Ernst Heinrich FREIHERR VON WEIZSÄCKER

Ernst Heinrich FREIHERR VON WEIZSÄCKER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Ernst Heinrich FREIHERR VON WEIZSÄCKER
Beruf Marineoffizier sowie Diplomat, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und SS-Brigadeführer
title Freiherr

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 25. Mai 1882 Stuttgart, Baden-Württemberg nach diesem Ort suchen
Tod 4. August 1951 Lindau (Bodensee), Bayern nach diesem Ort suchen
Heirat 25. September 1911 Berlin-Charlottenburg nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
25. September 1911
Berlin-Charlottenburg
Marianne VON GRÄVENITZ

Notizen zu dieser Person

Ernst Heinrich Freiherr von Weizsäcker (* 25. Mai 1882 in Stuttgart; †4. August 1951 in Lindau) war ein deutscher Marineoffizier sowie Diplomat, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und SS-Brigadeführer. Wegen Mitwirkung an den Deportationen französischer Juden nach Auschwitz wurde er in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt. Ernst von Weizsäcker war der Vater des Physikers und Philosophen CarlFriedrich von Weizsäcker sowie des Politikers und von 1984 bis 1994 amtierenden Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Ernst Weizsäcker entstammte dem bürgerlichen pfälzisch-württembergischen Geschlecht Weizsäcker. Er wurde als Sohn des späteren württembergischen Ministerpräsidenten Karl Hugo Weizsäcker und dessen Ehefrau Paula, geb. von Meibom in Stuttgart geboren. 1911 heirateten er und Marianne von Graevenitz (1889 - 1983). 1916 wurde sein Vater mit seiner ganzen Familie von König Wilhelm II. von Württemberg mit der Verleihung deserblichen Adels in den Freiherrnstand erhoben. Nach dem Abitur trat er am 7. April 1900 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein.[1] Im Zuge seiner zweiundvierzigmonatigen Ausbildung besuchte er in dieser Zeit insbesondere die Länder des Fernen Ostens. So kam er nach Japan, Ostrussland, Burma, Indonesien und Thailand und Indien. In China besuchte von Weizsäcker 1903, gemeinsam mit Werner vonRheinbaben, dem er in diesem Jahr als Leutnant zur See zugeteilt wurde, und dem Kaisersohn Prinz Adalbert im Auftrag von Kaiser Wilhelm II.die Verbotene Stadt in Peking und traf bei dieser Gelegenheit auch die chinesische Kaiserinwitwe Cixi. Es folgten die Beförderung zum Oberleutnant zur See im Jahre 1905 sowie die Versetzung in ein in Wilhelmshaven stationiertes Torpedoversuchskommando. 1908 wurde von Weizsäcker als Wachoffizier auf das Linienschiff SMS Hannover, das Flaggschiff des I. Geschwaders der deutschen Marine, versetzt. 1909 kam er als Erster Flaggoffizier der Hochseeflotte auf SMS Deutschland. Nachdem er am 6. September 1909 sein Patent zum Kapitänleutnant erhalten hatte, gehörte er ab 1912 dem Marinekabinett des Kaisersin Berlin an, für das er in der Abteilung „Orden und Ehrengerichte“ tätig wurde. Zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns 1914 kam von Weizsäcker als Admiralstabsoffizier zum II. Admiral des III. Linienschiffsgeschwaders.[2] Im März 1915 wurde er dem Kapitän des Großlinienschiffes SMS Markgraf „zurbesonderen Verwendung“ zugewiesen. Es folgten bis 1918 weitere Tätigkeiten. 1916 nahm er als Zweiter Flaggoffizier an Bord des Flottenflaggschiffes SMS Friedrich der Große an der Skagerrakschlacht teil. Am 17.September 1917 wurde er zum Korvettenkapitän befördert.[1] Ab August 1918 gehörte er wieder dem Admiralstab der Seekriegsleitung unter Admiral von Scheer an. Im Januar 1919 verhalf er dem am Mord an Karl Liebknecht beteiligten Horst von Pflugk-Harttung (1889–1956) zur Flucht.[3] Von Juni 1919 bis April 1920 fungierte er in Den Haag als eine Art Marine-Attaché. Am 1. April 1920 wurde er auf Probe in den Dienst des Auswärtigen Amtes berufen, obwohl er weder – wie vorgeschrieben – ein Studium noch dasdiplomatisch-konsularische Examen vorweisen konnte. In der Weimarer Republik übernahm er eine Reihe von diplomatischen Aufgaben: Anfang 1921 war er Konsul in Basel, Ende 1924 dann Gesandtschaftsrat in Kopenhagen, und ab Februar 1927 arbeitete er in Genf im Abrüstungsreferat. Danach folgten sechs Monate in Berlin beim Reichstagsausschuss für Auswärtiges, dann wieder vier Monate in Genf. Anfang 1928 wurde er Leiterdes Referates für Abrüstung und im Juli 1931 Gesandter in Oslo. Im Hinblick auf den Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 notierte von Weizsäcker in einem privaten Brief: „Die anti-jüdische Aktion zu begreifen, fällt dem Ausland besonders schwer, denn es hat diese Judenüberschwemmung eben nicht am eigenen Leibe verspürt.