Notizen zu dieser Person
Lebensbild nach vorhandenen Unterlagen und mündlichen Berichten. Sie selbst nannte sich "Marie", wie von der ganzen Verwandtschaft gerufen. Geboren in einem gut bürgerlichen, trotz religöser Bindung liberalen Elternhaus waren ihre Eltern bedacht, ihr eine gute Bildung zukommen zu lassen. Unsere Großmutter hat die Volksschule in Wolfach bis April 1876 besucht. Der Entlassungsschein, verziert mit allerhand Figuren und Ornamenten aus der Hand des Wolfacher Lithographen Adolf Neef, bestätigt ihr eine Note "gut" mit den Unterschriften des "katholischen Orts-Schulrathes" und des Lehrers Carl Ambros. Ein Aufenthalt in der Klosterschule "St.Ursula" in Villingen folgte 1876/77. Wieder daheim, half sie im Geschäft ihres Vaters mit. 1884 heiratete sie den Kaiserlichen Postverwalter Martin Josef Roberz und führte mit ihm eine glückliche Ehe. Sie schenkte ihm 4 Kinder, von denen nur 2 sie überlebten. Der zweitälteste Sohn starb mit 8 Jahren an Diphterie, der jüngste fiel im 1.Weltkrieg mit 25 Jahren, kurz vor Kriegsende. Schon vorher, 1909 hatte sie ihren Mann verloren und wurde mit 48 Jahren Witwe. Sie ertrug diese Schicksalsschläge mit Fassung und fand Trost in ihrer starken religiösen Bindung. Sie war ihren Kindern eine gute Mutter und ihren 3 Enkelkindern eine ebensogute Großmutter, die bei ihr verbrachten Ferientage werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Bis ins hohe Alter hinein hielt sie sich in jeder Beziehung korrekt, ob es der für sie allein gedeckte Mittagstisch, ihre Kleidung oder der nach der Uhr ablaufende Tagesablauf betraf. Meine Schwester Margret hat viel über sie aufgeschrieben, auch in meinen Lebenserinnerungen habe ich ihrer gedacht. Sie starb ein Jahr nach Ende des 2.Weltkriegs, fast erblindet aber noch geistig rege, im Alter von 84 Jahren. Auf dem Sterbebett, mein Patenonkel Josef Roberz hat sie in ihrer letzten Stunde gezeichnet, sagte sie noch, daß sie zufrieden scheiden kann, weil ihre Angehörigen diesmal alle heil wieder heimgekommen sind aus diesem schrecklichen Krieg.