Martin VOLLRATH

Martin VOLLRATH

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Martin VOLLRATH
Beruf gelernter Weber u. Seidenweber, später Maler

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 20. September 1858 Wirsberg (Oberfranken) nach diesem Ort suchen
Tod verschwunden 1945
Heirat

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Luise TEUTSCH

Notizen zu dieser Person

"Martin, mein Grossvater [Grossvater Ludwig Vollraths, geb. 1915, Anm. GS]. Er lernte die Weberei und arbeitete in Lengefeld in einer Seidenweberei.
Dass es ihm aber wirtschaftlich schlecht ging, geht aus einem Brief hervor, den er am 26.5.1881 an seinen Bruder Heinrich [1852 - 1940, Anm. GS], nach Bukarest schrieb und den ich in Photokopie besitze. Das Original befindet sich bei Heinrich [geb. 28.01.1914, Anm. GS]. Er schrieb:
"Lieber Bruder Heinrich! Nach langem Stillschweigen fühle ich mich veranlasst mit Dir wieder einige Worte Schriftlich zu sprechen. Du wirst wohl vergangenen Sommer meinen 2ten Brief erhalten haben in welchem ich Dir mittheile, dass ich sofort meine Reise zu Dir antreten wollte woran ich jedoch gehindert wurde. Vor 14 Tagen reiste ich von Lengefeld ab da die Weberei jetzt in Sachen ganz schlecht geht um zu Dir zu kommen. Da ich aber von einige Kollegen, welche in Serbien waren gehört habe, dass diese Gegend wegen dem schlechten Volk un der fremden Sprache weil wenig Geld sehr schwer zu bereisen wäre, so nahm ich in Passau Arbeit und will Dir erst von meinem Vorhaben wissen thun.
Lieber Bruder, nun möchte ich Dich erst bitten, dass Du mir folgende Fragen beantwortest, nehmlich: würde ich auch Dein Geschäft bei Dir lernen können, ich würde alle Mühe und Fleiss aufwenden und glaube auch mich recht bald darein schicken zu können. Welches würde da die beste Reise sein und wie viel wird es von Wien oder Passau kosten, wie hoch stehen die Arbeitslöhne nach deutschem Gelde und wie billig kann man leben. Es sollte mich sehr freuen recht bald günstige Antwort von Dir zu erhalten, die Weberei kommt jedes Jahr in Deutschland wieder zurück, so dass man auch ein trauriges Durchkommen zu hoffen hat. Lieber Bruder, sei so freundlich und ertheile mir recht bald den besten Rath, zu meiner Reise habe ich mir 50 Mark, nachfrüheren Gelde 30 Gulden erspart.
Ich hoffe recht bald Antwort von Dir zu erhalten und verbleibe unter vielen Grüssen an Dich und Deine Frau
Dein Bruder Martin Vollrath."
Die Antwort auf dieses Schreiben war sicher positiv, denn Martin begab sich auf die "Walz", wie man früher sagte, kam nach Bukarest und lernte bei seinem Bruder Heinrich, in dessen Geschäft er eintrat das Malerhandwerk. Durch Fleiss und Gewissenhaftigkeit brachte auch er es im Laufe der Zeit der Zeit zu Wohlstand und Ansehen. Er machte sich selbständig und wurde ebenfalls ein Meister im Imitieren von verschiedenen Hölzern und Marmor.
Er heiratete Luise Teutsch aus Kronstadt, eine Schwester der Frau seines Bruders Heinrich. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Am Stadtrand von Bukarest baute er sich ein Haus und kaufte im Laufe der Jahre noch einige hinzu.
