Theodor BOVERI

Theodor BOVERI

Eigenschaften

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Name Theodor BOVERI

Ereignisse

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Geburt 12. Oktober 1862 Bamberg nach diesem Ort suchen
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Tod 15. Oktober 1915 Würzburg nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Marcella O'GRADY

Notizen zu dieser Person

Professor der Zoologie in Würzburg

Professor für Zoologie und Vergleichende Anatomie, seit 1893 in Würzburg, Geheimer Hofrat, Begründer der Chromosomentheorie der Vererbung. Maximilianeer.

Studierte Medizin und Zoologie an der Universität München, Dr. med. 1885, dann Studienaufenthalt an der Zoolog. Station Neapel, 1887 Habilitation für Zoologie und Vergleichende Anatomie, 1881-1893 Assistent bei R. Hertwig Univ. München, ab 1893 ord. Professor für Zoologie und Vergleichende Anatomie in Würzburg, wo er starb. Beschäftigte sich mit entwicklungsgeschichtlichen Fragen der Ei- und Samenzellen, der Befruchtung und Vererbung und leistete bedeutende Beiträge zur Zytogenetik (Kurzbiographie in Ilse Jahn, Geschichte der Biologie, Spektrum-Verlag Heidelberg/Berlin 2000).

Im o.g. Werk S. 446: Es ist unglaublich, was dieser Mann, er ist nur 53 Jahre alt geworden, uns an profunden Erkenntnisfortschritten auf den jungen Gebieten der Zell- und Entwicklungsbiologie geschenkt hat. Seine "Werke stehen da wie Meilensteine, jeder für sich einheitlich und abgerundet, mit grundlegenden Tatsachen und zugleich tiefgründigem Gedankenwerk, wie es nur ein Meister geben kann" (Baltzer, F.: Theodor Boveri, Leben und Werk eines großen Biologen, Stuttgart 1962, S. 385). Er wurde als der letzte der großen "Beobachter" und als der erste der großen Experimentatoren in der Embryologie bezeichnet. Er gilt mit Walter S. Sutton (1903) als der Begründer der "Allgemeinen Chromosomentheorie der Vererbung".

Ihm gelang die experimentelle Bestätigung, dass die Chromosomen einzelne Individuen sind. Damit wurde die mikroskopische Zellforschung mit der traditionellen Hybridenforschung (Kreuzungsexperimente) verknüpft und die Grundlage für die wesentliche Wissenserweiterung auf dem Gebiet der Genetik im ersten Drittel des 20. Jh. gelegt.

"... Boveri stood without a rival among the biologists of his generation; and his writings will long endure as classical models ..." (Wilson 1918)
"Boveri hat von sich selbst gesagt, er wäre am liebsten Maler geworden..." (Baltzer 1962)

