allein von Konrad I. praktiziert worden (Franz-Rainer Erkens 1998).
Mit politischem Geschick aber auch durch Feldzüge erlangte er schließlich die Anerkennung seines Königtums durch die Herzöge Burkhart II. von Schwaben 919 und Arnulf von Bayern 921, obwohl Herzog Arnulf anfangs als vom bayrischen Adel und Klerus gekürter Gegenkönig gegen ihn stand. 921 erkannte auch der westfränkische König Karl III. im Bonner Vertrag Heinrich als „König der Ostfranken” an, was das Ende karolingischer Ansprüche im Osten bedeutete. Nach mehreren Feldzügen Heinrichs unterwarf sich 925 auch Giselbert (Herzog von Lothringen von 915 bis 939). Damit gliederte Heinrich das zuvor vom Westfrankenreich beherrschte Lothringen, das auch das Rheinland umfasste, in der Zeit von 925 bis 928 als fünftes Herzogtum in das Ostfrankenreich ein. Diesen Prozess schloss die Verheiratung von Heinrichs Tochter Gerberga mit Giselbert ab. Die Zustimmung zu seiner Herrschaft erkaufte sich Heinrich vor allem mit einem Machtzuwachs der Herzoge. So gestattete er ihnen, vormals karolingische Pfalzen und Güter zu verwalten. In einigen Fällen erhielten sie sogar die Hoheit über Bistümer und Königsklöster. Dieser Machtzuwachs drückt sich auch darin aus, dass die Herzöge unter Heinrich begannen, Urkunden und Siegel zu benutzen, die den königlichen nachgebildet waren, und für sich selbst den Gottesgnadentitel beanspruchten.
Die Vereinigung der Stämme im Ostfrankenreich unter seiner Herrschaft erfolgte auch unter dem Druck der Ungarn. Die ostfränkischen Herzogtümer waren zu dieser Zeit ständigen Raubzügen ungarischer Reiterheere ausgesetzt. Durch die Gefangennahme eines ungarischen Edlen vor der Burg Werla und Tributleistungen an die Ungarn konnte Heinrich I. 926 einen zehnjährigen Waffenstillstand aushandeln. Die Zeit des Waffenstillstands nutzte er zum Burgenbau, zur Aufrüstung und Erprobung eines starken Heeres mit schwerer Reiterei, und zur Festigung seiner Königsmacht durch die Unterwerfung der slawischen Stämme östlich der Elbe 927-929. Aus vielen dieser Befestigungen wurden später Städte; daher rührt Heinrichs Beiname Heinrich "der Städtegründer". Noch vor Ablauf des Waffenstillstands besiegte Heinrich die Ungarn 933 in der Schlacht bei Riade an der Unstrut. Dieser Sieg mit einem Heer aus allen Stämmen seines Reiches konsolidierte den Zusammenhalt von Heinrichs Reich und sicherte seine Akzeptanz im Hochadel aller Reichsteile. Erst nachdem Heinrich seine Herrschaft so gesichert hatte, sind größere Reisen und Hoftage außerhalb des sächsischen Kernbereichs nachzuweisen. Heinrich war nach dem Ungarnsieg stark genug, 934 die Dänen anzugreifen und durch die Schlacht von Haithabu das Gebiet zwischen Eider und Schlei zu erobern.
Neben der politischen und militärischen Konsolidierung seines Herrschaftsgebiets ging es Heinrich auch darum, seinem Herrscherhaus, den Liudolfingern, die Krone auf Dauer zu sichern. Zu diesem Zweck verfasste er 929 eine an seine Gemahlin gerichtete Urkunde, die seinen Sohn Otto zum alleinigen Erbe des Königstitels erklärte, was angesichts der bei den Franken üblichen Erbteilung keineswegs selbstverständlich war. Darüber hinaus wurden das Witwengut für Mathilde und die Zukunft der weiteren Söhne geregelt sowie alle Großen des Reiches zur Anerkennung und Unterstützung dieses "Testaments" aufgerufen. Um diesen Zeitpunkt müssen auch die Verhandlungen mit dem englischen Königshaus um eine Verheiratung Ottos mit einer Halbschwester König Aethelstans vor sich gegangen sein. Heinrich bemühte sich um eine Anbindung seines Hauses an Dynastien außerhalb seines Reiches; ein Vorgehen, das bis dahin im ostfränkischen Reich unüblich gewesen war. Neben der zusätzlich Legitimation durch die Verbindung mit einem anderen Herrscherhaus drückte sich auch darin eine Stärkung des "Sachsentums" aus, da die englischen Herrscher sich auf die im 5. Jahrhundert auf die Insel ausgewanderten Sachsen beriefen. Nach der Hochzeit Ottos mit Edgith 930 stellte Heinrich den designierten Thronfolger in Franken und in Aachen den Großen der jeweiligen Region vor, um deren Zustimmung für seine Thronfolgeregelung einzuholen.
Als Heinrich auf der Jagd im Harz einen Schlaganfall erlitt und am 2. Juli 936 in seiner Pfalz Memleben starb, war sein Herrschaftsbereich geografisch, in seiner inneren Struktur und durch die Anerkennung der Liudolfinger als Herrscherdynastie konsolidiert. Deshalb galt Heinrich I. vor allem in der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts als der erste deutsche König und Reichsgründer des späteren Heiligen Römischen Reiches (HRR). Seine letzte Ruhestätte fand er in der Stiftskirche Quedlinburg.
Nachfolger Heinrichs wurde sein Sohn Otto aus seiner zweiten Ehen mit Mathilde. Ottos jüngerer Bruder – und zeitweiliger Rivale – Heinrich wurde Herzog in Bayern. Ein weiterer Sohn, Bruno, wurde Erzbischof von Köln. Der Sohn Thankmar aus Heinrichs erster Ehe mit Hatheburg fiel 938 im Kampf gegen seinen Halbbruder Otto, dem er die Krone streitig machte.

