Notizen zu dieser Person
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Schreibweise Pyroth
hoch betagt verstorben.
Für Leonard Pyroth, einst Einwohner von Hausen und seine Frau Anna Maria wurde in der Kirche von Lämmerspiel ein am 04.07. zu haltendes Jahresgedächtnis (Anniversarium) gestiftet.
evtl. wallonischer Herkunft? Herbert Wilhelm Debor vermutet dies.
Nach dem 30jährigen Krieg wurden durch das Kurfürstentum Mainz gezielt neue Bewohner für die entvölkerten Landschaften angeworben. Dies geschah vermutlich unter wesentlicher Beteiligung des aus Lüttich stammenden und gegen des Ende des Krieges auch dort verweilenden Abtes von Seligenstadt Leonard Colchon. Mit Aufruf vom 14.10.1648 wurde ein Erlass veröffentlicht, wonach allen die sich im Erzstift niederlassen wollten, besondere Vergünstigungen in Aussicht gestellt wurden. Z. B. zwei Jahre Befreiung von allen Frohnden, Wachen und Abgaben.
Auf der Huldigungsliste des Jahres 1675 wird er in Lämmerspiel noch nicht genannt. Auf der Liste erscheint aber Lenhard Pirot in Eisenbach (heute zu Obernburg). Laut der Einwohnerliste Eisenbachs von 1688 lebte er zu dieser Zeit immer noch dort (Leonhardt Piroldt). Evtl. lebte er also zuerst in Eisenbach und zog später weiter nach Lämmerspiel? Oder es handelt sich zufällig um einen gleichnamigen wallonischen Zuwanderer, welcher ebenfalls in das Kurfürstentum Mainz zog.
Zur Bedeutung des Familiennamens Pirot heißt es nach filae.com: "pirot a désigne dans le poitou oison (petite oie), surnom probable d'élevéur -dans le nord et en wallonie, c'est une variante de pierrot, dérivé de pierre, nom de baptême issu de petrus qui signifie rocher -peut representer aussi un dérivé de l'ancien francais pire quartier de mouton, surnom de boucher." Übersetzt: "Pirot hat im Poitou [Landschaft im Westen Frankreichs] Oison (kleine Gans, Gänschen) den wahrscheinlichen Spitznamen des Züchters bezeichnet - im Norden und in der Wallonie ist es eine Variante von Pierrot, abgeleitet aus Stein, Taufname aus Petrus, was Fels bedeutet; es kann sich aber auch um eine Ableitung des alten französischen schlechtesten Schafviertels handeln, Spitzname Metzger (?)". Da eine Herkunft aus der Wallonie angenommen werden muss (s. o.), kann hier die mittlere Variante als die wahrscheinlichste angesehen werden.
Ähnlich heißt es nach Debrabandere: "Patr. Dim. van VN [Vorname] Pierre". Frühere Vorkommen werden angegeben mit "1239 Perrotus de Moges; 1281 Perrotin, escuhiers, de la Folihe = Jehan Perrotin (CAO); 1306 Pierot Hauteourde, Ip. (BBELE); 14e e. Pierre dit Pirot de Noirfalize, Luik (BODY) ...." etc. Als alternative Schreibweisen werden genannt: Pierrot(h), Pierot(h), Piro(t), Pirro, Pyro, Pirot(t)on, -oth(on), Pirot(t)in, -eau, Pirot(t)e, Piroote, Pirrotte, Perrot(s), Perrotti, Perros, Peyrot, Pairrot, Perrouty, Perot, Perriot, Périot, Prijot, Priod, -otte, Pe(e)ro(o), Peiro, Paro(ot), Parot(te), Proot.
Eine Ausarbeitung der Namensberatungsstelle der Universität Leipzig kommt zu der Vermutung, der Name sei "als eingedeutschte Variante des französischen Namens Pierrot (Pierot) zu erklären. Dieser konserviert den Vornamen eines Vorfahren und bezeichnet den Nachfahren eines Mannes namens Pierrot. Der Vorname Pierrot war als Koseform des häufigen Rufnamens Pierre in ganz Frankreich in Gebrauch und hat dort zur Ausbildung der gleich lautender [sic] Namen geführt. Über die historisch-geographische Analyse kann die eingedeutschte Variante Pieroth im Saarland verortet werden. [nein, siehe unten] Dort hat er sich herausgebildet." Weiter vorne: "Der Kosename Pierrot ist mit dem französischen Verkleinerungssuffix -ot gebildet."
Zur geäußerten Vermutung wird die Namensverbreitung in Südhessen, der Pfalz und dem Saarland herangeführt. Weiterhin wird mit dem Internationalen Genealogischen Index vom Familysearch argumentiert. Dort finden sich mit Johann Pierot 1652 in Saarlouis und Germann Pieroth 1668 in Nonnweiler die frühesten Namensnennungen im heutigen Deutschland. Der oben erwähnte Umstand der wallonischen Ansiedlung im Kurfürstentum Mainz nach dem 30jährigen Kriege wurde dabei nicht berücksichtigt. Für eine Zuwanderung über das Saarland oder die Pfalz nach Lämmerspiel oder Hausen fehlen jedoch jegliche Anhaltspunkte, auch sind keine weiteren Beispeile hierfür aus dieser Zeit bekannt. Sowohl die Pfalz als auch das Saarland gehörten wie Südhessen zu den besonders stark vom 30jährigen Krieg betroffenen Regionen. Es erscheint fragwürdig, warum die eine verwüstete Region zugunsten einer anderen verlassen worden sein sollte. Genau wie im Kurfürstentum Mainz kam es hier nach dem 30jährigen zu Zuwanderung aus anderen Regionen, darunter die Wallonie und Frankreich. Es muss also davon ausgegangen werden, dass die frühen Namensträger im Saarland, in der Pfalz und in Kurmainz während dieser Zeit aus Nordostfrankreich und der Wallonie jeweils dorthin zugewandert sind. Dies stimmt mit den weiter oben genannten Nennungen des Familiennamens ab 1652 und 1668 überein. Ob und wie sie untereinander verwandt waren, bzw. ob sie ursprünglich aus den gleichen Orten stammen, kann nicht mehr festgestellt werden. Bei einem patronymischen Familiennamen kann von einer unabhängigen Entstehung des Namens an verschiedenen Stellen ausgegangen werden. Eine Abwanderung von der einen deutschen Region in die andere muss gegenüber einer jeweiligen Zuwanderung aus dem Ursprungsgebiet als unwahrscheinlichere Alternative eingstuft werden.
Eine Zuwanderung aus dem Hochstift Lüttich muss daher für die Lämmerspieler bzw. Hausener Pieroth weiterhin angenommen werden. Die Namensbedeutung ist aufgrund der französischen Sprache dort ebenso zutreffend. Die Namensberatungsstelle geht bei der Namensverbreitung nur auf das heutige Deutschland und Frankreich ein, nicht aber auf Belgien. Wobei der Schwerpunkt auf Nordost-Frankreich liegt, unter anderem direkt an die Wallonie angrenzend.