“[4] Ab Mai 1933 warer mehrfach nach Berlin befohlen worden und leitete fast zwei Monatedie Personalabteilung in Vertretung. Im September 1933 wurde er Gesandter in der Schweiz. Am 6. Mai 1936 äußerte von Weizsäcker in einem Brief aus Bern an das Auswärtige Amt „keine Bedenken“, den Schriftsteller Thomas Mann auszubürgern: Mann habe,so von Weizsäcker, „den bisherigen Langmut der deutschen Behörden gegenüber seiner Person mit höhnischen Bemerkungen bedacht“ und sich der„feindseligen Propaganda gegen das Reich im Ausland“ schuldig gemacht.[5] Mitte 1936 vertraute ihm Konstantin Freiherr von Neurath die vorläufige Leitung der Politischen Abteilung an. Anfang März 1937 musste Weizsäcker nach Bern zurückkehren.[6] Offenbar auf Hitlers Wunsch wurde Weizsäcker am 24. März 1937 zum Ministerialdirektor ernannt. Ein Jahr später, am 3. April 1938, wurde Weizsäcker erster Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. Vorher war er derNSDAP mit der Mitgliedsnummer 4.814.617 beigetreten.[7] Auf Betreiben Ribbentrops wurde Weizsäcker mit Wirkung vom 20. April 1938 von Himmler als SS-Oberführer (SS-Nr. 293.291) in die SS aufgenommen und unterschrieb den Aufnahme- und Verpflichtungsschein der SS am 23. April 1938. Am 9. November 1938 wurde er als SS-Führer auf Adolf Hitler vereidigt.[8] Weizsäcker war mit seiner SS-Aufnahme dem persönlichen Stab Himmlers zugeteilt. Diesem SS-Hauptamt unterstanden vor allemdie privaten Organisationen „Lebensborn“, „Freundeskreis ReichsführerSS“, „Ahnenerbe“ und die Wewelsburg. Nach späteren eigenen Aussagen übernahm Weizsäcker das Amt als Staatssekretär, weil er hoffte, in den Krisenjahren 1938/39 durch außenpolitische Obstruktion den Frieden zu erhalten, um die bis dahin erzielten außenpolitischen Erfolge des Deutschen Reiches zu wahren. Im Falle eines Krieges sah Weizsäcker nämlich nicht nur das Ende des Dritten Reiches, sondern „Finis Germaniae“ voraus. Erfolg hatte Weizsäcker bei seinen vorgeblichen Bemühungen, den von Hitler angestrebten Weltkrieg zu verhindern, nicht. Die Anfangssiege, insbesondere der Sieg über Frankreich, haben ihn begeistert. Er hatte sich stets gegen einen Krieg mit Russland bzw. Stalin ausgesprochen; es lassen sich jedoch auch Äußerungen nachweisen, in denen die Idee des „Lebensraums im Osten“ mitschwingt.[9] Im März und Juni 1942 wurde von Weizsäcker schriftlich durch Franz Rademacher, dem Leiter des „Judenreferats“ im Auswärtigen Amt, über „Künftige Maßnahmen gegen Mischlinge I. und II. Grades”[10] und die „Frageder Sterilisierung der 70 000 Mischlinge”[11] informiert. Trotz angeblich schwerwiegender Differenzen mit seinem Vorgesetzten, Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop, dem er seine bisherige Karriere verdankte, verblieb Weizsäcker bis 1943 in dieser Funktion. Danntrat er zurück. Sein Nachfolger als Staatssekretär wurde am 31. März 1943 der bisherige Ministerialdirigent Gustav Adolf Steengracht von Moyland. Weizsäcker wurde am 24. Juni 1943 angesichts der bevorstehendenNiederlage auf eigenen Wunsch (als einziger deutscher SS-Offizier) zumdeutschen Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom ernannt. Mit der Befreiung Roms im Juni 1944 wurde die deutsche Botschaft in den Vatikan verlegt, wo Weizsäcker auch nach der Kapitulation Deutschlands bis August 1946 blieb. Noch nach Kriegsende, im September 1945, vertrat er dieAuffassung, Deutschland habe in den 1920er Jahren „im Osten die Grenzen zu weit aufgemacht“. So habe „die Inflation viele Juden angezogen“und diese hätten sich „zu einer Großmacht entwickelt“.