Wir Enkelkinder mochten ihn sehr gerne und spielten mit Vorliebe in seinem leicht verwilderten Garten. Es war uns immer eine grosse Freude, wenn wir zu den Grosseltern nach Bukarest durften oder wenn sie zu uns nach Câmpina (ca. 100 Km nördl. vonBukarest) kamen, wo wir wohnten. Er ging stundenlang mit uns spazieren und schimpfte unsere Mutter, wenn er mit uns erst Nachmittag um 3 Uhr zum Mittagessen heim kam.
Sicher waren die armseligen Verhältnisse, in denen er aufgewachsen war schuld, dass er bis in sein hohes Alter von einer übertriebenen Sparsamkeit war. Nur unserer Grossmutter hatten wir es zu verdanken, wenn er uns bei der Abfahrt schweren Herzens ein paar Lei schenkte.
Ich kann mich nicht erinnern, ihn einmal krank gesehen zu haben. Er hatte eine eiserne Konstitution und eine grosse Liebe zur Natur. Von den vielen lieben Erinnerungen, die ich an ihn habe, will ich eine erzählen:
1933 plante ich mit meinem Vetter Konrad [geb. 20.03.1915, Anm.] eine mehrtägige Bergtour druch die Karpathen. Wir mussten etwa 45 Km bis Sinaia mit der Bahn fahren und Grossvater schloss sich uns an um in Sinaia ein paar Stunden spazieren zu gehen. Wir trennten uns dort sehr bald von ihm, weil er uns zu langsam ging. Nach 4 Stunden, z.T. beschwerlichem Aufstieg, erreichten wir Mittag den 2200 m hohen Caraiman. Hier verköstigten wir uns aus dem Rucksack, denn bewirtschaftete Hütten gab es damals noch nicht. Als wir nach einer Stunde Rast aufbrechen wollten, denn wir hatten noch einen langen Marsch vor uns, tauchte unser Grossvater oben auf, in Stadtkleidung, leichten Schuhen und den Strohhut in der Hand. Das letzte Stück Weg, welches mit Drahtseilen abgesichert war, liess ihn ein bisschen ausser Atem kommen, wie er sagte. Natürlich mussten wir unsere Rucksäcke wieder auspacken, ihn verköstigen und danach stieg er ab und war am Abend mit der Bahn wieder in Câmpina. Und das mit 75 Jahren!
Am 11.3.1933 starb seine Frau und von da ab war er viel bei uns Câmpina.
Als im August 1944 über Nacht die rumänische Regierung gestürzt wurde und die neue Regierung sich mit den Russen verbündete, floh Martin mit meinen Eltern (Sohn Ludwig [1886 - 1970, Anm. GS] und dessen Frau Luise) zuerst nach Kronstadt und nach wenigen Tagen weiter in Richtung Budapest - Wien. Auf dieser Flucht mit deutschen Wehrmachtseinheiten wurden meine Eltern von ihm getrennt und er kam erst ein Monat später in Wien an, wo meine Eltern bei ihrer Lochter Liselotte [geb. 07.04.1919, Anm. GS] wohnten. Im Spätherbst 1944 fasste Martin den Entschluss zu seiner Enkeltochter Viktoria [Viktoria Göring, geb. 1908, Anm. GS] nach Berlin zu fahren. Als im Herbst 1945 die Post wieder funktionierte, erfuhren wir von Berlin, dass unser Grossvater kurz vor Kriegsende mit Ziel Wirsberg abgefahren ist, dort ist er allerdings nie angekommen. Alle Nachforschungen bei der damaligen Reichtsbahn und über das Rote Kreuz blieben erfolglos. Vermutlich kam der Zug in Kampfhandlungen und er hat dabei sein Leben verloren." [1, S.17ff.]

Quellenangaben

1 [1] Ludwig Vollrath, Familienchronik Vollrath mit Stammtafel, München, Mai 1980.

Datenbank

Titel Vollrath Sommeregger
Beschreibung VOLLRATH (Wirsberg) - SOMMEREGGER (Oberdorf) - ERTL (Oberdorf)

Stammbaum der Vollrath aus Wirsberg (Oberfranken) auf Grundlage der im Mai 1980 erstellten Vollrath Chronik von Ludwig Vollrath, erweitert durch den Familienzweig aus der Datenbank von Lolo Anwander (GEDBAS 40930).

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