Bilanz der Herrschaft des ersten Ottonen
Einleitung der Christianisierung im Norden bis nach Skandinavien - Sieg über Knut von Skandinavien (einem schwedischen Kleinkönig); Heinrich erzwang Taufe und Tributzahlung von ihm
Stopp der Normanneneinfälle im Norden
Im Süden unterband Heinrich I. den Versuch Rudolfs von Hochburgund, sein Reich nach Italien zu expandieren
Befriedung im Innern des Reiches
Sieg in den Ungarnkriegen
Eroberung slawischer Gebiete im Osten
Einverleibung Lothringens ins Reich

Nachkommen
Erste Ehe: geschlossen 906, mit der Witwe Hatheburg, Tochter des sächsischen Graf Erwin (senior) geschieden 909
Thankmar († 938)
Zweite Ehe: geschlossen 909 in Wallhausen mit Mathilde von Ringelheim, Tochter des Grafen Dietrich in Westfalen (Immedinger) und der Reginlind, Laienäbtissin von Nivelles, † 14. März 968 in Quedlinburg, in dessen Stiftskirche sie ebenfalls begraben wurde.
Otto I. (912-973) - verheiratet mit Editha /Edgith, Tochter Eduards des Älteren, König von Wessex; nach Edgiths Tod ab 951 verheiratet mit Adelheid, Tochter König Rudolfs II. von Burgund und Witwe Lothars von Italien
Gerberga von Sachsen - verheiratet mit Giselbert, Herzog von Lothringen und danach mit Ludwig IV. von Frankreich
Hadwig von Sachsen - verheiratet mit Hugo, Herzog von Franzien
Heinrich I. (ca. 920–955), Herzog von Bayern - verheiratet mit Judith von Bayern
Bruno I. (925-965), Erzbischof von Köln