Aus der homepage der Uni Würzburg (http://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/about/boveri.html):
Das 19. Jahrhundert war für viele Bereiche der Biologie eine Zeit des methodischen Umbruchs. Die weltanschaulich geprägten Diskussionen um Mechanismus (Präformation) versus Vitalismus (Epigenese) als Erklärung biologischer Phänomene machten allmählich experimentell analysierbaren Fragestellungen Platz. Eine Reihe bahnbrechender Forschungsleistungen hatte dafür die Grundlagen geschaffen: Die Begründung der Zellbildungstheorie durch Schleiden (1838) und ihre Verallgemeinerung durch Schwann zur Zellentheorie (1839) als "allgemeines Bildungsprinzip organismischer Produktionen"; die Entdeckung der Zellteilung in der Embryonalentwicklung durch Koelliker (1844), deren Bedeutung Virchow (1855) in der prägnanten Formel "omnis cellula e cellula" zusammenfaßte; die Aufklärung des Mechanismus der Befruchtung als Verschmelzung von Ei und Samenzelle durch Oskar Hertwig (1875); die Beschreibung der Kernteilung durch Flemming (1880); und schließlich der Nachweis der Chromosomenindividualität durch Theodor Boveri (1887). Boveri legte damit den Grundstein für die Formulierung der Chromosomentheorie der Vererbung (1902/1904), in der er zytologische Befunde mit Gregor Mendels gerade wiederentdeckten Vererbungsregeln zu einer synthetischen Einheit zusammenfügte.
Theodor Boveri wurde am 12. Oktober 1862 in Bamberg geboren. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann 1881 mit dem Studium der Anatomie und Biologie an der Universität München. 1885 promovierte er bei dem Anatomen Carl von Kupffer mit summa cum laude über das Thema "Beiträge zur Kenntnis der Nervenfasern". Ein Stipendium ermöglichte ihm anschließend, sich am Zoologischen Institut der Universität München im Labor von Richard Hertwig frei der Forschung zu widmen. 1887 erfolgte die Habilitation für Zoologie und vergleichende Anatomie. Nach dem Auslaufen des Stipendiums 1891 erhielt Boveri bei Richard Hertwig eine Assistentenstelle. 1893 folgte er dem Ruf auf eine Professur für Zoologie und vergleichende Anatomie an der Universität Würzburg. Auf diesem Lehrstuhl blieb er trotz zahlreicher ehrenvoller Rufe (z.B. als Leiter des neu zu gründenden Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem) bis zu seinem Tod am 15. Oktober 1915.
Das wissenschaftliche Werk Theodor Boveris war - um mit seinen eigenen Worten zu sprechen - der Erforschung jener Vorgänge gewidmet, "durch die aus den elterlichen Zeugungsstoffen ein neues Individuum mit bestimmten Eigenschaften hervorgeht". In diesem Kontext hat er eine Fülle von Ergebnissen erarbeitet. Er verstand es zudem, aus diesen Ergebnissen allgemein gültige Theorien abzuleiten.
Bei Richard Hertwig fand Boveri zu seinem ersten "Haustier", dem Pferdespulwurm Ascaris megalocephala. An diesem Objekt untersuchte er das Verhalten des Zellkerns und der Chromosomen während der Reifeteilungen und während der ersten Furchungsteilungen. Die geringe Chromosomenzahl dieser Art begünstigte solche Beobachtungen. Er konnte nachweisen, daß sich nach einer Furchungsteilung in den Tochterzellen stets wieder die gleiche individuelle Chromosomenanordnung herausbildet. Mit diesem Befund, daß die Chromosomen "selbständige Individuen sind, die diese Selbständigkeit auch im ruhenden Kern bewahren" - kurz mit der Hypothese der Chromosomenindividualität - reihte sich Boveri sofort in die erste Reihe der Zellforscher ein. Bei diesen Studien beobachtete er auch, daß ein reifendes Ei in zwei Reifeteilungen mit den Richtungskörpern die Hälfte der Kernsubstanz abstößt und so den Chromosomenbestand auf die Hälfte reduziert. Er hatte damit die Funktion der Meiose entdeckt.
1875 hatte Oskar Hertwig das Wesen der Befruchtung als Vereinigung von Ei- und Spermakern definiert. Boveri zeigte nun bei Ascaris, daß väterliche und mütterliche Chromosomen sich direkt in die Spindel der ersten Furchungsteilung einordnen. Ei- und Spermakern liefern dazu jeweils den gleichen Chromosomenbestand. Der Spermakern ersetzt dabei den bei den Reifeteilungen abgestoßenen Anteil. Beinahe nebenbei erkannte Boveri bei diesen Beobachtungen, daß das Spermium mit dem Centrosom auch das Zellteilungsorganell für die Furchungsteilungen der sich entwickelnden Eizelle liefert.
Die Befunde an Ascaris wurden durch mikroskopische Beobachtung gewonnen. Während mehrerer Aufenthalte an der Zoologischen Station in Neapel arbeitete Boveri vorwiegend mit Seeigeln. Hier setzte er vor allem das Experiment zur Klärung seiner Fragestellungen ein. Es gelang ihm, kernlose Bruchstücke von Seeigeleiern zu besamen. Sie konnten sich daraufhin zu anscheinend normalen Larven entwickeln. Umgekehrt können auch aus Eiern, die nur den mütterlichen Chromosomensatz besitzen, Larven hervorgehen. Ei- und Spermakern, bzw. väterlicher und mütterlicher Chromosomenbestand sind also nicht nur morphologisch gleich. Sie enthalten jeweils alle Faktoren, die die Bildung eines ganzen Organismus steuern. Die Chromosomen müssen als Träger der Vererbung betrachtet werden. In weiteren Versuchen mit mehrfach besamten Seeigeleiern konnte Boveri die individuelle entwicklungsphysiologische Wertigkeit der einzelnen Chromosomen als Erbträger nachweisen.
Die Dispermie-Experimente wurden 1901/02 durchgeführt. 1900 waren die Arbeiten Gregor Mendels aus dem Jahre 1865 von Correns wiederentdeckt worden. Boveri wies als erster auf die Übereinstimmung von cytologischen und entwicklungsbiologischen Befunden auf der einen Seite und den Vererbungsregeln Mendels auf der anderen Seite hin. Er faßte diese Beziehung zur Chromosomentheorie der Vererbung zusammen, in der er die Chromosomen als Träger der Erbmerkmale ansieht (1902/04).
Die Auffassung, daß die Chromosomen als Merkmalsträger für den normalen Betrieb einer Zelle verantwortlich sind und die Beobachtung, daß bei Dispermie entstehende abnorme Chromosomenkombinationen Schäden der betroffenen Zellen verursachten, führten Boveri zum Krebsproblem. In einer ausführlichen Schrift "Zur Frage der Entstehung maligner Tumoren" postulierte er für das Tumorwachstum "einen bestimmten, unrichtig kombinierten Chromosomenbestand. Dieser ist die Ursache für die Wucherungstendenz, die auf alle Abkömmlinge der Urzelle ... übergeht."
Gleichgewichtig stehen neben den Chromosomenforschungen Boveris Arbeiten zur embryonalen Differenzierung. Die Untersuchungen an Ascaris lieferten auch zu diesem Problemkreis die ersten Ergebnisse. Boveri beobachtete, daß bei der ersten Furchungsteilung die Chromosomen nur in der dotterreichen vegetativen Zelle intakt bleiben. In der animalen Zelle werden die Chromosomenenden abgestoßen und im Cytoplasma resorbiert. Diese Chromosomendiminution setzt sich bei jeder weiteren Furchungsteilung fort. Nur die vegetativste Zelle behält den ganzen Chromosomensatz. Diese Zelle wird zur Urgeschlechtszelle. Sie bildet also die Keimbahn. Die Zellen mit diminuierten Chromosomen bauen den Wurmkörper auf.
In Experimenten mit doppeltbesamten, mit zentrifugierten und mit UV-bestrahlten Eiern konnte Boveri nachweisen, daß die Diminution durch das vegetative Cytoplasma verhindert wird. Die Chromosomen sind zwar die Träger der Erbanlagen. Aber: "Es ist die Beschaffenheit des Plasmas, welche das Schicksal der in ihm liegenden Chromosomen nach der einen oder anderen Richtung bestimmt."
Die Wechselwirkung zwischen cytoplasmatischen Faktoren und der genetischen Information des Zellkerns ist also die Ursache differentieller Zellteilungen. Zentrifugationsversuche am Ascarisei und die Entwicklungsleistungen isolierter Seeigelblastomeren führten Boveri zu dem Schluß, daß cytoplasmatische Determinanten schon im Ei in Form eines animal-vegetativen Gradienten verteilt sind - eine Hypothese, die in jüngster Zeit an mehreren entwicklungsbiologischen Systemen durch zell- und molekularbiologische Untersuchungen bestätigt wurde.
Theodor Boveri stand mit seinen Arbeiten im Brennpunkt der zell- und entwicklungsbiologischen Forschung seiner Zeit. Mit seiner Fähigkeit zur umfassenden theoretischen Umsetzung von Ergebnissen hatte er oft den maßgeblichen Anteil an der Formulierung erklärender Konzepte. Es spricht für sich, daß zwei der damals bedeutendsten Lehrbücher über Zell- und Entwicklungsbiologie ("The Cell in Development and Heredity" von E. B. Wilson und "Experimentelle Beiträge zu einer Theorie der Entwicklung" von Hans Spemann) ihm gewidmet sind. Die weit in die Zukunft reichende interdisziplinäre Bedeutung seines Werkes kann nur im Rückblick erschlossen werden. Sie ist Grund genug, ein Institut, das durch den Zusammenschluß biowissenschaftlicher Lehrstühle über Fakultätsgrenzen hinweg entstanden ist, nach ihm zu benennen. "For, as the interests of his life reached far beyond the limits of the laboratory ...so his work was remarkable not alone for what he did but also in the manner of its doing. That work was in high degree original, logical, accurate, thorough. It enriched biological science with some of the most interesting discoveries and fruitful new conceptions of our time." (E. B. Wilson in: Erinnerungen an Theodor Boveri. Hrsg. von W.C. Röntgen, 1918)
Dr. Peter Wolbert