[12] Zu Papst Pius XII. und Pater Robert Leiber hatte er nach eigenen Angaben ein freundschaftliches Verhältnis. Ernst von Weizsäcker ging zuerst freiwillig unter päpstlichem Schutz und unter Zusagen Frankreichs als freier Zeuge nach Nürnberg und wurdedort im Juli 1947 von den Amerikanern verhaftet. In Nürnberg – im so genannten Wilhelmstraßen-Prozess – wurde er als Kriegsverbrecher angeklagt. Verteidigt wurde Weizsäcker von Hellmut Becker und Warren Magee.Am 6. Februar 1948 wurde unter anderem der Diplomat und Verwaltungsjurist Otto Bräutigam als Zeuge vernommen.[13] Am 14. April 1949 wurde Weizsäcker wegen seiner aktiven Mitwirkung bei der Deportation französischer Juden nach Auschwitz und damit wegen eines Verbrechens gegen dieMenschlichkeit zu 5 Jahren Haft verurteilt. Er wurde am 16. Oktober 1950 aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg im Zuge einer allgemeinen Amnestie entlassen.[14] Dem Gericht lagen zum Zeitpunkt des Urteilsallerdings nicht alle heute bekannten Dokumente vor. Sein Sohn Richard von Weizsäcker trat in dem Prozess neben Sigismund von Braun als sein Hilfsverteidiger auf und plädierte wie damals alle Verteidiger auf die vollkommene Unwissenheit und virtuelle Unschuld seines Vaters. Er bezeichnete das Urteil später immer als „historisch und moralisch ungerecht. Ernst von Weizsäcker hatte Deportationsbefehle für französische Judenin das Konzentrationslager Auschwitz abgezeichnet.[16] Vor Gericht verteidigte er sich mit dem Argument, die in Frage kommenden Juden seienschon interniert und in Gefahr gewesen. Man hätte sehr leicht zu dem Schluss kommen können, dass sie bei der Deportation nach dem Osten weniger Gefahr laufen würden als an ihrem jetzigen Aufenthaltsort; zu jener Zeit habe der Name Auschwitz für niemanden etwas Besonderes bedeutet. Die Richter bezweifelten jedoch diese Darstellung. Seine Strategie zu behaupten, von den Todeslagern erst nach dem Kriegerfahren sowie die verschleiernde Terminologie der „Endlösung der Judenfrage“ und den „Arbeitseinsatz im Osten“ nicht durchschaut zu haben,wurde von den meisten damaligen Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes genutzt. Allerdings gibt es Indizien für die vorhandene Kenntnis vom verbrecherischen Vorgehen des NS-Staates gegenüber Juden, zum Beispiel dieVortragsnotiz vom 10. Dezember 1941 des Unterstaatssekretärs Luther,Teilnehmer der Wannseekonferenz. Diese hatte er zum Vorgehen der Einsatzgruppen für den Reichsaußenminister vorbereitet. Weizsäcker hat siezur Kenntnis genommen und mit seiner Paraphe versehen. Im Berichtsteil„Judentum“ findet sich Folgendes: „Im Reichskommissariat Ostland wurde […] eine Festnahmeaktion sämtlicher Juden […] eingeleitet, […] etwa 2.000 […]. Die männlichen über16 Jahre alten Juden wurden mit Ausnahme der Ärzte und der Judenältesten exekutiert […]. In der Ukraine wurden als Vergeltungsmaßnahmen fürdie Brandstiftungen in Kiew dortselbst sämtliche Juden verhaftet und Ende September d. J. insgesamt mehr als 33 000 Juden hingerichtet. In Shitomir wurden mehr als 3.000 Juden zur Vermeidung der Anstiftung vonSabotage durch sie erschossen. Im Raum ostwärts des Dnjepr wurden annähernd 5.000 Juden erschossen.“ Dem war der Tätigkeits- und Lagebericht Nr. 6 der Einsatzgruppen beigefügt. Dort findet sich folgende Passage: „Die Lösung der Judenfrage wurde insbesondere im Raum ostwärts desDnjepr seitens der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD energisch in Angriff genommen. Die von den Kommandos neu besetzten Räume wurden judenfrei gemacht. Dabei wurden 4 891 Juden liquidiert.“ 1950 veröffentlichte er seine im Gefängnis verfassten Erinnerungen, indenen er seine Rolle während der NS-Zeit zu rechtfertigen suchte undseine Verdienste als Mann des Widerstands hervorhob. Am 4. August 1951 erlag Weizsäcker in einem Krankenhaus in Lindau am Bodensee den Folgen eines Schlaganfalls.

Datenbank

Titel
Beschreibung
Hochgeladen 2016-04-10 10:00:36.0
Einsender user's avatar Bernd Michaelis-Hauswaldt
E-Mail key2me@web.de
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Herunterladen

Der Einsender hat das Herunterladen der Datei nicht gestattet.

Kommentare

Ansichten für diese Person