Rezeption
„Heinrich der Vogler“: Die Beinamen der Vogler bzw. der Finkler gehen auf die Legende zurück, er sei beim Vogelfang an einem Vogelherd gewesen, als ihm die Reichsinsignien übergeben wurden. Eine Ballade von Johann Nepomuk Vogl (1802-1866), bekannt durch die Vertonung von Carl Loewe, erzählt die Legende so:
Herr Heinrich sitzt am Vogelherd Recht froh und wohlgemut. Aus tausend Perlen blinkt und blitzt/ Der Morgenröte Glut./ In Wies' und Feld, in Wald und Au'n/ O, welch ein süßer Schall,/ Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,/ Die süße Nachtigall./ Herr Heinrich schaut so fröhlich drein –/ Wie schön ist heut' die Welt!/ Was gilt's? Heut gibt's nen guten Fang!/ Er schaut zum Himmelszelt./ Er lauscht, er lauscht/ Und streicht sich aus der Stirn/ Das blondgelockte Haar./ Ei doch, ei doch!/ Was sprengt denn dort herauf für eine Reiterschar?/ Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt,/ Es naht der Waffen Klang./ Dass Gott, die Herrn verderben mir/ Den ganzen Vogelfang!/ Ei nun, was gibts?/ Es hält der Tross vorm Herzog plötzlich an./ Herr Heinrich tritt hervor und spricht:/ „Wen sucht ihr, Herrn, sagt an?“/ Da schwenken sie die Fähnlein bunt/ Und jauchzen: Unsern Herrn!“/ Hoch lebe Kaiser Heinrich, hoch!/ Des Sachsenlandes Stern!/ Sich neigend knien sie vor ihm hin/ Und huldigen ihn still/ Und rufen, als er staunend fragt:/ „S' ist Deutsches Reiches Will'!“/ Da blickt Herr Heinrich tief bewegt/ Hinauf zum Himmelszelt:/ „Du gabst mir einen guten Fang,/ Herr Gott, wie dir's gefällt!“
Andere Forschungen gehen davon aus, dass der Name auf einem Schreibfehler zurückzuführen ist. So soll aus „Heinrich von Dinklar“ - eine Ortsbezeichnung - später „Heinrich der Finkler“ entstanden sein (vgl. Reinhard Lebe - War Karl der Kahle wirklich kahl?). In diesem Falle wäre die Legende von Vogelfänger erst nachträglich entstanden.
Völkisch-nationalistische Rezeption: Mit Friedrich Ludwig Jahn, dem „Turnvater“, begann Heinrich I. für die nationale Wahrnehmung nach Osten eine Rolle zu spielen. Jahn nannte ihn den „Staatsretter“ vor den „Asischen Horden“. Schließlich galt er insgesamt als Reichsgründer und wurde in Preußen deshalb verehrt, weil er im Unterschied zu seinen Kaisernachfolgern einschließlich seines Sohnes Otto I.. nicht ins katholische Papst-Rom gezogen war und deshalb angeblich nur „nationale“ Interessen vertreten habe. Als Himmler 1935 auf ihn stieß, sah er in ihm seinen Vorläufer in Bezug auf Ostpolitik und den Kampf gegen die Slawen. Er instrumentalisierte ihn nach seiner Rede zum 1000. Todestag am 2.7.1936 bei den Feiern in Quedlinburg für all seine Unternehmungen: In der Wewelsburg nannte er den ihm vorbehaltenen Raum „König Heinrich“; sein Sonderzug hieß seit Kriegsbeginn gegen Polen „Heinrich“; seine Feldkommando-Stelle in der Nähe des Führerhauptquartiers nannte er „Heinrich“; die gesamte von der SS zu verantwortende Kriegspolitik in Osteuropa nannte er „Programm Heinrich“. Himmler behauptete gar, er sei die Reinkarnation von König Heinrich.

Literatur
Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters, Historische Porträts von Heinrich I. bis Maximilian I., Verlag C.H. Beck : München 2003, 624 S., 5. Abb., 3 Karten und 7 Stammtafeln.
Frank Helzel: Ein König, ein Reichsführer und der Wilde Osten. Heinrich I. (919-936) in der Selbstwahrnehmung der Deutschen. Bielefeld: transcript, 2004, ISBN 3-89942-178-7

Weblinks
genealogie-mittelalter.de
Bericht Widukind v. Corveys über die Designation Heinrich I. durch Konrad I.
Vorgänger Konrad I. Liste der römisch-deutschen Herrscher Nachfolger Otto I.

Vorgänger Otto I. Herzog von Sachsen 912 - 936 Nachfolger Otto II.

Personendaten
NAME Heinrich I. (Ostfrankenreich)
ALTERNATIVNAMEN Heinrich der Vogler
KURZBESCHREIBUNG Herzog der Sachsen und von 919 bis 936 König des Ostfrankenreichs
GEBURTSDATUM 876
GEBURTSORT
STERBEDATUM 2. Juli 936
STERBEORT Memleben bei Naumburg an der Saale

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Hochgeladen 2023-10-30 12:31:02.0
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