Datenbank

Titel Nachlass Johann Ritzer
Beschreibung
Johann Ritzer wurde am 01.02.1942 als Sohn von Michael Ritzer und dessen Ehefrau Anna geb. Obermayr in Pliening (Lkr. Ebersberg) geboren.

Er wuchs zunächst in Pliening, dann in Feldkirchen bei München auf. Er war in seiner Berufslaufbahn Studiendirektor (B, Ch, Ek) am Klenze-Gymnasium München, Leiter der Regionalen Lehrerfortbildung in Oberbayern-West sowie Leiter des Praktikumsamts. Er wohnte zuletzt in Walpertskirchen (Lkr. Erding).

Nach kurzer, schwerer Krankheit starb er am 4.5.2018.

Herr Ritzer begann mit seinen genealogischen Forschungen nach seiner Pensionierung.
Seine Hauptforschungsgebiete waren vor allem die Wasenmeister und Scharfrichter, zu der auch seine direkte männliche Ahnenlinie gehören.
Mütterlicherseits stammen seine Ahnen überwiegend aus dem nördlichen Landkreis Ebersberg und dem südlichen Landkreis Erding. Hier bestehen viele Ahnengemeinschaften mit mir.
Johann Ritzer war auch Gründungsmitglied des seit 2008 bestehenden Forschertreffens im Münchener Ostens.
Seit September 2020 arbeite ich nach und nach den genealogischen Nachlass von Herrn Ritzer auf, der mir dankenswerterweise von der Familie überlassen wurde.
Die vorläufige Präsentation auf GEDBAS soll vor allem eine Sicherung dieses Forscherlebenswerks sein.

Gerne nehme ich die Berichtigungen bei Fehlern bzw. Ergänzungen zu bereits in der Datenbank vorhandenen Personen vor. Eine Erweiterung der Datenbank wird nach aktuellem Stand nicht erfolgen!
Hochgeladen 2020-09-10 20:29:34.0
Einsender user's avatar Anton Andreas Huber
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